Besprechungen (Autorinnen und Autoren alphabetisch) L-Z
Lando Veronica : Der flüsternde Abgrund Nach dreißig Jahren kehrt Callum in seine frühere Heimatstadt zurück. Eigentlich wollte er nie wieder zurück nach Granite Creek. Anlass ist die Suche nach einem jungen Mann, der im Regenwald verschwunden ist und als dessen Name in den Nachrichten auftauchte, zog es Callum fast magnetisch zurück an den Ort, an dem in der Vergangenheit so viel Unschönes passiert ist. Als der Mann tot aufgefunden wird, ist der ganze Ort in Aufruhr und frühere Todesfälle sind wieder allerorts präsent. Dass ausgerechnet Callums alter Kumpel Eddy jetzt der örtliche Sheriff ist, wusste er im Vorfeld nicht und dieses Wiedersehen weckt ebenfalls viele Erinnerungen. In der Kleinstadt verbreitet sich die Neuigkeit, dass Callum zurück ