Besprechungen (Autorinnen und Autoren alphabetisch) A-K
Adler-Olsen Jussi: Natrium Chlorid Maja, eine 60-jährige Frau begeht an ihrem Geburtstag Selbstmord. Als der Leiter der Mordkommission Marcus Jacobsen von dem Suizid erfährt, bittet er das Sonderdezernat Q, einen uralten Fall wieder aufzunehmen. Im Jahr 1988 explodierte eine Kfz-Werkstätte. Bei dieser Explosion kam der Sohn von Maja, der damals noch kein Jahr alt war, ums Leben. Damals waren Marcus Jacobsen und der Leiter des jetzigen Sonderdezernats Q Carl Mørck die ersten Polizeikräfte vor Ort. Das Sonderdezernat Q, welches sich zusammensetzt aus Carl, Assad, Rose und Gordon, übernimmt die Ermittlungen. Sehr schnell stellt sich heraus, dass seit 1988 in regelmäßigen Abständen Todesfälle passierten, die nicht auf den ersten Blick als Mord zu erkennen waren. An allen Tatorten fand man Natriumchlorid, besser bekannt als Kochsalz. Die Ermittlungen werden erschwert, weil im Dezember 2020 auch in Kopenhagen die Corona-Pandemie zu erheblichen Einschränkungen führt. Das Sonderdezernat Q muss auch einen aktuellen Fall bearbeiten, da die Standardermittler in Quarantäne sind. Zu allem Überfluss holt Carl die Vergangenheit ein. Als er vor Jahren zusammen mit seinen beiden Kollegen in einen Hinterhalt geraten ist, wurde das Feuer eröffnet, ein Kollege starb und der zweite ist seither querschnittsgelähmt. Und jetzt ermittelt das Rauschgiftdezernat gegen Carl und seine Kollegen haben handfeste Beweise. Der 9. Fall in der Reihe um das Sonderdezernat Q greift das aktuelle Geschehen (Corona-Pandemie) sehr gut auf. Wie bei den vorherigen Bänden entsteht nach und nach ein Sog, dem sich der Leser nicht mehr entziehen kann. Die ineinander verwobenen Fälle fordern alle Ermittler und es bleibt wenig Zeit für die Weiterentwicklung der einzelnen Charaktere, was durchaus schade ist. Fazit: Für Freunde des Sonderdezernat Q ein absolutes Muss |
Adler Olsen Jussi: Verraten Es ist kurz vor Weihnachten und Carl hat zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen vom Sonderdezernat Q eine spektakuläre Mordserie aufgeklärt. Kurz danach wird aufgrund eines Hinweises das Haus von Carl durchsucht. Auf dem Dachboden wird ein mit Drogen und jeder Menge Geld gefüllter Koffer gefunden. Carl wird daraufhin verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Den Koffer hat er vor mehr als 15 Jahren von seinem damaligen Kollegen und Freund Anker erhalten, mit der Bitte ihn aufzubewahren. Nachdem Anker bei einer Schießerei ums Leben kam, geriet der Koffer völlig in Vergessenheit. Kaum im Gefängnis angekommen wird deutlich, dass sich Carl in Lebensgefahr befindet. Schon in den ersten Nächten passieren verschiedene Anschläge mit dem Ziel, ihn zu töten. Die Ermittler schaffen es in letzter Minute ihn in eine andere Haftanstalt verlegen zu lassen, aber auch dort ist sein Leben nicht sicher. Rose, Assad und Gordon vom Sonderdezernat Q wurde zwar vom Vorgesetzten untersagt zu ermitteln, diese Weisung ignorieren sie aber, denn Carl ist schließlich nicht nur ihr Chef, sondern auch ihr Freund. Mit dem zehnten Band um das Sonderderzernat Q schließt der Autor seine erfolgreiche Reihe ab. Aber bis es zu einem versöhnlichen Abschluss kommt, liefert dieser Thriller erneut alles, was Leser und Fans von Jussi Adler Olsen erwarten. Die Geschichte ist aus verschiedenen Perspektiven erzählt und absolut fesselnd. Langsam laufen die verschiedenen Erzählstränge zusammen und bis kurz vor dem Ende ist nicht klar, wo das Leck bzw. die Steuerung in Dänemark angesiedelt ist. Sehr gelungen ist der Schluss - mal ganz was anderes. Fazit: Fulminantes Ende der Reihe |
Aichner Bernhard : Yoko Yoko ist eine junge Frau in den Zwanzigern, die nach dem Abitur eine Metzgerlehre begann, da ihr Vater Franz seit Jahrzehnten eine Metzgerei betrieb. Die Mutter ist bereits früh verstorben und so sind Vater und Tochter ein eingespieltes Team. Nach dem Tod des Vaters will Yoko aber nicht mehr weiterhin Metzgerin sein und strukturiert den Betrieb um: eine Manufaktur für Glückskekse wird eröffnet und schnell spricht sich herum, dass die Kekse aus einer besonderen Backmischung bestehen. Auch die Botschaft in den Keksen wird liebevoll von Yoko gestaltet. Der erste Band zeigt auf, dass ein Moment alles im Leben verändern kann. Noch läuft alles friedlich dahin und plötzlich ist nichts mehr wie es vorher war. Jeder Leser kann sich sicherlich gut in die Lage von Yoko hineinbegeben und die Rache tut fast gut, auch wenn sie einem alles abverlangt. Fazit: nichts für schwache Gemüter |
Aichner Bernhard : John Yoko, die in Deutschland gesuchte Mörderin, hat sich als John auf einer griechischen Insel niedergelassen und jobt in einer Taverne. Sie genießt die Sonne und die Jahre vergehen, ohne dass jemand Verdacht schöpft, dass sich hinter der Fassade von John eigentlich Yoko verbirgt. Sie freundet sich mit Ingrid an, die ihr die Gartenarbeiten in ihrem Fereinhaus überlässt. Doch alles wäre zu schön, wenn es glatt laufen würde. Ingrid kommt hinter Johns Geheimnis und so nimmt das Leben von Yoko erneut eine große Wendung, die sie eigentlich nicht geplant hatte. Der zweite Teil von Aichners Thrillerserie um die junge Yoko nimmt erneut relativ schnell Fahrt auf. Grandios aufgebaut nimmt die Kommissarin bereits sehr früh Platz auf der Terrasse und in Rückblenden entfaltet sich die Geschichte nach und nach. Bis zuletzt bleibt der Spannungsbogen erhalten. Der Verlag hat ja angekündigt, dass es insgesamt drei Teile werden, deshalb war es besonders spannend, wie wohl dieser Band enden wird. Fazit: Auch Teil zwei ist nichts für schwache Nerven |
Albinus Iben: Damaskus Frühling 2011: die dänische Menschenrechtsaktivistin Sigrid Melin, die aktuell bei Amnesty International tätig ist, bekommt die Chance, für ein Telekommunikationsunternehmen nach Damaskus zu gehen. Sie war bereits früher dort und muss nicht lange überlegen, bis sie ihre Zusage gibt. Kaum in Damaskus angekommen trifft sie ihre Jugendfreundin Reem, die in Damaskus eine Sicherheitsfirma betreibt. Ihr letztes Treffen liegt schon lange zurück, denn nach einem Todesfall in Kopenhagen war Reem plötzlich verschwunden. Sigrid fällt es schwer, in Damaskus anzukommen, denn die Stadt hat sich seit ihrem letzten Aufenthalt sehr verändert. Die Stimmung in der Bevölkerung brodelt, denn der Arabische Frühling schwappt gerade nach Syrien über, aber der Machthaber Assad greift mit brutaler Gewalt durch. Sigrid vermisst ihren Mann Andreas und vor allem ihren Sohn Victor. Der Thriller verarbeitet die Ereignisse des Jahres 2011. Die einzelnen Geschehnisse sind fiktiv, aber die Gesamtsituation zeigt, wie menschenverachtend das System unter Assad handelt. Ein toller Thriller, der das aktuelle Zeitgeschehen aufgreift. Am Ende bleibt die große Frage: "Wem kann ich überhaupt trauen?" Fazit: eine Liebeserklärung an die Stadt Damaskus |
Alsterdal Tove: Sturmrot Die Polizistin Eira Sjödin, Anfang 30, kommt von Stockholm zurück in ihre Heimat, die Satdt Kramsforts in Nordschweden, weil sie sich um die demenzkranke Mutter kümmern muss. Ihr Bruder ist nicht gerade eine Stütze, noch dazu ist er selbst immer wieder mit dem Strafgesetz in Konflikt gekommen. Der erste Teil dieser neuen Reihe aus Schweden ist ein Krimi, wie man es sich aus dem Norden erwartet. Er beinhaltet alles, was Krimifans mögen: ein toller Fall, eine sympatische und schlaue Ermittlerin und am Ende ein Cliffhanger, der einen motiviert, im Herbst weiterzulesen, wenn der nächste Teil auf deutsch erscheint. Fazit: Schwedisches Krimivergnügen |
Alsterdal Tove: Erdschwarz In einem seit Jahren verlassenen Haus, weitab von der Zivilisation, wird eine männliche Leiche entdeckt. Alles deutet darauf hin, dass der Mann eingesperrt war und verhungern musste. Der zweite Teil rund um die schwedische Ermittlerin ist von der Grundstruktur ähnlich aufgebaut wie "Sturmrot". Die junge Eira Sjödin steht wieder im Mittelpunkt und die Autorin schafft es, dass einem diese mehr und mehr ans Herz wächst. Wie auch beim ersten Teil ist am Ende wieder ein Cliffhanger eingebaut, der Laune macht auf den Teil drei. Fazit: erneut tolles Krimivergnügen |
Alsterdal Tove: Nebelblau Nach der Schneeschmelze unternehmen Hobbytaucher einen Tauchgang am Ångermanland-Fluss. Dort gibt es viele alte Schiffswracks, sowie die Überreste der Sandö-Brücke, die vor Jahrzehnten einstürzte. Sie finden ein Skelett und Eira Sjödin, die einzige Polizistin in der Nähe, wird kontaktiert. Sie beauftragt eine befreundete Gerichtsgutachterin und schnell stellt sich heraus, dass die Leiche ein Mann war, der Ende der sechziger Jahre sein Leben auf gewaltsame Weise verlor, denn alles deutet auf eine Schussverletzung hin. Der letzte Teil der Trilogie um die Ermittlerin Eira Sjödin bildet einen tollen Abschluss. Erneut schaftt die Autorin wieder einen spannenden Plot in den sie auch die losen Ende der bisherigen zwei Teile gut einbindet. Es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen, denn die Geschichte fesselt, auch bezüglich des politischen Hintergrundes in den späten sechziger Jahren. Nach fast 400 Seiten entsteht fast ein wenig Trauer, denn nach drei Bänden heißt es Abschied nehmen von Eira. Fazit: das Niveau der bisherigen Bände wird gehalten, ein toller Thriller |
Alsterdal Tove: Blinde Tunnel Sonja und Daniel - beide aus Schweden - wollen einen Neuanfang wagen und kaufen ein Weingut in Böhmen. Sie brechen zu Hause alle Zelte ab und stürzen sich in die Renovierung des Anwesens, das über die Jahre stark heruntergekommen ist. Bei Arbeiten im Keller entdecken sie eine mumifizierte Leiche. Offenbar war der Tote, der noch nicht so alt war, Sudetendeutscher. Die Polizei zeigt wenig Interesse, weil das Ganze schon Jahrzehnte her ist. Sonja trifft die Anwältin Anna und erfährt mehr über die Geschichte des Dorfes. Grauenhafte Szenen haben sich damals abgespielt, zunächst die Annexion der Gebiete durch Hitler und nach Kriegsende die Vertreibung der Bevölkerung. Der Kriminalroman Blinde Tunnel wurde jetzt ins Deutsche übersetzt, nachdem die Autorin mit der Trilogie um die junge schwedische Polizistin Sjödin sehr erfolgreich war. Wer diese drei Bände gelesen hat wird etwas enttäuscht sein, denn die Spannung kommt in diesen Roman viel zu kurz. Das Buch widmet sich vor allem den schrecklichen Ereignissen im Sudetenland. Die Lektüre dieses Buches ist fast mehr Geschichtsunterricht als Krimi. Fazit: als Krimi etwas enttäuschend, als Geschichtsbuch zu empfehlen |
Amidon Stephen: Das Ende von Eden In der wohlhabenden Gegend der Vorstadt Emerson wird die Leiche der 20-jährigen Eden gefunden. In der Mordnacht war sie mit den drei Jugendlichen Hannah, Jack und Christopher im Haus der Familie, die sie aufgenommen hat. Das Ende von Eden ist ein spannender Kriminalroman, der aufzeigt, was sich hinter so mancher Fassade verbirgt. Immer wieder gibt es Wendungen, die der Spannung durchaus zuträglich sind. Alles scheint bereits aufgeklärt, dann wendet sich noch einmal das Blatt, aber die Frage bleibt: wie war es wirklich? Fazit: spannende Krimiunterhaltung |
Anders Hedda : Tot überm Weidezaun Wencke Dierksen hat eine ganz schöne Veränderung durchgemacht. Von der Kommissarin in Hamburg zur Besitzerin eines Alpakahofs in Sorum - mitten auf dem platten Land. Bis auf den Alpakahengst Christopher hat sie alle Tiere verkauft. Und zu ihm hat sie eine ganz besondere Verbindung, der er darf sogar ins Haus. Wenckes Freund Hosse scheint sich daran nicht zu stören. Dafür ist Wenckes früherer Kollege Theo umso irritierter, als er auf den Hof kommt. Wencke soll quasi als externe Beraterin und Ortskundige helfen, einen mysteriösen Fall zu lösen. Der Dackel Bootsmann klaut gern das Handy seines Herrchens und geht damit auf Wanderschaft. Dabei muss er wohl die Videofunktion aktiviert haben und filmt eine offensichtlich tote Person. Nach und nach kommen Wencke und Theo der Wahrheit auf die Spur. Dieser erste Fall rund um die etwas schrullige Ex-Polizistin Wenchke ist eine aberwitzige Geschichte, die mitten auf dem platten Land spielt, wo sich ansonsten nicht viel ereignet. Umso aufregender ist es für die Bevölkerung, als ein vermeintliches echtes Verbrechen in ihrer beschaulichen Gegend stattfindet. Der Dialekt der Leute, der auch ins Buch Einzug gehalten hat, ist zwar manchmal schwer zu lesen, trägt aber dazu bei, dass die Geschichte sehr authentisch wirkt. Fazit: schräge Geschichte mit zwei etwas tollpatschigen Ermittlern |
Ani Friedrich : Bullauge Aus und vorbei. So fühlt sich der Polizist Kay Oleander, nachdem er bei einem Polizeieinsatz von einer Bierflasche getroffen wird und sein linkes Augenlicht verliert. Unklar ist, wer für den Anschlag verantwortlich ist. Doch eine Sache lässt ihn nicht los. Da war eine Frau auf der Demo, die sich merkwürdig verhalten hat. Hat sie etwas mit dem Anschlag zu tun? Kay kehrt - obwohl vom Dienst freigestellt - ins Präsidium zurück und sieht sich erneut die Protokolle an. Ohne groß darüber nachzudenken, begibt er sich zur Wohnung dieser Silvia Glaser und begegnet ihr auch prompt. Auch Silvia ist gehandicapt, denn seit einem Fahrradunfall braucht sie einen Gehstock. Die beiden kommen ins Gespräch und schnell wird klar, dass sich diese beiden versehrten Menschen möglicherweise gegenseitig Halt geben können. Wäre da nicht noch Silvias Verbindung zu einer rechtspopulistischen Gruppierung, die sich äußerst staatsfeindlich gibt... Friedrich Ani erzählt hier sehr eindrucksvoll vom fürchterlichen Schicksal eines im Dienst versehrten Polizisten, der auf der Suche nach Gerechtigkeit ist. Geschickt lässt er gesellschaftspolitische Themen wie Medienskepsis, staatsfeindliche Tendenzen und rechten Terror in seine Geschichte einfließen und erzeugt damit stellenweise Gänsehaut, weil solche Ereignisse eben keine Fiktion, sondern Realität sind und waren. Darüber hinaus ist Ani ein Autor, der seine Protagonisten sehr genau zu beschreiben weiß und tiefe Einblicke in deren Seelenleben gewährt. Fazit: topaktuelles Thema geschickt verpackt in einer mitreißenden Story |
Annas Max: Siegesallee Berlin 1914: drei junge Männer, die optisch auch in der Großstadt auffallen, treffen aufeinander. Joseph Ayang, Sohn eines Kameruner Kolonialbeamten, studiert Theologie. Friedrich Smith ist Sohn eines schwarzen Amerikaners, der in Deutschland geboren wurde. Ernst, der bei einem Maler seinen Dienst tut, wurde von diesem aus Südwestafrika ?? mitgebracht. Im Hause des Fabrikanten vom Baum lernen sie dessen Tochter Florentine kennen, die mit den Zwängen der damaligen Zeit so ihre Schwierigkeiten hat. Max Annas versteht es, die Zeit vor mehr als 100 Jahren als Schauplatz eines Komplotts zu etablieren. Der Roman erklärt, wie es sein kann, das zuvor friedliebende Menschen zu Gewalttätern werden. Parallelen in der heutigen Welt fallen einem beim Lesen sicherlich jederzeit ein. Fazit: aktueller denn je |
Annas Max: Der Hochsitz |
Annas Max: Der Fall Daniela Nitschke Der Oberleutnant Otto Castorp ist von Jena in die Hauptstadt Berlin versetzt worden, nachdem die letzte Aktion der Morduntersuchungskommission total schief gelaufen ist. In Berlin, der Hauptstadt der DDR, geht es im Jahr 1987 sehr turbulent zu. Es ist gerade viel im Umbruch, nachdem in Moskau mit Gorbatschow ein Reformer das Ruder übernommen hat. Im dritten Band um die Morduntersuchungskommission geht es um die Themen Vertrauen und Verrat, aber auch um das Zerbrechen von Systemen, denn es ist bereits abzusehen, dass der Ostblock sich verändert und auch in Südafrrika die Unterdrückung durch die Weißen "Buren" endlich Geschichte wird. Fazit: Krimi und Zeitgeschichte in perfekter Kombination |
Annas Max: Der Fall Melchior Nikoleit Mit dem zweiten Teil der Morduntersuchungskommission legt Max Annas erneut ein tolles Buch vor. Es nimmt immer wieder Bezug auf den ersten Teil und er schildert sehr detailgetreu den Alltag in der DDR. Das Werk endet mit einem phantastischen Cliffhanger, sodass man schon sehnsüchtig auf die Fortsetzung wartet. |
Annas Max: Der Fall Teo Macamo Otto Castrop, 32 Jahre alt, lebt mit seiner Frau Birgit und den drei Kindern Kathrin, Mike und Ruth in Gera und arbeitet dort bei der Polizei in der Sondereinheit Morduntersuchungskommission (MUK). Dort ist er Teil eines ausschließlich männlichen Teams. Neben ihm gehören noch dazu: Heinz Thiel, Günther Cierpinski, Rolf Reim und Konnie Krumbach. Bei jedem Todesfall, der nur den Anschein erweckt, dass es sich nicht um eine natürliche Todesursache handelt, wird die Sondereinheit aktiv. So werden sie tätig, nachdem Frau Radunek die Treppe runterfiel. Die Ermittlungen ergeben schnell, dass sie nicht von selbst gefallen ist und ihr Ehemann gerät unter Verdacht. Als der sich dann in der Untersuchungshaft umbringt, wird der Tod von Frau Radunek als Selbstmord deklariert. Otto hat so seine Schwierigkeit mit diesen Praktiken. Als dann neben den Bahngleisen eine dunkelhäutige Leiche gefunden wird laufen die Ermittlungen fast rund um die Uhr und schnell stellt sich heraus, dass es sich bei dem Toten um Teo Macamo, einen mosambikischen Staatsbürger handelt, der in den WEMA-Werken tätig war. Die Ermittler finden so manche Zusammenhänge, doch eines Morgens verkündet der Leiter der MUK, dass die Sache nicht weiter verfolgt wird. Otto kann es nicht fassen, vor allem weil er ja weiss, wie bestialisch die Tötung stattgefunden hat. Er macht, was im Verborgenen bleiben muss: Ermittlungen auf eigene Faust, ohne weiterem Partner. Er setzt dabei nicht nur seine Karriere aufs Spiel, sondern gefährdet damit auch seine ganze Familie, denn er ist für den Familienunterhalt zuständig. Durch akribische Raffinesse findet er Josefa Krahmer, eine ältere Frau, die gesehen hat, wer für den Tod von Teo verantwortlich ist. Otto wäre ein schlechter Ermittler hätte er nicht den Namen eines Täters gefunden: Heiko Silber. Aber wie kann er den bzw. die Täter festmachen, wenn das System alles daran setzt, dass keine Ermittlungen erfolgen? Mit wem kann Otto über seine Ermittlungsergebnisse reden? Da gäbe es durchaus Möglichkeiten: sein Bruder Bodo, Mitarbeiter beim Ministerium für Staatssicherheit oder Marion, Ottos Geliebte, von der keiner weiß, dass es sie gibt. Max Annas lässt seinen Roman im Jahr 1983 spielen. Die DDR existiert und es sind noch keine Erosionserscheinungen des Systems erkennbar. Das kleinbürgerliche Milieu der 80er Jahre in der Ostrepublik ist ein gelungener Schauplatz für die Geschichte um den Ermittler Otto Castrop. Sehr detailgenau lässt Max Annas die DDR wiederauferleben. Beim Lesen entsteht der Eindruck, als ob die Serie "Weissensee" als Vorbild fungiert hat. Man kann gespannt sein, wie die Sache weitergeht, denn das Buch wurde als Auftakt einer Reihe vorgestellt. Fazit: DDR-Nostalgie im Spitzenformat. |
Annas Max: Illegal Kodjo lebt seit über 10 Jahren in Deutschland, besser gesagt in Berlin. Er hat keinen Aufenthaltstitel und muss damit rechnen, nach Ghana abgeschoben zu werden, sollte die Polizei auf ihn aufmerksam werden. Er hat Arbeit gefunden im Cafe Hibiskus, so dass er sich wirtschaftlich über Wasser halten kann. Dennoch hat er im Cafe Hibiskus Arbeit gefunden und kann sich dadurch wirtschaftlich über Wasser halten. Seine Freundin Janette, die in der Immobilienbranche tätig ist, quartiert ihn ab und zu in einem abbruchreifen Haus ein, wenn sie ihre Wohnung für sich haben will. Eines Tages beobachtet Kodjo, wie im Haus gegenüber eine junge Frau umgebracht wird. Er sieht den Täter und dieser auch ihn. Damit beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn der Täter will natürlich verhindern enttarnt zu werden. Kodjos Flucht erstreckt sich quer durch Berlin und in der Zwischenzeit ist nicht nur der Täter hinter ihm her. Wo kann er hin? Wo sich verstecken, denn als „Schwarzer“ unter „Weißen“ fällt man auf? Max Annas legt mit Illegal einen Roman vor, der die Themen unserer Zeit aufgreift und dabei gleichzeitig aufzeigt, wie Berlin tickt. Anhand des Protagonisten Kodjo zeigt er auf, was es bedeutet, ohne Aufenthaltsstatus im Schatten der Gesellschaft mitten in einer Großstadt zu leben, vor allem wenn man auch noch verdächtigt wird, einen Mord begangen zu haben. Fazit: Ein intensives Gesellschaftsporträt mit einem dramatischen Ende. |
Annas Max: Finsterwalde |
Aoyama Michiko: Frau Komachi empfiehlt ein Buch Sayuri Komachi ist Bibliothekarin mit Leib und Seele. Jeden Besucher, der in der kleinen Bibliothek eines Gemeindezentrums an ihren Schalter tritt, fragt sie "Wonach suchen Sie?". Diese Frage hat für die Besucherinnen und Besucher zum Teil existentiellen Stellenwert und so mancher stellt sich daraufhin die Frage, wohin sein Lebensweg sich entwickeln soll. Doch Frau Komachi scheint ohnehin bereits immer zu wissen, wonach ihre Kundschaft sucht und mit welchen Büchern den Menschen am meisten geholfen werden kann. Für den ein oder anderen sind die Buchempfehlungen sogar lebensverändernd. Dieses Buch erzählt von der zum Teil lebensverändernden Kraft der Bücher und von einer etwas verschrobenen Bibliothekarin, die ein wahrer Menschenfreund ist. Frau Komachi versucht, jedem Besucher maximal gerecht zu werden und für jeden gibt es auch eine passende Zugabe - ein selbstgefilztes kleines Objekt, das perfekt zu den jeweiligen Personen passt. Fünf Menschen werden in diesem Roman von Frau Komachi bedient und die fünf Geschichten sind so wunderschön miteinander verwoben, dass es eine wahre Freude ist, das Buch zu lesen. Es erzählt mit einer großen Portion Herzenswärme von ganz unterschiedlichen Menschen und deren Lebensläufen. Fazit: ein tolles Buch und eine wunderschöne Liebeserklärung an den wohl schönsten Beruf der Welt |
Aoyama Michiko : Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen Das Café Marble in einem beschaulichen Vorort von Tokio ist der Ausgangspunkt für diesen Geschichtenzyklus. Ausgehend von der Geschichte um den Kellner Wataru und wie er zu seinem Job in dem Café kam, entspinnen sich in zwölf Kapiteln weitere Geschichten. Alle Personen und Geschichten hängen in irgendeiner Art und Weise zusammen. Da ist zum Beispiel die junge Frau, die immer am Donnerstag ins Café kommt, einen Kakao bestellt und auf Luftpostpapier Briefe schreibt. Oder die erfolgreiche Geschäftsfrau, die durch die Abwesenheit ihres Mannes der ansonsten den Haushalt schmeißt und die Betreuung des Sohnes übernimmt plötzlich mit ihrer Mutterrolle hadert. Eine Kindergärtnerin mit einem guten Gespür für die Bedürfnisse der Kinder, die aber mit äußeren Zwängen und Erwartungen seitens der Eltern und Vorgesetzten zu kämpfen hat. All diese Menschen haben eins gemeinsam: durch Gespräche, ein offenes Ohr oder eine unerwartete Begegnung schaffen sie es, einen Perspektivwechsel zu vollziehen und das Leben anders zu betrachten. In diesem neuen Buch beweist die Autorin wieder, wie toll sie einzelne Geschichten miteinander verbinden kann um daraus eine runde Sache zu machen. Würde hinten im Buch nicht stehen, dass die Geschichten ursprünglich unabhängig voneinander als Kurzgeschichten veröffentlicht wurden, hätte man gar nicht das Gefühl gehabt, es würde sich um eigenständige Teile handeln. Fazit: ein schönes Büchlein über das Leben und die Suche nach dem kleinen Glück |
Arenz Ewald: Der grosse Sommer Für Frieder läuft es gar nicht gut. In Mathe und Latein war er dieses Schuljahr einfach zu schlecht und muss im Herbst zur Nachprüfung. Während der Rest der Familie wie gewohnt in den Urlaub fährt, soll Frieder während der Sommerferien bei seinen Großeltern wohnen und lernen. Ausgerechnet unter den Augen des strengen Großvaters, den er viele Jahre lang sogar siezen musste. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass sich seine Großmutter, die alle nur Nana nennen, so liebevoll um ihn kümmert und ihn bekocht. Was Frieder nicht ahnt ist, dass dieser Sommer sein Leben verändern wird. Bei ihm herrscht auch noch Gefühlschaos wegen Beate, dem tollen Mädchen, das er im Bad kennengelernt hat. Aber zum Glück hat Frieder noch seinen besten Kumpel Johann und seine Schwester Alma. Die beiden stehen ihm zur Seite und helfen ihm, bei Beate zu landen. Für die vier wird der Sommer zu einer Zeit, die keiner von ihnen je vergessen wird. Neben erster Liebe, Freundschaft, Unbeschwertheit und Fröhlichkeit werden die Jugendlichen auch mit weniger schönen Dingen konfrontiert. Sie erfahren, was der Tod für die Lebenden bedeutet und wie sich aus derartigen Lebenssituationen kritische Phasen ergeben können. Frieder taucht in seine eigene Familiengeschichte ein und erfährt viel über seine Großeltern und deren Beziehung zueinander. Mit der Zeit merkt er auch, dass hinter der Grimmigkeit, Nüchternheit und Ernsthaftigkeit des Großvaters ein Mensch steckt, der durchaus liebesfähig ist. Frieder erkennt, dass man mit Respekt gegenüber anderen und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten das Leben meistern kann. Und er begreift, was Freundschaft wirklich bedeutet und welche Verantwortung Freunde füreinander haben. Nach 'Alte Sorten' stellt Ewald Arenz mit seinem neuen Roman erneut unter Beweis, was für ein begnadeter Geschichtenerzähler er ist. Das Buch ist wie ein Flashback. Es beschreibt die Zeit der unbeschwerten Feriensommer, an die sich wohl jeder gerne zurückerinnert. Glückliche Tage im Bad, der Duft von Sommerregen auf dem Asphalt und das In-den-Tag-Hineinleben. Trotz allem hat das Buch aber auch eine ernste, nachdenkliche Seite. Ab der ersten Seite ist man jedenfalls mittendrin in dieser schönen Geschichte und mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Fazit: tolle Geschichte und wunderbar geschrieben - unbedingt lesen! |
Arenz Ewald : Die Liebe an miesen Tagen Clara will ihr Haus verkaufen. Elias wurde von seiner Freundin zur Besichtigung überredet und als er und Clara sich begegnen spüren beide sofort ihre Verbundenheit. Mit seinem neuen Roman beweist Ewald Arenz erneut, welch toller Geschichtenerzähler er ist. Clara und Elias sind stellenweise wie die beiden Königskinder, die nicht zueinander finden können. Fazit: eine grandiose Geschichte über das Auf und Ab der Liebe |
Åslund Sandra : Still ist die Nacht Maya Topelius braucht eine Auszeit von ihrem anstrengenden Job als Kriminalinspektorin. Da kommt ihr sehr gelegen, dass ihre gute Freundin Emely auf einer abgelegenen Schäreninsel ein Yoga-Retreat veranstaltet. Es ist Mittsommer und bei der traditionellen Feier dazu kommt es zu einem Streit. Wenig später wird ein Mann tot im Schilf aufgefunden. Mayas Kollege Pär kommt auf die Insel, um zu ermitteln. Auch Maya möchte sich an den Ermittlungen beteiligen, aber letztlich einigen sie sich darauf, dass Maya inkognito bleibt und sich als verdeckte Ermittlerin auf der Insel umhört. Die Polizei riegelt die Insel ab. Als dann aber ein weiterer Mord geschieht und sich die allgemeine Lage aufgrund eines schweren Sturms, der im Anmarsch ist zuspitzt, wird es zunehmend schwierig, die hochkochenden Emotionen zwischen den Inselbewohnern und den Yogis unter Kontrolle zu halten. Nach und nach erfährt Maya aber Details, die ihr bei der Aufklärung der Mordfälle helfen. Dies ist bereits der zweite Band um die Ermitterlin Maya - eine Information, die insbesondere für Menschen, die gerne chronologisch lesen und Freunde daran haben, die persönliche Entwicklung der Charaktere mitzuverfolgen äußerst wichtig sein dürfte. Man sollte in solchen Fällen also zuerst "Im Herzen so kalt" lesen. Die Geschichte an sich ist spannend. Ein toller Schauplatz und interessante Charaktere runden das Gesamtbild ab. Fazit: spannender zweiter Band |
Atlas Syd: Es war einmal in Brooklyn Der Sommer 1977 ist für Juliette Darling eine Zeit der Veränderung. Sie hat ihren Schulabschluss in der Tasche und freut sich auf die spannende Zeit fernab ihres Elternhauses in Brooklyn. Quasi Tür an Tür lebt Juliet mit ihrem besten Freund David. Doch die Beziehung der beiden verkompliziert sich als David eine Krebsdiagnose erhält und nicht weiß, wie lange er noch zu leben haben wird. Die Freundschaftskrise gipfelt darin, dass Juliette den charmanten Pizzaboten Rico kennenlernt. Dabei hatten David und sie einen Pakt geschlossen: das erste Mal zusammen zu erleben aus Mangel an Alternativen. Doch nun ist da ja plötzlich ein Kerl in Juliettes Leben, der ganz offensichtlich auch sexuelles Interesse an ihr hat. Doch dann entwickeln sich die Dinge völlig anders als erwartet - mit weitreichenden Konsequenzen. Syd Atlas legt mit diesem Roman, der um das historische Ereignis des großen Blackouts in New York kreist, eine Geschichte vor, die ein bisschen an "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" erinnert. Sie schafft es, das Lebensgefühl der damaligen Zeit einzufangen und lässt die Leserschaft in die Gefühlswelt der jugendlichen Protagonisten eintauchen. Fazit: eine schöne Coming-of-age-Geschichte mit trauriger Grundmelodie |
Backman Fredrik : Eine ganz dumme Idee So etwas hat es wohl in der beschaulichen schwedischen Kleinstadt noch nie gegeben. Ein missglückter Bankraub, der in eine Geiselnahme mündet und am Ende bleiben jede Menge Ungereimtheiten. Die Polizisten Jim und Jack - ein Vater-Sohn-Gespann - sind mit dem Fall betraut. Vom Täter fehlt jede Spur, sodass nun nach und nach alle Beteiligten befragt werden, um die Sache aufzuklären. Eine Wohnungsbesichtigung kurz vor Silvester ist an sich ja schon etwas merkwürdig. Dass sich eine Wohnungsbesichtigung allerdings zum Geiseldrama entwickelt, ist noch merkwürdiger. Alle Personen, die sich für die Wohnung interessieren, haben etwas gemeinsam - sie haben Angst. Sie zweifeln, ob ihr Leben so weitergehen kann oder ob sich etwas ändern muss. Da wären die hochschwangere Jullan und ihre Frau Ro, die mit der Elternrolle noch ziemlich hadern. Das ältere Ehepaar Anna-Lena und Roger kaufen schon seit einiger Zeit Wohnungen, renovieren sie und verkaufen sie wieder. Vor allem Roger scheint diese Projekte zu brauchen, um sich zu beweisen und so wird offensichtlich auch die Ehe am Laufen gehalten. Die betuchte Bänkerin Zara fühlt sich der Mittelschicht so überlegen, dass sie es sich zum Hobby gemacht hat, die Wohnungen zu besichtigen, in denen solche Menschen hausen und merkt dabei gar nicht, wie einsam sie in Wirklichkeit ist. Und dann ist da noch Estelle, eine sehr freundliche betagte alte Dame, die zuerst allen weismacht, ihr Mann parke noch den Wagen, bis sich herausstellt, dass sie längst Witwe ist und umso erstaunlicher mutet es an, dass sie sich noch für eine neue Wohnung interessiert. Womit keiner der Wohnungsinteressenten gerechnet haben dürfte, ist die Tatsache, wie sich der Tag entwickelt. Eine bargeldlose Bank ausrauben zu wollen ist eben eine ganz dumme Idee. Nach und nach kommt ans Licht, was an diesem Tag wirklich passiert ist. In seinem neuen Roman erzählt Fredrik Backman eine ganz und gar unglaubliche Geschichte über eine ganz dumme Idee und deren Folgen für einen bestimmten Personenkreis. Vernehmungsprotokolle mit den einzelnen Beteiligten werden als eigene Kapitel eingestreut und tragen dazu bei, dass mehr und mehr ans Licht kommt, was an diesem Tag wirklich geschehen ist. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen und plötzlich ist alles doch ganz anders, als man bisher angenommen hatte. Backmans Charaktere sind alle ein bisschen verschroben, aber durch und durch sympathisch. Sie machen deutlich, dass alle Menschen Schwachstellen besitzen, es aber gerade diese Unzulänglichkeiten sind, die einen Menschen ausmachen. Fazit: skurrile, aber schön erzählte Geschichte über das, was unser Leben erst ausmacht |
Bagci Tarkan: Heartbreak Tom ist eigentlich Musiker und will im Musikgeschäft durchstarten. Doch um dieses Ziel zu erreichen, muss er zunächst als Schauspieler agieren, um noch bekannter zu werden. Eigentlicher Star des Films ist aber ein Hund und auch wenn Tom es ziemlich erniedrigend findet, lässt er sich darauf ein. Was tut man nicht alles für die Karriere! Doch dann passiert etwas, das Toms Leben von einem Tag auf den anderen komplett verändert und das leider nicht zum Positiven. Dieses Buch garantiert Lesefreude. Allein wie die zunächst völlig verschiedenen Geschichten der beiden Protagonisten Tom und Marie zusammenlaufen und miteinander verbunden werden, ist wirklich toll gemacht. Der Autor beschreibt sie auch so empathisch, dass einem die beiden Pechvögel richtig ans Herz wachsen. Der Erzählton und die Geschichte an sich sind total mitreißend und thematisieren viele aktuelle Themen wie Ghosting, Shitstorms und generell die Macht der sozialen Medien. Von diesem Autor wünscht man sich mehr solcher toller Geschichten. Fazit: eine Leseempfehlung für den Sommer! |
Bahrow Liv Marie : Wellenkinder Als Jan eines Tages einen Anruf erhält, der seine Anwesenheit erforderlich macht, kehrt er nach vielen Jahren zurück in seinen Heimatort und in sein Elternhaus. Dort kommen viele auch sehr schmerzhafte Erinnerungen wieder hoch - vor allem an seine Mutter, die vor über 30 Jahren unter sehr mysteriösen Umständen einfach verschwand. Jan, der aktuell auch noch mit einer Ehekrise und den damit verbundenen Betreuungsdiskussionen rund um Sohn Conny zu kämpfen hat, nimmt das alles ziemlich mit. Seine Mutter Margit ist in Kriegszeiten aus Ostpreußen geflohen und hat auf der Flucht ein Baby gerettet, dessen verzweifelte Mutter sich von Bord gestürzt hat. Dieses Ereignis prägte Margits ganzes Leben und dieser Horst wurde dann für Jan auch eine wichtige Bezugsperson. In diesem Roman werden die drei Geschichten von Margit, Oda und Jan aus deren Perspektive erzählt. Je weiter sich die Geschichte entspinnt, desto mehr laufen die Fäden zusammen. Was erst wirkte, wie drei völlig voneinander unabhängige Geschichten, entpuppt sich letztlich als ganz große und tragische Familiengeschichte. Die Themen Flucht und Verlust werden dabei ebenso abgehandelt wie die Grausamkeit des DDR-Regimes und dessen lebenslangen Folgen, mit denen die Menschen schwer zu kämpfen hatten. Das Buch zeigt sehr deutlich, dass sich die Träume, Wünsche und Sehnsüchte der drei Generationen nicht wirklich unterscheiden. Letztlich suchen alle einerseits die Freiheit und gleichzeitig auch die Geborgenheit des familiären Umfelds. Fazit: dieser tolle Roman gehört definitiv zu den Highlights des Lesejahres! |
Bartels Inken : Ein Sommer an der Schlei Nach der schmerzvollen Trennung von ihrem Mann, der sie wegen einer anderen verlassen hat und dem Tod ihres Vaters beschließt Hanna, den Sommer an der Schlei zu verbringen. Dort besitzt die Familie seit Ewigkeiten ein Wochenendhaus. Ein Sommer an der Schlei ist ein schön geschriebener Roman, der sich auch mit großen Lebensthemen wie Trauer, Abschied, Trennung, Schuld, Vergebung und Verbundenheit befasst und so durchaus auch gewissen Tiefgang hat. Ganz besonders schön sind die Sprüche, die zu Beginn jedes neuen Kapitels stehen. Sie bereichern die Geschichte und machen das Buch zu einem nachhaltigen Leseerlebnis, denn dann und wann lohnt sich ein erneutes Blättern in dem Buch, um die Sprüche zu lesen. Fazit: eine unterhaltsame Sommergeschichte mit gewissem Tiefgang |
Barns Anne : Wo du mich findest Zwei Todesfälle haben Sophie etwas aus der Bahn geworfen. Um Abstand zu bekommen, fährt sie mit ihrer Hündin nach Rügen. Dort ergibt sich eine folgenschwere Begegnung. In einem Café schüttet sie einem Mann Kaffee übers Hemd. Die Art, wie gelassen er darauf reagiert und sein Aussehen beeindrucken die verheiratete Sophie sehr. So sehr, dass sie - zurück in Hamburg - beginnt, von diesem Mann zu träumen und sich das Leben mit ihm auszumalen. Von ihrem Mann Thomas hat sie sich schon länger entfremdet. Als ihr dieser dann auch noch eine Affäre gesteht, nimmt Sophie dies als Anlass, nach Rügen zurückzukehren. Auch mit dem festen Hintergedanken, den Mann ihrer Träume wiederzusehen. Aber ob ihr dies gelingen wird? Vielleicht hat sie sich auch nur in etwas verrannt. Dieses Buch ist einfach wunderbar. Es spielt mit dem was-wäre-wenn und verdeutlicht, dass das Leben manchmal völlig anders verläuft, als man es vielleicht schon geplant hat. Aus zufälligen Begegnungen können einschneidende und manchmal sogar lebensverändernde Erlebnisse werden, wenn man den Mut hat, dies zuzulassen und sich auf die Veränderungen einzulassen. Fazit: ein wunderbares Buch, das verdeutlicht, wie eine zufällige Begegnung das ganze Leben verändern kann |
Barreau Nicolas : Tausend Lichter über der Seine Als Übersetzerin lebt Joséphine ein bescheidenes Leben, was vor allem ihrer Mutter ein Dorn im Auge ist. Für die jüngste Tochter hätte sie sich einen besseren Job gewünscht, als diese so gut wie brotlose Kunst. Das Nesthäkchen scheint in jeder Hinsicht die Verliererin in der Familie zu sein. Auch in Sachen Liebe läuft es nicht gerade toll. Schon drei Jahre ist Joséphine nun die Geliebte des verheirateten Luc, der ihr das Blaue vom Himmel verspricht und immer wieder Gründe findet, warum er sich nicht von seiner Frau trennen kann. Der neue Roman von Nicolas Barreau ist eine schöne Liebesgeschichte, die im vorweihnachtlichen Paris spielt. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie schön der Lichterglanz zu dieser Zeit dort sein muss. Der zwischenmenschliche Bereich kommt ebenfalls nicht zu kurz. Die Geschichte an sich ist gut komponiert, wartet mit einigen witzigen Szenen auf und garantiert ingesamt ein schönes Leseerlebnis. Fazit: ein sehr schöner, kurzweiliger Roman für die Vorweihnachtszeit |
Barreau Nicolas : Die Freundin der Braut Jean-Pierre ist erstaunt, als er eine Hochzeitseinladung erhält. Noch dazu von seinem Jugendfreund Paul, zu dem er nach einer Streiterei den Kontakt abgebrochen hatte. Jean-Pierres erster Impuls ist, die Karte einfach wegzuwerfen. Doch seine Schwester redet ihm gut zu, sich diese Feier auf einem Schloß nicht entgehen zu lassen. Am Tag der Hochzeit läuft dann aber alles schief. Jean-Pierre kann erst viel zu spät aufbrechen, kann dann auch noch die Einladungskarte mit der genauen Adresse nicht mehr finden und als es ihm doch wieder einfällt, gibt sein Auto den Geist auf. Als er schließlich doch noch abends auf dem Fest auftaucht, muss er feststellen, dass er dort niemanden außer dem Bräutigam zu kennen scheint. Doch vom Brautpaar fehlt ohnehin jede Spur. Einzig die unverschämte Frau, die ihm kurz vorher so dreist die Vorfahrt genommen hatte, erkennt er wieder. Und sie entpuppt sich als Freundin der Braut und äußerst nette Bekanntschaft. Auch der Rest der Festgesellschaft ist ganz nett und ehe Jean-Pierre es sich versieht, ist er drauf und dran, sich auf dieser Hochzeit zu verlieben. Bis das Brautpaar auftaucht und sich herausstellt, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmen kann. Diese Geschichte ist die perfekte Gute-Laune-Lektüre für den Sommer. Nicolas Barreau schafft es wieder einmal, eine wunderschöne Geschichte zu entspinnen, die in einem unerwarteten und witzigen Höhepunkt gipfelt. Der Protagonist begegnet der Liebe dort, wo er sie am wenigsten vermutet hatte und hinterher stellt sich heraus, dass diese Begegnung nur einer Verwechslung geschuldet war und das Glück auf diesem Irrweg auf ihn wartete. Fazit: Barreau ist der Garant für schöne und fantasievolle Liebesgeschichten |
Bernard Caroline : Ich bin Frida - eine große Geschichte von Liebe und Freiheit Es hat etwas gedauert, bis die Malerin Frida Kahlo aus dem Schatten ihres berühmten Mannes und Malers Diego Rivera treten konnte. Diese fiktionalisierte Biographie beleuchtet eine Phase in Frida Kahlos Leben, die sicher eine der bedeutendsten ist. Fazit: schöne Geschichte über eine sehr beeindruckende Malerin |
Beverly-Whittemore Miranda : Die dunklen Sommer Saskia lebt völlig zurückgezogen im abgelegenen Haus, das sie von ihrer Großmutter geerbt hat. Eines Tages stehen alte Freunde vor der Tür und bringen ihr ruhiges Leben völlig durcheinander. Der Roman springt immer zwischen den Ereignissen der erzählten Gegenwart und den Geschehnissen von damals hin und her. Dieser Wechsel macht die Geschichte spannend und bis zum Schluss bleibt man bei der Sache, bis schließlich die langersehnte Auflösung präsentiert wird. In der Geschichte selbst geht es um Freundschaft, Zusammenhalt, Schuld und Sühne. Aber in gewisser Weise auch darum, welche Verantwortung Erwachsene für Kinder haben und wie prägend und einschneidend die Ereignisse der Kindheit das Erwachsenenleben beeinflussen können. Fazit: Spannende, gut konstruierte Geschichte |
Bjerg Bov: Der Vorweiner Am Ende des 21. Jahrhunderts ist aufgrund des gestiegenen Meeresspiegels nur noch ein Teil Europas vorhanden. Resteuropa ist durch massive Betonwälle abgeschottet. Menschen, deren frühere Lebensräume vom Wasser überflutet wurden, leben nun auf riesigen Flößen oder machen sich als Flüchtlinge auf den Weg nach Resteuropa. Dieses Buch ist sehr speziell. Man muss sich darauf einlassen, auch wenn man sich zu Beginn etwas verloren vorkommt. Jedes Kapitel beginnt mit einer Art Warnung vor Inhalt, der manchen Menschen Probleme bereiten könnte. Diese nicht ganz ernst gemeinten Warnungen sind ein Seitenhieb auf die bereits heutzutage vorherrschende Cancel Culture. Die Welt, die in diesem Buch beschrieben wird, ist verstörend. Doch das eigentlich verstörende daran ist, dass alles gar nicht so weit hergeholt ist. Jeder weiß, dass die Klimaveränderungen Meeresspiegel steigen lassen, dass Naturkatastrophen zunehmen, Menschen aus nicht mehr bewohnbaren Gegenden fliehen. All das ist ja schon jetzt der Fall. Überhaupt steckt in dieser dystopischen Geschichte auch sehr viel Kritik an der heutigen Gesellschaft und vielleicht auch eine Art Mahnung, es nicht so weit kommen zu lassen und das Ruder noch herumzureißen. Fazit: eine skurrile aber absolut lesenswerte Geschichte, die am Anfang etwas sperrig daherkommt |
Blumenthal Lea : Das Leben ist zu kurz für diesen Scheiss Der Silvesterabend ist ja traditionell der Tag, an dem man sich für das neue Jahr viele Dinge vornimmt, die man erreichen möchte. Auch im Freundeskreis von Lea ist das so. Dieses Mal wollen die Freunde aber eine richtige Challenge daraus machen. Wer bis zum nächsten Silvester seinen Vorsatz nicht in die Tat umgesetzt hat, muss die anderen auf einen Urlaub einladen. Während bei anderen Dinge wie Beförderung, Halbmarathon laufen oder Single bleiben auf dem Plan stehen, will Lea einen Klassiker umsetzen. Abnehmen, mehr Sport, gesünder leben. Wäre da nicht der innere Schweinehund, der jedem Vorhaben erst einmal blockierend gegenübersteht. Leas Freundin Tina hat als Psychologin allerlei Wissenswertes und Tipps auf Lager. Lea probiert außerdem weit verbreitete Coaching-Ratschläge aus - mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Mehr und mehr wird aber deutlich, dass es nichts bringt, sich dem von der Gesellschaft aufgezwungenen Selbstoptimierungszwang zu unterwerfen. Man muss für sich selbst entscheiden, was man erreichen möchte und die geeigneten Mittel wählen. Dieses Buch ist zwar ein Ratgeber, aber dadurch, dass es so persönlich und erzählend geschrieben ist, nicht im klassischen Sinn. Das ist aber auch ganz gut, denn so ist es eine durchaus unterhaltsame Lektüre bei der man nebenbei auch noch ein wenig wissenschaftlichen Input erhält. Am Ende des Buches findet sich sogar ein Glossar, in dem man einzelne Begriffe auch noch einmal nachschlagen kann. Fazit: Selbstbestimmung geht vor Selbstoptimierung |
Bodan Jakob: Das Schöne, Wahre und Böse Constanze Behrenberg ist Fotoreporterin beim „Magazin“ in Berlin. In einer Ausstellung lernt sie die 24-jährige Hotelfachfrau Freia kennen, die ganz angetan ist von Constanzes Tätigkeitsfeld. Bei einem Fotoshooting mit dem deutsche Innenminister Wilhelm August Brög, zu dem Freia von Constanze mitgenommen wird, knistert es zwischen dem Politiker und der jungen Hotelangestellten. Hals über Kopf verliebt er sich in die halb so junge Freia, muss aber darauf achten, dass die Affäre geheim bleibt, denn er hat Ambitionen für das Bundeskanzleramt. Jakob Bodan entwirft einen satirischen Thriller um das politische Geschäft. Am Ende des Buches stellt er explizit fest, dass die Handlung frei erfunden ist, doch die einzelnen Charaktere sind der Realität durchaus angelehnt. In vielen kleinen Kapiteln, aus unterschiedlichen Sichtweisen, baut er einen Plot auf, der ein wahres Lesevergnügen bereitet. Er überzeichnet eine teilweise dekadente Gesellschaft, die in einem Züricher Luxushotel weit ab der Realität ihr Unwesen treibt. Fazit: Dieser Roman sei allen empfohlen, die Vorhaben in die Politik zu gehen. Bitte die Bodenhaftung nicht verlieren. |
Bogdan Isabel : Wohnverwandtschaften Ungewöhnlicher könnte eine WG gar nicht sein. Nach dem Tod seiner Frau vermietet Jörg mehrere Zimmer seiner großen Wohnung. Neben der Schauspielerin Anke, die aufgrund ihres Alters so gut wie gar nicht mehr gebucht gibt es noch Murat, dessen Leidenschaft das Kochen ist und der seine Mitbewohner gerne mit leckeren Gerichten verwöhnt. Zu diesem an sich schon interessanten Trio gesellt sich die Zahnärztin Constanze. Diese hat sich von ihrem Lebensgefährten getrennt und das kleinste freie Zimmer in Jörgs Wohnung bezogen. Anfangs ist sie felsenfest davon überzeugt, dass es nur eine Übergangslösung ist, aber schon bald wird deutlich, dass sie sich dort aufgehoben fühlt. Während zunächst jeder noch mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt ist, ergibt sich aber dann plötzlich eine Situation, die alle sehr herausfordert und auf die Probe stellt. Es wird deutlich, dass diese WG mehr ist, als eine reine Zweckgemeinschaft. Dieses Buch ist toll. Allein schon die Thematik, wie aus Mitbewohnern letztlich Menschen werden, die einem näher stehen als zum Teil sogar die eigene Familie, ist auf faszinierende Art und Weise beschrieben. Auch die Passagen, in denen in Dialogen die Verhältnisse und Beziehungen der einzelnen Akteure zueinander charakterisiert werden machen das Buch zu einem echten Leseerlebnis. Fazit: sehr gelungen, absolute Leseempfehlung |
Bonetto Andrea: Abschied auf Italienisch Den Tod seines Vaters und das damit geerbte Häuschen an der ligurischen Küste nimmt der Commissario Vito Grassi zum Anlass, umzuziehen und sich beruflich zu verändern. Doch er hat nicht mit der resoluten Toni gerechnet, die offenbar mit seinem Vater zusammengewohnt hat und keinerlei Anstalten macht, das Haus zu verlassen. Der Auftakt zu dieser neuen Regionalkrimi-Reihe beginnt wie so oft in diesem Genre mit der Versetzung eines Polizisten an einen anderen Ort, wo er sich erst einmal an die örtlichen Gepflogenheiten gewöhnen muss. Schauplatz der Reihe ist die Gegend rund um die Cinque Terre. Im ersten Band spart der Autor leider ein wenig mit Landschaftsbeschreibungen der malerischen Orte, kündigt aber bereits an, dass der zweite Fall im Herzen der Cinque Terre spielen wird. Ein bisschen mehr Lokalkolorit hätte auch diesem Auftaktband gut getan. Fazit: ganz netter Auftakt einer neuen Regionalkrimi-Reihe |
Borck Hubertus: Das Profil Bei der Kripo Hamburg Arbeit seit Jahrzehnten die erfahrene Kriminalkommissarin Franka Erdmann. Über Jahre hinweg hat sie mit ihrem Partner sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet. Dieser ist vor kurzem einer schweren Erkrankung erlegen. Ihr Vorgesetzter hat Franka nun den neu ausgebildeten Kollegen Alpay Eloglu zur Seite gestellt. Sie ist nicht gerade begeistert und lässt dies auch ihren neuen Partner spüren. Hubertus Borck legt einen Auftaktband rund um ein neues Hamburger Ermittlerteam vor, der sich durchaus sehen lassen kann. Bereits nach kurzer Zeit sieht man nicht nur die Ermittler bei der Arbeit, sondern auch das Tun des Mörders wird sehr umfassend beschrieben. Gerade das Zusammenspiel einer älteren erfahrenen Ermittlerin mit einem Kollegen, der quasi gerade von der Polizeischule kommt, ist sehr erfrischend. Fazit: ein Ermittlerteam der Gegensätze |
Borck Hubertus: Die Klinik Malte, ein 39-jähriger Architekt, wird nach einem schweren Fahrradunfall in die Klinik eingeliefert. Sein Gesamtzustand ist anfangs kritisch, die Werte bessern sich aber. Doch plötzlich spielt sein Herz verrückt und Malte stirbt auf der Intensivstation. Seine Frau Anna ist davon überzeugt, dass irgendjemand nachgeholfen hat. Sie beauftragt David, den besten Freund von Malte, der Rechtsanwalt ist, die Staatsanwaltschaft zu kontaktieren. Der zweite Band der Thriller-Serie um die 59-jährige Kriminalhauptkommissarin und ihren jungen Assistenten Alpay Eloğlu findet im Milieu der Krankenhauslandschaft statt. Der Autor legt gleich zu Beginn mit zwei Erzählsträngen los, die sich nach und nach verweben. Obwohl der Todesengel bereits nach den ersten Seiten identifiziert ist, hat dies keinen Einfluss auf die Spannung. Fazit: bist du wirklich sicher auf der Intensivstation? |
Borck Hubertus: Die Strafe Es gibt einen Brand im Müllkeller eines Hauses, in dem sehr viele Menschen leben. Bei diesem Feuer stirbt eine Frau in den Flammen. Sie will noch entkommen, aber die Tür lässt sich nicht mehr öffnen. Alpay Eloğlu hat Bereitschaft und übernimmt die Ermittlungen. Nach kurzer Zeit wird die Akte geschlossen, denn vieles deutet darauf hin, dass es ein schrecklicher Unfall war. Wenige Wochen später brennt es in einem Studio in der Herbertstraße und ein erfolgreicher Rechtsanwalt, der in einem Käfig eingesperrt war, kommt ums Leben. Franka Erdmann ist vor Ort und zunächst kommt keiner auf die Idee, dass die beiden Brände etwas miteinander zu tun zu haben könnten. Der dritte Band um das Ermittlerduo Erdmann und Eloğlu ist wieder ein toller Thriller von großem Unterhaltungswert. Die einzelnen Perspektiven, die der Autor wählt, tragen dazu bei, dass eine unheimliche Stimmung entsteht, die einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt. Genau so muss es sein. Fazit: Erdmann und Eloğlu - einfach toll |
Borck Hubertus : Die gute Tat Hamburg, später Oktober, die Polizei trauert um den Abteilungsleiter Martin Suttmann, der plötzlich verstarb. Franka ist noch bei der Trauerfeier, da erreicht sie die Mitteilung, dass eine tote Frau gefunden wurde. Sie macht sich auf den Weg zum Fundort und schnell steht fest, dass die Tote bereits seit längerer Zeit im Wasser trieb. Aber wer ist die tote Frau? Zusammen mit ihrem Kollegen Alpay beginnt die Ermittlung. Die beiden stoßen auf verschiedene Vermisstenfälle, die auf den ersten Blick nichts miteinder zu tun haben. Doch dann gibt es eine Überschneidung: alle vermissten Frauen waren ehrenamtlich im sozialen Bereich tätig. Ein Ehemann gerät in den Fokus der Ermittlungen, vor allem weil sich herausstellt, dass häusliche Gewalt im Spiel war. Es dauert nicht lange und der Verdacht erhärtet sich. Der Mann wird in Untersuchungshaft genommen. Doch es verschwinden weiterhin Personen, was bei den Ermittlern Zweifel weckt, ob der Richtige in Haft sitzt. Der vierte Teil der Reihe verbindet geschickt die Ereignisse aus dem Jahr 1994 und heute. Er gibt Einblick in die dunklen Kapitel der kirchlichen Jugendarbeit und legt schonungslos offen, was bei der Aufarbeitung der Vergangenheit Jahrzehnte schief gelaufen ist. Wie immer necken sich die beiden Ermittler auf sehr liebevolle Weise. Fazit: unterhaltsamer und gut konstruierter Thriller |
Brauer Antonia : Das Mädchen im Zitronenhain - das Grandhotel am Gardasee Als die beiden jungen Frauen Vicki und Traudl bei einem Kostümwettbewerb eine Reise an den Gardasee gewinnen, sind sie ganz aus dem Häuschen. In den 1950er Jahren war Italien ja der Sehnsuchtsort schlechthin. Doch schon bei der Ankunft müssen die beiden feststellen, dass das Grandhotel, in dem sie übernachten werden, schon ziemlich in die Jahre gekommen ist. Vicki ist zwar zunächst enttäuscht, doch schon bald lernt sie Antonio kennen. Dieser ist der Sohn des Hoteldirektors und zeigt Vicki nicht nur Land und Leute, sondern lässt sie auch an der Geschichte des Granhotels Fasano teilhaben. Schon bald ist sie fasziniert von der Gegend rund um den Gardasee und genießt den Aufenthalt und die Zeit mit Antonio. Aus Schwärmerei wird Liebe. Doch das ist alles nicht so einfach. Gegen alle Widerstände heiratet Vicki Antonio - sehr zum Leidwesen ihrer Schwiegermutter, die sich eine Italienerin als Schwiegertochter gewünscht hätte und Vicki dies bei jeder sich bietenden Gelegenheit spüren lässt. Die jungen Leute wollen sich selbst etwas aufbauen und schon bald schmieden die beiden einen irrwitzigen Plan. Die ehrgeizige Vicki hat sich vorgenommen, allen zu beweisen, dass sie die richtige Frau an Antonios Seite ist. Dieser Roman spielt in den 1950er Jahren, als viele Menschen Italien und damit auch den Gardasee als Sehnsuchtsort empfanden und die Reise über die Alpen antraten, um dort einige unbeschwerte Tage zu verbringen. Fazit: ein luftig-leichter Sommerroman |
Brodeur Adrienne : Treibgut Der 70. Geburtstag des Meeresbiologen Adam Gardner steht bevor. Seine beiden Kinder Abby und Ken legen sich mächtig ins Zeug, um ihrem Vater etwas ganz besonderes zu schenken. Abby malt an einem Bild, in dem so manche Botschaft eingebaut ist. Ken bastelt an einem Modell. Als Immobilienunternehmer will er seinem Vater ein Appartment in einer exklusiven Seniorenresidenz schenken, die er plant. Die Beziehung zwischen den beiden Geschwister ist mehr als schwierig, obwohl sie als Kinder durch den frühen Tod der Mutter sehr eng waren. Kens Frau Jenny, die noch dazu mit Abby befreundet ist, steht irgendwie zwischen den Stühlen und hat ebenfalls mit sich zu kämpfen. Dann taucht auch noch ein lesbisches Pärchen mit Kind auf, das sich sehr auffallend für die Familie Gardner interessiert. Auch wenn Steph, eine der Frauen, bekannt vorkommt, kann sich keiner einen Reim darauf machen, was die beiden Frauen wollen. Der Geburtstag rückt immer näher und gefühlt werden die Gräben innerhalb der Familie immer tiefer. Dass Adam noch dazu - ohne es jemandem zu sagen - seine Medikamente abgesetzt hat, spitzt die Lage noch zusätzlich zu. Alles läuft auf den einen großen Höhepunkt, die Geburtstagsfeier, zu und man ahnt, dass es möglicherweise ein Fiasko werden wird. Dieses Buch ist eine wunderschön geschriebene und geschickt konstruierte Familiengeschichte, die deutlich macht, wie schwierig dieses Gefüge an Menschen, die man sich nicht aussuchen kann, sein kann. Wer bin ich, wozu existiere ich, wo will ich im Leben hin, was will ich erreichen, wie will ich wahrgenommen werden - all diese Fragen beschäftigen die Figuren der Geschichte. Die Art und Weise, wie die Autorin die Charaktere beschreibt, ist sehr mitreißend. Man will gleich zu Beginn mehr über die Personen und ihre Geschichte erfahren und erfährt dann auch nach und nach die bestgehütetsten Familiengeheimnisse. Fazit: ein sehr lesenswerter Roman vor der traumhaften Kulisse Cape Cods |
Buck Vera: Wolfskinder Eine verlassene Siedlung, hoch in den Bergen, umgeben von sehr viel Wald, das ist Jakobsleiter. Von der Außenwelt quasi abgeschnitten lebt eine kleine Gemeinschaft. Dort oben herrschen die Regeln der Natur und alle haben sich gut damit arrangiert. Den Kindern wird von Anfang an eingetrichtert, dass die Welt außerhalb von Jakobsleiter böse ist. Die Jugendlichen Jesse und Rebekka besuchen aber die Schule im Dorf. Nur die kleine Edith streunt herum, denn ihr Vater möchte nicht, dass sie in die Schule geht. Seit jeher spricht sie nicht. Plötzlich verschwindet Rebekka. Smilla, die aktuell ein Volontariat absolviert, hat den Verdacht, dass bereits mehrere Frauen verschwunden sind. Vor mehr als 10 Jahren hat sie ihre Freundin Juli bei einem nächtlichen Camping im Wald verloren und seither ist diese nicht mehr aufgetaucht. Smilla stellt Nachforschungen an und stößt auf so manches Geheimnis. Der Thriller ist geschickt aufgebaut. Die einzelnen Kapitel werden immer aus Sichtweise der unterschiedlichen Protagonisten erzählt. Da ist Jesse, der 15-jährige Jugendliche, der zusammen mit seinen Eltern in Jakobsleiter wohnt, seine Freundin Rebekka, die 9-jährige Edith, die angehende Journalistin Smilla, die Dorfschullehrerin Laura Bender und der Ortsgeistliche in Jakobsleiter. Diese verschiedenen Perspektiven lassen einen Plot entstehen, der immer wieder gute Wendungen beinhaltet Fazit: ein Spiel mit Vorurteilen, das den Leser zur Selbstreflexion animiert |
Buck Vera : Der dunkle Sommer Tilda kauft auf Sardinien für einen Euro ein Haus im Dorf Botigalli. Als studierte Architektin will sie nach einem Schicksalsschlag in Deutschland die Renovierung selbst in Angriff nehmen. Was sie nicht weiß ist, dass im Jahre 1982 ein Massaker in dem Dorf stattfand bei dem fast alle Dorfbewohner getötet wurden. Der brillante Thriller von Vera Buck spielt auf zwei verschiedenen Zeitebenen: Sommer 1982 und heute. Sie verbindet die Handlungsstränge, denn zunächst wird immer alles aus der Sicht von Tilda, Enzo und Franca erzählt. Mit jeder Seite nimmt die Spannung zu und der Spannungsbogen wird bis zuletzt aufrecht erhalten, was dazu beiträgt, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Die Grundthematik entstammt der Vergangenheit Italiens bzw. der Insel Sardinien, wie man im Nachwort erfährt. Fazit: toll geschriebener Thriller mit historischem Background |
Calic Iris : Commissaria Iva Markulin und die Schatten über der Adria Iva Markulin ist zusammen mit ihrem Ehemann Igor, der wie sie im Justizdienst tätig ist, am Abend unterwegs. Als er das Auto holen möchte fliegt dies durch eine Autobombe in die Luft. Iva ist erschüttert und lässt sich von Zagreb nach Pula versetzen, wo sie die Sondereinheit übernimmt, die den Tod von Igor aufklären soll. Sie wird alles andere als offen empfangen und ihr wird sehr schnell deutlich gemacht, was man von ihr hält. Mit diesem Istrien-Krimi wurde der Grundstein für eine neue Reihe gelegt. Die junge Juristin, die nur der Gerechtigkeit dienen möchte wird vor große Herausforderungen gestellt, die an der eigenen Moral zweifeln lassen. Was kommt bei der persönlichen Güterabwägung heraus und was bedeutet dies für die Opfer, wenn man mehr auf sich schaut? Dies alles spielt sich vor einer idyllische Kulisse ab, die einen beim Lesen in Urlaubsstimmung versetzt. Fazit: gelungener Auftakt einer neuen Regionalkrimireihe, die in Istrien spielt |
Cantz Kerstin: Fräulein Zeisig und der frühe Tod München im Juni 1962. In den Nächten herrscht Ausnahmezustand im Stadtteil Schwabing, weil die Polizei mit brachialer Gewalt gegen Jugendliche Demonstranten vorgeht. Unterhalb des Sendlinger Schuttbergs wird die Leiche eines sechsjährigen Mädchens gefunden. Barfuß sitzt sie in einem Liegestuhl. Die Münchner Mordkommission um Hauptkommissar Manschreck übernimmt die Ermittlungen. Dem Ermittler fällt die junge Elke Zeisig auf, die bei der weiblichen Kriminalpolizei ihren Dienst verrichtet. Sie könnte sich als nützlich erweisen, sodass er sie in seine Ermittlungsarbeit einbindet. Dies stößt bei ihrer Vorgesetzten WKP-Dienststellenleiterin Warneck nicht gerade auf Begeisterung. In den Krawallnächten nutzt ein Täter die Gunst der Stunde um im Tumult auf der Straße zwei junge Frauen zu töten. Fräulein Zeisig hat nicht nur mit den Ermittlungen zu tun, sondern muss sich auch um ihren siebzehnjährigen Bruder kümmern, der plötzlich in München auftaucht. Als dieser verschwindet und sich mit Valeska einlässt, steht diese am nächsten Tag in Elke Zeisigs Büro, weil sie auf der Suche nach einer Kriminalpolizistin ist, die maßgeblich für ihr Schicksal verantwortlich ist. Während die Polizei ermittelt, ist der Zeitungsredakteur Ludwig Maria Seitz auf den Straßen Münchens unterwegs. Er ist immer auf der Suche nach der neuesten spektakulärsten Story für seinen Chef. Nach und nach schafft es Fräulein Zeisig, wichtige Hinweise für die Ermittlungen zusammenzutragen. Kerstin Cantz siedelt den Kriminalroman im München Anfang der 1960er Jahre an. Zum damaligen Zeitpunkt gab es bei der Polizei mehr Pferde als Frauen. Sie versteht es, die tatsächlichen Ereignisse von damals gekonnt in ihre Geschichte einzubauen. Fazit: Fräulein Zeisig würde man gerne noch näher kennenlernen. Der Roman macht Lust auf mehr. |
Cantz Kerstin: Fräulein Zeisig und der amerikanische Freund Es ist ein anonymer Hinweis eingegangen: Die Frau eines US-Offiziers kümmert sich nicht ordnungsgemäß um das sechs Monate alte Pflegekind, das in Kürze von ihr adoptiert werden soll. Elke Zeisig, Kommissarin macht einen unangemeldeten Besuch, weil sie sich selbst vom Gesundheitszustand des Kindes überzeugen möchte. Kaum dort angekommen trifft die schockierende Nachricht von den Schüssen auf John F. Kennedy ein und sie muss den Hausbesuch abbrechen. Kurze Zeit später wird sie ins Krankenhaus gerufen und bei dem kleinen Paul, dem besagten Pflegekind, kann medizinisch keine Hilfe mehr geleistet werden. Er stirbt. Elke versucht, sich ein Bild der Situation zu machen und erlebt, dass die Frauen der Offiziere in einer teils ganz anderen Welt leben. Als der Fahrer des potentiellen Adoptionsvaters hinterrrücks erschossen aufgefunden wird, stellt dies Elke vor noch viele weitere Fragen. War es Eifersucht oder geht es hier um Rassismus? Der zweite Band um die junge Kommisarin Elke Zeisig ist wieder ein wunderbares Zeitdokument. Kerstin Cantz schafft es wieder, die Vergangenheit lebendig darzustellen. Beim Lesen des Buches wird die Zeit Anfang der 60er Jahre wieder lebendig. Kaum vorstellbar, wie die Situation der Frauen damals im Polizeidienst war. Die junge ergeizige Kommisarin macht ihren Weg. Man darf gespannt sein, wie es ihr in den nächsten Jahren (Bänden) ergeht. Fazit: Krimigenuss aus den 60er Jahren |
Caplin Julie : Das kleine Chalet in der Schweiz Mina liebt es, für ihre Freunde zu kochen und mit ihnen schöne Abende zu erleben. Als bei einem dieser Dinner herauskommt, dass ihr Freund sie schon seit längerem mit einer ihrer Freundinnen betrügt, ist das einfach zu viel für Mina. Wie passend, dass ihr der Chef ohnehin eine Auszeit vorgeschlagen hat. Glücklich ist sie in ihrem Job als Rezeptentwicklerin ohnehin nicht wirklich. Passenderweise hat Mina eine Patentante in der Schweiz. Amelie betreibt dort ein kleines Chalet und freut sich so auf Minas Besuch, dass sie das schönste Zimmer für sie reserviert. Auf der Zugfahrt begegnet Mina dem charmanten Luke und ist hin und weg. Dieser Mann ist ihr so ähnlich - er könnte ihr Zwilling sein. Doch für eine neue Beziehung sind die Wunden der vorherigen noch nicht verheilt. Und außerdem wird sie ihn ohnehin nicht wiedersehen. Weit gefehlt, denn wie sich bald herausstellt, zählt Luke zu Amelies Stammgästen im Chalet. Und Amelie scheint das Liebesleben ihres Patenkinds am Herzen zu liegen, denn wo sie nur kann, sorgt sie dafür, dass Mina und Luke zusammen sind. Da Mina den Eindruck hat, dass die Bewirtschaftung des Chalets für Amelie alleine zu anstrengend ist, bietet sie ihr wo sie nur kann Hilfe an. Vor allem in der Küche sind ihre Kenntnisse als Lebensmitteltechnikerin von Vorteil. Mina taucht also mehr und mehr ein in die Geheimnisse der Schweizerischen Küche. Vor allem die Schokoladenherstellung hat es ihr angetan. Ob der verschlossene Johannes, ein guter Freund von Amelie und Schokoladenhersteller, ihr ein paar Geheimnisse anvertraut? Mit ihrem neuen Buch nimmt Julie Caplin ihre Leserschaft mit auf eine Reise in die malerische Schweiz. Wieder ist der Roman eine Mischung aus Liebesgeschichte und einer Art Reiseführer, da man nebenbei sehr viel über das Land erfährt. Die Geschichte an sich ist schon ziemlich vorhersehbar, aber sie bietet dennoch gute Unterhaltung. Fazit: eine schöne Geschichte für alle, die sich mal in die Berge träumen wollen - einfach ein Wohlfühlbuch |
Caplin Julie : Die kleine Bucht in Kroatien Maddie, die gerade ihr Kunststudium abgeschlossen hat und deren Bilder in einem schmachvollen Gespräch mit einem Galleristen durchgefallen sind, zweifelt an sich und am Leben. Dieses unterhaltsame Buch ist die perfekte kleine Auszeit im Alltag. Das Schöne an den romantischen Stories von Julie Caplin ist, dass sie immer eine Art Kombination aus Lovestory und Mini-Reiseführer sind. Fazit: fühlt sich an wie ein Kurzurlaub in Kroatien! |
Caplin Julie : Das kleine Schloss in Schottland Izzy McBride hat ganz unerwartet das Schloss ihres Großonkels geerbt. Zusammen mit ihrer Mutter zieht sie nach Kinlochleven Castle. Ihr Plan ist, das Schloss zum Hotel umzubauen und damit zu refinanzieren. Vor Ort muss sie aber leider feststellen, dass das Schloss ziemlich in die Jahre gekommen und der Renovierungsbedarf doch enorm ist. Zwar hilft Ihnen Duncan, der seit zwanzig Jahren die gute Seele des Schlosses ist, wo er nur kann, aber auch der stößt an seine Grenzen. Insbesondere wenn Xanthe McBride, Izzys Mutter, eine ihrer abgefahrenen Ideen in die Tat umsetzen will. Schon bei ihrer Ankunft wird deutlich, dass ihre Mutter ihr noch sehr viele Überraschungen bescheren wird. Da steht nämlich plötzlich ein wildfremder Mann in der Küche und behauptet er wäre Autor und hätte sich hier als Gast eingemietet, um in Ruhe schreiben zu können. Ruhe scheint aber angesichts der anstehenden Reparaturen nicht mehr lange zu herrschen. Noch dazu hat Xanthe bereits ohne Izzys Wissen eine Buchung für die Weihnachtszeit angenommen. Das Geld der Superreichen können sie zwar sehr gut brauchen, aber werden sie es schaffen, die Zimmer auf Vordermann zu bringen? Wie durch ein Wunder erhält Izzy dann unerwartet Hilfe von einem jungen Paar, das im Schloss gestrandet ist. Und auch Ross, der Autor, öffnet sich mehr und mehr und beteiligt sich ebenfalls an einigen Arbeiten. Auch wenn Izzy ein gebranntes Kind in Sachen Beziehung ist, fühlt sie sich zu Ross hingezogen. Ob aus den beiden etwas werden kann? Dieses Buch ist mittlerweile schon der neunte Band der Romantic Escapes-Reihe aus der Feder von Julie Caplin. Wie schon in vorherigen Bänden, erfährt man wieder sehr viel über Land und Leute und versteht, warum Schottland für viele so ein reizvolles Reiseziel ist. Die Geschichte um das baufällige Schloss ist schön geschrieben und auch wenn man bei dieser Art von Buch eigentlich schon weiß, worauf es hinauslaufen wird, gelingt es der Autorin doch, die Auflösung möglichst lange hinauszuzögern. Immer wieder scheint es, als gäbe es doch kein Happy End. Fazit: eine schöne Geschichte vor vorweihnachtlicher Kulisse - ideal für einen Adventsabend |
Caplin Julie : Das kleine Weingut in Frankreich Nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat, ist Hattie ganz froh darüber, die Hochzeit ihrer Cousine planen zu dürfen. Der neue Band aus der Reihe der Romantic Escapes ist wieder eine schön geschriebene Liebesgeschichte. Nebenbei erfährt man auch wieder mehr über die Gegend, in der der Roman angesiedelt ist. Fazit: Wieder eine unterhaltsame und leichte Geschichte |
Caplin Julie : Die kleine Villa in Italien Seit Lia Bathurst erfahren hat, dass ihr leiblicher Vater ein bekannter Schauspieler und sie das Ergebnis einer Affäre ihrer Mutter mit ebendiesem ist, scheint ihr Leben etwas aus den Fugen geraten zu sein. Sie steckt in einer richtigen Sinnkrise und auch als Stoffkünstlerin läuft es gerade nicht so gut, denn ihr fehlt die nötige Inspiration. Kurzerhand bricht sie nach Italien auf, um dort im Atelier eines Freundes zu wohnen und auf andere Gedanken zu kommen. Es ist kein Zufall, dass auch der Sommersitz ihres leiblichen Vaters Ernesto an der Amalfiküste liegt. Als Lia jedoch an der Villa klingelt, scheinen sich all ihre Hoffungen zu zerschlagen, denn ausgerechnet Raphael öffnet ihr die Tür. Er ist der Manager und Sohn von Ernesto und hat Lia bereits in London eine Abfuhr erteilt, weil er sie für eine Erbschleicherin hält. Lia möchte einfach wissen, wie der Mann so ist, der einiges zu ihrem Genpool beigetragen hat. Dass dieser nun mit seiner Patchworkfamilie seinen Sommer quasi in ihrer Sichtweite verbringt und sie dennoch nicht an ihn herankommt, schmerzt sie. Doch nach und nach muss auch Raphael erkennen, dass Lia die Wahrheit erzählt und er muss sich außerdem eingestehen, dass er diese Frau äußerst anziehend findet. Ob da mehr daraus wird? Mit ihrem mittlerweile elftem Band entführt Julie Caplin ihre Leserschaft an die wunderschöne Amalfiküste. Neben Sonne, Meer und jeder Menge Dolce Vita entspinnt sich dort eine mitreißende Geschichte über die Suche einer jungen Frau nach ihrer wahren Herkunft und ihren Wurzeln. Romantik und erotisches Knistern kommen auch dieses Mal nicht zu kurz. Fazit: wie alle Bände dieser Reihe garantiert auch dieser neue Band wieder eine kurzweilige unbeschwerte kleine Auszeit vom Alltag |
Carlsson Christoffer : Unter dem Sturm Schweden 1994: In einer Novembernacht brennt das Anwesen im kleinen südschwedischen Marbäck und bei den Aufräumarbeiten wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Es wird festgestellt, dass sie bereits tot war, als der Brand ausbrach. Der junge Polizist Vidar ist in der Nacht vor Ort und findet den jungen Erwachsenen Edvard in unmittelbarer Umgebung des Tatorts. Es kommt heraus, dass Edvard mit der Toten befreundet war und er hat ein sehr aufbrausendes Temperament. Für die Ermittler ist schnell klar, wer der Täter ist. Er wird verurteilt und kommt in Haft, sehr zum Leidwesen seines 7-jährigen Neffen Isaak, der die Sonntage genossen hat, an denen er mit seinem Onkel etwas unternehmen durfte. Zehn Jahre später sitzt der nun volljährige Isaak im Polizeirevier vor Vidar, weil er beschuldigt wird, etwas gestohlen zu haben. Nach und nach kommen Vidar Zweifel an der Täterschaft von Edvard und er ermittelt auf eigene Faust. Erst Jahre später, Vidar hat den Polizeidienst bereits an den Nagel gehängt, gibt es neue Erkenntnisse, die alles bisherige infrage stellen. Unter dem Sturm ist die erste Geschichte um den Ermittler Vidar, die sich über mehrere Jahrzehnte hinwegzieht. Der Handlungsstrang bewegt sich von 1994-2021. Der Autor schafft durch die gut angelegten Zeitsprünge nicht nur einen guten Kriminalroman zu entwerfen, sondern beschreibt auch die einzelnen Charaktere sehr detailliert. Nicht umsonst wird er in seiner Heimat Schweden mit Krimipreisen überhäuft. Fazit: toller Auftakt |
Carlsson Christoffer : Was ans Licht kommt Schweden 1986: die Polizei erhält einen Anruf von einem unbekannten Mann, der mitteilt, dass er in der Kleinstadt Tiarp eine Frau vergewaltigt hat und es wieder tun wird. Sven Jörgensson ist als Polizist als erster vor Ort und findet die Frau noch lebend vor. Er bringt sie in die nächstgelegene Klinik wo sie aber ihren Verletzungen erliegt. Zunächst hat die Polizei keine Kapazitäten für die Ermittlungen, da in der gleichen Nacht der schwedische Ministerpräsident Olof Palme in Stockholm erschossen wurde. Nur Sven nimmt sich der Sache an und versucht herauszufinden, wer der mysteriöse Mann ist und wie er gestoppt werden kann. Bereits kurze Zeit später wird eine junge Frau vermisst und es geht ein erneuter Anruf bei der Polizei ein, bei dem der Täter mitteilt, dass das Opfer nicht wieder auftauchen wird. Was ans Licht kommt ist der zweite Teil der Reihe um den Polizisten Vidar. In diesem Fall geht es vor allem um sein Verhältnis zu seinem Vater Sven, der ebenfalls bei der Polizei gearbeitet hat. Der Autor schafft es, das Vater-Sohn-Verhältnis sehr detailliert zu beschreiben sowie auch die anderen Charaktere. Wie bereits im ersten Teil handelt es sich um einen Kriminalroman, wobei die Lösung des Falls weniger im Mittelpunkt steht als die Beschreibung der einzelnen Protagonisten und deren Situation. Fazit: gelungene Fortsetzung |
Carlsson Christoffer: Wenn die Nacht endet Nach einer Party von jungen Menschen wird 1999 in einer kalten Winternacht der 18-jährige Mikael Söderström erschlagen im Kofferraum eines Autos aufgefunden. Ist etwa einer der Partygäste ihm gefolgt oder gab es auf der Party Streit wegen Geld? Aber niemand im Dorf will glauben, dass einer der Jugendlichen der Täter sein könnte. Bei den ersten Ermittlungen stößt die Polizei auf Killian Persson und Sander Eriksson, die beide die Party gemeinsam verlassen haben. Doch Beweise dafür gibt es nicht. Als Killian kurze Zeit später tödlich verunglückt verläuft die Ermittlung im Sande. Mehr als 20 Jahre später wird Mikaels jüngerer Bruder ermordet. Die Ermittlungen übernimmt jetzt Vidar Jörgensson. Seine Ermittlungen zeigen sehr schnell, dass alles mit allem zusammenhängt und er zu den Ereignissen von früher zurückkommen muss, wenn er die Geschehnisse der Gegenwart verstehen will. Der dritte Band der Reihe ist wieder ein grundsolider Kriminalroman, der zwei Zeitebenen bespielt. 1999, als nach einer Party ein junger Mann erschlagen wurde und 2022, als nach einer Beerdigung der Bruder des früheren Opfers getötet wurde. Die einzelnen Charaktere werden sehr detailliert dargestellt, was leider manchmal etwas langatmig ist. Fazit: solider Krimi |
Clarke Lucy: One of the girls Eigentlich wollte Lexi eine ganz bescheidene Hochzeit, doch ihre beste Freundin Bella nimmt ihre Rolle als Trauzeugin mehr als ernst und organisiert einen Junggesellinnenabschied auf der griechischen Insel Aegos. Über Fen, Bellas Partnerin, deren Tante eine traumhafte Villa in Alleinlage besitzt, können die Frauen ein verlängertes Wochenende vor Traumkulisse verbringen. Mit von der Partie ist auch noch Robyn, ebenfalls eine der besten Freundinnen von Lexi. Um ihre künftige Schwägerin besser kennenzulernen, hat Lexi auch noch Eleanor, die Schwester ihres Zukünftigen, eingeladen. Und die sechste im Bunde ist Ana, mit der Lexi zwar noch nicht so lange befreundet ist, deren Verbindung aber sehr stark zu sein scheint. Im Laufe der Geschichte tun sich wahre menschliche Abgründe auf und ein ganzes Netz voller Geheimnisse, Lügen und Intrigen beginnt, sich Stück für Stück aufzulösen. Alles steuert auf einen finalen Höhepunkt hin, der mit einer Leiche endet. Fazit: höchstspannend und sehr gut konstruiert! |
Clarke Lucy : The Hike Wie jedes Jahr machen die Freundinnen Maggie, Liz und Helena zusammen Urlaub, um den Alltag zu entfliehen. Joni, die vierte im Bunde und vielbeschäftigte Musikerin hat sich in letzter Zeit rar gemacht. Niemand geht davon aus, dass sie mitkommen wird. Nach "One of the girls" legt Lucy Clarke nun einen weiteren sehr gut konstruierten und spannenden Roman vor, in dem ein paar Frauen an einen Ort reisen und dort Schreckliches erleben müssen. Die Vielschichtigkeit der Charaktere sowie die Beziehungen der Personen untereinander sind wieder so gut herausgearbeitet, dass man jede Seite des Buches genießt. Fazit: spannend und atemberaubend - wie die Natur, in der die Geschichte spielt |
Clarke Lucy : The Surf House Bei einem Auftrag in Marokko schmeißt Model Bea alles hin und verlässt Hals über Kopf das Hotel. Doch Marrakesch ist ein gefährliches Pflaster und nach einer traumatischen Situation hat Bea nur noch, was sie am Leib trägt. Den Start in ihre Auszeit hätte sie sich zwar anders vorgestellt, aber als sie ein Job- und Unterkunftsangebot erhält, nimmt sie das dankbar an. An einem malerischen Ort am Meer betreibt Marnie zusammen mit ihrem Partner Ped das Surf House. Unter den Surfern herrscht angenehme Stimmung und schon bald fühlt sich Bea dort wohl. Doch der Vorfall in Marrakesch hat ein Nachspiel, was Bea enorm unter Druck setzt. Marnie hilft ihr zwar wo sie kann, doch nach und nach kommt ans Licht, dass es an diesem wunderschönen Ort auch im wahrsten Sinne Risse in der Fassade gibt. Als im Surf House dann auch noch der Bruder einer vor einem Jahr spurlos verschwundenen Touristin auftaucht, stellt Bea für ihn Nachforschungen an. Der mittlerweile dritte Destination-Thriller aus der Feder von Lucy Clarke führt dieses Mal nach Marokko. Mitten im Surferparadies tut sich dann die Hölle auf: Lügen, Betrug, und tiefste menschliche Abgründe. Die ohnehin total spannende Geschichte nimmt zum Ende hin auch noch eine völlig unerwartete Wendung. Dieser Plot Twist beweist, dass hier jemand sein Handwerk beherrscht. Fazit: so spannend, dass man das Buch nicht mehr weglegen mag, bis man alles gelesen hat |
Clarke Norie : Neuanfang in Notting Hill Jess hatte einen Traum: eine eigene Wohnung besitzen. Dieser Traum ist aber zerplatzt wie eine Seifenblase, weil sich ihr Ex-Freund die Anzahlung unter den Nagel gerissen hat und abgetaucht ist. Dass Jess von ihrer Freundin Debs aufgenommen wurde und im künftigen Kinderzimmer schlafen darf ist zwar eine gute Zwischenlösung, aber allen ist klar, dass sich Jess auf die Suche nach einer anderen Bleibe suchen muss. Da wirkt es fast wie ein Geschenk des Himmels als Jess auf das Zeitungsinserat von Joan aufmerksam wird. Die 80-jährige lebt allein in einem süßen Häuschen in Notting Hill und sucht eine Untermieterin, damit sie sich nicht mehr so einsam fühlt. Da sich die beiden auf Anhieb gut verstehen, bilden sie schon bald eine sehr ungewöhnliche Wohngemeinschaft. Joan versteht allerdings nicht, warum Jess so viel online ist. Kurzerhand beschließen die beiden, dass Jess eine Weile offline geht, wenn Joan dafür online geht. Vielleicht ist das ja eine Chance für die etwas vereinsamte Frau. Je länger die beiden zusammenleben, desto mehr erfahren sie auch voneinander. Dass Joan aufgrund des Widerstands ihrer Eltern die Liebe ihres Lebens aufgegeben hat und stattdessen eine arrangierte Ehe einging, erschüttert Jess. Sie merkt, wie sehr Joan nach all den Jahren immer noch nicht damit abgeschlossen hat und beginnt Nachforschungen anzustellen. Nebenbei beginnt sie - wie Joan es früher auch getan hat - sich über eine Zeitungsannonce mit einem Mann auszutauschen, der ihr von Nachricht zu Nachricht sympathischer wird. Er scheint für sie und ihre Situation Verständnis zu haben, doch wer ist dieser Mister PO Box? Nebenbei muss Jess nämlich um die Zukunft ihres Arbeitsplatzes bangen. Das alte Kino soll verkauft und zu einem Co-Working-Space werden. Ausgerechnet Joans Sohn Ed stellt sich als der Kaufinteressent heraus, was für einige angespannte Begegnungen zwischen Jess und ihm sorgt. Doch schon bald ist absehbar, dass es für alle Beteiligten ein Happy End geben könnte. Das Buch ist eine richtige Wohlfühlgeschichte. Zwar ist relativ schnell klar, worauf das Ganze hinauslaufen wird, aber es macht doch Spaß, bis zum Schluss weiterzulesen. Durch die eingestreuten Nachrichten von damals springt man immer wieder zurück in die Vergangenheit und erfährt mehr über Joan und ihre große Liebe. Diese Sprünge machen das Buch zu einer kurzweiligen Lektüre. Fazit: eine herzerwärmende leichte Geschichte für den Sommer |
Cognetti Paolo : Das Glück des Wolfes Dass die Berge eine gewisse Anziehungskraft besitzen, ist unumstritten. Wie unterschiedlich die Beweggründe, sich dort aufzuhalten allerdings sind, erzählt dieses Buch. Im Hochgebirgsdorf Fontana Fredda kreuzen sich die Lebenswege ganz verschiedener Menschen. Der Stadtmensch Fausto genießt die Ruhe hier und arbeitet als Hilfskoch in einem Touristenlokal. Dort lernt er auch die viel jüngere Silvia kennen, die als Kellnerin arbeitet. Die beiden werden ein Paar, sind sich sehr nah und scheinen auch glücklich zu sein. Während Fausto in seinem Leben schon viele Gipfel erklommen hat und eher nach einem Ort sucht, an dem er sich dauerhaft niederlassen kann, will Silvia noch viel erleben und träumt von den richtig hohen Bergen. Als sie ihren Job in einer sehr hoch gelegenen Schutzhütte im Monte-Rosa-Massiv annimmt, sehen sich die beiden zwar nicht mehr so häufig, aber so oft es geht, nimmt Fausto den beschwerlichen Weg nach oben auf sich, um mit Silvia zusammen zu sein. Ob das mit den beiden auf Dauer gut gehen kann? Paolo Cognetti erzählt in vielen kurzen Kapiteln vom Leben und von den Menschen in dieser Hochgebirgsregion. Dabei formuliert er so, dass man das Gefühl hat, die Stille und Ruhe der Berge lege sich während des Lesens über einen. Im Zentrum der Geschichten stehen Menschen, die auf der Suche sind. Ob nach Freiheit, Liebe, Freundschaft, Verbundenheit, Heimat oder innerer Einkehr - jeder scheint auf jeden Fall im Einklang mit der Natur leben zu wollen. Mit fast kindlichem Staunen beschreibt Cognetti einzelne Details des Lebens in dieser oft auch sehr unwirtlichen und einsamen Gegend. Fazit: ein ruhiges, poetisches Buch über die Kraft der Natur |
Comey James: Nichts als die Wahrheit |
Conrath Martin: Kohle, Stahl und Mord: Das 13. Opfer Kumpel in der Zeche Ludwig finden nach einem Steinschlag die Knochen von Menschen. Hauptkommissarin Elin Akay hat Bereitschaft und wird informiert, denn bei einem gefunden Kopf findet sich ein Einschussloch. Sie weiß bereits beim Anruf, dass es sich höchstwahrscheinlich um das „Wandernde Dutzend“ handelt. Vor Jahrzehnten wurden zwölf Bergmänner im Füllort der Zeche verschüttet. Aber der Gerichtsmediziner findet nicht zwölf Skelette, sondern dreizehn. Das dreizehnte Opfer starb durch einen Kopfschuss. Der Bergmann Werner Flemming war damals einer der Geretteten und wird durch den neuerlichen Fund retraumatisiert und psychiatrisch untergebracht. Elin Akay zieht ihre Bekannte und forensische Psychiaterin Jana Fäller als Beraterin hinzu. Sie ist noch jung, aber bereits eine sehr angesehene Person auf ihrem Gebiet. Noch dazu war ihr Vater damals beim Grubenunglück auch mit dabei. Aber wie kommt das 13. Opfer in den Berg? Der Krimi ist der Einstieg in eine neue Reihe. Die beiden Frauen Elin und Jana sind tough und jede in ihrem Gebiet klasse. Sie ergänzen sich und sich doch verschieden. Der Autor entspinnt einen tollen Plot, der auch einen Einblick in die Vergangenheit bietet, als das Ruhrgebiet von Steinkohle und Bergbau geprägt war. Wendungen und Zeitsprünge sind gut abgestimmt, sodass die Lektüre unterhaltsam und spannend zugleich ist. Fazit: ein guter Ruhrpott-Krimi |
Cors Benjamin : Krähentage Mit der Gruppe 4 wurde eine neue Einheit zur Aufklärung von Serienstraftaten gegründet. Das Ermittlerteam Jakob Krogh und Mila Weiss leitet das Team. Die beiden müssen aber einander selbst erst näher kennenlernen, um gut zusammenarbeiten zu können. Auch der Rest des Teams, der aus eigenwilligen Persönlichkeiten besteht, muss erst noch zusammenwachsen. Doch für solches Vorgeplänkel bleibt keine Zeit. Gleich am ersten Arbeitstag werden sie mit der Leiche einer alten Frau konfrontiert. Der Fall gibt große Rätsel auf, denn mehrere Zeugen behaupten felsenfest, die Frau noch gesehen zu haben, obwohl sie laut Obduktionsbericht da schon längst tot war. Wenig später gibt es einen weiteren Toten: ein Student, der ebenfalls noch nach dem Todeszeitpunkt lebend gesehen worden ist. Dieses Buch hat alles, was ein guter Thriller braucht: tolle Ermittler, die mit ihren eigenen Abgründen zu kämpfen haben, eine krasse Mordserie mit äußerst schockierenden Details und ein psychopatischer unberechenbarer Täter, der keine Gnade kennt. Von Anfang an treibt Cors die Spannung immer weiter auf die Spitze und liefert gegen Ende noch eine erstaunliche Enthüllung. Im Epilog übertrifft er sich dann selbst und liefert zum Schluss einige beunruhigende Zeilen, die nochmals Gänsehaut verursachen. Fazit : ein Pageturner, der nichts für schwache Nerven ist. |
Cors Benjamin : Aschesommer Eine merkwürdige Todesanzeige führt die Ermittler der Gruppe 4 zu zwei Leichen, die in einer wohl eigens gebauten Kältekammer erfroren sind. Und das in einer Zeit, in der eine brütende Hitze allen zu schaffen macht. Die mit Asche hinterlassene Botschaft "Das Sterben hat begonnen" gibt den Chefermittlern Jakob Krogh und Mila Weiss zunächst Rätsel auf. Da der Tote Paläontologe war, finden die beiden heraus, dass der Mord mit den erdgeschichtlichen Entwicklungen zu tun haben muss. Beunruhigend ist, dass es insgesamt fünf solche große Sterben gab, es also weitere Tote geben wird. Die Spur führt zu Jan-Christian Bode, dem Vorgänger des getöteten Wissenschaftlers. Bode hat auf grausame Weise zwei Studenten und seine Frau getötet und ist seither in Weilersgrund, einer Klinik für forensische Psychiatrie untergebracht. Als dann auch noch die Richterin, die Bode damals verurteilt hat, tot aufgefunden wird, ist klar, dass es sich hier wohl um einen persönlichen Rachefeldzug handelt. Doch wie soll Bode das von einer geschlossenen Einrichtung aus geschafft haben? Unter Hochdruck versucht die Gruppe 4 weitere Hinweise zu finden. Nach Krähentage hat die Gruppe 4 einen neuen Fall und scheint es wieder mit einem Psychopathen zu tun zu haben. Erneut schafft es der Autor mit einer höchstspannenden Geschichte rund um einen äußerst perfiden Plan einen Thriller vom Feinsten zu liefern. Äußerst überraschend ist auch die Auflösung, die die ganze Story dann aber zu einer runden Sache werden lässt. Eine total gelungene Fortsetzung und man darf gespannt sein, auf den nächsten Fall. Fazit: Nervenkitzel und Gänsehaut vom Anfang bis zum Ende |
Da Silva Mariana : Südlich von Porto lauert der Tod Eigentlich ist Ria Almeida nur in Portugal, um an der Beerdigung ihres geliebten Großvaters teilzunehmen. Sie hat vor, nach der Beerdigung noch zu bleiben und ein bisschen Zeit mit ihrer Verwandtschaft zu verbringen. Was keiner weiß: sie muss sich in dieser Auszeit auch klar werden, ob sie wirklich weiterhin als Polizistin in Stuttgart arbeiten möchte. Dort ist einiges Unschönes vorgefallen und vorerst reicht es Ria mit der Polizeiarbeit. Doch dann gibt es plötzlich einen mysteriösen Todesfall im beschaulichen Torreira. Der Dorfpolizist João, der noch dazu der Mann von Rias Cousine ist, scheint heillos überfordert zu sein. Als der Leichnam dann auch noch spurlos verschwindet, ist allen klar, dass es sich wohl doch um einen Mord gehandelt hat und der Täter Spuren verwischen will. Ehe Ria weiß wie ihr geschieht, steckt sie schon mittendrin in den Ermittlungen und selbst der leitende Kommissar aus dem nächstgrößeren Ort geht davon aus, dass sie offiziell zum Team gehört. Der ist ein richtiges Ekel und auch wenn João und Ria wissen, dass es sie in Teufelsküche bringen wird, lösen sie das Missverständnis nicht auf. Gemeinsam entwirren sie die Lebensumstände der Toten und kommen dem Täter Stück für Stück näher. Dieses Buch ist ein sehr gelungener Auftakt für eine neue Regionalkrimi-Reihe, die in Portugal spielt. Dass die Autorin selbst portugiesische Wurzeln hat, merkt man. Fazit: schöner Reihenauftakt - man darf auf den zweiten Teil gespannt sein! |
Da Silva Mariana : Südlich von Porto wartet die Schuld Ria Almeida hat ihr Leben in Deutschland ganz hinter sich gelassen und ist nach Torreira in Portugal gezogen, wo auch ihre Verwandtschaft lebt. João, der Mann ihrer Cousine ist dort Dorfpolizist und Ria ist nun ganz offiziell Mitarbeiterin der Polizeistelle - wenn auch nur für Sekretariatsaufgaben. Nur mit dem Umzug in die eigene Wohnung hat es noch nicht geklappt und als die Leiche eines Mannes in den Dünen gefunden wird, scheint es auch so, als müsste das noch eine ganze Weile warten. João braucht Rias Hilfe, weil die Gruppe Naturschützer, die auf den Toten gestoßen ist, sich als schwierig erweist. Ob jemand aus der Gruppe mit den Tod des Mannes zu tun hat? Ria bittet den Kommissar Joaquim Baptista aus Aveiro um Hilfe. Der winkt zunächst ab, weil der große Prozess gegen den von ihm dingfest gemachten Drogenhändler ansteht. Als sich aber herausstellt, dass es sich bei dem Toten ausgerechnet um den Richter handelt, der die Verhandlung führen sollte, ist Baptista zur Stelle. Hängt am Ende auch wieder der Drogenhändler mit in der Sache? Gemeinsam ermittelt der Kommissar mit Ria, João und auch wenn es ihm zunächst widerstrebt mit weiteren "externen" Beratern. Das Buch ist eine sehr gelungene Fortsetzung. Wie schon im ersten Band sind das Cover und die einzelnen Kapitelüberschriften schön gestaltet. Man lernt nebenbei auch ein wenig Portugiesisch und fühlt sich Land und Leuten näher. Die Geschichte an sich ist gut konstruiert und erhält die nötige Balance zwischen Spannung und Lokalkolorit. Fazit: ein schön zu lesender zweiter Band |
De la Motte Anders, Nilsson Måns : Der Tod macht Urlaub in Schweden Peter Vinston, seines Zeichens Mordermittler in Stockholm, soll sich im beschaulichen Österlen eigentlich nur erholen. Noch hat er keine Ergebnisse von den Ärzten, was es mit den merkwürdigen Schwindelanfällen auf sich hat, mit denen er immer wieder zu kämpfen hat. Er nutzt diese Auszeit, seine Tochter Amanda, die mit der Mutter und deren neuem Mann in Österlen lebt, zu besuchen. Diese ahnt nichts von den gesundheitlichen Problemen des Vaters und freut sich einfach, ihn wiederzusehen. Dieses Buch ist der gelungene Auftakt einer neuen Krimireihe. Für eingefleischte Krimifans mag die Geschichte etwas zu harmlos und putzig daherkommen, aber für alle Fans von Krimis, in denen das Lokalkolorit gerne im Mittelpunkt stehen darf, ist das Buch genau das richtige. Wer schräge Charaktere mag, kommt hier ebenfalls auf seine Kosten. Fazit: ein unterhaltsamer schwedischer Wohlfühlkrimi |
Dix Elsa: Der tote Rittmeister |
Eisfeld Kilian: Wahnspiel Im Herbst 2017 wird in Heidelberg die junge Studentin Michelle von Lukas Schneider so schwer misshandelt, dass sie später stirbt. Die Tat wird auf Video aufgenommen und erhält im Netz jede Menge Klickzahlen. Nach längerer Fahndung wird Lukas gefasst und zu einer Jugendstrafe verurteilt. Derjenige, der die Kamera damals hielt wird nicht überführt, auch wenn die Ermittler davon ausgehen, dass es sich um Lukas' Kumpel handelt. Der erste Krimi von Kilian Eisfeld entwickelt einen Sog, der bei jedem Krimifreund das Herz höher schlagen lässt. Nach den ersten hundert Seiten glaubt man die Geschichte kapiert zu haben und fragt sich, was wohl noch kommen soll, aber nach und nach wird klar, dass es jetzt erst richtig losgeht. Die einzelnen Charaktere - allen voran die beiden Polizisten Sofija Marković und Alex Schwerdt - machen den Thriller zu einem absoluten Lesevergnügen. Fazit: tolles Buch, aber Vorsicht: absolut nichts für Zartbesaitete |
Engberg Katrine : Glutspur - die Wurzeln des Schmerzes Liv Jensen war Polizistin, hat ihre Stelle aber nach einem Vorfall aufgegeben und versucht nun, sich in Kopenhagen als Privatdetektivin zu etablieren. Ein Glücksfall, dass im Haus eines Bekannten eine Kellerwohnung frei geworden ist, in die Liv einziehen kann. Die Krisenpsychologin Hannah Leon wohnt dort wieder bei ihrem Vater, seit sich ihr Bruder das Leben genommen hat. Dies ist ein toller Reihenauftakt, der die verschiedenen Lebensgeschichten von Hannah, Liv und Nima in einem spannenden Fall zusammenlaufen lässt, den sie letztlich trotz ihrer Unterschiedlichkeit irgendwie zusammen lösen. Ein neues Ermittlerteam ist also geboren und man darf sich auf die nächsten Bände freuen. Das Buch ist spannend geschrieben, die Geschichte vielschichtig und mit einigen überraschenden Wendungen versehen. Kurzum, alle Krimifans dürften hier auf ihre Kosten kommen. Fazit: interessante Charaktere, eine superspannende Story und jede Menge nordische Düsternis - ein toller Auftakt! |
Eckardt Tilo : Gefährliche Betrachtungen - Der Fall Thomas Mann Dass Žydrūnas Miuleris sich im kleinen Dorf Nidden aufhält ist kein Zufall. Thomas Mann verbringt zusammen mit seiner Familie den Sommer an der Kurischen Nehrung. Miuleris möchte die Buddenbrooks ins Litauische übersetzen und nach einer Zufallsbegegnung am Strand scheint der Nobelpreisträger den jungen Mann als angenehme Urlaubsbekanntschaft zu sehen. Als ein brisantes Redemanuskript des Autors verschwindet und Miuleris dabei eine nicht ganz unbedeutende Rolle spielt, arbeiten die beiden Männer wie Sherlock Holmes und Watson zusammen und machen sich auf Spurensuche. 1930 ist der Nationalsozialismus bereits am erstarken und kritische Stimmen können fatale Konsequenzen haben - noch dazu, wenn es sich um eine von der Öffentlichkeit sehr beachtete Person wie Thomas Mann handelt. Aber werden der etwas weltfremd anmutende Autor und der tollpatschige "Müller" wie er von allen genannt wird, das Schlimmste verhindern können? Diese Geschichte ist zwar als Kriminalroman angekündigt, aber der Fall an sich steht gar nicht so im Mittelpunkt. Vielmehr geht es um ein Sittenbild der damaligen Gesellschaft. Es waren bewegte Zeiten damals, Vieles war im Umbruch und selbst vor so einem malerischen Ferienort, der sogar eine Künstlerkolonie beherbergte, machten die politischen Entwicklungen nicht Halt. Die etwas weltfremde, kauzige Art des Nobelpreisträgers Mann wird sehr amüsant dargestellt und auch die Einblicke in das Verhältnis zu seiner Frau Katia und den Kindern sind interessant. Auch wenn die Geschichte fiktiv ist, wird doch deutlich, dass so manche Details tatsachenbasierend sind. Fazit: ganz interessant und unterhaltsam, aber eben kein richtiger Kriminalroman |
Engelmann Gabriella: Ich dachte schon, du fragst mich nie |
Engelmann Gabriella : Die Bücherfrauen von Listland - Der Gesang der Seeschwalben Journalistin Anna betreibt einen erfolgreichen Podcast über Bücherfrauen. Die Folge um Fenja Lorenzen von der Insel Sylt ist dabei am besten angekommen. Auf Vorschlag ihrer Verlegerin will Anna nun nochmals mit Fenja sprechen um ein Buchprojekt voranzutreiben. Doch als Anna auf Listland, dem magischen Ort ganz im Norden der Insel ankommt, ist Fenja spurlos verschwunden. Sie trifft neben zahlreichen Schafen und anderen Tieren nur deren Tochter Elisa dort an. Als einsetzender Starkregen den Dachboden unter Wasser setzt, versuchen die beiden Frauen zu retten, was zu retten ist. Dort lagerten nämlich zum Teil sehr wertvolle Bücher mit Inselbezug. Auch Fenjas Sohn Eric hilft tatkräftig mit und als sie in einem morschen Balken ein Versteck mit mysteriösem Inhalt finden, ist dies die Initialzündung für weitere Nachforschungen rund um die Familie die zurückreichen in die Zeit des zweiten Weltkriegs mit all ihren dramatischen Ereignissen. Doch wo steckt Fenja und wird sie sich an der Spurensuche beteiligen? Diese Geschichte kombiniert den grandiosen Schauplatz des Sylter Inselnordens mit der Leidenschaft für Bücher und einem leider sehr dunklen Kapitel der deutschen Geschichte. Durch Fenjas Familiengeschichte wird deutlich, welche Gräben die Ideologie der Nationalsozialisten durch Familien getrieben und wieviel Leid dadurch entstanden ist. Während sich dieser Band Fenjas Geschichte widmet, wird sich der bereits angekündigte zweite Band mit deren Schwester Martje befassen. Eine Fortsetzung auf die man sich wirklich freuen kann. Hoffentlich dauert es nicht zu lange bis zum Wiedersehen mit den Bücherfrauen von Listland. Fazit: toll geschrieben und einfach mitreißend |
Everett Percival : James Mark Twain hat mit 'Die Abenteuer des Huckleberry Finn' ein wichtiges Werk der Weltliteratur geschaffen. Aus der Sicht des Jungen Huck erzählt Twain vom Leben im Mississippigebiet, von Rassismus und Sklaverei. In James erzählt nun der Autor Percival Everett die Geschichte aus der Sicht des Sklaven Jim. Dieses Buch wird für Furore sorgen, denn es stellt das Bild der Sklaven - wie es bei Twain durchwegs transportiert wird - komplett auf den Kopf. Jim und seine Leidensgenossen sprechen bewusst in einem Idiom, dass sie weniger intelligent und gegenüber den Weißen minderwertiger erscheinen lässt. Sobald keine Weißen in der Nähe sind, sprechen sie untereinander ganz normal. Jim kann lesen und schreiben, ist also durchaus klüger als so mancher Weißer. Doch diese Umstände stellen ihn immer wieder vor große Herausforderungen als er mit Huck flieht. Die Idee, eine so bekannte Geschichte neu und noch dazu aus der Sicht eines bisher sträflich vernachlässigten Charakters zu schreiben ist wirklich ein Paukenschlag. Als ob die schwarze, versklavte Bevölkerung nun endlich nach langer langer Zeit eine gewichtige Stimme erhalten hätte. Fazit: dieses Buch wird für Furore sorgen |
Etzold Veit: Die Filiale Laura Jacobs ist Mitarbeiterin der BVG Bank in Berlin und bekommt einen Brief, in dem ihr der Arbeitgeber mitteilt, dass ihr Mietverhältnis beendet wird. Sie hat zusammen mit ihrem Mann Timo ein Haus gemietet, das ihrem Arbeitgeber, der BVG Bank gehört. Sie ist vor allem deshalb schockiert, weil kurze Zeit vorher, als sie Dienst an der Kasse schob, die Bank überfallen wurde. Es lag an ihr und ihrem umsichtigen Verhalten, dass das Ganze unblutig zu Ende ging. Die Filiale bildet den Auftakt einer neuen Reihe von Veit Etzold, der in der Presse als deutscher Dan Brown gefeiert wird. Das Buch hat alles, was der Thriller-Fan liebt: eine taffe Protagonistin, einen spannenden Plot und einen Cliffhanger, der einen zunächst sprachlos das Buch zuschlagen lässt. Beim Lesen des Buches wird einem an vielen Stellen klar, wie das Immobilien- und Finanzsystem der Banken und Investmentfirmen funktioniert. Auf unterhaltsame Weise erfährt man vieles über das Finanzsystem und wird am Ende möglicherweise noch zaghafter sein, ins Aktiengeschäft einzusteigen. Fazit: spannend und abwechslungsreich bis zur letzten Seite |
Etzold Veit: Die Zentrale Laura Jacobs, junge stellvertretende Filialleiterin bei der BWG-Bank in Berlin wird zur Zentrale in Frankfurt abgeordnet. Dort soll sie zusammen mit Linus und Jana verschiedenen Ungereimtheiten in der Bank nachgehen. Kaum dort angekommen erreicht das Team die Nachricht, dass Thomas Fischer, ein wichtiger Mitarbeiter der Bank, in Untersuchungshaft Selbstmord begangen hat. Doch Laura ist skeptisch, hat sie doch Fischer über längere Zeit erlebt. Sie geht der Sache nach und gemeinsam mit Linus, der vom BKA abgeordnet ist, erfahren sie, dass die Außenstelle in Liechtenstein einige Unklarheiten hervorruft. Sie machen sich auf den Weg nach Liechtenstein und sind mehr als überrascht, was sie dort vorfinden. Doch bereits kurze Zeit später ist der Außenstellenleiter tot. Sie fliegen zunächst weiter nach London und dann nach Berlin. Hier überschlagen sich die Ereignisse, denn nach einem persönlichen Treffen von Laura mit dem Vorstandsvorsitzenden der Bank ist dieser tot und sie steht unter Mordverdacht. Der zweite Teil der Serie schließt an die Ereignisse an, die in der „Filiale“ passierten. Im Mittelpunkt steht die junge Bankerin Laura Jacobs, die zusammen mit ihrem Mann Timo in Berlin lebt. Die Welt der Banken und Finanzen wird sehr realistisch dargestellt und Veit Etzold erschafft eine Spannung, die das Weglegen des Buches fast nicht möglich macht. Geschickt schließt er den Thriller auch ab. Hoffentlich dauert es nicht zu lange bis der Teil drei erscheint. Fazit: erneut Spannung pur |
Faber Toby: 869 - Die einzige Zeugin Bei diesem Thriller-Erstlingwerk schafft es der Autor Toby Faber den Leser relativ schnell zu begeistern. Es beginnt gleich mit einem rasanten Wettlauf in den Tunneln der Londoner U-Bahn. Erst später wird zurückgeblickt, bis man schließlich wieder bei der Handlung ankommt und der Thrill weitergeht. Faber schafft es, durch verschiedene Wendungen immer wieder Verblüffung zu erzeugen. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Fazit: Ein tolles Erstlingswerk - von diesem Autor möchte man gerne viel mehr lesen! |
Fagerlund Jenny : 24 gute Taten Die Vorweihnachtszeit ist für Emma das Allerschlimmste. Je näher der Heiligabend rückt, desto schlechter geht es ihr. Vor zwei Jahren kam nämlich ihre große Liebe Niklas bei einem Autounfall an Heiligabend ums Leben und Emma gibt sich dafür die Schuld. Sie scheint so in ihrer Trauer gefangen, dass sie gar nicht bemerkt, wie sehr ihr kleines Dekorationsgeschäft in die finanzielle Schieflage geraten ist. Emmas Schwester Magda lässt nicht locker und zwingt Emma geradezu, wieder aktiver zu werden und sich mehr zu engagieren. Doch als sie vorschlägt, Emma solle doch Kurse in Töpfern oder Ähnliches machen, ist das einfach zu viel. Emma hat dann eine viel bessere Idee: bis Weihnachten möchte sie 24 gute Taten vollbringen. Es beginnt damit, dass sie sich mit der gebrechlichen Lilian, ihrer Nachbarin, anfreundet und ihr Hilfe anbietet. Nach und nach lernt Emma mit jeder guten Tat liebenswerte Menschen kennen und wagt sich Stück für Stück aus ihrem Schneckenhaus, in das sie sich so lange zurückgezogen hatte. Als sie Adam hilft, sein Auto aus einer Schneewehe zu schieben, reagiert dieser ganz und gar nicht dankbar. Dieses Buch passt perfekt in die Adventszeit, denn Emmas Projekt mit den 24 guten Taten ist wie ein ganz spezieller Adventskalender. Mit ganz viel Empathie für ihre Figuren erzählt Jenny Fagerlund eine Geschichte über Geschwisterliebe, Freundschaft, Solidarität und Mitmenschlichkeit. Oft sind es kleine Dinge, mit denen man gute Taten vollbringen kann. Gutes Tun tut jedem gut - vielleicht auch eine Inspiration für den ein oder anderen Leser. Fazit: Dieses Buch ist ein echter Glücksfall - unbedingt in der Vorweihnachtszeit lesen! |
Fagerlund Jenny : 24 Wege nach Hause Petra ist mit ihrem Friseursalon gescheitert, hat ihre Wohnung verloren und fährt mit Sack und Pack nach Nyponviken, einem kleinen Dorf im Süden Schwedens. Charlie, ihre Nichte, für die sie nach dem Tod ihrer Schwester verantwortlich ist, begleitet sie. Für das Mädchen, das noch sehr mit dem Tod der Mutter zu kämpfen hat, ist der Wegzug aus der Stockholm mitten ins Niemandsland eine zusätzliche Belastung. Doch letztlich scheint das im Moment für die beiden die einzige Zufluchtsmöglichkeit zu sein. Petras Eltern gehört nämlich offenbar die Wohnung auf dem Hof, der auch eine Gärtnerei beherbergt. Die Eigentümerin Viveca empfängt die beiden Neulinge mit offenen Armen. Als Petra eines Tages einen mysteriösen Adventskalender vor ihrer Tür findet, beginnt damit eine Reise in die Vergangenheit, bei der sie mehr über sich herausfindet, als ihr vielleicht lieb ist. In jedem Fall lernt Petra aber durch diesen Kalender das Dorf, seine Bewohner und die nähere Umgebung kennen. Dann taucht allerdings ihr Ex-Freund Nick auf und mit ihm die unschönen Erlebnisse der jüngsten Vergangenheit. Nach "24 gute Taten" ist dieses Buch wieder eine sehr schöne und unterhaltsame Lektüre für die Vorweihnachtszeit. Der Adventskalender, den die Protagonistin Petra geschenkt bekommt, steht zugleich auch für die Auflösung eines ganz großen Familiengeheimnisses. Im Laufe der Erzählung wird deutlich, wie wichtig familiärer Zusammenhalt, Freundschaft und Gemeinschaft sind. Und dass es nichts Schöneres gibt, als das Gefühl, irgendwo richtig zuhause zu sein. Fazit: das perfekte Buch für die Adventszeit |
Falk Rita : Rehragout-Rendezvous Das darf doch nicht wahr sein! Die Oma streikt. Und das so kurz nach Heiligabend. Sie mag nicht mehr kochen, putzen und all das tun, was sie so viele Jahre lang wie selbstverständlich erledigt hat. Stattdessen will sie es sich nun gut gehen lassen und das Leben genießen. Damit hat der Rest der Familie erstens nicht gerechnet und zweitens auch so seine Probleme. Mit vereinten Kräften schaffen sie es dann, den Laden irgendwie am Laufen zu halten. Der Leopold, der ohnehin ein seelisches Tief hat, weil seine Familie in Thailand weilt, entwickelt sich zum Kochkünstler. Wenigstens etwas. Da der Bürgermeister verletzungsbedingt ausfällt, sieht Susi als seine Stellvertreterin ihre große Chance gekommen. Endlich wittert sie die Gelegenheit, in Niederkaltenkirchen wirklich etwas zu bewegen. Nicht nur optisch entwickelt sie sich zur Karrierefrau, was der Franz Eberhofer auch durchaus sexy findet. Nicht so toll findet er die Zudringlichkeit der Mooshammer Liesl, die ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf den spurlos verschwundenen Bauern Steckenbiller hinweist. Ob das damit zusammenhängt, dass die beiden früher mal ein Paar waren? Nebenbei hat der Franz aber auch noch eine andere Baustelle. Der Simmerl-Metzger und seine Frau Gisela wollen ihren Sohn Max vor dem großen Fehler bewahren, sich einer viel älteren Frau an den Hals zu werfen und zählen voll auf Eberhofers Unterstützung. Als der nicht so recht in die Gänge kommen mag, weigern sich die beiden einfach, ihm seine geliebten Leberkässemmeln als Brotzeit zu verkaufen. Lange wird der Franz das also wohl nicht durchhalten. Als dann plötzlich ein Goldzahn auf einem Acker gefunden wird, kommt Schwung in die Ermittlungen und auch der Rudi Birkenberger ist wieder total in seinem Element. Mit einem pensionierten Leichenspürhund macht er sich ans Werk. Ob er das Geheimnis um den Goldzahn so lüften kann? In seinem elften Fall hat der Eberhofer gleich wieder mehrere Baustellen auf einmal. Zum einen das familiäre Chaos hervorgerufen durch den Streik der Oma, dann der ominöse Vermisstenfall und nicht zuletzt wieder die Frage, ob man sich in die familären Angelegenheiten der besten Freunde einmischen soll. Man hat es nicht leicht als Dorfsheriff. Zwar gab es schon bessere Geschichten rund um den Eberhofer, aber mittlerweile sind einem die einzelnen Charaktere schon so ans Herz gewachsen, dass man darüber hinwegsehen kann. Fazit: ein lustiges Wiedersehen mit Eberhofer und Co. |
Falk Thilo : White Zero - die Kälte ist dein Tod In Deutschland sowie in weiten Teilen Mitteleuropas herrschen seit Monaten Minusgrade. Die Medien sprechen von einer neuen Eiszeit. Niemand kann sich erklären, weshalb diese anhaltende Kälte herrscht. Und die dauerhaften extremen Minusgrade führen zum Erliegen weiter Teile der Infrastruktur. Nebenbei wird deutlich, dass auch die Gebäude - insbesondere die älteren in der ehemaligen DDR - solchen Temperaturen nicht mehr standhalten und eine zusätzliche Lebensgefahr für die Bevölkerung darstellen. Die Bundesregierung hat einen Krisenstab ins Leben gerufen. Dr. Jana Hollmer ist Geophysikerin und soll mit ihrer Expertise helfen, der Ursache auf den Grund zu gehen. Doch auch sie kann es sich nicht erklären. Erst als der Niederländische Reeder Titus van Dijk nach Berlin reist und Kontakt mit Jana aufnimmt, scheinen die beiden der Ursache auf die Spur zu kommen. Letztlich geht es dann darum, ob sie es verhindern können, dass Deutschland und damit auch Mitteleuropa dauerhaft in Kälte versinken. Die Spur führt die beiden und Janas Lebensgefährten in den Tschad, wo ein skrupelloser Geschäftsmann aus China eine Mine betreibt, in der solch unmenschliche Zustände heißen, dass sie von allen nur Hellhole genannt wird. Die deutsche Regierung ist äußerst zurückhaltend, weil sie diplomatische Schwierigkeiten fürchtet. Einzig eine Flugmöglichkeit und ein Fahrzeug werden ihnen gestellt. Thilo Falk beschreibt in diesem Buch ein Szenario, dass einem wortwörtlich das Blut in den Adern gefrieren lässt. Schließlich weiß niemand so genau, was die Klimaveränderung auf unserem Kontinent noch alles mit sich bringen wird. Geschickt verbindet er unterschiedliche Erzähltstränge, die jeweils auf die Lebenssituation bestimmter Menschen eingehen, miteinander. Mit jedem Kapitel wird deutlicher, dass letztlich alle Figuren miteinander zu tun haben oder hatten. Fazit: ein extrem spannender Öko-Thriller, der einen auch sehr nachdenklich stimmt |
Farnsworth Lauren : Das Pubquiz für einsame Herzen Normalerweise meldet man sich ja als Freundegruppe fürs Pubquiz an, doch was tun, wenn man keine Freunde hat? Donna hat aus diesem Grund einen Aufruf gestartet und so bilden sie, Bryony, Harry und Jaime die Red Hot Quizzy Peppers. Und ehe es sich die Gruppe versieht ist sie auch schon mittendrin im Wettbewerb der London Pub Quiz League. Alle vier eint, dass sie etwas einsam sind und es bei ihnen gerade im Leben nicht wirklich gut läuft. Nach und nach lernen sie sich besser kennen, verstehen einander und bestärken sich in ihren Plänen. Dieses Buch ist von der Idee her total witzig. Auch die Quizfragen zu Beginn jedes Kapitels, die sich dann auch inhaltlich im jeweiligen Kapitel widerspiegeln sind super. Man bekommt sofort Lust, sich beim nächsten Pubquiz anzumelden und selbst sein Glück zu versuchen. Auch die einzelnen Charaktere, die jeder auf seine Weise mit den Höhen und Tiefen des Lebens zu kämpfen haben sind schön beschrieben und es macht Freude, sie auf ihrem gemeinsamen Weg zu begleiten. Fazit: eine sehr unterhaltsame Lektüre – nicht nur für Quizfreunde |
Feeney Alice: Manchmal lüge ich Es ist der zweite Weihnachtsfeiertag des Jahres 2016 und Amber Reynolds liegt im Koma. Keiner weiß, was genau passiert ist. Amber kann die Menschen an ihrem Bett nur akustisch wahrnehmen. Ihr Ehemann Paul und ihre Schwester Claire wechseln sich am Krankenbett ab, denn sie hoffen, dass Amber wieder aufwacht. Nach und nach entspinnt sich die Geschichte und die Ereignisse an den Tagen vor dem Weihnachtsfest werden rekonstruiert. Amber hatte enormen Stress in ihrem Job als Radiomoderatorin, denn eine Kollegin machte ihr das Leben zur Hölle. Zeitgleich hat sie einen alten Bekannten aus längst vergangenen Tagen im Trubel der Großstadt getroffen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem, was erst vor kurzem passiert ist? Wie hängt dies alles mit Ambers eigener Vergangenheit zusammen? Ans Bett gefesselt erlebt Amber ihre schlimmsten Stunden, denn ihr wird klar, dass sie nicht überleben wird, wenn sie nicht aus dem Koma erwacht. Alice Feeney legt einen Psychothriller vor, der auf verschiedenen zeitlichen Ebenen erzählt wird. So gibt es das „Jetzt“, in dem Amber komatös in der Klinik liegt und nur den Gesprächen der anderen lauschen kann. In Rückblenden werden immer wieder die letzten Tage vor dem Weihnachtsfest rekonstruiert. Zwischendurch gibt es Tagebucheinträge aus den Jahren 1992 und 1993. Mit jeder Seite laufen die Erzählstränge ein bisschen mehr zusammen und es bildet sich ein schauerhaftes Szenario. Fazit: Ein Thriller, der etwas hinter den Erwartungen zurückbleibt. |
Feeney Alice: Ich weiß, wer du bist Aimee Sinclair ist eine erfolgreiche Schauspielerin, doch plötzlich ist nichts mehr wie es war. Ihr Ehemann Ben, mit dem sie seit zwei Jahren verheiratet ist, ist spurlos verschwunden. Die Polizei ist sich sehr schnell sicher, dass Aimee mit seinem Verschwinden etwas zu tun hat. Sie wird schließlich festgenommen. Aimee ist sich selbst nicht sicher, was genau passiert ist, denn ihr Erinnerungsvermögen hat immer wieder Aussetzer. Hat sie Ben vielleicht doch umgebracht? Ihr Leben besteht aus Lügen und doch gibt es jemanden, der wohl etwas weiß. Seit geraumer Zeit erhält Aimee immer wieder Postkarten auf denen steht: "Ich weiß, wer du bist". Aber gibt es wirklich noch jemanden, der ihr Leben als Ciara kennt. Es ist eigentlich unmöglich, denn die Wissenden sind doch alle tot, oder etwa nicht? Das Ganze wird ihr immer suspekter, weil auch eine Stalkerin auf ihren Fersen ist. 'Ich weiß, wer du bist' ist ein toller Thriller der Autorin Alice Feeney, der richtig gut aufgebaut ist. Zunächst gibt es zwei Zeitachsen, die sich dann im Jetzt zusammenfügen. Durch den guten Spannungsaufbau glaubt man als Leser zu wissen, wie die Sache vielleicht ausgehen könnte, doch dann ist plötzlich alles anders. Die einzelnen kurzen Kapitel bestechen auch durch die teils philosophischen Fragen, die sich die Ich-Erzählerin stellt. Fazit: Ein Lesevergnügen nicht nur für Krimifans. |
Feeney Alice: Glaube mir Anna Andrews ist Moderatorin bei der BBC, wo sie seit mehr als zwei Jahren das Mittagsmagazin verantwortet. Seit ihrer Scheidung lebt sie alleine in London. Als die Stammmoderatorin aus der Elternzeit zurückkehrt wird Anna als Außenreporterin nach Blackdown entsandt, wo sie über einen Mord berichten soll. Dort trifft sie auf DCI Jack Harper, der hier seit Jahren seinen Dienst tut. Was zunächst als kleiner Auftrag beginnt, entwickelt sich zu einer Reise in die Vergangenheit, denn Blackdown ist die Stadt, in der Anna aufgewachsen ist. Bereits nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass sie die Tote gekannt hat. Aber auch DCI Jack Harper ist die Tote bekannt, was er aber nicht bekannt gibt, denn dann wäre er raus aus dem Fall. Neben der Arbeit hat Anna auch wieder Kontakt mit ihrer Mutter, die scheinbar unter Demenz leidet. Als es einen zweiten Mord gibt und auch noch ein Bild auftaucht, dass fünf junge Frauen zeigt, von denen zwei nicht mehr leben, wird es immer geheimnisvoller. Alice Feeney gelingt es wieder, eine hochspannende Atmosphäre herzustellen. Aus drei Sichtweisen wird die Geschichte erzählt: Anna, Jack und der Mörder. Durch die gesamten 400 Seiten zieht sich die Frage, wem kann man glauben bzw. was kann man glauben? Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven wird dies eindrucksvoll unterstrichen. Kaum ist eine Frage beantwortet, stellt sich bereits die nächste. Fazit: Glauben heißt nicht wissen - das wird hier auf eindrucksvolle Weise dargestellt. |
Fink Ada: Blütengrab |
Finlay Alex : Allein gegen die Lüge Matt Pine kann es erst gar nicht glauben, als ihn die Nachricht erreicht, dass seine Eltern und seine beiden kleineren Geschwister bei einem Urlaub in Mexico durch einen tragischen Unfall ums Leben gekommen sind. Doch nicht nur Matt hat Zweifel, auch das FBI. Schließlich hat die Pine-Familie ohnehin schon genug durchgemacht. Matts älterer Bruder sitzt im Gefängnis, weil er seine Highschool-Freundin erschlagen haben soll. Während der Rest der Familie von Dannys Unschuld überzeugt ist, hatte Matt schon immer Zweifel. Er hat damals in der Nacht des Unglücks nämlich etwas beobachtet, was er niemandem erzählt hat. Durch eine True-Crime-Doku wurde der ganze Fall und damit auch die Familie in den USA bekannt. Der mysteriöse Tod ruft nun wieder die Medien auf den Plan. Matt ist überzeugt, dass der Fall von damals mit den furchtbaren Ereignissen der Gegenwart zusammenhängen muss und ahnt nicht, dass er selbst nun ins Visier gerät und in Gefahr ist. Der aus den Perspektiven der Familienmitglieder erzählte Thriller beginnt mit einer grausigen Auffindesituation. Daraus entspinnt sich die Geschichte, die in Rückblicken zeigt, wie ein Ereignis eine heile Familie zerstören kann. Die Tragik des Ganzen und die schrittweise Aufdeckung, was wirklich passiert ist, machen das Buch zu einem echten Pageturner. Fazit: Hochspannung pur |
Finn Thomas: Bermuda Alex Kirchner, der gerade im Fach Zoologie promoviert, ist zusammen mit seinem besten Freund Jochen auf dem Kreuzfahrtschiff Sea Quest auf dem Weg von Florida in die Karibik. Das Schiff gerät in einen Sturm und kentert. Alex wird zusammen mit anderen an den Strand einer Insel gespült. Unter ihnen ist auch die Bordmitarbeiterin Itzil Pérez. Nun befindet sich ein Dutzend Überlebender auf einer einsamen Vulkaninsel, doch auf dieser funktionieren weder Handy noch Kompass. Der Autor Thomas Finn schafft es, einerseits ein Horrorszenario aufzubauen und andererseits Mythen einer längst vergangenen Epoche zu beschreiben. Die Gruppe, die zunächst gemeinsam ums Überleben kämpft, spaltet sich mehr und mehr auf und bei einigen wird deutlich, dass letztendlich nur der eigene Überlebenswille zählt. Am Ende wird aber deutlich, dass Zusammenhalten das Überleben mehr sichert als blanker Egoismus. Der Autor schafft es, immer wieder gute Wendungen einzubauen. Die Beschreibung der indianischen Mythologie ist aber teilweise etwas zu viel. Fazit: Der Mythos Bermudadreieck lebt! |
Finn Thomas: Whispering Fields - Blutige Ernte Sommer in der Lausitz. Die Hitze staut sich und auf einmal entstehen Kornkreise, die sich keiner erklären kann. Aber nicht nur Kornkreise entstehen, sondern es gibt auch Tote, die auf grausame Art ihr Leben verloren haben. Was den Kommissaren Sarah Richter und Antonin Schultkas zusätzlich Rätsel aufgibt, ist die Tatsache, dass bei den Vorfällen auch Personen verschwinden und an deren Stelle nur kleine Strohpüppchen auf dem Feld liegen. Whispering Fields ist ein Thriller, der verschiedene Elemente zusammenführt. So schwingt zwischen den Zeilen immer wieder mit, dass die Welt doch mehr ist, als wir so von außen wahrnehmen. Die Mystik lebt auf und verbindet sich mit den "Bösen" dieser Welt. Fazit: Thriller und Fantasy vereint |
Fischer Thomas: Sex and Crime – Über Intimität, Moral und Strafe |
Fitzek Sabine: Verrat Hauptkommissar Mathias Kammowski kommt aus dem Urlaub zurück und findet in seinem bisherigen Einzelbüro die junge Kommissarin Svenja Hansen vor, die ab jetzt mit ihm zusammenarbeiten wird. Zunächst weiß er nicht, wie er darauf reagieren soll, doch dann kommt ein neuer Fall auf den Tisch und es heißt ermitteln. Kai Steinkopf, der Geschäftsführer einer großen Klinik wird tot in einem Berliner Hotelzimmer gefunden. Der Gerichtsmediziner ist sich nicht sicher, ob er ermordet wurde. Es könnte auch sein, dass er sich die Verletzungen selbst beigebracht hat. Überrascht sind die Kommissare auch, weil das Opfer in Potsdam wohnt, was quasi zu Berlin gehört. Warum hat er sich ein Zimmer genommen? Zuletzt wurde er mit Michael gesehen, der aber auch verschwunden ist. Mathias wird währenddessen von einer früheren Bekannten kontaktiert, die jetzt als Journalistin arbeitet. Es stellt sich heraus, dass sie den Toten gekannt hat. Als dann auch noch die Leiche eines Privatermittlers entdeckt wird, wird den ermittelnden Beamten immer deutlicher, dass die Fälle zusammenhängen müssen. Der letzte Auftrag des Detektivs hatte nämlich mit Kai Steinkopf zu tun. Hat dieser in seiner Funktion als Geschäftsführer einer großen Klinik vielleicht nicht sauber gearbeitet? Dies legen Recherchen von Mathias' Jugendfreundin nahe, die aber aufgrund verschiedener Punkte selbst in den Fokus der Ermittlungen gerät und plötzlich in U-Haft sitzt. Hat sich Mathias mit einem Maulwurf eingelassen und ist das deutsche Klinik- und Arztwesen wirklich so korrupt, dass sogar gemordet wird, um die Ziele zu erreichen? Dr. Sabine Fitzek, die Schwägerin des Erfolgsautors Sebastian Fitzek und praktizierende Neurologin legt mit Verrat ein tolles Erstlingswerk vor. Sie schafft es, hinter die Mauer der ärztlichen Abrechnungsmodalitäten zu blicken, ohne anzuklagen. Mit Kommisar Kammowski erschafft sie einen sympathischen Ermittler, der selbst in seinem Leben vor so mancher Herausforderung steht. Man kann gespannt sein, wie die Reihe weitergeht. Fazit: Ein toller medizinischer Wirtschaftkrimi! |
Fitzek Sabine: Verrückt |
Fitzek Sabine: Verstorben Im Klinikum Moabit gibt es einen Todesfall, bei dem die Tochter der Verstorbenen fest davon überzeugt ist, dass etwas auf der Intensivstation nicht so gelaufen ist, wie es eigentlich sollte. Ihre Mutter, die bereits wieder gut bei Kräften war, musste in der Nacht reanimiert werden und ist dann verstorben. Der Fall gelangt an das LKA und Mathias Kammowski wird von seinem Chef gebeten, vorsichtig zu ermitteln, denn bei einer solchen Vermutung kann die kleinste Unachtsamkeit in der polizeilichen Arbeit für einen Pfleger Rufmord bedeuten. Als dann auch noch "Oma Friedrich" nur knapp dem Tod entkommt und sie fest davon überzeugt ist, dass der Pfleger Maik ihr nach dem Leben trachtet, verhärten sich die Verdachtsmomente gegen Maik, doch klare Beweise fehlen. Der Oberstaatsanwalt läßt daraufhin die Ermittlungen wieder abbrechen. Doch dann werden auf einmal Gerüchte laut, dass Maik in seiner früheren Arbeitsstelle für eine hohe Zahl von Reanimationen verantwortlich war. Ist an den Gerüchten wirklich etwas dran und wenn ja, wie lässt sich das Ganze hieb und stichfest beweisen? Der dritte Band um den Ermittler Mathias Kammowski führt abermals ins Medizingebiet. Hier ist die Autorin, selbst Neurologin, in ihrem Metier. Sie schafft es, auf Probleme im Medizinsektor aufmerksam zu machen und das in einer sehr tollen Form, im Rahmen eines Kriminalromans. Wie bereits in den ersten beiden Bänden schafft sie erneut eine tolle Atmosphäre. Sie entwickelt einen Plot, der fiktiv ist, aber durchaus jederzeit im Medizinsystem geschehen kann. Fazit: realitätsnaher Einblick in die Arbeit auf einer Intensivstation |
Fitzek Sabine: Vertuscht In einer abgelegenen und baufälligen Schiffshalle wird die Leiche der jungen Pharmazeutischen Assistentin Emma gefunden. In ihrem Blut finden die Ermittler jede Menge Morphium und ihr wurde der rechte kleine Finger abgetrennt. Kommissar Mathias Kammowski glaubt zunächst an ein Drogendelikt, denn in diesem Milieu sind solche Foltermethoden durchaus üblich. Aber auch Emmas Kolleginnen und ihr Chef Detlef von Theising, der Apotheker, werden befragt, Mit dem vierten Teil der V-Reihe (Verrat-Verrückt-Verstorben) bleibt Sabine Fitzek ihrem Grundmuster treu. Die Machenschaften in der Medizin geben immer wieder Anlass zu einer fiktiven Verarbeitung, was ihr abermals sehr gut gelingt. Die fortlaufende Geschichte um den Ermittler Kammowski und seine Kollegin Hansen machen ebenfalls Lust auf weitere Bände der V-Reihe. Fazit: wieder ein guter Krimi und Einblick in ein System mit dunklen Ecken |
Fitzek Sebastian: Der Heimweg Klara ist außer sich vor Angst. Das merkt auch Jules Tannberg sehr schnell, der in Vertretung für seinen Kumpel heute ausnahmsweise am Begleittelefon sitzt, und mit ihr spricht. Das Begleittelefon ist ein Service, bei dem Frauen anrufen können, die sich nachts auf dem Nachhauseweg fürchten. Nach und nach erfährt Jules, warum Klara so aufgelöst ist, dass sie sich das Leben nehmen möchte. Da Jules früher in der Notrufzentrale gearbeitet hat, ist er geschult, mit Menschen in Belastungssituationen zu kommunizieren. Mit 'Der Heimweg' hat Sebastian Fitzek wieder einen spannenden Thriller vorgelegt. Durch die vielen kurzen Kapitel, die immer abwechselnd aus der Perspektive der beiden Protagonisten erzählt werden, wird enorme Spannung aufgebaut und es entsteht ein Sog, der das Buch zum Pageturner macht. Das perfekte Verwirrspiel, dass durch die vielen Perspektivwechsel entsteht, wird am Ende dann aufgelöst. Die Schilderungen der Gewaltexzesse sind zwar nichts für Zartbesaitete, aber so schafft Fitzek ein Bewusstsein für das von ihm als Aufhänger verwendete und so oft vernachlässigte Thema der häuslichen Gewalt. Fazit: spannend bis zum Schluss! |
Fitzek Sebastian: Playlist Von Feline Jagow fehlt seit Wochen jede Spur. Was ist nur mit der 15-jährigen Schülerin passiert? Eine Entführung scheint äußerst unwahrscheinlich zu sein, da bei Felines Eltern nichts zu holen ist. In ihrer Verzweiflung bittet Felines Mutter den Privatermittler Alexander Zorbach um Hilfe. Und der stößt auch prompt auf etwas, das ihm möglicherweise hilft, Feline zu finden. Es handelt sich um eine Playlist, die sich Feline zusammengestellt hat. Das Komische: vor wenigen Tagen, also geraume Zeit nach Felines Verschwinden, wurde die Playlist verändert. Hat die Auswahl der Songs etwa etwas zu bedeuten und liefert Hinweise darauf, wo Feline stecken könnte? Es beginnt ein fieberhafter Wettlauf mit der Zeit, bei dem Zorbach Unterstützung von einer alten Bekannten erhält. Er hat es wieder getan - Sebastian Fitzek liefert auch in diesem Bücherherbst einen neuen Thriller. Dieses Mal ist es in zweierlei Hinsicht etwas Besonderes. Zum einen gibt es ein Wiedersehen mit den Protagonisten aus den Augen-Thrillern. Wer die Bücher noch nicht kennt, versteht durch gewisse Rückblenden aber dennoch, was damals geschah. Darüber hinaus wagt Fitzek dieses Mal ein Experiment. Das Buch Playlist wird ergänzt durch die 15 eigens für den Thriller komponierten Songs der Playlist. Die Idee dahinter war wohl, dass sich der Text des Thrillers und die Songs ergänzen sollen. Grundsätzlich ist das ja eine sehr innovative Idee, aber leider leidet die Geschichte etwas darunter. Zwar entwickelt das Buch wie so häufig bei Fitzek relativ schnell Sogwirkung und wird zum Pageturner, aber zwischendrin scheint sich der Autor im Gewirr aus Musik und Buch zu verlieren und das Ende ist leider auch etwas mau. Eingefleischte Fans von Fitzek werden das Buch wahrscheinlich trotzdem lieben. Fazit: Innovativer crossmedialer Ansatz, der aber leider zu einer ziemlich wirren Story führt |
Fitzek Sebastian, Beisenherz Micky: Schreib oder Stirb Der Berliner Literaturagent David Dolla - vor kurzem verlobt und immer erfolgreicher werdend - bekommt ein seltsames Angebot. Auf den ersten Blick mutet es schon etwas merkwürdig an, dass sich ein erfolgreicher Thrillerautor und ausgerechnet ein Comedy-Autor zusammentun, um gemeinsam ein Buch zu schreiben. Aber Fitzek und Beisenherz ist es gelungen, ihre Kernkompetenzen zu vereinen und entstanden ist ein Thriller, der mit jeder Menge Wortwitz und skurrilen Szenen durchzogen ist. Das Buch ist pure Lesefreude, denn hier finden sowohl Spannung als auch Humor ihren Platz und ergänzen sich perfekt. Fazit: von diesem Autorenduo möchte man gerne mehr lesen |
Fitzek Sebastian : Elternabend Es lief schon mal besser für Sascha Nebel. Da sitzt er nun in dem geklauten SUV, als plötzlich eine vermeintliche Klimaaktivistin das Auto mit einem Baseballschläger zu Schrott schlägt. Bis sie bemerkt, dass Sascha im Wagen sitzt. Als sich die Polizei nähert, flieht Sascha und ehe er es sich versieht, ist er schon an Bord eines Busses. Und mit ihm auch die Frau mit dem Baseballschläger, den sie natürlich zwischenzeitlich entsorgt hat. Schnell stellt sich heraus, dass die Reisegruppe davon ausgeht, sie seien die Eltern von Hector, dem Problemfall der Klasse. Der "Ausflug" ist nämlich in Wirklichkeit ein Elternabend, der auf der Insel Schilfwerder abgehalten wird, wo sich später auch die Kinder einfinden werden. Blöd nur, wenn man gar nicht weiß, worauf man sich mit diesem Rollenspiel eingelassen hat. Schon bald wird es nämlich ungemütlich. In diesem Buch stellt Sebastian Fitzek unter Beweis, dass er nicht nur Thriller kann. Er bedient sich in seiner Geschichte zwar ziemlich vieler Allgemeinplätze und bedient fröhlich ein Klischee nach dem anderen. Ein bisschen weniger Stereotype hätten dem Buch sicher gut getan. Dennoch ist dieser Roman durchaus kurzweilig und unterhaltsam. Und der Plot an sich ist - dass kann man nicht leugnen - wirklich witzig. Fazit: Fitzek von einer ganz anderen Seite - eine witzige und kurzweilige Geschichte |
Fletcher Susan : Florence Butterfield und die Nachtschwalbe Nach einem schicksalhaften Unfall kann die betagte Florence Butterfield nicht mehr alleine leben. Nun, da sie im Rollstuhl sitzt, kann sie sich glücklich schätzen, in Babbington Hall ein Zimmer ergattert zu haben. Das zur Seniorenresidenz umgewandelte Herrenhaus mit herrlichem Garten ist nicht der schlechteste Ort, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Als ein Bewohner bei einem Sturz ums Leben kommt, gerät die Bewohnerschaft in Aufruhr. Auch Florence, die den Verstorbenen sehr schätzte, kann nicht begreifen, was passiert ist. Als kurz darauf auch noch die Heimleiterin Renata aus dem Fenster stürzt, kann Florence nicht glauben, dass dies in selbstmörderischer Absicht geschehen sein soll. Immerhin hatte sie kurz vorher mit Renata gesprochen und dabei hatte diese so vergnügt und lebenslustig geklungen und Florence verraten, dass sie verliebt sei. Als Tochter eines Polizisten erkennt Florence die Ungereimtheiten und beginnt, der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei wird sie tatkräftig von Stanhope unterstützt und im Zuge dessen lernt Florence diesen liebenswerten Mitbewohner zu schätzen. Ob die beiden den Fall aufklären können? In dieser netten Geschichte geht es darum, wie schwierig es ist, jemandem zu verzeihen. Zugleich ist es aber auch eine Geschichte über Zusammenhalt und Verbundenheit. Dass Florence ihr ganzes Leben lang mit einem wohlgehüteten Geheimnis durchs Leben ging und im Stillen gelitten hat, wird im Laufe der Geschichte immer konkreter und wie eine Schnecke, die ganz vorsichtig die Fühler ausstreckt beginnt auch Florence, Vertrauen zu haben und bringt am Ende den Mut auf, sich zu öffnen. Mit viel Empathie stellt die Autorin diese Zerrissenheit und Fragilität dar. Fazit: eine ungewöhnliche Location für eine Geschichte, aber schön geschrieben |
Flores & Santana : Dunkle Verwicklungen auf La Palma Der Krimi spielt auf der verschlafenen kanarischen Insel La Palma. Dort ist es aber vorbei mit dem Frieden und der Beschaulichkeit, als ein prominenter Bauunternehmer tot am Strand aufgefunden wird. Da dieser ein äußerst umstrittenes überdimensioniertes Bauprojekt plante, führen die Spuren zu einer Gruppe von Umweltaktivisten. Da der ermittelnde Kommissar mit dem Fall sichtlich überfordert ist, beginnen die Buchhändlerin Naira Calderon und ihr Freund, der Journalist Ben Rodriguez auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Die beiden lassen sich dabei von ihrer Intuition leiten und bringen dadurch so einiges in Erfahrung, was zur Klärung des Falls beiträgt. Allein schon aufgrund des tollen Covers war die Lust auf diesen Regionalkrimi schon beim ersten Anblick geweckt. Dieses Buch ist der Auftakt für eine neue Reihe, die auf den verschiedenen kanarischen Inseln spielt. Das Ermittlerduo ist mal was anderes: eine Buchhändlerin und ein Journalisten gehen zusammen auf Spurensuche. Aber so richtig in Fahrt kommt das Buch irgendwie nicht. Da hätte ich mir von der Geschichte einfach mehr erwartet. Ganz nett sind zwar die Einlassungen zu Land und Leuten, aber insgesamt hat mich das Buch nicht wirklich vom Hocker gerissen. Nachdem im Buch schon die Ankündigung für den zweiten Band veröffentlicht wurde, kann man nur hoffen, das dieser dann ein wenig spannender ist. Fazit: ganz nett für zwischendurch, aber für Band zwei ist da noch viel Luft nach oben |
Föhr Andreas: Eisenberg Dr. Rachel Eisenberg, Strafverteidigerin in München, ist die Hauptprotagonistin im neuen Roman von Andreas Föhr.Wie er selbst ist sie studierte Juristin und erfolgreiche Anwältin in der Kanzlei zusammen mit ihrem Mann Sascha Eisenberg. Neben dem Beruf kümmert sie sich um ihre Tochter Sarah, die in der Pubertät ist und ihren Lebensmittelpunkt bei der Mutter hat, nachdem sich Rachel von Sascha getrennt hat. Als Nicole Böhm ganz hartnäckig Rachel um das Mandat für Heiko Gerlach bittet, weiß die profilierte Anwältin zunächst nicht, was sie erwartet. Sie kennt Heiko von früher. Aber wie gut kennt man eine Person, auch wenn man mit ihr zusammengelebt hat? Er wird des Mordes beschuldigt und sitzt in Untersuchungshaft. Nachdem Polizei und Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen nicht allzu penibel waren, stößt Rachel auf so manche Ungereimtheiten, denen sie selbstständig nachgeht. So stellt sie Nachforschungen in Oberfranken und am Gardasee an, um die Unschuld von Heiko zu beweisen. Immer wieder wendet sich das Blatt und die Hauptverhandlung gegen Heiko Gerlach scheint zu platzen, da überschlagen sich plötzlich die Ereignisse ... Andreas Föhr entwirft mit der Anwältin Rachel Eisenberg eine kluge Hauptakteurin, um die herum sich so manches erzählen lässt. Vor allem die beiden Erzählstränge, die sich dann ineinander verschmelzen machen den Plot wirklich spannend. Der Einstieg in eine Serie ist gelegt, denn so manches Geheimnis wird angeschnitten, welches dann weiterentwickelt werden kann. Fazit: Ein absolut empfehlenswerter, spannender Krimi, der Lust auf eine Fortsetzung macht. |
Föhr Andreas: Eifersucht Die erfolgreiche Strafverteidigerin Rachel Eisenberg sitzt gemütlich bei einer Tasse Kaffee im Biergarten, als Judith Kellermann, eine flüchtige Bekannte aus der Filmbranche, die ebenfalls im Biergarten sitzt, verhaftet wird. Sie engagiert Rachel, weil sie nicht ohne rechtlichen Beistand bleiben will. Judith wird zur Last gelegt, ihren Mann Eike Sander, einen reichen Unternehmer, mittels einer Explosion umgebracht zu haben. Die Ermittler finden Sprengstoff in ihrer Wohnung und es wird bekannt, dass er eine Geliebte hatte. Das Mordmotiv Eifersucht bringt Judith in Untersuchungshaft. Rachel, die mit der Staatsanwältin Wittmann so ihre Schwierigkeiten hat, engagiert den Privatermittler Baum, der nach und nach verschiedene Details ans Licht bringt. Judith verstrickt sich in ihrer Aussage immer mehr in Widersprüche, sodass Rachel nicht mehr sicher ist, ob sie ihrer Mandantin glauben kann. Derweil erscheint Boris auf der Bildfläche, ein Ex-Soldat, der früher in Jugoslawien gekämpft hat. Boris wird von einem finanzkräftigen Hintermann engagiert und hat bis jetzt jeden Auftrag zur vollsten Zufriedenheit seiner Kunden abgeschlossen. Er will dies auch jetzt wieder unter Beweis stellen. Baums Ermittlungen reichen mehrere Jahre zurück und Rachel wird immer klarer, dass eine frühere Mordserie und deren Beteiligte näher beleuchtet werden müssen, um den aktuellen Fall zu lösen. Unterdessen ist Rachels Tochter Sarah auf die Fährte eines Familiengeheimnisses gestoßen und Rachel kämpft mich sich, was sie erzählen will und was nicht. Nach 'Eisenberg' legt Andreas Föhr mit 'Eifersucht' den zweiten Band um die Strafverteidigerin Rachel Eisenberg vor. Die Handlung spielt 2017, wobei in einigen Kapiteln auf das Jahr 2012 zurückgeblickt wird. Der Plot ist spannend und als Leser möchte man unbedingt wissen, wie die Ereignisse von früher mit den heutigen verknüpft sind. Die Kapitel sind gut strukturiert und die einzelnen Charaktere werden nach und nach immer klarer. Fazit: Solider Krimi mit einer furchtlosen Anwältin als Protagonistin. |
Frank Martin : Oma, ich fahr schon mal den Rollstuhl vor! Der Kabarettist Martin Frank ist bekannt für seine witzigen Bühnenauftritte. Sein Leben auf dem Bauernhof im tiefsten Niederbayern thematisiert er darin ebenso wie seine Familie und seinen Lebenslauf. In diesem Buch schildert er nun, wie er nach dem Schlaganfall seiner Oma zusammen mit der Familie beschloss, die Pflege zuhause zu übernehmen. Letztlich kümmerte er sich um zwei Pflegefälle, denn seine demente Großtante lebte ebenfalls noch im Haus der Oma. Mit welchen Problemen er dabei konfrontiert war und an welche Dinge er anfangs überhaupt nicht gedacht hat, beschreibt Frank in einer Art und Weise, die einen trotz der äußerst ernsten Thematik immer wieder schmunzeln lässt. Es gibt jede Menge skurrile Situationen, die wahrscheinlich für Frank selbst auch erst im Nachhinein ihre lustige Wirkung entfalteten. Bei aller Ernsthaftigkeit kommt also auch in diesem Buch der Humor nicht zu kurz. Frank erzählt mit einer solchen Warmherzigkeit von der pflegenbedürftigen Oma und der dementen Großtante, die deutlich machen, dass er die Entscheidung, sich um die beiden Damen zu kümmern, nicht bereut hat. Dieses Buch nähert sich dem wichtigen Thema 'Pflege zuhause' mit so manchem Augenzwinkern ohne dabei in die Lächerlichkeit abzudriften. In jedem Satz ist die große Empathie und familiäre Verbundenheit zu spüren. Fazit: ein tolles und humorvolles Buch über das ernste Thema Pflege |
Freidank Julia: Spiel des Schicksals Als Mädchen vom Land hätte es sich Antonia Pacher nie träumen lassen, einmal in der Großstadt München zu leben. Aufgrund der prekären finanziellen Situation ihrer Familie bleibt Antonia aber letztlich nichts anderes übrig, als fortzugehen und in der Stadt Geld zu verdienen. Doch leichter gesagt als getan. Als Tagelöhnerin verdient Antonia ihr erstes Geld. Eines Tages nimmt sie eine Arbeit beim berühmten Maler Franz Stuck an. Dort soll sie zunächst das Atelier reinigen, doch Stuck bemerkt schnell, wie hübsch Antonia ist und da ihm ein Modell abgesprungen ist, bietet er ihr an, auf diese Weise Geld zu verdienen. Erst zögert Antonia, denn sich nackt zu zeigen gilt damals für die meisten Menschen noch als Sünde. Doch das viele Geld und die Neugierde lassen sie bald zusagen. Schnell lernt sie so das schillernde München kennen - die Welt der Schwabinger Bohème. Über den Künstler Stuck lernt Antonia auch den jungen Brauereierben Melchior Bruckner kennen. Dessen Mutter Franziska führt nach dem Tod ihres Mannes die Geschäfte der Brauerei Brucknerbräu. Doch Ende des neunzehnten Jahrhunderts hat es eine Frau in dieser Männerdomäne nicht leicht. Noch dazu scheint sich Melchior eher für die schönen Künste zu interessieren und weniger für die Kunst des Bierbrauens. Zumindest nicht für die herkömmliche Methode. Auch eine Vermählung mit der Tochter des Brauereibesitzers Alois Hopf scheint immer unwahrscheinlicher zumal immer deutlicher wird, dass sich der skrupellose Hopf im Grunde nur die Brauerei unter den Nagel reißen will. Es ist eine Zeit des großen technischen Fortschritts und Melchior fasziniert dies so, dass er sich für ein Studium an der technischen Universität einschreibt. Mit Hilfe der Kühlmaschine - einer Erfindung seines Professors Carl von Linde - experimentiert Melchior hinter dem Rücken seiner Mutter und arbeitet an der Herstellung eines ganz neuen Bieres. Er hofft, damit die Brauerei Bruckner auf das Oktoberfest zu bringen. Doch der Konkurrent Alois Hopf versucht, dies mit allen Mitteln zu verhindern. Durch die Bekanntschaft mit Melchior bekommt Antonia eine Stelle in der Brauerei. Sie tritt Melchior allerdings stets mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits macht ihr seine Art Angst, doch andererseits empfindet sie etwas für diesen Mann. Innerhalb der Belegschaft hat Antonia keinen guten Stand, denn in ihr sehen ohnehin viele nur eine Frau, die sich an den reichen Brauereierben heranmachen möchte. Werden die Vorurteile am Ende bestätigt? Die Autorin, die unter dem Pseudonym Julia Freidank veröffentlicht, lässt in ihrem Buch eine turbulente Zeit wiederaufleben. Äußerst bildreich schildert sie das Leben in der Stadt München Ende des neunzehnten Jahrhunderts und lässt - ohne dass es sonderlich konstruiert wirkt - berühmte Persönlichkeiten der Zeit in ihrem historischen Roman auftreten. Die Autorin bringt der Leserschaft die Welt des Brauwesens inklusive der Details der Bierherstellung auf äußerst unterhaltsame Weise näher. Sehr gut gelungen ist auch die Darstellung des vorherrschenden Stadt-Land-Gefälles im Hinblick auf Moralvorstellungen, Frauenbild und Kunstverständnis zur damaligen Zeit. Fazit: ein toller Auftakt - man darf gespannt sein, wie es mit dem Brauhaus an der Isar weitergeht. |
Freidank Julia: Im Sturm der Zeit Wie überall hat die Spanische Grippe auch in Bayern ihre Opfer gefordert. So ist auch Claras Bruder Thomas der Krankheit erlegen. Der Tod ihres Sohnes ist auch für die Eltern Antonia und Melchior Bruckner ein schwerer Schlag - sollte er schließlich später die familieneigene Brauerei Brucknerbräu übernehmen. Diese Rolle soll nun die Tochter Clara einnehmen. Doch leichter gesagt, als getan. Zwar werden Frauen zunehmend selbstbewusster, kleiden sich freizügiger und dürfen studieren, aber in der Gesellschaft gibt es noch viele Widerstände gegen diese neue Freizügigkeit. Zu allem Überfluss ist Clara auch noch Anhängerin der abstinenten Gesundheitsbewegung, die Alkohol verschmäht. Als solche ist ihr auch daran gelegen, dass die Brauerei alkoholfreie Alternativen bietet - sehr zum Entsetzen der Belegschaft, die um ihre Arbeitsstellen bangt. Ob trotz solcher neumodischen Ideen eine Wiederbelebung des Oktoberfests gelingen kann? Nebenbei versucht Clara mit ihrer Freundin Magdalena alles Negative zu vergessen und das Leben wieder mehr zu genießen. Die Weimarer Republik ist eine unruhige Phase: Ministerpräsident Eisner wurde ermordet, Ernst Toller verhaftet, es gibt Straßenkämpfe, die Königstreuen sind immer noch aktiv und Adolf Hitler wird zunehmend als Heilsbringer propagiert. Clara macht zudem auch zu schaffen, dass sich ihre Eltern seit dem Tod des Bruders voneinander distanziert haben. Und was hat es mit den geheimnisvollen Abhebungen zu tun, die Vater Melchior vom Firmenkonto tätigt? Eine Geliebte etwa? Während Clara ihr Herz mehr und mehr an den draufgängerischen Journalisten René Kurowsky verliert, heiratet Magdalena wohl auch auf Drängen ihrer Mutter den Kriegsheimkehrer Alfred und damit hat in der Malzfabrik Moser endlich wieder ein Mann das Sagen. Allerdings ist Alfred ein glühender Verehrer Adolf Hitlers und tut alles dafür dessen Ideologie durchzusetzen. Dass René Jude ist, verkompliziert alles noch zusätzlich. Es sind einfach stürmische Zeiten. Wird die Freundschaft der beiden Frauen daran zerbrechen? In der Fortsetzung von "Spiel des Schicksals" spielt die neue Generation der Familie Bruckner die Hauptrolle. An der Hauptfigur Clara macht Julia Freidank deutlich, in welchem Spannungsfeld sich die Frauen zu dieser Zeit befunden haben. Einerseits wurde die Mode freizügiger und Frauen durften nun auch an der Universität studieren, doch andererseits gab es auch viele, vor allem Männer, die diese Emanzipationsbestrebungen verurteilten und das traditionelle Rollenbild als das einzig Wahre propagierten. Die Zeit der Weimarer Republik war in jeder Hinsicht eine äußerst spannungsgeladene Phase mit vielen Umbrüchen. Gespickt mit vielen historischen Begebenheiten liefert die Autorin erneut eine sehr interessante Geschichte. Und so manche Stimmungsbeschreibung ist dabei aktueller denn je. Das Bayerische Glossar am Ende ist für Nicht-Dialektsprecher sicher eine Hilfe. Fazit: einen unterhaltsamen Roman lesen und dabei etwas lernen - so macht Geschichte Spaß! |
Freidank Julia: Das Vermächtnis 1944. Es ist die Zeit des Nationalsozialismus und die achtzehnjährige Lotte arbeitet für eine Schweizer Organisation, die Juden hilft. Nach einem Flugzeugabsturz über dem Bodensee, den Lotte nur knapp überlebt, schlägt sie sich bis nach München durch. Ihre Großeltern, Melchior und Antonia Bruckner, versuchen dort immer noch mit aller Kraft, das Brauhaus Brucknerbräu am Leben zu halten. In den Kriegswirren mit Bombardierungen, Rohstoffknappheit, Personalmangel und Brauverboten ist dies kein leichtes Unterfangen. Da Lottes Vater Jude ist, was letztlich auch der Grund war, weshalb ihre Eltern mit ihr nach Amerika ausgewandert sind, lässt Antonia Bruckner ihre Kontakte spielen und sorgt dafür, dass sie einen entsprechenden Pass ohne den Vermerk 'Jude' erhält. Aus Charlotte Kurowsky wird Lotte Bruckner. Doch das Naziregime hat die Bevölkerung zu Denunzianten gemacht und so dauert es nicht lange bis "Kauft nicht bei Juden" an die Fassade des Brucknerbräu geschmiert wird. Doch die resolute Lotte lässt die Schmiererei kurzerhand gleich wieder entfernen und engagiert sich zum Ärger aller Saboteure und Neider mehr als zuvor für den Erhalt der Brauerei. Als sie sich vor einem Bombenangriff in einen Luftschutzkeller flüchtet, lernt Lotte eines Tages den Physiker Gero von Stetten kennen. Sie selbst interessiert sich für die Chemie, die ja beim Bierbrauen auch eine gewisse Rolle spielt und so entdecken die beiden einige Gemeinsamkeiten. Lotte verliebt sich in diesen einfühlsamen jungen Mann, der sie so sonderbar rührt und sie sogar dazu bringt, ihm ihr Geheimnis ihrer jüdischen Herkunft zu offenbahren. Ob dies ein Fehler war? Schließlich arbeitet Gero für die Nazis an einem Geheimprojekt - man munkelt, es gehe um die Entwicklung einer Waffe mit Hife der Kernphysik. Wird es Lotte gelingen, weiter unter dem Radar der Nazis zu agieren und die Firma - das Lebenswerk ihrer Eltern und Großeltern - durch den Krieg hindurch zu retten? Mit diesem letzten Band endet Julia Freidanks Brauhaus-Saga. Der Abschlussband ist wieder gut recherchiert und stellt eindrucksvoll den Alltag der Menschen inmitten der Kriegswirren dar. Auch wird deutlich, wie gespalten die Bevölkerung damals war. Es gab die, die den Nazis blind folgten, Leute denunzierten etc. und solche, die dennoch menschlich blieben und denen das Leid anderer nicht egal war. Am Ende findet sich auch wieder ein hilfreiches Glossar mit Bayerischen Ausdrücken. Fazit: ein absolut lesenswerter und dabei auch noch lehrreicher Abschluss der Reihe um das Brauhaus Brucknerbräu |
Frey Sita Maria : Tage wie Salzwasser Atlanta, eine junge werdende Mutter, steht am Bahnhof Frankfurt und wartet auf ihren Freund und werdenden Kindsvater Malte, als sie der Anruf der Polizei errreicht: Malte ist tot. Die Geschichte ist ruhig und einfühlsam geschrieben, die beiden Frauen erhalten viel Raum für ihre jeweilige Geschichte, die nicht immer gerade verlaufen ist. Der Roadtrip durch Europa beschert ihnen so manche Überraschung und bringt sie aber auch in ihrer jeweiligen Lebensgeschichte weiter, denn das Leben ist gespickt mit Abschieden und Neuanfängen. Fazit: Lass Dich mitnehmen auf den Roadtrip Richtung Südeuropa |
Furniss Jo : Der Stau Belinda Kidd, von allen nur Betty genannt, ist gerade aus Australien zurück und auf dem Weg nach Hause. Die Kommissarin überlegt, ob sie den Polizeidienst nochmals antreten soll oder ob es nicht besser ist, nach der Auszeit in Down Under, gleich um die Versetzung in den Ruhestand zu bitten. Sie ist auf der Autobahn unterwegs als sich plötzlich der Verkehr staut. Im vor ihr liegenden Tunnel hat es eine Explosion gegeben und es ist klar, dass es einige Zeit nicht mehr weitergehen wird. In einem Auto ein paar Meter weiter entdeckt Betty einen toten Mann. Bei genauerer Kontrolle stellt sie fest, dass dieser mit einem Metallspieß, was sich später als Fahrradspeiche herausstellt, getötet wurde. Es beginnt nunmehr eine Ermittlung, denn Betty ist klar, dass sie den Mörder finden muss, bevor sich der Verkehr wieder in Gang setzt. Der Thriller verspricht mehr, als er am Ende halten kann. Die Idee, den Plot auf einer Autobahn stattfinden zu lassen, während eines kilometerlangen Staus, ist zunächst sehr gut angelegt. Es zeigt sich dann aber, dass sich viele Punkte wiederholen und keine rechte Spannung aufkommen mag. Auch die Lösung ist etwas holprig konstruiert. Fazit: eine etwas zähe Angelegenheit |
Geiger Arno : Reise nach Laredo Karl, der als König abgedankt hat, gibt eine ziemlich traurige Figur ab. Krank und schwach hat er sich in ein spanisches Kloster zurückgezogen. Eigentlich wartet er nur noch auf den Tod. Erst als er mit dem elfjährigen Geronimo den Plan schmiedet, in einer Nacht- und Nebelaktion zu türmen, scheint er wieder etwas aufzublühen. Mit Pferd und Maulesel machen sich die beiden auf die Reise nach Laredo. Auf dem Weg begegnen ihnen die unterschiedlichsten Menschen - vor allem jene, die in Karls Leben bislang keine Rolle spielten, weil er sich in ganz anderen Kreisen bewegte. Doch unter diesen Menschen lernt Karl, dass es zwischenmenschlich noch mehr gibt als Rivalität, Machtgebaren und Reichtum. Neben Zuneigung und Freundschaft ist es vor allem die Freiheit, jeden einzelnen Tag zu genießen. Diese Veränderung im Blickwinkel hat für Karl etwas befreiendes. Dieses Buch erzählt die fiktive Geschichte eines abgedankten Königs, der zwar auf den Tod wartet, aber nicht loslassen kann. Erst in der Begegnung mit einfachen Leuten gelingt es ihm, seinen Frieden zu finden und mit dem Leben abzuschließen. Eine Frage ist im Roman besonders zentral: Wer bin ich, wenn ich keine bestimmte Position mehr innehabe, wenn im Grunde niemand meine Vorgeschichte kennt? Fazit: sehr ambitioniert und philosophisch angehaucht |
Geschke Linus: Die Verborgenen Nach außen hin wirken Sven und Franziska Hoffmann wie ein perfektes Paar. Sie haben eine tolle jugendliche Tochter, leben in einem tollen Haus an der Küste und gehen beide einer Arbeit nach. Doch wie so oft trügt der Schein. Der Tod einer Mitschülerin von Tochter Tabea wühlt alle auf und auch das Bild der perfekten Familie beginnt zu bröckeln. Tabea ist bei weitem nicht das brave Mädchen, für das alle sie halten. Gemeinsam mit Freundinnen hat sie mit Drogen experimentiert und ebenjene ermordete Mitschülerin soll die Mädchen damit versorgt haben. Sven Hoffmann ist gedanklich schon auf dem Absprung, denn er malt sich schon seit geraumer Zeit eine neue Zukunft mit seiner neuen Liebe Lara aus. Franziska und er haben sich schon lange auseinander gelebt und wenn er ehrlich ist, will er eigentlich nur noch warten, bis Tabea demnächst volljährig wird und dann neu durchstarten. Was Sven nicht ahnt: auch Franziska hat sich längst anderweitig orientiert und hat ebenfalls eine Affäre, aus der sie sich mehr erhofft. Das Buch ist eine spannende Story über ein Phänomen, das Vielen vielleicht seit dem Film Parasite bekannt sein dürfte. Von den Bewohnern unbemerkt nistet sich jemand in dem Haus ein, bedient sich an den Vorräten und sonstigen Sachen und hat Spaß daran, Unruhe zu stiften. Dadurch, dass die einzelnen Kapitel aus ganz unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden, bleibt die Geschichte spannend. Leider ist die Auflösung am Ende dann doch nicht so toll, wie man es erwartet hätte, was die Lesefreude etwas eintrübt. Fazit: ingesamt ein spannender und gut geschriebener Thriller, dem am Ende aber leider etwas die Luft ausgeht |
Girardeau Maxime : Letztes Kapitel Mord Wir befinden uns in Paris und der erfolgreiche Schriftsteller Max Guerarida hat eine Schreibblockade. Sein Verleger sitzt ihm im Nacken, denn die Zeit drängt, bis das neue Werk erscheinen soll. Doch die Scheidung hat Max ganz schön aus der Bahn geworfen. Zufällig steht er an seinem Fenster und beobachtet seinen Nachbarn als er einen Geistesblitz hat. Man könnte sich in das Leben des Fremden einschleichen und daraus eine tolle Geschichte stricken. Er kauft sich Überwachungsmaterial und ist ab diesem Zeitpunkt fixiert auf diesen Fremden, der Natan heißt, wie er später erfährt. Sein Freund erzählt ihm bei einem Abendessen von der künstliche Intelligenz ChatGPT und Max ist fasziniert von diesen neuen Möglichkeiten. Er loggt sich ein und erschafft sich seine Muse Loïe. Schnell verschwimmen die Grenzen und Max behandelt Loïe wie seine Freundin. Mehr und mehr verschwimmt Realität und Fiktion. Gleichzeitig hat die Polizei ein Verbrechen aufzuklären, denn in der Wohnung von Max wird eine Leiche gefunden, die so übel zugerichtet ist, dass die Identität auf die Schnelle nicht mehr feststellbar ist. Maxime Girardeau erschafft einen Thriller, der die Grenzen von Realität und Fiktion verschwimmen lässt. Loïe ist wirklich nur KI-generiert, wie der Autor im Vorwort erklärt. Die Zeitzonen geraten immer wieder durcheinander und so entsteht eine mystische Stimmung, die sich am Ende fulminant auflöst. Fazit: Literatur mit KI-Unterstützung |
Glaesener Helga: Die stumme Tänzerin |
Glaesener Helga: Das Kind der Lügen Hamburg 1929: Die wohlhabende Witwe Signe von Arnsberg schlägt bei der Polizei auf, wird zunächst nicht ganz ernst genommen und findet in der jungen Ermittlerin Paula Haydorn eine empathische Zuhörerin. Ihr sechsjähriges Kind ist verschwunden, es war mit der Kinderfrau nach einem Spaziergang nicht ins Hotel zurückgekehrt, in dem Signe seit kurzem lebt. Auch von der Kinderfrau fehlt jede Spur. Der zweite Teil um die Ermittlerin Paula Haydorn, die als eine der ersten Frauen bei Hamburgs weiblicher Kriminalpolizei arbeitet, knüpft nahtlos an den ersten Teil 'Die stumme Tänzerin' an.Die Autorin versteht es, die Zeithindergründe zu beleuchten und trotzdem mangelt es nicht an Spannung. Fazit: Für alle, die gerne lesend Zeitreisen unternehmen und dabei auf Spannung nicht verzichten möchten |
Glenconner Anne : Lady Blake und das Grab im Meer Seit jeher ist die Karibikinsel Mustique ein Rückzugsort für die Schönen und Reichen. Wie keine andere prägt Lady Veronica Blake das gesellschaftliche Leben auf der Insel. Nach ihrer Zeit als Hofdame von Prinzessin Margaret genießt es Lady Blake, sich auf der Insel zu erholen. Und außerdem ist da ja auch noch Ziehtochter Lily, um die sie sich seit vielen Jahren rührend kümmert, nachdem Lilys Mutter offensichtlich den Tod in den Fluten der Karibik suchte. Auch wenn Vee, wie Lady Veronica von vielen genannt wird, eine Überraschungsparty zu Lilys 21. Geburtstag plant, passieren plötzlich beunruhigende Dinge, denen sie auf den Grund gehen muss. Ihre Nachforschungen und Ermittlungen auf eigene Faust gehen dem Inselpolizisten Solomon Nile ziemlich gegen den Strich. Zwar hat er den Adeligen viel zu verdanken, aber diese Einmischung geht einfach zu weit. Zunächst verschwindet Amanda Fortini - eine junge und sehr wohlhabende Frau, die noch dazu Lilys beste Freundin ist. Als ihre Leiche gefunden wird, beginnen die Spekulationen. Hat es mit Lilys Projekt zur Rettung der Korallenriffe zu tun? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Drohung, die an Lilys Boot geschmiert wurde und dem Tod von Amanda? Was hat es mit den Korallen auf sich, die an mehreren Stellen abgelegt werden und in die mysteriöse Zeichen geritzt sind? Als dann auch noch die Villa der Fortinis brennt, sich ein weiterer Freund von Lily merkwürdig verhält und ebenfalls verschwindet, steigt auch der Druck auf den Inselpolizisten, diesem Spuk endlich ein Ende zu bereiten und wieder Ruhe einkehren zu lassen. Zu allem Überfluss nähert sich aber auch noch ein tropischer Wirbelsturm, der alle Inselbewohner zusätzlich in Aufruhr versetzt. Wird es Lady Blake gelingen, dem Polizisten die entscheidenden Hinweise zu liefern? Dieser Debutroman ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Selten legt eine weit über Achtzigjährige einen Erstling vor. Zudem lässt Anne Glenconner auch viel Autobiografisches in ihren Roman einfließen. Sie selbst hat viele Jahre auf der Insel Mustique gelebt, was die kundigen Schilderungen der Insel und ihrer Bewohner erklärt. Mit viel Empathie für die einzelnen Charaktere entwickelt sich eine bis zuletzt spannende Geschichte mit der kuriosesten Ermittlerin seit Miss Marple. Fazit: ein schöner Krimi vor traumhafter Kulisse |
Gmuer Sara : Achtzehnter Stock Wanda, alleinerziehende Mutter und wohnhaft im achtzehnten Stock eines trostlosen Plattenbaus, hat große Pläne. Sie will es als Schauspielerin schaffen und ihrer fünfjährigen Tochter Karlie ein besseres Leben bieten können. Am anderen Ende der Stadt warten Glamour, Geld und Erfolg. Doch so einfach ist es nicht. Wanda merkt, dass einem die Herkunft dennoch doch immer irgendwie anhaftet. Man wird sie und die eigene Vergangenheit einfach nicht los. Eines Tages bietet sich Wanda aber eine einzigartige Chance, endlich Teil dieser begehrenswerten anderen Welt zu werden. Wird sie es schaffen, die Platte hinter sich zu lassen? Dieses Buch ist im wahrsten Sinn des Wortes eine Wucht. Die Art und Weise wie von den Abgehängten in der Plattenbausiedlung und deren Alltag erzählt wird, trifft einen bis ins Mark. Trotz all der Tristesse versucht Wanda ihren großen Traum zu verwirklichen und man wünscht ihr mit jeder Seite und trotz einiger Rückschläge, dass sie es auch schafft. Im Kern geht es darum, wer wir sein wollen, wie wir auf andere wirken wollen und was wir letztendlich bereit sind, dafür zu opfern. Es macht Spaß, diese starke Protagonistin einen Teil ihres Weges begleiten zu dürfen. Fazit: Hart, rau und verdammt gut geschrieben |
Gosling Sharon: Lighthouse Bookshop Newton Dunbar ist ein kleines schottisches Dorf mit einer Besonderheit: obwohl auf dem Festland gelegen und meilenweit von der Küste entfernt, besitzt es einen Leuchtturm. Das darin befindliche liebevoll eingerichtete Antiquariat ist für die einige Buchliebhaber aus dem Ort mehr als nur Nachschublieferant für neue Lektüre. Es ist ein Treffpunkt und Zufluchtsort. Und für die Stammgäste Edie und Ezra auch ein weiterer Ort, um sich zu zanken, denn bei den beiden vergeht kein Tag ohne einen Streit beziehungsweise Schlagabtausch. Als der Besitzer Cullen ganz unerwartet stirbt, trifft dies ganz besonders Rachel. Vor fünf Jahren kam sie in den Ort, um die Erlebnisse der Vergangenheit hinter sich zu lassen und völlig neu anzufangen. Cullen hat sie freundlich aufgenommen und neben der Arbeit im Buchladen darf sie auch im Leuchtturm wohnen. Nun, da Cullen tot ist, scheint alles auf der Kippe zu stehen und auch Rachels Zukunft scheint ungewiss. Und was wird aus dem unglaublichen Geheimnis, das sich ganz oben im Leuchtturm verbirgt und wovon Rachel erst auf Cullens Sterbebett erfahren hat? Wird der Leuchtturm samt Buchladen bestehen können? Die raffgierige Immobilienentwicklerin McCreedy reibt sich schon die Hände, weil sie sich gute Chancen auf den Kauf des tollen Grundstücks ausrechnet. Gut, dass die Stammgäste und Rachel so eine eingeschworene Gemeinschaft sind. Gemeinsam nehmen sie sich vor, die Situation zu meistern. Und dann ist da auch noch der Journalist Toby, der eigentlich nach Newton Dunbar kam, um seine Memoiren zu schreiben. Doch wie Rachel kämpft auch er mit den Geistern der Vergangenheit, wodurch sich die beiden wohl von Anfang an gut verstehen. Nebenbei hat die Gemeinschaft auch noch Zuwachs bekommen. Ausreißerin Gilly ist für alle Anlass, sich ihrer anzunehmen und durch die Unterstützung von Gilly scheinen sich auch Edie und Ezra mehr und mehr zu versöhnen. Dieses Buch erzählt sehr warmherzig von einer eingeschworenen Gemeinschaft von Buchliebhabern, die durch mehrere Ereignisse gezwungen sind, über den eigenen Schatten zu springen um die bevorstehenden Herausforderungen gemeinsam meistern zu können. Die eigenwilligen Charaktere wachsen einem sofort ans Herz und man wünscht sich, dass die Geschichte für alle gut ausgeht. Was - so viel sei verraten - dann auch eintritt. Fazit: unterhaltsam und warmherzig - eine schöne Sommerlektüre |
Gramazio Holly : Ehemänner Als Lauren betrunken von einem Junggesellinnenabschied nach Hause kommt, wird sie dort bereits erwartet. Von ihrem Ehemann. Nur dass Lauren überhaupt nicht verheiratet ist. Lauren versteht die Welt nicht mehr, denn der Typ taucht in ihren Handybildern und Nachrichten auf und es gibt tatsächlich ein Hochzeitsfoto. Nur dass sich Lauren an nichts erinnern kann. Als der Mann auf den Dachboden steigt und kurz darauf ein völlig anderer Ehemann die Leiter herunterkommt, dämmert es Lauren, dass hier etwas nicht stimmen kann. Der Dachboden scheint magische Fähigkeiten zu haben. Sie probiert etwas herum und immer, wenn sie einen Ehemann auf den Dachboden schickt, kommt ein ganz anderer wieder herunter und mit dem Mann hat sich auch Laurens Leben verändert. Zum Teil hat sie ganz andere Jobs und nicht mehr den bei der Stadtverwaltung, zum Teil ist ihr privates Umfeld komplett anders und die Wohnungseinrichtung wechselt auch. Nach und nach probiert Lauren verschiedene Typen von Ehemännern aus, doch immer wieder findet sie nach kurzer Zeit etwas, das sie stört. Dann schickt sie die Männer auf den Dachboden zurück und verbannt sie damit wieder komplett aus ihrem Leben. Bis eines Tages Bohai von ihrem Dachboden steigt. Damit verändert sich alles. Diese ziemlich aberwitzige Geschichte hat einen tiefgründigen Kern. Wenn im Leben alles im Überfluss vorhanden ist - im Fall der Protagonistin sind es die Ehemänner - fällt es schwer, sich für eine Sache zu entscheiden und dann auch dabeizubleiben selbst wenn es kompliziert wird. Doch irgendwann sehnt man sich inmitten der Beliebigkeit doch nach einer Konstante im Leben. In Laurens Fall eben nach einem Mann, mit dem man wirklich den Rest des Lebens verbringen möchte. Das Buch ist total witzig geschrieben und die ganze Idee ist echt preiswürdig. Darauf muss man wirklich erst einmal kommen. Fazit: witzig und kurios |
Griffin Anne : Wellengang Vor vielen Jahren ist Rosies Tochter spurlos verschwunden. Die polizeilichen Ermittlung und die unermüdliche Suche haben das Leben der Familie geprägt und Rosies Ehe an den Rand des Zusammenbruchs geführt. Rosie ist immer noch fest davon überzeugt, dass die Tochter lebt und eines Tages zu ihr zurückkehrt. Die Tatsache, dass ihr Mann und ihr Sohn da offensichtlich große Zweifel haben, lässt Rosie in ein Loch fallen. Erst als Rosies Vater sie bittet, über den Sommer auf ihre Heimatinsel zurückzukehren um ihm mit der familieneigenen Fähre zu helfen, geht es ihr besser. Dort angekommen scheint sie - die damals als einzige Frau die Kapitänslizenz erworben und sehr gut bestanden hat - mit der Tätigkeit aufzublühen. Auch die Tatsache, dass die Inselbewohner so tun als sei sie niemals weggewesen, tut Rosie gut. Es gibt tatsächlich auch wieder Momente des Glücks - in denen sie nicht nur an ihre verschwundene Tochter denkt. Nur die schon immer bestehende Rivalität mit Liam, der unbedingt die Fähre übernehmen will, trübt ihren Aufenthalt. Als dann herauskommt, dass ihr Vater bankrott ist, will sich Rosie nicht damit abfinden. Es scheint, als sei die Fähre der einzige Ort an dem sie sich ihrer Tochter noch nahe fühlen kann und jetzt auch noch diesen Ort zu verlieren fühlt sich für Rosie wie eine Katastrophe an. Sie steht vor der Entscheidung alles aufzugeben oder nach Dublin in ihr altes Leben zurückzukehren. Die Geschichte ist gut konstruiert, denn in kurzen Einschüben zwischen den einzelnen Kapiteln erfährt man, was mit der verschwundenen Tochter passiert ist. Diese beunruhigenden kurzen Sequenzen machen das Buch zu einem echten Pageturner, denn man will unbedingt zur nächsten Passage kommen, in der wieder ein weiteres Detail vom Tag des Geschehens offenbahrt wird. Sehr gut dargestellt ist auch der Weg der Mutter bzw. der ganzen Familie zurück ins Leben ohne die Verschwundene. Das schmerzvolle Loslassen gelingt der Protagonistin erst ganz zum Schluss. Fazit: eine spannend geschriebene Geschichte über den Weg zurück ins Leben nach einem schweren Schicksalsschlag |
Griffis Gigi : Die Kaiserin Elisabeth entspricht überhaupt nicht dem, was von einer Herzogstochter erwartet wird. Sie ist ungestüm, läuft barfuß und ist eine eigensinnige junge Frau. Zwar setzt ihre Mutter alles daran, sie zu verheiraten, aber Elisabeth vergrault einen potentiellen Verlobten nach dem anderen. Zumindest für ihre ältere Schwester Helene scheint sich eine rosige Zukunft abzuzeichnen, denn sie soll den Kaiser Franz von Österreich heiraten und bereitet sich schon entsprechend auf das höfische Leben vor. Die drei Frauen sind eingeladen, in Bad Ischl den Geburtstag des Kaisers mitzufeiern. Der Roman erzählt, wie sich die Liebesgeschichte des Kaiserpaars Elisabeth und Franz entwickelt. Anders als in den Kitschfilmen der 50er Jahre zeigt sich dabei dann oft ein anderes Bild von Sisi. Toll ist, dass Auszüge aus ihren Gedichten in den Roman eingebaut wurden. An vielen Stellen merkt man, dass der Roman als Basis für eine Serie gedient hat, denn bei bestimmten Szenen ahnt man schon, wie sie filmisch umgesetzt werden. Der Schluss ist aber leider etwas schwach, was sehr schade ist. |
Grill Petra: Oktoberfest 1900 Das München im Jahre 1900 ist eine Stadt, in der sich so einiges bewegt. Colina Kandl, die unter ihrem Mädchennamen vor ihrem gewalttätigen Ehemann in die Großstadt geflüchtet ist, schlägt sich als Bedienung durch, um Geld für sich und ihren kleinen Sohn zu verdienen, den sie bei Freunden unterbringen konnte. Doch da Bedienungen keinen festen Lohn, sondern nur das Trinkgeld bekommen, muss sich auch Colina durch Liebesdienste etwas hinzuverdienen, was ihr zunehmend zuwider ist. Da sich die Gelegenheit ergibt, wird sie durch einige Tricksereien zur Gouvernante von Clara Prank. Diese ist die Tochter des zugezogenen Brauereibesitzers Curt Prank und sehr eigenwillig. Ein nächtliches Abenteuer lässt die beiden Frauen aber zu Verbündeten werden.Ob der Plan, den sich beide ausgedacht haben, funktionieren wird? Mit ihrem Historischen Roman rund um das Oktoberfest 1900 lässt Petra Grill eine wilde Zeit aufleben. Eindrucksvoll und bildhaft erzählt sie die Geschichte der einfachen Leute wie der Bedienung Colina, die ums Überleben kämpfen müssen, während die Künstler der Schwabinger Bohéme und die Großkopferten das Leben genießen. Beim Lesen wirkt es so, als sei man selbst mittendrin im Getümmel des Oktoberfests. Fazit: ein mitreißender Ausflug auf das Oktoberfest - absolut empfehlenswerte Lektüre! |
Grimm Liza: Eislotus Nara, Beschützerin von Kori, wird von ihrem Volk ausgewählt, um am Ritual des Lichts teilzunehmen. Dieses Ritual wurde eingeführt, damit es keine weiteren Kriege mehr gibt. Jedes Volk schickt einen Vertreter bzw. eine Vetreterin zur Akademie, um dort am Stellvertreterkrieg teilzunehmen. In der Welt gibt es unterschiedliche Elemente und so machen sich alle Elementargesandten auf, um an der Akademie zunächst ausgebildet zu werden und schlussendlich am Ritual des Lichts teilzunehmen. Der erste Teil der neuen Fantasy-Reihe um die junge Nara ist ein packender Auftakt. Macht, Intrigen und der Wunsch ums nackte Überleben ist Alltag an der Akademie. Die Spannung wird nach und nach stärker und zum Ende löst sie sich ein wenig, aber nur um mit verschiedenen Cliffhängern zu enden. Die Wartezeit bis zum Band 2 sollte also nicht zu lange dauern, da man wissen möchte, wie es weitergeht. Fazit: Für Freunde der Magie à la "Die Tribute von Panem". |
Grjasnowa Olga : Juli, August, September Lou und Sergej scheinen das perfekte Paar zu sein. Beide sind jüdisch, aber im Alltag spielt das so gut wie keine Rolle. Die gemeinsame Tochter Rosa war zum Beispiel noch nie in einer Synagoge. Als Pianist ist Sergej oft abwesend und Lou stellt sich immer wieder die Frage, ob sie überhaupt eine richtige Familie sind. Aber was ist schon richtig und was ist falsch? Als bekannt wird, dass Tante Maya ihren 90. Geburtstag auf Gran Canaria feiert, überlegt Lou lange, ob sie dem Wunsch ihrer Mutter nachgeben und mit ihr dorthin fliegen soll. Kaum angekommen geht es innerhalb des Clans auch schon los mit Sticheleien und Missgunst - Familienwahnsinn pur. Lou stellt wieder einmal sich und ihr ganzes Leben in Frage und beschließt, nach Tel Aviv zu fliegen. Dort erhofft sie sich Antworten auf ihre Fragen - auch im Hinblick auf die Familiengeschichte. Die mitreißende Art des Erzählens macht den Reiz des Buches aus. Auch thematisch greift der Roman das aktuelle Thema Identitätsfindung in einer sich immer weiter zersplitternden Welt auf. Dabei sind die Identitäten der Hauptfiguren durch das Jüdischsein, den sowjetischen Background und das Leben in Deutschland ohnehin schon vielschichtig genug. Super beschrieben sind auch die innerfamiliären Dynamiken und die Auseinandersetzung darüber, wer die Deutungshoheit über die gemeinsame Familiegeschichte besitzt. Fazit: ein tolles Buch über eine Spurensuche nach der eigenen Persönlichkeit |
Goacher Lucy: Abgrund Clementine sitzt gerade in Boston an ihrer Doktorarbeit, als sie die Nachricht erhält, dass sich ihre kleine Schwester Poppy das Leben genommen hat. Sie lässt alles liegen und stehen und fliegt nach London, wo ihre Eltern ein kleines Cafe betreiben. Sie macht sich Vorwürfe, denn in der Nacht als Poppy von den Klippen sprang hat sie noch versucht, Clementine anzurufen. Diese war aber mit ihrer Studienkollegin Jenna beim Feiern und hat den Anruf nicht entgegengenommen. Als dies bei der polizeilichen Ermittlung den Eltern bekannt wird, wenden sie sich von Clementine ab. Der Thriller Abgrund, das Erstlingswerk von Lucy Goacher, ist solide aufgebaut. Es gibt verschiedene Erzählstränge, die auch zeitlich variieren. Sie schafft es, immer wieder neue Wendungen einzubauen, sodass auf den fast 500 Seiten die Spannung nicht abbricht. Letzendlich gibt es das fulminate Finale, das alles auf den Kopf stellt. Fazit: spannnend und abwechslungsreich |
Golz Manuela: Sturmvögel Mit ihren sechsundachtzig Jahren verkörpert Emmy Seidlitz wohl das, was sich die meisten Menschen fürs Alter wünschen würden. Sie ist ein zufriedener lebensbejahender Mensch, der auf ein erfülltes Leben zurückblickt. Womöglich liegt es an Emmys Herkunft, dass sie sich an den einfachen und kleinen Dingen erfreuen kann. Aufgewachsen auf einer kleinen Nordseeinsel, war ihre Kindheit geprägt von Entbehrungen und nach einigen Schicksalsschlägen wird sie als Vierzehnjährige als Dienstmädchen ins ferne Berlin vermittelt. In diesem Alter galt man damals als arbeitsfähig. Ein Glück, dass sich Luise, die Köchin des Hauses ihrer annimmt und Emmy etwas die Angst vor der Großstadt nimmt. Und da gibt es auch noch Hauke, den von sich selbst überzeugten Sohn aus gutem Hause, der Emmy unter seine Fittiche nimmt und ihr so einiges zeigt. Schon bald sind die beiden ein Paar - zur damaligen Zeit ein Skandal, da die Beziehung nicht standesgemäß ist. Sehr zum Leidwesen von Haukes herrischer Mutter wird Emmy dann auch noch schwanger. Auch wenn es zu dieser Zeit als Versagen gilt, ein Mädchen zur Welt zu bringen, ist Hilde ihr großes Glück. Es folgt mit Sohn Otto wenig später endlich ein Stammhalter und die Schwiegermutter scheint kurzzeitig besänftigt. Dennoch scheint Emmy zunehmend auch für Hauke immer noch die Dienstbotin zu sein und wird entsprechend schlecht behandelt. Bis sie es eines Tages nicht mehr aushält, die Kinder und ihre Siebensachen packt und zu ihrer Freundin Marianne zieht. Diese lebt mit Mann und Sohn zwar auch sehr beengt, aber die drei werden herzlich aufgenommen. In den Wirren der Kriegsjahre wird sich diese Schicksalsgemeinschaft für alle Seiten noch als sehr vorteilhaft herausstellen. Auch als Tessa, das Kind Nummer drei zur Welt kommt und nicht klar ist, ob Mutter und Kind überleben werden. Emmy ist bewusst, dass sich ihr erfülltes Leben bald dem Ende zuneigt und sie hadert damit auch nicht. Im Gegenteil. Als ihr der Arzt mitteilt, dass sie einen Herzschrittmacher braucht, lehnt sie dies vehement ab und sagt ihm, er solle sich lieber um seine sterbenden Topfpflanzen kümmern. Sie hätte ein gutes Leben gehabt und es sei eine biologische Notwendigkeit, dass man in einem gewissen Alter sterben müsse. Ihren Kindern erzählt Emmy davon natürlich nichts. Doch denen ist auch so bewusst, dass die Mutter nun in einem Alter ist, in dem man sich mit dem Thema Sterben auseinandersetzen muss. Wenn es nach der ältesten Tochter Hilde geht, kann es nicht schaden, schon vorab ein bisschen zu entrümpeln. Ohne der Mutter davon zu erzählen, sieht sich Hilde in den Kellerräumen um. Dabei stößt sie auf uralte Grundbuchauszüge, nach denen Emmy offenbar einige Liegenschaften in Potsdam gehören sollen. Ist ihre Mutter, die ihr ganzes Leben lang in so bescheidenen Verhältnissen gelebt hat, etwa eine reiche Frau? Und warum hat Emmy nie etwas davon erzählt? Oder ist Hilde, die sich ohnehin immer für benachteiligt hält, unter den Geschwistern etwa die einzige, die bisher nichts davon wusste? Zwischen Emmy und ihren Kindern scheint es noch sehr viele Dinge zu geben, die ein für alle Mal geklärt werden müssen. Mit 'Sturmvögel' erzählt Manuela Golz die Geschichte ihrer eigenen Großmutter, denn das Buch beruht auf wahren Begebenheiten. Dies zeigt sich auch in der äußerst warmherzigen und liebevollen Erzählweise der Autorin, die allerdings nie ins Kitschige abdriftet. Von der erzählten Gegenwart springt die Autorin immer wieder zurück in die Vergangenheit und damit in Emmys bewegtes Leben. Dieser Wechsel trägt dazu bei, dass das Buch relativ schnell Sogwirkung entfaltet und man es gar nicht wieder aus der Hand legen möchte. Fazit: eine absolut lesenswerte, berührende und noch dazu wunderschön geschriebene Geschichte über das Leben einer starken Frau. |
Gößling Andreas: Rattenflut |
Haas Wolf : Eigentum In diesem äußerst persönlichen Buch erzählt Wolf Haas im Angesicht ihres bevorstehenden Todes die Geschichte seiner Mutter und damit auch ein Stück eigene Familiengeschichte. Man erfährt sehr viel über das harte Leben dieser interessanten Frau. Erstaunlich, dass sie, die ja aus ganz einfachen Verhältnissen kam, schon als junge Frau Österreich verließ, in der Schweiz arbeitete und nebenbei Französisch und Englisch lernte. Als Sohn berichtet Haas auch vom ewigen Refrain ihres Lebens: arbeiten, arbeiten, arbeiten und sparen, sparen, sparen. Doch immer dann wenn sie sich das Geld für das ersehnte eigene Grundstück zusammengespart hatte, waren die Grundstückspreise schon wieder gestiegen oder die Inflation hatte das Geld entwertet und der Traum vom Eigenheim war wieder in weite Ferne gerückt. Haas mixt in seine Erzählung viele Orginaltöne der Mutter, die dann auch entsprechend dialektal gefärbt sind. Das macht diesen ganz besonderen Ton des Buches aus. Haas ist ja an sich schon ein Autor, der mit seiner speziellen Erzählweise die Leser zu fassen kriegt. In diesem Fall kommt dann noch diese biografische Note hinzu. Man spürt diese Zuneigung zur Mutter, den Respekt vor ihrem bewegten Leben in jeder Zeile. Fazit: ein sehr persönliches Abschiedsbuch |
Hagena Katharina : Flusslinien Mit ihren einhundertundzwei Lebensjahren kann Margrit auf ein erfülltes Leben zurückblicken. Täglich lässt sie sich von Arthur von der Seniorenresidenz in der sie lebt in den Römischen Garten fahren. Während sie von dort auf die Elbe blickt, erinnert sie sich an viele Dinge. An ihre Liebhaber, aber allen voran an ihre Mutter und an Else, die Gestalterin des Römischen Gartens. Diese Frau war die große Liebe von Margrits Mutter. Damals waren aber die Zwänge der Gesellschaft noch ganz anders und Vieles musste im Verborgenen geschehen. Mit viel Empathie und Wärme erzählt die Autorin in diesem Buch von drei sehr unterschiedlichen Menschen, deren individuelle Lebensgeschichten dennoch irgendwie ineinanderfließen wie die Zuströme eines Flusses. Überhaupt spielt auch die Elbe in der ganzen Geschichte eine wichtige Rolle. Fazit: eine ziemlich ungewöhnliche Geschichte, die man gar nicht mehr aus der Hand legen mag |
Harlander Wolf: Schmelzpunkt Grönland im Sommer 2021: Es ist wahnsinnig heiß und die Gletscher schmelzen. Aber ist die Hitze nur auf die Klimaveränderung zurückzuführen? Mit seinem neuen Thriller zeigt Wolf Harlander wieder Probleme auf, die aktuell bestehen. Er schafft es einerseits, komplexe Sachverhalte gut mit einzubauen, andererseits entspinnt er einen Plot, der dazu beiträgt, das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen. Fazit: Toller Thriller mit jeder Menge Potential |
Harlander Wolf: Systemfehler |
Hartlieb Petra : Herbst in Wien Der erste Weltkrieg ist noch in vollem Gange und für den Buchhändler Oskar Nowak und seine Frau Marie sind es keine guten Zeiten. Die Menschen kämpfen ums Überleben, Nahrungsmittel sind knapp - Bücher sind ein Luxusgut, das sich keiner leisten kann und will. Zumindest schaffen es die beiden mit einer List, dass der bereits von seinem ersten Einsatz an der Front traumatisierte Oskar nicht wieder eingezogen wird. Als die Spanische Grippe auch in Wien um sich greift, muss die Familie einen großen Verlust verkraften. Ganz besonders Marie ist schwer erschüttert und es dauert Jahre, bis sie darüber hinweg ist. Das neue Jahrzehnt, die Goldenen Zwanziger, bringen nicht nur den gefühlsmäßigen Aufschwung - auch in der Buchhandlung läuft es besser. Maries Freundin Fanni Gold - eine sehr freizügige junge Frau - genießt das Nachtleben in vollen Zügen und engagiert sich nebenbei auch noch für das Frauenwahlrecht. Doch neben all diesen schönen und fortschrittlichen Entwicklungen nach der langen entbehrungsreichen Zeit gibt es leider auch Tendenzen, die nicht nur für Marie und ihre Familie Unheil bedeuten könnten, sondern für einen Großteil der Bevölkerung. Gegen Juden wie Oskar Nowak wird zunehmend Stimmung gemacht und die Feindseligkeit wächst. Als dann Maries früherer Arbeitgeber, der Schriftsteller Arthur Schnitzler, verstirbt, endet auch dieser Abschnitt der Geschichte rund um die kleine Buchhandlung in der Währinger Straße. Petra Hartlieb erzählt nach 'Wenn es Frühling wird in Wien' und 'Sommer in Wien' in ihrem neuen Roman, wie es mit Oskar und Marie Nowak und ihrer Buchhandlung weitergeht. Eng verknüpft mit den historischen Ereignissen lässt sie ihre Leser am nicht immer einfachen Leben der Familie teilhaben. Es ist geprägt von vielen Tiefpunkten, die es zu überwinden gilt. Doch durch die bedingungslose Liebe zueinander scheinen die beiden allen Unwägbarkeiten zu trotzen. Die wunderschöne Aufmachung des Buches trägt mal wieder - wie so oft bei Dumont - dazu bei, dieses Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen zu wollen. Fazit: atmosphärisch dicht erzählte und sehr schön geschriebene Fortsetzung |
Hartlieb Petra : Freunderlwirtschaft Ein toter Minister ist nicht gerade das, was man sich als Fall zum Einstand wünscht. Kommissarin Alma Oberkofler, die gerade erst ihre Arbeit in Wien begonnen hat, ist also gleich voll gefordert. Zum Glück hat sie zumindest zwei Kollegen, die gut mir ihr zusammenarbeiten, was eine große Hilfe ist. Je mehr sich die Ermittler in den Fall einarbeiten und mit der Person Max Langwieser beschäftigen, desto deutlicher wird, dass dieser allseits beliebte Minister wohl doch kein solcher Unschuldsengel war, wie alle sagen. Dass seine Lebensgefährtin Jessica spurlos verschwunden ist, verkompliziert die Sache noch zusätzlich. Naheliegend wäre, von einer Beziehungstat auszugehen, doch Almas Gespür sagt etwas anderes. Bekannt ist Petra Hartlieb vor allem durch ihre wunderschönen Bücher über die gleichnamige Buchhandlung. Auch wenn in diesem Buch wieder eine Buchhandlung vorkommt, ist dieses Buch ganz anders. Die Autorin beweist, dass sie auch das Genre Krimi mit Bravour bespielen kann. Dass in Österreich in der Politik viel über Beziehungen, Freundschaftsdienste und Eine-Hand-wäscht-die-andere geht ist bekannt. Wie geschickt es Hartlieb aber schafft, ihren sehr spannenden fiktiven Fall mit den politischen Geschehnissen der jüngeren Vergangenheit zu verknüpfen ist genial. Und Ähnlichkeiten zu real existierenden Personen wurden sicher ganz bewusst eingebaut. So tun sich in der Geschichte wie im wirklichen Leben menschliche Abgründe auf und man verfolgt gebannt, wie sich die Dinge entwickeln. Wer weiß - vielleicht darf Alma Oberkofler ja auch weiterermitteln und es war nicht ihr letzter Fall. Fazit: ein spannender Fall und gleichzeitig auch das Sittenbild einer politischen Generation |
Haughton Emma: The Dark Die Ärztin Kate North bewirbt sich bei einer UN-Forschungsstation, die in der Antarktis liegt. Für das dortige Forscherteam muss schnell eine Ersatzärztin gefunden werden, weil ihr Vorgänger, der Arzt Jean Luc bei einer Expedition verunglückte. Für Kate ist diese Stelle genau das Richtige, weil ihr bisheriges Leben komplett aus den Fugen geraten ist. Mit ihrem ersten Thriller legt Emma Haughton die Handlung in eine Gegend, die von eisiger Kälte, monatelanger Finsternis und enormer Enge gezeichnet ist. Aus der Ich-Perspektive (Kate North) erzählt sie die Geschichte und schafft es nach kürzester Zeit, den Leser bzw. die Leserin in ihren Bann zu ziehen. Die Atmosphäre in der doch sehr kleinen Forschungsstation wird immer dichter und bis zuletzt bleibt der Spannungsbogen geöffnet. Fazit: monatelange Finsternis und ewiges Eis als Kulisse für einen spektakulären Thriller |
Hausmann Romy: Perfect Day Es ist kurz vor Weihnachten und Ann Lesniak kann immer noch nicht glauben, dass ihr geliebter Vater, der Philosophieprofessor Walter Lesniak ein mehrfacher Mörder sein soll. Vor mehr als sechs Wochen ist er festgenommen worden und ihm wird zur Last gelegt, für zehn Morde an jungen Mädchen verantwortlich zu sein. Bei allen Delikten wurden rote Schleifenbänder verwendet. Ann hat ihr Germanistikstudium abgebrochen und jobbt jetzt in einer Fastfoodkette. Sie möchte unbedingt beweisen, dass ihr Vater unschuldig ist. Dessen bester Freund Ludwig, der sich als Rechtsanwalt eigentlich schon im Ruhestand befindet, übernimmt das Mandat. Ann kommt an die Ermittlungsakte und ist nach deren Durchsicht überzeugt, dass ein guter Freund des Vaters des ersten Opfers der Täter ist. Sie nimmt eigene Recherchen auf, bei denen sie von ihrer früheren Freundin Eva begleitet wird. Aber ist sie wirklich dem richtigen Täter auf der Spur? Bereits kurz nach Weihnachten wird bekannt, dass in Süddeutschland eine weitere Minderjährige entführt worden ist. Ann macht sich zusammen mit ihren Freund Jakob auf den Weg in den Bayerischen Wald um herauszufinden, wer hinter der Entführung von Sarah steckt. Nach einigen Tagen taucht völlig unerwartet das Entführungsopfer wieder auf und kurze Zeit später wird die Mutter des Entführungsopfers brutal ermordet. Wie kann das sein, wenn der eigentliche Verdächtige in Berlin in Untersuchungshaft sitzt? Der Song Perfect Day von Lou Reed hat die Autorin zu diesem Thriller inspiriert. Ja, für Ann war es ein perfekter Tag, als sie 7-jährig auf den Schultern ihres Vaters einen wunderschönen Tag erleben konnte. Aber als sie 24 ist, ist plötzlich alles anders. Wie ergeht es einem, wenn sich von einem Tag auf den anderen die Sicht auf eine Person komplett verändert? Kann es wirklich sein, dass der liebevolle Vater und hoch angesehene Wissenschaftler eine derart dunkle Seite an sich hat? Der Thriller braucht zunächst eine gewisse Zeit, bis sein Potenzial erkennbar wird. Doch dann entsteht mit jeder Seite ein immer größer werdender Sog und das Buch entwickelt sich zum Pageturner. Fazit: gefühlvoll inszeniert |
Hawkins Paula : Die blaue Stunde Um die Künstlerin Vanessa Chapman ranken sich viele Gerüchte. Dass sie ausgerechnet ihrem Widersacher Douglas, dem Galeristen, ihr gesamtes künstlerisches Werk vermacht hat, stößt bei vielen auf Unverständnis. Dieses Buch ist sehr spannend geschrieben. Auch der Schauplatz, die Gezeiteninsel, trägt sehr dazu bei, die düstere Stimmung immer wieder heraufzubeschwören. Die Tatsache, zu bestimmten Tageszeiten völlig von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, hat seinen Reiz, aber darin liegt auch eine gewisse Gefahr, die stets als Subtext mitschwingt. Durch Rückblenden und Brieffragmente erfährt man letztlich, was sich alles zugetragen hat und begreift die schreckliche Dimension des Ganzen. Fazit: düster, spannend und abgrundtief |
Hayes Samantha : Eine von uns Als Ginas Haus abbrennt wirkt es zunächst wie eine glückliche Fügung, dass ihr ihre Freundin Annie anbietet, in ihr Haus einzuziehen während sie sich eine kleine Auszeit nimmt und verreist. Mit ihrem Mann, dem dreijährigen Sohn Tommy und Säugling Gracie zieht sie in das stylisch renovierte Haus in ihrem Heimatort. Früher bildeten Annie, Gina, Laura und Sara ein unzertrennliches Kleeblatt, doch als Sara damals spurlos verschwand, bröckelte auch diese Freundschaft und man ging getrennte Wege. In Gina weckt diese Rückkehr also auch jede Menge Erinnerungen. Als dann plötzlich Mary auftaucht und sich als Annies Haushälterin ausgibt, ist Gina erst skeptisch. Doch Annie bestätigt ihr die Richtigkeit der Angaben. Dennoch bleibt ein ungutes Gefühl, das sich noch mehr verstärkt, als Mary mit ihrem Sohn Tyler ins Haus zieht, weil sie vor ihrem gewalttätigen Mann geflüchtet ist. Ginas ungutes Gefühl erhärtet sich und als dann Laura, eine andere Freundin von damals zu Besuch kommt, eskaliert die Situation und es klärt sich auf, was damals wirklich geschehen ist. Das Buch ist äußerst spannend geschrieben. Man hat immer wieder Vermutungen, die dann aber ins Leere laufen. Ganz am Ende erreicht die Geschichte einen grausamen Höhepunkt und es wird deutlich, wie montrös das Leben sein kann, wie sehr man sich in Menschen täuschen kann, was Freundschaften wirklich wert sind und zu was Menschen alles fähig sein können. Fazit: spannend bis ganz zum Schluss mit einem sehr überraschenden Ende |
Henry, Emily : Kein Sommer ohne Dich Auf den ersten Blick erscheint eine Freundschaft zwischen der quirligen Poppy und dem stillen Alex äußerst unwahrscheinlich. Kein Sommer ohne Dich ist ein schön geschriebener Sommerroman über eine Beziehung zwischen zwei äußerst ungleichen Menschen, die tief in ihrem Innersten spüren, den Herzensmenschen ihres Lebens bereits getroffen zu haben. Aus Angst, den anderen für immer zu verlieren und damit gar nicht mehr im eigenen Leben zu haben, verschließen sie aber ihre wahren Gefühle. Fazit: unterhaltsame Geschichte über eine On-Off-Beziehung der etwas anderen Art |
Henry Emily : Happy Place - Urlaub mit dem Ex Ein Happy Place, also ein Ort an dem man sich absolut wohl und geborgen fühlt - das ist das Cottage an der Küste Maines für Harriet und ihre Freunde. Da Sabrinas Vater das Cottage verkaufen wird, hat diese dort noch ein letztes Mal einen gemeinsamen Urlaub für ihre Freunde organisiert. Sie wollen gemeinsam von dem Ort Abschied nehmen, an dem sie so viel zusammen erlebt haben. Doch statt unbeschwerter Tage voller Nostalgie und guter Laune wird alles kompliziert. Der Roman hält leider nicht ganz, was der Titel zu versprechen scheint. Man erwartet eine lustige Geschichte, aber findet sich dann inmitten einer Freundesclique wieder, in der jede und jeder seine zum Teil gravierenden Probleme mit sich herumträgt. Außerdem haben die oft sehr ausführlichen Schilderungen sexueller Handlungen dem Buch nicht gut getan. Das hat an vielen Stellen zu gewissen Längen geführt, die eher ermüdend waren und da wäre weniger echt mehr gewesen. Fazit: eine Geschichte mit Happy End, zu dem man sich aber etwas mühsam durchhangeln muss |
Herzog Katharina : Das kleine Bücherdorf - Sommerzauber Ann betreibt ein Geschäft mit Vintage-Mode. Eine Besonderheit ist, dass an jedem Kleidungsstück in Anns Laden ein Briefumschlag hängt, der die jeweilige Geschichte der früheren Besitzerinnen erzählt. So kann Ann ihre beiden Leidenschaften ausleben: Mode einerseits und das Schreiben andererseits. Was nämlich niemand ahnt: Ann hat bereits zahlreiche historische Liebesromane geschrieben und ist mitterweile sogar auf Platz eins der Ebook-Verkaufsliste. Niemand ahnt, dass sich Ann hinter dem Pseudonym verbirgt und im Bücherdorf Swinton-on-Sea wäre eine Schreiberin von Ebooks wohl geächtet. Als Ann ein Angebot eines Verlags erhält, scheint das Glück perfekt zu sein, denn von einem Verlagsvertrag träumt schließlich jede schreibende Person. Doch ausgerechnet das unverkäufliche Brautkleid, das in Anns Laden hängt, soll Gegenstand der Geschichte sein. Ann müsste also ihre eigene Geschichte erzählen und wie ihr vor Jahren von einem Mann namens Ray das Herz gebrochen wurde. Als ebendieser in die Stadt kommt, weil er dort ein Hotel eröffnen möchte, ist Ann komplett hin- und hergerissen. Kann sie sich der Vergangenheit stellen, damit sich in der Gegenwart ihr Glück erfüllt? Dieser Band ist der Abschluss der schönen Reihe über das fiktive Bücherdorf Swinton-on-Sea. Wie schon in den anderen drei Bänden geht es auch in Band vier um eine bestimmte Person, deren Geschichte in den Fokus gerückt wird. Zwar begegnen einem auch wieder so einige andere Dorfbewohner, die man schon kennt, aber im Zentrum steht Ann, die schreibende Vintage-Mode-Verkäuferin, die sich plötzlich mit unschönen Erlebnissen der Vergangenheit konfrontiert sieht und damit hadert, diese offenzulegen um ihre Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Zwar stimmt einen die Tatsache, dass es keinen weiteren Band mehr geben wird, etwas traurig, aber andererseits hat man schon so viel über das Dorf erfahren und die Geschichte um Swinton-on-Sea ist einfach auserzählt und es ist gut, wenn man es dabei belässt. Fazit: ein gelungener Abschluss der Reihe |
Herzog Katharina : Das kleine Bücherdorf - Frühlingsfunkeln Der Frühling kehrt ein im beschaulichen Bücherdorf Swinton-on-Sea. Für Shona, die Cafébetreiberin scheint es, als sei jetzt die Zeit der Veränderungen gekommen. Als Shona erfährt, dass das wunderschöne Bayview Cottage zum Verkauf steht, reift in ihr der Wunsch, das Haus zu kaufen. Allerdings fehlt ihr noch eine gewisse Summe an Eigenkapital. Als Shona erfährt, dass demnächst ein Tortenwettbewerb veranstaltet wird, bei dem das Preisgeld so hoch ist, dass ihr finanzielles Problem gelöst wäre, beschließt sie, die Torte ihres Lebens zu backen. Wie passend, dass das Motto ausgerechnet lautet "Wo die Liebe wohnt". Doch neben der Sache mit dem Hauskauf bringt noch eine andere Sache Shonas Gefühlswelt ins Wanken. Ihr früherer Freund Nathan ist zurück in Swinton. Als Jugendliche waren Shona, Nathan und Alfie unzertrennlich. Doch ausgerechnet in dieser einen Nacht als sich Nathan und Shona nähergekommen sind, verunglückte Alfie tödlich. Wie sich herausstellt haben beide deshalb mit erheblichen Gewissensbissen zu tun und konnten noch nicht mit der Vergangenheit abschließen. Zu viele Fragen sind noch ungeklärt. Was wollte Alfie Shona unbedingt zeigen, bevor er auf dem Weg zu ihr verunglückte? Nach und nach wird die Vergangenheit näher beleuchtet und plötzlich tun sich Abgründe auf. Mit dieser wunderschönen Fortsetzung ist Katharina Herzog vor allem mal wieder eins gelungen: man ist sofort bei den sympathischen Figuren und fühlt mit ihnen. Die Hauptfigur Shona kannte man bereits aus dem ersten Band, doch nun wird deutlich, dass sich hinter der oft mürrischen und nach außen hin starken Frau eine total verletzte und verletzliche Persönlichkeit verbirgt. Dass man sich - auch wenn es unangenehm ist - seiner Vergangenheit stellen muss, ist die Lehre, die Shona und Nathan daraus ziehen. Und natürlich gibt es - wie sollte es anders sein in einem Wohlfühlroman - ein richtig schönes Ende. Fazit: ein unterhaltsames Wiedersehen mit dem kleinen Bücherdorf und seinen Bewohnern - Lesespaß garantiert! |
Herzog Katharina : Das kleine Bücherdorf - Herbstleuchten Im Bücherdorf Swinton-on-Sea laufen die Vorbereitungen für das berühmte Bücherfestival auf Hochtouren. Stargästin in diesem Jahr soll die Schauspielerin und Kinderbuchautorin Betty Andrews sein. Doch diese hat überhaupt keine Lust auf den Rummel. Erst als sie durch Zufall in den Sachen ihrer Großmutter auf wunderschöne Illustrationen stößt, die für ihr neues Projekt perfekt wären, ändert sie ihre Meinung. Der unbekannte Künstler soll nämlich in einem Dorf an der schottischen Küste leben. Betty macht sich also auf den Weg, um Nachforschungen anzustellen. Das Problem einer Hollywoodschauspielerin ist, dass sie sofort überall erkannt wird. Als Betty etwas panisch auf die erste Begegnung mit solchen Fans reagiert, hilft ihr der Buchhändler Eliyah. Sie quartiert sich in der kleinen Pension von Eliyahs Großmutter Nanette ein. Je länger sie in Swinton-on-Sea ist, desto deutlicher kristallisiert sich heraus, dass sie kurz davor ist, ein großes Familiengeheimnis zu lüften. Eliyah merkt ebenfalls, dass Betty das Puzzleteilchen sein könnte, um die tragische Geschichte seiner eigenen Familie aufzuklären. Er unterstützt Betty auch bei der Suche nach dem Maler und nach und nach kommen sich die beiden näher. Doch dass daraus wirklich etwas werden könnte erscheint äußerst unwahrscheinlich. Aber wer weiß das schon... Herbstleuchten ist der dritte Teil der netten Reihe rund um das erfundene Bücherdorf Swinton-on-Sea. Zum einen ist es ein Wiedersehen mit den Figuren aus den bisherigen Bänden und zum anderen wird in diesem Band nun auch wieder die Geschichte einer weiteren Dorfbewohnerin im Detail erzählt. Sehr charmant erzählt Katharina Herzog wieder von Menschen, die es nicht immer leicht im Leben haben und dennoch den Mut nicht verlieren. Auch wenn man am Ende etwas traurig ist, dass die Geschichte zu Ende ist und man das Dorf nun wieder für eine Weile verlassen muss, bleibt die Vorfreude auf den Band 4, der im Sommer erscheinen soll. Fazit: erneut eine wunderschöne, herzerwärmende Geschichte rund um das kleine schottische Bücherdorf und seine teilweise schrulligen Bewohner |
Herzog Katharina : Das kleine Bücherdorf - Winterglitzern Vicky ist Kunsthändlerin und da ihrem Vater das Auktionshaus gehört, steht sie mächtig unter Erfolgsdruck. Durch Zufall bekommt sie den Brief in die Finger, den der kleine Finlay, ein Achtjähriger aus der schottischen Kleinstadt Swinton-on-Sea an seine verstorbene Mama geschrieben hat. Als Vickys Vater auf dem beiliegenden Foto eine besonders seltene Ausgabe von Alice im Wunderland zu erkennen glaubt, schickt er seine Tochter nach Schottland. Dort angekommen zweifelt Vicky plötzlich an ihrem Vorhaben und möchte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Graham, Finlays Papa, der ein kleines Antiquariat führt, ist eher jemand, bei dem alles über die persönliche Schiene zu laufen scheint. Durch ein Missverständnis wird Vicky als Aushilfe für die Weihnachtszeit im Buchladen engagiert. Sie hofft, dadurch leichter an das wertvolle Buch zu kommen. Es gehörte aber der Verstorbenen, was die Sache extrem erschwert. Und Vicky hat nicht mit den Bewohnern von Swinton-on-Sea gerechnet. Die zum Teil sehr verschrobenen Personen tragen schon bald dazu bei, dass sich Vicky heimisch fühlt. Und auch Graham wird ihr von Tag zu Tag sympathischer. Nach und nach beginnt sie auch, ihr bisheriges Leben in Frage zu stellen. Ist es wirklich das Leben, das sie führen will oder macht sie vieles einfach nur ihrem Vater zuliebe? Der bombardiert Vicky natürlich mit Anfragen, wie es in Sachen wertvolles Buch vorangeht. Wird Vickys schlechtes Gewissen siegen und der Deal platzen? Mit diesem Buch, das den Beginn einer kleinen Reihe markiert, schenkt Katharina Herzog ihren Leserinnen und Lesern eine herzerwärmende Geschichte mit allem, was so ein richtiges Wohlfühlbuch haben muss. Ein uriges Dorf mit schrulligen Bewohnern, eine Protagonistin auf dem Scheideweg und dazu noch große Gefühle. Das perfekte Buch für die Vorweihnachtszeit. Fazit: man darf gespannt sein, wie es mit dem kleinen Bücherdorf im Frühling weitergeht! |
Herzog Katharina : Wie Träume im Sommerwind |
Herzog Christian : Aktion Phoenix Frühjahr 1936 in Berlin: Die Planungen für die bevorstehenden olympischen Sommerspiele laufen. Deutschland will sich den anderen Nationen als weltoffenes Land präsentieren. Antisemitische Parolen haben hier nichts zu suchen und auch in den Bars darf internationale Musik gespielt werden. Hermann Schmidt vom Propagandaministerium ist damit beauftragt, die Hauptstadt im besten Lichte zu zeigen. Gleichzeitig ist die Aktionsgruppe Phoenix um die junge Kunststudentin Anna Kollmann im Untergrund aktiv und plant zur Eröffnungsfeier eine Maßnahme, die der ganzen Welt vor Augen führen soll, was in Deutschland nach der Machtergreifung Hitlers los ist. Aber auch auf höchster politischer Ebene entsteht eine Arbeitsgruppe Phoenix, die ebenfalls vorhat, die Eröffnungsfeier für eine Aktion zu nutzen, die aber viele Opfer fordern wird. Der Zeppelin Hindenburg - ein technisches deutsches Meisterstück - soll nämlich explodieren. Der Thriller von Christian Herzog, der im Berlin von 1936 spielt, zeigt auf, wie die Stimmung damals war. Beim Lesen des Buches bleibt es daher nicht aus, dass einem die Sprache fehlt, wenn deutlich wird, wie rabiat und menschenverachtend das damalige Regime war. Das Buch würde sich durchaus auch als Schullektüre eignen, denn diese Lektüre bietet sicher viele Ansatzpunkte für Diskussionen. Fazit: Thriller und Geschichtsunterricht, einfach gut! |
Hjorth Vigdis : Die Wahrheiten meiner Mutter Johanna hatte schon immer ein eher angespanntes Verhältnis zu ihren Eltern - vor allem zu ihrer Mutter. Niemand wollte anerkennen, dass sie mehr aus ihrer künstlerischen Begabung machen wollte. Johanna musste sich dem Willen und den Konventionen der Familie bzw. der Gesellschaft unterordnen und wurde in ein Leben gezwungen, das sie nicht lange aushielt. Sie verliebte sich, ließ alles hinter sich und ging nach New York. Fortan gab es nur noch sporadisch Kontakt zur Familie - selbst nach der Geburt ihres Sohnes gab es nur eher distanzierte Nachrichten von Zuhause. Seit Johanna nicht zum schwerkranken Vater ans Krankenbett kam und sich auch bei der Beerdigung nicht blicken ließ, ist der Kontakt komplett abgerissen. Nun ist Johanna nach Norwegen zurückgekehrt. Sie fühlt ein unstillbares Verlangen, ihre Mutter und ihre Schwester zu kontaktieren und mit ihnen zu sprechen. Doch alle Annäherungsversuche werden abgeblockt. Doch so schnell gibt Johanna nicht auf. Sie findet heraus, wo ihre Mutter wohnt und will sie dort konfrontieren. Ob ihr das gelingt? Vigdis Hjorth beschreibt in diesem Buch auf sehr schmerzhafte und zum Teil auch grausame Weise, was Menschen einander antun können, wenn die Enttäuschungen und Kränkungen der Vergangenheit zu Entfremdung und zum totalen Kontaktabbruch führen. Da ist die Tochter, die sich einfach nur danach sehnt, von der Mutter gesehen zu werden. Die sich im Grunde nur eine Versöhnung und einen normalen Umgang miteinander wünscht. Und die immer wieder seitens der Mutter und Schwester mit einer wahnsinnigen Gefühlskälte und Härte abgewiesen wird. Zum Teil ist dies so drastisch geschildert, dass man es kaum ertragen kann. Die Gefühlswelt der Protagonistin schildert die Autorin aber in einer bemerkenswerten Eindrücklichkeit, die einen trotz des traurigen Themas immer weiterlesen lässt. Fazit: ziemlich harte Kost, aber trotzdem ein absolut lesenswertes Buch |
Hofmann Marc: Der Mathelehrer und der Tod Gregor Horvath ist Lehrer für Geschichte und Deutsch an einem Gymnasium in Freiburg. Er ist etwas aus der Zeit gefallen, kleidet er sich doch ausschließlich mit Anzügen. Auch technisch gesehen vertraut er auf die Lernmaterialien, mit denen bereits er unterrichtet wurde. Ganz anders ist sein Zwillingsbruder Martin, der bei der Kriminalpolizei arbeitet. Eines Morgens wird der Mathelehrer, Herr Mentzel, tot aufgefunden. Das Fenster im Turm ist geöffnet und alles deutet zunächst auf Selbstmord hin. Die Ermittlungen der Polizei werden relativ schnell eingestellt, obwohl Gregor große Zweifel an der Selbstmordtheorie hat. Fast spaßeshalber sagt sein Bruder Martin: “dann musst du selbst ermitteln“. Dies lässt sich Gregor nicht zweimal sagen und entwirft zusammen mit seinen Schülern jede Menge Theorien. Unterstützt wird er dabei auch von der Kollegin seines Bruders. Aber Gregor ahnt nicht, auf was er sich hier einlässt. |
Hofmann Marc: Horvath und die verschwundenen Schüler Oberstudienrat Gregor Horvath und eine weitere Kollegin aus dem Gymnasium machen sich auf zur Klassenfahrt in den Schwarzwald. In einer verlassenen Selbstversorgerhütte soll die Klasse 11 gemeinsame Tage verbringen, weg vom Alltag und besonders ohne Handy. Für den nächsten Handyempfang muss man auf einen benachbarten Hügel steigen. Kaum angekommen trifft die Gruppe auf das Bikerpaar Dirk und Tatjana, die Unterschlupf in der Hütte suchten, denn ihre Motorräder sind scheinbar kaputt. In der ersten Nacht verschwindet der Schüler Lukas und keiner kann sich erklären, wo er abgeblieben ist. Gregor hat kein gutes Gefühl, meint er doch immer irgendwelche Gestalten herumlaufen zu sehen. Er informiert seinen Zwillingsbruder Martin, der bei der Kriminalpolizei tätig ist. Der schickt ihm seine Kollegin Betty DeVille, mit der Gregor bereits vor Monaten zusammengearbeitet hat. Damals kam man sich nicht nur beruflich näher, doch plötzlich herrschte Funkstille. Kaum trifft Betty ein, verschwindet eine weitere Schülerin und kurze Zeit später stehen Mitglieder eines Motorradclubs vor der Tür, die unbedingt Dirk und Tatjana sprechen wollen. Gregor muss alle Raffinessen und Tricks anwenden, um sich und seine Schüler aus der misslichen Lage zu befreien. Der zweite Fall um den Gymnasiallehrer Gregor Horvath setzt ungefähr ein halbes Jahr nach dem ersten Fall ein. Mit zahlreichen Zitaten, die der Autor einbaut, entsteht ein Kriminalroman, der spannend und amüsant zugleich ist. Beim Lesen fühlt man sich zurückerinnert an die eigene Schulzeit inklusive der Klassenausflüge. Gregor, der ein eingefleischter Fan des Ermittlers Hercule Poirots ist, tritt in dessen Fußstapfen. Man darf gespannt sein, was ihm als nächstes passiert. Fazit: Krimivergnügen zum Schmunzeln |
Hofmann Marc: Horvath auf der Flucht Gregor Horvath, Gymnasiallehrer in Freiburg, ist in massiven Schwierigkeiten. Um seine Schülerinnen und Schüler zu schützen hat er einen seiner Schüler körperlich festgehalten. Dessen Vater, Dr. Stiehler, hat daraufhin einen Anwalt kontaktiert, der eine Schadensersatzklage gegen Horvath eingereicht hat. Der dritte Fall um den Gymnasiallehrer Gregor Horvath spielt im Frühjahr/Sommer 2020. Die Corona-Pandemie zwingt die Schulen zum Distanzunterricht. Marc Hofmann schafft es erneut, einen amüsanten Kriminalfall zu entwerfen, der gespickt ist mit jeder Menge Zitaten aus Kafkas Werk „Der Prozess“. Fazit: gelungener Krimi, inklusive Reflexion der ersten Corona-Zeit |
Höller Kristin : Leute von früher Nach dem Studium weiß Marlene irgendwie nicht so richtig, wie es weitergehen soll. Ohne ihren Eltern und ihrer Oma davon zu erzählen, fährt sie auf die nordfriesische Insel Strand um als Saisonkraft zu arbeiten. Im dortigen Erlebnisdorf scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Alle, die hier arbeiten, müssen innerhalb der Kostümgrenze ihre zugeteilten Verkleidungen tragen. Auch einige Einheimische sind Teil dieser Show für die Touristen. Marlene freundet sich mit Janne an, die auf der Insel aufgewachsen ist. Zwischen den beiden knistert es, doch Marlene spürt etwas Unheilvolles, das irgendwie bei allen Einheimischen mitschwingt. Ob Janne Marlene so weit vertraut, sich ihr zu offenbaren? Dieses Buch ist sehr schön geschrieben. Man merkt, wie besonders das Leben auf so einer Insel mitten im Wattenmeer ist. Ganz den Naturgewalten ausgeliefert geht es hier aber generell immer auch um die Frage des Verschwindens oder Bewahrens, um das Aufbegehren vs. das Ausgeliefertsein. Marlenes Annäherung an Janne, die Unsicherheit hinsichtlich der aufkeimenden Gefühle und die Zerrissenheit der beiden sind gut dargestellt. Auch der Aberglaube der Leute ist immer wieder Thema und trifft einen Nerv. Einzig das Mysterythriller-Element gegen Ende war etwas zu überzogen. Fazit: ein schönes Buch über einen Mikrokosmos mitten im Wattenmeer |
Hjorth Michael/Rosenfeldt Hans: Die Opfer, die man bringt Nach dem letzten Fall „Die Menschen, die es nicht verdienen“ ist für den Leiter der Reichsmordkommission Torkel Höglund klar, dass der Kriminalpsychologe Sebastian Bergmann nicht mehr Teil des Teams sein kann. In den letzten Jahren hat sich einfach zu viel ereignet. Sebastian muss sich damit abfinden, auch wenn er zu gerne weiterhin in der Nähe von Vanja sein würde. Was er jedoch nicht weiß ist, dass Vanja sich längst nach Uppsala versetzen ließ. Dort beschäftigt Vanja und ihre derzeitige Chefin Anne-Lie eine Vergewaltigungsserie. Anne-Lie beschließt, Sebastian Bergmann einzuschalten, da sie bei den Ermittlungen nicht weiterkommen, was bei Vanja natürlich jede Menge Unmut auslöst. Da die Serie an Verbrechen nicht abreißt, wird die Reichsmordkommission eingeschaltet und somit sind Torkel, Ursula und Billy wieder mit von der Partie. Billy durchlebt ein Auf und Ab an Gefühlen, denn was in ihm schlummert ist alles andere als ungefährlich. Nur Sebastian ahnt, was in ihm vorgeht, doch Billy schafft es durch kluge Schachzüge keinerlei Verdacht auf ihn zu lenken. Seit Monaten ist nämlich die ehemalige Kollegin Jennifer verschwunden, angeblich bei einem Höhlentrip in Frankreich. Ihr Vater kann dies aber nicht glauben und wendet sich vertrauensvoll an Billy. Die Vergewaltigungen reißen nicht ab, jetzt werden sogar Opfer zum zweiten Mal überfallen. Aber warum geschieht dies gerade jetzt? Mit dem sechsten Fall um den Kriminalpsychologen Sebastian Bergmann ist den beiden Autoren wieder ein Top-Krimi gelungen. Sie schaffen es die Spannung über mehr als 500 Seiten auf sehr hohem Niveau zu halten. Der Plot ist großartig, inklusive der überraschenden Wendungen. Die Geschichte des Teams wird weiterentwickelt und die detaillierte Sicht auf die einzelnen Charaktere lässt einen immer wieder erschauern, vor allem wenn es um Billy geht. Fazit: Krimi der Extraklasse! |
Hjorth Michael, Rosenfeldt Hans: Die Früchte, die man erntet Innerhalb weniger Tage passieren drei Morde in der schwedischen Kleinstadt Karlshamn. Die Reichsmordkommission, die nunmehr von Vanja Lithner geleitet wird, wird beigezogen. Von Beginn an steht sie unter erheblichem Druck, denn bei dem Mörder handelt es sich um einen Heckenschützen, der immer wieder zuschlagen wird. Es gibt Hinweise, doch einen konkreten Verdacht gibt es nicht. Vanja und ihre Kolleginnen und Kollegen versuchen fieberhaft eine Verbindung zwischen den Opfern herzustellen, um das Tatmotiv des Täters in Erfahrung zu bringen. Sebastian Bergman, Psychologe und Therapeut, arbeitet nicht mehr für die Reichsmordkommission. Er bietet Einzeltherapie an und erfreut sich als Großvater an seiner Enkelin Amanda, die ihm wieder jede Menge Lebensmut bereitet. Mittlerweile hat er mit Ursula, einer Kollegin von Vanja, auch eine feste Partnerin, sodass seine Promiskuität beendet scheint. Einer seiner Patienten, der aus Australier Tim, bringt ihn emotional absolut durcheinander, denn dieser eröffnet ihm, dass er lange einen Therapeuten gesucht hat, der Ähnliches erlebt hat wie er. Tim hat während des Tsunami 2004 seine Tochter verloren, Sebastian seine Frau und Tochter. Billy, der ehemalige Kollege von Sebastian und aktuell immer noch Mitglied in der Reichsmordkommission hat erneut zugeschlagen. Jetzt wird er Vater von Zwillingen und hat sich vorgenommen, ein komplett neues Leben zu beginnen. Aber so leicht lässt sich das alte Leben nicht abstreifen und Billy setzt alles daran, dass sein Kopf nicht in die Schlinge gerät. Mittlerweile haben Vanja und ihr Team eine Liste gefunden, auf der die weiteren potentiellen Mordopfer vermerkt sind. Sie setzen alles daran, die Personen zu warnen, was aber nicht gerade einfach ist, wenn man nur den Namen und keine Adresse hat. Mit dem siebten Band zeigen die beiden Autoren erneut, welch brillante Geschichtenerzähler sie sind. Sie entwickeln Handlungsstränge, die einfach grandios sind. Für alle, die bereits die anderen Bände gelesen haben ist es ein wahres Muss, besser gesagt ein Topvergnügen. Einmal angefangen wird man das Buch erst wieder aus der Hand legen, wenn auch die letzte Seite gelesen ist. Aber dann setzt große Trauer ein, denn es wird deutlich, dass es wieder lange Zeit dauern wird, bis Band 9 in den Regalen steht. Wie immer gibt es einen tollen Cliffhänger, der Spekulationen zulässt. Fazit: fulminant |
Hjorth Michael, Rosenfeldt Hans : Die Schuld, die man trägt In einem Schweinestall wird die Leiche einer Frau gefunden. An den Wänden findet sich folgende Botschaft: "Lös den Fall, Sebastian Bergmann!" Obwohl die Leiterin der Reichsmordkommission Vanja Lithner eigentlich nicht mehr möchte, dass ihr Vater Sebastian Bergmann bei den Ermittlungen dabei ist, bleibt ihr angesichts dieser eindeutigen Botschaft am Tatort nichts anderes übrig, als ihn doch wieder ins Team zu holen. Das verbliebene Team ist immer noch geschockt von der Tatsache, dass ein Teammitglied als Serienmörder entlarvt wurde. Billy sitzt in Untersuchungshaft und wartet auf seinen Prozess. Sebastian besucht ihn als einziger, weil er Interesse an der Psychopathologie des Täters hat und diese Erfahrungen wieder als Buch verarbeiten möchte. Der achte Fall der Reihe um den Psychologen Sebastian Bergmann ist wieder ein hochkarätiger Thriller, der an den letzten Fall anknüpft. Die beiden Autoren schaffen es wieder einen Plot zu konstruieren, der wirklich alles enthält, was ein guter Thriller enthalten muss. Die Spannung bleibt bis zum Schluss. Immer wieder gibt es Wendungen, die nicht vorherzusehen sind. Grandios sind die letzten Kapitel, denn sie schließen das Buch ab ohne es abzuschließen, ein fulminanter Widerspruch. Es bleibt spannend, ob es möglicherweise doch noch einen neunten Fall geben wird. Fazit: Sebastian Bergmann in Bestform |
Izquierdo Andreas : Labyrinth der Freiheit Die 1920er sind stürmische Zeiten. Einerseits lebt die Kultur auf, Filme werden gedreht und wilde Feste gefeiert als ob es kein Morgen gäbe, doch andererseits geht es großen Teilen der Bevölkerung sehr schlecht. Man spürt, dass etwas im Umbruch ist. Wie ein Tanz auf dem Vulkan fühlt sich auch das Leben der drei Freunde Isi, Carl und Artur an und das hängt auch sehr mit den Ereignissen aus früheren Jahren zusammen. Die Vergangenheit holt die drei gnadenlos wieder ein und zeigt sich von einer besonders hässlichen Seite. Eines Abends dringen Fremde in Isis Haus ein und nur knapp kann sie den Männern, die sie ermorden wollten, entkommen. Auch Carl und Artur, die Isi zu Hilfe kommen, werden angegriffen, kommen aber ebenfalls halbwegs unbeschadet aus der Sache heraus. Doch Isi verliert ihr ungeborenes Kind und versinkt verständlicherweise in Trauer. Diese wandelt sich schon bald in Wut und Artur hat trotz seiner Position als mächtige Figur der Berliner Unterwelt alle Hände voll damit zu tun, Isi davor zu bewahren, Dummheiten zu begehen. Er stellt einige seiner Männer zum Schutz von Isi und Carl ab. Jederzeit könnte nämlich ein erneuter Angriff erfolgen. Unterdessen kämpft das ohnehin vom Ersten Weltkrieg noch beeinträchtigte Land mit Armut, der Inflation und einer politisch äußerst instabilen Lage, die vor allem mit dem Erstarken des Nationalsozialismus zu tun hat. Dieses Buch entwickelt schon ab der ersten Zeile eine unfassbare Sogwirkung. Allein wie der feige Anschlag auf Isi geschildert wird, jagt einem Schauer über den Rücken. Überhaupt versteht es der Autor, die Leserschaft mit eindrücklichen Schilderungen bei der Stange zu halten. Sehr fesselnd erzählt er die Geschichte der drei Freunde, die schon seit Kindestagen befreundet sind und auch nun zusammenhalten, um sich gemeinsam gegen die feigen Anschläge zur Wehr zu setzen. Nebenbei schafft er es, das gesellschaftliche Leben und die politische Situation in dieser sehr unruhigen Zeit sehr anschaulich darzustellen und somit immer wieder eine beeindruckende Kulisse für das Geschehen zu gestalten. Das Buch ist zwar schon der dritte Band, der von Isi, Carl und Artur erzählt, aber das Buch steht eindeutig für sich und ist auch ohne das Vorwissen der anderen beiden Bände eine tolle Geschichte. Fazit: eine fesselnde Geschichte über Freundschaft, Liebe und Verrat in der Weimarer Republik |
Izquierdo Andreas : Kein guter Mann Der Postbote Walter ist kein einfacher Zeitgenosse, aber als er einen Kleinkrieg mit einem Empfänger beginnt, ist das Maß voll. Er wird in die Christkindlfiliale versetzt, wo er als Antwort auf die Kinderwünsche Vordrucke in Kuverts stecken muss. Als er eines Tages einen Brief entdeckt, der an den lieben Gott adressiert ist, nimmt Walter den Brief an sich. Er stammt vom zehnjährigen Ben, der alleine mit seiner depressiven Mutter lebt und sich voller Hoffnung an Gott wendet und um Hilfe bittet. Entgegen aller Anweisungen antwortet Walter dem Jungen persönlich. Es entspinnt sich in der Folge ein reger Briefwechsel und Walter will dem einsamen Jungen unbedingt helfen. Nur wie? Gott höchstpersönlich kann ja wohl kaum an der Haustüre klingeln. Nebenbei erfährt man in Rückblenden immer mehr aus Walters Leben und versteht, warum er zu dem verhärmten Menschen wurde, der er jetzt ist. Doch es scheint, als würde der Briefwechsel für beide lebensverändernd sein. Wie lange das wohl gut geht? Mit dieser schönen Geschichte über den kauzigen alten Postboten, der durch die Briefe eines kleinen Jungen wieder zu dem empathischen Menschen wird, der er vor langer Zeit einmal war, beweist Andreas Izquierdo wieder, was für ein toller Erzähler er ist. Mit viel Herzenswärme und Empathie für seine Figuren entwirft er dieses schöne Weihnachtswunderszenario fernab von Rührseligkeit und Kitsch. Fazit: eine herzerwärmende Geschichte - ideal für die Vorweihnachtszeit |
Jahn Klara: Die Farbe des Nordwinds Ellen kehrt nach zwei Jahrzehnten zurück auf die Hallig, wo sie einst als Jugendliche lebte. Damals war ihre flatterhafte Mutter mit Bauer Thijman liiert. Dessen Tochter Liske war für Ellen nicht nur eine Stiefschwester, sondern eine richtige Freundin. Bis die Mutter entschied, sich wieder zu verändern und woanders ihr Glück zu versuchen. Als Lehrerin der Halligschule kehrt Ellen nun an den einzigen Ort zurück, an dem sie sich bisher so richtig zuhause gefühlt hat. Liske hat ihr den Fortgang aber nie verziehen, daher ist die Stimmung auch äußerst angespannt, als Ellen Liskes Ferienwohnung bezieht. Mit diesem Buch verknüpft die Autorin geschickt das historische Ereignis der Großen Halligflut von 1825 mit einer Geschichte aus der Gegenwart. Sehr einfühlsam und bildgewaltig vermittelt sie, was das Leben auf den Halligen ausmacht. Wie sehr die Menschen dort den Naturgewalten ausgeliefert sind und dennoch dieses kleine Stückchen Erde lieben und bewahren möchten. Auch der Aspekt Natur- und Küstenschutz wird thematisiert. Kurzum, in diesem Buch geht es um den hohen Norden, Heimat, Zusammenhalt, die Kraft der Natur und die Liebe zur Nordsee. Fazit: ein wunderschön geschriebenes Buch für alle, die gerne ein wenig Nordseeluft schnuppern möchten. |
Jäger Sarah: Nach vorn, nach Süden Ihren eigenen kleinen Kosmos haben sich die Aushilfen des Penny-Marktes da geschaffen - der Hinterhof gehört ihnen. Dort hängen sie gemeinsam ab, selbst wenn sie gerade keine Schicht haben. Die Schicksalsgemeinschaft versucht alles, sich diesen kleinen Zufluchtsort so angenehm wie möglich zu gestalten. Zwangsläufig bekommt hier jeder einen Namen, der mal mehr, mal weniger schmeichelhaft ist. Lena hatte in dieser Hinsicht Pech, denn von den anderen wird sie wenig schmeichelhaft 'Entenarsch' gerufen. Überhaupt ist sie eher eine Außenseiterin, eine stille Beobachterin. Bis zum Tag von Maries Geburtstag. Da beschließt diese nämlich ihren Freund Jo zu suchen. Der ist vor Monaten einfach verschwunden ohne irgendeine Nachricht zu hinterlassen. Obwohl Jo es war, der Lena den Namen 'Entenarsch' verpasst hat und sie eigentlich ganz froh darüber ist, dass er weg ist, hört sich Lena plötzlich sagen, dass sie ja einen Führerschein und ein Auto habe. Dass das Autofahren allerdings nicht gerade ihre Stärke ist, stellt sich erst später heraus. Was dann beginnt, ist ein verrückter Roadtrip quer durch Deutschland, Richtung Süden. Die Fahrt ist für Lena auch so eine Art Selbsterfahrungstrip. Sie merkt, dass sie doch nicht so ist, wie ihre Eltern, die immer alles schön durchgeplant wissen wollen und nur ja kein Risiko eingehen. Auch die anderen interessieren sich auf der Fahrt nach und nach für Lena. Lena selbst merkt mit der Zeit, was sie eigentlich will. Vor allem möchte sie nicht mehr 'Entenarsch' sein. Ob sie sich gegen die anderen durchsetzen kann, die fest davon überzeugt sind, dass Jo nach Italien gefahren ist? Mit ihrem Debütroman knüpft Sarah Jäger an bekannte Werke wie 'Tschick' oder 'Auerhaus' an. Eine Gruppe junger Leute auf der Suche nach Orientierung und Halt begibt sich auf einen verrückten sommerlichen Roadtrip. Die einzelnen Charaktere, ihre Eigenheiten und ihre Art zu kommunizieren tragen zum speziellen Grundton dieses Buches bei. Es ist daher für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen geeignet. Möglicherweise schafft es dieses Buch sogar in die ein oder andere Schule als Klassenlektüre. Fazit: witzig und unterhaltsam - ein absolut kurzweiliges Lesevergnügen. |
Jäger Sarah: Die Nacht so groß wie wir Der Tag, an dem die Abiturzeugnisse feierlich überreicht werden, ist an sich schon etwas Besonderes. Suse, Pavlow, Maja, Tolga und Bo sind sich aber einig, dass auch die Nacht etwas Besonderes werden muss. Und damit meinen sie nicht das übliche Abifeierbesäufnis. Die fünf Freunde ahnen schon, dass das Ende der gemeinsamen Schulzeit, in der sie ihre Freundschaft intensiv leben konnten, auch einen riesengroßen Einschnitt bedeutet. Die fünf immergleichen Stühle, auf denen sie immer in ihrer Stammkneipe saßen und die das Symbol ihrer Freundschaft sind - werden sie auch in Zukunft besetzt sein? Was die fünf auf den ersten Blick so unterschiedlichen jungen Leute eint ist, dass sie keinen Rückhalt von ihren Eltern erhalten und ihren Halt daher in der Clique gesucht haben. Als Pavlow verkündet, dies sei die Nacht, in der alle sterben müssen, in der sie vom Ungeheuer verschlungen werden und danach wiedergeboren werden, ahnen die anderen schon, wo das enden wird. Jeder hat schließlich sein eigenes Ungeheuer, mit dem er sich herumschlagen muss. All die kleinen Geheimnisse und Heimlichkeiten, die dann doch nicht jeder wissen darf oder die man sich doch nie getraut hat, zu sagen. Die Freunde beschließen, bis zum Morgen all das zu tun, was sie sich bisher nicht getraut haben und gegen die inneren Ungeheuer anzugehen. Bei Pavlow ist es der Vater, der ihn und seine Mutter sitzengelassen hat als er neun Jahre alt war und sich dann mit einer neuen Frau und neuen Kindern das perfekte Leben aufzubauen. In dem war kein Platz mehr für Pavlow. Es kommt wie es kommen muss - alles läuft aus dem Ruder. Es scheint als würde die bisher heile Welt der fünf Freunde Stück für Stück zerbröckeln, bis nur noch Schutt und Asche übrig sind. Viel Ungesagtes, Verletzungen, die nicht so richtig verheilt sind und offene Rechnungen - jetzt scheint Zahltag zu sein und es kommt alles auf den Tisch. Wird das die Clique für immer zerstören? Wie schon in ihrem Erstling 'Nach vorn, nach Süden' trifft Sarah Jäger hier wieder einen ganz besonderen Ton. Sie beschreibt die Lebens- und Gefühlswelt der Jugendlichen indem sie eine Sprache wählt, die nicht gekünstelt wirkt. Die Rückblenden innerhalb des Buches tragen viel dazu bei, die einzelnen Charaktere besser verstehen zu können. Da die Autorin mit so viel Empathie für ihre Figuren erzählt, wachsen sie einem ganz schnell ans Herz. Fazit: eine sehr schön erzählte und kurzweilige Coming-of-Age-Geschichte - nicht nur für Jugendliche |
Jäger Sarah : Schnabeltier deluxe Man könnte sagen, Kim hat ein Problem, ein Aggressionsproblem. Wie sonst ließe sich erklären, warum sie die Kaffeemaschine aus dem Fenster des Lehrerzimmers wirft und dann ernsthaft davon ausgeht, dies hätte keine Konsequenzen. Kim wird mit sofortiger Wirkung von der Schule geworfen und stürzt damit ihre Mutter in Verzweiflung. Das Mutter-Tochter-Verhältnis ist ohnehin nicht gerade gut. Die Mutter weiß weder ein noch aus und beschließt letztlich, Kim zu ihrem Exfreund in ein kleines Dorf zu schicken, wo sie das Schuljahr beenden kann. Mit ihrem neuen Roman legt Sarah Jäger erneut einen Jugendroman vor, der sehr gut auf die Befindlichkeiten Jugendlicher eingeht und diese wirklich gut beschreibt. Es ist eben nicht so leicht, sich selbst und seinen Platz im Leben zu finden und genau diesen Prozess durchlaufen die Protagonisten des Romans. Erneut ist es dieser besondere Erzählton, den die Autorin wählt und der dazu beiträgt, dass man sich selbst als Erwachsener auf die Story einlassen kann. Fazit: die etwas schrulligen Charaktere wachsen einem schnell ans Herz |
Jensen Jens Henrik : EAST - Welt ohne Seele Es scheint, als sei die Karriere von Jan Jordi Kazanski vorbei. Lange Zeit hat er für die CIA gearbeitet, doch nachdem seine Frau und seine Tochter ermordet wurden, ist er nicht mehr er selbst und vom Dienst freigestellt. Umso mehr erstaunt es ihn, als er engagiert wird, einen inoffiziellen Auftrag zu erfüllen. Da er polnische Wurzeln hat, beherrscht er die Sprache perfekt und soll sich in Krakau auf die Suche nach einer Frau machen, die von allen nur "Die Witwe" genannt wird und in der Vergangenheit eine wichtige Informantin war. Sie hatte angekündigt, wieder Informationen für die CIA zu haben, sich dann aber nicht mehr gemeldet. Dieser Thriller, der zu jener Zeit spielt, in der die Sowjetunion zerbrach und sich alles neu ordnete, ist sehr gelungen. Er entwickelt gleich zu Beginn eine Sogwirkung, der man sich nur schwer entziehen kann. Manche Szenen sind so unerwartet und filmreif, dass einem der Atem stockt. Action pur. Und zum Ende hin gibt es einige Wendungen, die den enormen Reiz des Buches ausmachen. Fazit: Thrillerfans kommen bei diesem Buch voll auf ihre Kosten und nebenbei ist es auch noch eine kleine Reise in die jüngere Vergangenheit |
Jordan Jack: Die Herzchirurgin Anna Jones, eine angesehene Herzchirurgin, kommt nach Hause und bemerkt, dass die Nachbarin, die sich um ihr Kind kümmert, tot ist. Annas Sohn Zack ist verschwunden. Der Thriller ist sehr gut aufgebaut. Die Geschichte wird aus drei Sichtweisen erzählt. Anna, die Herzchirurgin, Margot, die hoch verschuldete Krankenschwester und Rachel, die Polizistin mit einer Vorgeschichte. Es entwickelt sich ein wahnsinnig spannender Plot, der immer wieder neue Wendungen hervorbringt. Über allem steht die moralische Frage: was würdest du alles für dein eigenes Kind tun? Fazit: Albtraum einer jeder Mutter |
Kaes Wolfgang: Das Lemming-Projekt In einem kleinen Dorf in Andalusien betreibt die Firma CleanContent ein großes Rechenzentrum mit über 500 Angestellten, die im Dreischichtbetrieb das Internet durchforsten und im Sekundentakt entscheiden müssen, ob Inhalte gelöscht oder ignoriert werden. Alejandro, der in Madrid Geschichte und Germanistik studiert hat, hat eine Anstellung dort gefunden, denn aufgrund der hohen Jugendarbeitslosigekeit war es in Südspanien nicht leicht, einen Job zu finden. Er arbeitet meistens Spätschicht, genauso wie Maria, mit der er im Anschluss oft noch eine Zigarette raucht oder ein Bad im Meer nimmt. Sie kennen sich fast nicht und doch verbindet sie etwas. Doch plötzlich ist alles anders. Maria hat sich das Leben genommen und Alejandro im Vorfeld einen Abschiedsbrief an die Autowindschutzscheibe geklemmt, mit der Bitte ihre Familie zu verständigen. Fast gleichzeitig erscheint bei der Arbeit ein Foto auf seinem Bildchirm, das er zu bearbeiten hat: es zeigt fünf junge Burschen vor dem Gemälde der heiligen Agathe. Einer sieht Alejandro sehr ähnlich, aber er kann sich nicht erinnern, dass er das Bild schon einmal gesehen hätte. Zusammen mit seiner Schwester Filipa beginnt er zu recherchieren und entdeckt ein Grab, das eventuell darauf hindeutet, dass er noch einen älteren Bruder hatte. Mit seiner Bekannten Lis und deren Bruder Hans, der in Düsseldorf beim LKA arbeitet, wird die Spur weiterverfolgt, doch sie ahnen nicht, dass sie mit der Nachforschung in ein Wepennest gestochen haben. Wolfgang Kaes legt einen Thriller vor, der aktueller nicht sein könnte. Während des Lesens ist man immer wieder gefordert, denn jeder von uns nutzt täglich das Internet und ahnt dabei nicht, wie Information entsteht bzw. welche Prozesse im Hintergrund ablaufen? Für alle in unserer Zeit sollte ein derartiges Buch eigentlich Pflichtlektüre sein, denn ansonsten werden wir zwangsläufig Lemminge. Die Zeit der Franco-Diktatur in Verbindung mit der Macht der katholischen Kirche werden realistisch dagestellt und es lässt einen von einem aufs andere Mal erschaudern, ob der Zustände die damals herrschten. Fazit: lesenswerter Thriller, der zugleich auch noch Geschichtsbuch und kritische Reflektion der technischen Gegenwart ist |
Karnick Julia : Man sieht sich Als Robert neu an die Schule kommt, lernt er Friederika, kurz Frie kennen. Die beiden mögen sich auf Anhieb und flirten auch miteinander. Aber ist es nun Freundschaft, oder kann daraus wirklich mehr werden? Nach der Schule verlieren sich die beiden aus den Augen. Als sie sich wiedersehen, sind viele Jahre vergangen. Robert ist Musiker und Frie alleinerziehende Mutter. Schnell sehen die beiden ein, dass die Sache zwischen ihnen vor allem eins ist: sehr kompliziert. Und wieder vergehen viele viele Jahre bis sich die beiden beim Abitreffen wiedersehen. Nun, in der Mitte des Lebens angekommen, scheinen beide so manches anders zu sehen und zu beurteilen. Gibt es vielleicht doch noch eine Chance für diese späte Liebe? Dieser Roman ist die Geschichte von zweien, die sich zwar tief in ihrem Innersten sicher sind, den Menschen ihres Lebens gefunden zu haben, die sich aber doch nie wirklich trauen, dem anderen ihre Gefühle zu gestehen. Über ein halbes Leben lang leiden sie und machen alles schwieriger als es in Wirklichkeit ist. Während des Lesens will man die beiden schütteln und zur Vernunft bringen, sich endlich einen Ruck zu geben, damit alles gut wird. Es braucht viele Jahre und verpasste Gelegenheiten, bis die beiden genügend Lebenserfahrung gesammelt haben, um sich einer weiteren Begegnung stellen zu können. Diese beiden Menschen in ihrer Entwicklung über einen so langen Zeitraum begleiten zu dürfen, macht das Buch sehr besonders. Fazit: toll erzählte Geschichte einer komplizierten Beziehung über Jahrzehnte hinweg |
Kendrick Sophie: Das Echo deines Todes Lara, Michelle und Eileen bekommen 16 Jahre nach Ihrem Urlaub in Schweden eine Einladung, nochmals auf die Insel zu kommen. Damals waren sie zu viert, es war ein wunderschöner Sommer, doch in der letzten Nacht verschwand Rebecca, die von allen nur Becca genannt wurde. Tags darauf fand man ein gekentertes Boot, aber von Becca fehlte jede Spur. |
Kingsolver Barbara : Demon Copperhead Hinter dem alles andere als schönen und nichtssagenden Cover verbirgt sich die Geschichte des kleinen Demon Copperhead. Dieser lebt in prekären Verhältnissen mit einer Mutter, die ein problematisches Verhältnis zu Drogen hat, was ihr letztlich zum Verhängnis wird. Und damit beginnt für den Jungen eine Odyssee durch sämtliche Instanzen, die der amerikanische Staat für derartige Fälle bereithält. Seine Erlebnisse bei den Pflegefamilien sind zum Teil haarsträubend und es wird auch deutlich, dass die Behörden oft keine Wahl haben und Kinder zu Pflegeeltern geben müssen, von denen sie wissen, dass es die Kinder dort nicht gut haben werden. Demons Erlebnisse sind dabei oft so drastisch erzählt, dass man diesem Jungen während des Lesens immer nur eins wünscht: endlich eine Familie zu finden, von der er angenommen und geliebt wird. An vielen Stellen wird deutlich, wie schlimm die Zustände in Amerika zum Teil sind und weshalb es so ein gespaltenes Land ist. Die auf dem Land Lebenden sind die Abgehängten und werden dafür noch belächelt. Das Buch ist nicht nur ein Roman, der einen in den Bann zieht, sondern nebenbei auch eine gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit einer ganzen Nation und der Art und Weise, wie Menschen dort miteinander umgehen. Fazit: Ein tolles Buch - Charles Dickens hätte wohl seine Freude an diesem David Copperfield der Gegenwart |
Kliesch Vincent: Im Auge des Zebras Olivia Holzmann, Kriminalhauptkommissarin beim Landeskriminalamt Berlin, ist mit einer Entführungsangelegenheit beschäftigt. Innerhalb Deutschlands wurden 7 Jungs gleichzeitig entführt. Bei allen Entführungsfällen wurde die gleiche DNA sichergestellt. Alle Ermittlungsstränge führen zu einem russischen Kriminellen, der auch im Visier der Drogenfahndung ist. Bei einer spektakulären Aktion wird dieser festgenommen aber es stellt sich heraus, dass er bereits nach ein paar Tagen die JVA wieder verlassen kann. Olivia, die mit ihrem neuen Freund Marvin nicht so viel Zeit verbringen kann, wie sie es gerne hätte, wendet sich an ihren früheren Kollegen Severin Boesherz, der aber keine Anstalten macht, ihr bei der Ermittlung zu helfen. Auch die frühere Ermittlerin Esther Wardy wird von Olivia besucht, weil diese vor mehr als 20 Jahren bei einem spektakulären Entführungsfall die beiden verschollenen Kinder gefunden hat. Damals waren Karl und Kai mehr als 14 Tage in einem ehemaligen Militärbunker gefangen. Das damalige Verlies war nur mit einem Zebrabild auf einer kahlen Betonwand „kindgerecht“ ausgestattet. Olivia merkt, dass der aktuelle Entführungsfall in unmittelbaren Zusammenhang mit den Ereignissen von damals steht. Aber was ist mit Karl und Kai seit dieser Zeit passiert? Vincent Kliesch legt mit „Im Auge des Zebras“ einen äußerst spannenden Thriller vor. Dieser besticht durch jede Menge Wendungen, der Spannungsbogen wird bis zur letzten Seite aufrecht erhalten. Die Charaktere aus seinen früheren „Boesherz-Krimis“ werden weiter entwickelt, wobei dieses Mal Olivia im Mittelpunkt steht. Fazit: Beim Lesen des Buches bereitet es erhebliches Vergnügen, in die Welt von Karl, Lennox und Marvin einzutauchen. |
Klönne Gisa : Für diesen Sommer Franziska kehrt nach vielen Jahren zurück in ihr Elternhaus, in dem ihr Vater seit dem Tod der Mutter alleine lebt. Und das genau ist auch das Problem: denn alleine scheint der alte Mann nicht mehr so gut zurecht zu kommen. Eingestehen will er sich das natürlich nicht und er weigert sich auch, irgendetwas zu verändern. Gisa Klönne erzählt in diesem Roman von einer Familie, die trotz aller Widrigkeiten versucht, ein gutes Leben zu leben. Die Kriegserlebnisse haben die Eltern so tief geprägt, ja geradezu traumatisiert, dass dies aber manchmal nicht so einfach ist. Noch dazu, wenn das Leben Schicksalsschläge bereithält, mit denen niemand gerechnet hat. Fazit: eine sehr gut geschriebene Familiengeschichte voller Höhen und Tiefen |
Klönne Gisa : Das Lied der Stare nach dem Frost Als Rixa einen Anruf von der Polizei erhält, gerät alles aus den Fugen. Genau wie ihr Bruder Ivo vor einigen Jahren ist nun auch die Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen. In dem Auto einer Vermietungsagentur und mitten in Mecklenburg. Rixa kehrt nach Berlin zurück und beginnt nachzuforschen. Die Spur führt zurück in die Gegend, in der die Familie der Mutter, die Pfarrersfamilie Retzlaff gelebt hat. Rixas Mutter ging allerdings schon früh in den Westen und was blieb waren die regelmäßigen Besuche bei der Verwandtschaft in der DDR, an die sich auch Rixa noch gut erinnern kann. Doch warum hat die Mutter ein altes Pfarrhaus im Niemandsland gekauft? Mit der Spurensuche taucht Rixa tief ein in die Familiengeschichte der Retzlaffs, die einen Bogen spannt zwischen dem ersten Weltkrieg und der Gegenwart im wiedervereinigten Deutschland. Und sie beginnt zu verstehen, warum ihre Mutter ihren Berufswunsch Musikerin zu werden nie so ganz gebilligt hat. Dieses Buch ist eine ganz toll erzählte Familiengeschichte, die nebenbei auch ein Stück Zeitgeschichte ist. In Rückblenden erfährt man mehr über Rixas Großeltern, das harte Leben in Kriegszeiten und wie letztlich alles so kam, wie es kommen musste. Fazit: diese Familiengeschichte ist von der ersten bis zur letzten Seite mitreißend und wunderschön geschrieben - absolute Leseempfehlung! |
Konen Leah: Gib mir deine Angst Sam, Margret und Diana, drei Freundinnen in den Dreißigern, leben in Trennung bzw. haben sich vor kurzem von ihrem Partner getrennt. Alle drei leben in York und machen sich auf zu einem Wochenendtrip. Margret bucht einen Leihwagen und los geht's. Als sie in der Kleinstadt Catskill eine Tankpause einlegen, verschwindet der Autoschlüssel, was bedeutet, dass sie einen unfreiwilligen Zwischenstopp einlegen müssen. Aus zunächst zwei Perspektiven (Sam und Margret) entwickelt sich die Geschichte. Die Autorin schafft es, fast alle Kapitel mit einem kleinen Cliffhänger zu versehen, sodass es schwer fällt, das Buch zur Seite zu legen. Die Geschichte hat jede Menge Wendungen, was dem Gesamtplot sehr gut tut. Alles steuert auf ein Ende zu, dass bis zuletzt spannend bleibt und auch auf den letzten Seiten noch eine Überraschung bereit hält. Fazit: spannend und unterhaltsam |
Kraus Christian: Tiefer als der Abgrund Elias Kandel wird nach zehn Jahren aus der Jugendhaft entlassen. Als 16-jähriger hat er seine Adoptivschwester Laura umgebracht. Sein Anwalt Julius Kießling kümmert sich um die Resozialisierung und schafft es auch, dass Elias einen Therapieplatz bei seinem befreundeten Psychotherapeuten Malte Fischer erhält. In der therapeutischen Arbeit fällt Malte auf, dass im damaligen Strafprozess vieles nicht so gelaufen ist, wie man es sich bei einer Verteidigung durch Julius Kießling vorstellt. Tiefer als der Abgrund ist ein spannender Psychothriller des Psychiaters Christian Kraus. Vor allem das Thema Schuld rückt in den Mittelpunkt. Das Buch hat alles, was man von diesem Genre erwartet: tolle Charaktere, einen spannenden Plot und jede Menge Wendungen. Fazit: eine spannende und zugleich unterhaltsame Lektüre |
Kubsova Jarka : Marschlande Ihr neues Leben ist Britta noch ziemlich fremd. Eigentlich hat sie nun das, wovon die meisten träumen: ein neu gebautes Haus im Speckgürtel von Hamburg. Auf den ersten Blick der ideale Ort für eine Familie mit Kindern. Doch auch die haben es nicht leicht, sich in die neue Umgebung einzufinden. Lediglich Brittas Mann Philipp scheint rundum zufrieden und mächtig stolz zu sein, nun zu den Hausbesitzern zu gehören. Britta streift durch den Ort und stößt auf den Straßennamen Abelke-Bleken-Ring. Sie beginnt zu recherchieren und gräbt sich immer tiefer ein in die Geschichte dieser bemerkenswerten Frau und damit auch in die Geschichte des Ortes, an dem sie nun lebt. Dieses Buch ist für mich eines der Highlights des Bücher-Jahres. Die Autorin verknüpft die beiden mehrere Jahrhunderte auseinander liegenden Lebensläufe von zwei Frauen so geschickt miteinander, dass jede Seite eine wahre Lesefreude ist. Immer abwechselnd geht es in den Kapitel um Britta und Abelke und damit springt man auch von Kapitel zu Kapitel zwischen den Zeiten hin und her. Schon allein das macht das Buch so reizvoll. Auch der Erzählton und die Empathie, mit der die Autorin ihre Charaktere beschreibt, trifft einen mitten ins Herz - noch dazu in dem Wissen, dass es Abelke Bleken tatsächlich gegeben hat und ihr wirklich so Schlimmes widerfahren ist. Fazit: ein ganz tolles Buch über Frauen, die nach einem selbstbestimmten Leben streben |
Kui Alexandra, Godazgar Peter : Harz aber herzlich Ariane Höft von Holten tritt ihre neue Arbeitsstelle beim Tourismusverband Harz an. Im beschaulichen Düsterode eckt sie als Zugereiste mit ihrem Adelstitel noch zusätzlich an. An ihrem ersten Arbeitstag wird sie von einem Türschild mit HvD (Hexe vom Dienst) begrüßt. Und überhaupt scheint ihre Anwesenheit eher auf Skepsis als auf Akzeptanz zu stoßen. Dass sie gleich am ersten Tag auf einen Berg geschickt wird, um eine sexistische Schmiererei zu beseitigen, ist also nicht verwunderlich. Dass sie dabei aber auf die Leiche eines Mannes stoßt ist dagegen schon eher eine Überraschung. So lernt sie auch gleich den örtlichen Polizisten kennen. Während Ariane mit dem moppeligen, tiefenentspannten Andreas nicht so recht warm wird, ist es bei ihr und seiner Hündin Frau Krause gleich Liebe auf den ersten Blick. Ariane merkt, dass sie ihren eigenen Hund und ihre Frau vermisst. Andererseits scheint ihre Frau ohnehin davon auszugehen, dass es Ariane in der Provinz nicht lange aushalten wird. Wenn sie sich da mal nicht täuscht... In diesem Buch geht es nicht nur um die Kriminalfälle, es geht auch sehr viel um das Leben in der Provinz und die Befindlichkeiten der Menschen dort. Veränderungen werden auf dem Land grundsätzlich eher skeptisch gesehen und Zugezogene sowieso. Es geht auch sehr viel um Vorurteile und Klischees sowie um das eigentlich schon längst überholte Ossi-Wessi-Denken, das irgendwie doch immer noch in den Menschen steckt. Mit einem Augenzwinkern schafft es das Autorenduo solche Dinge aufs Korn zu nehmen. Fazit: ein ganz netter Krimi mit Regionalbezug |
Kvensler Ulf : Der Ausflug - nur einer kehrt zurück Wie jedes Jahr will Anna zusammen mit ihrem Verlobten Henrik und ihrer Freundin Melina einen Wanderausflug machen. Dieser Thriller ist wirklich sehr spannend geschrieben. Die Kombination aus Verhörprotokollen, der eigentlichen Geschichte und Rückblenden in die Vergangenheit ist total gut gelungen. So bleibt es immer spannend und das Buch entwickelt dadurch auch eine gewisse Sogwirkung. Bis zum Schluss bleibt unklar, was eigentlich wirklich geschehen ist. Das Ende ist also wirklich überraschend. Eine Sache ist aber zu kritisieren: das Buch verliert sich leider zum Teil etwas in zu detaillierten Schilderungen. Solche Längen schaden einer spannenden Story und es hätte dem Buch gut getan, wenn man hier an manchen Stellen ein bisschen gekürzt hätte. Fazit: trotz einiger Langatmigkeiten zwischendurch spannend bis zum Schluss |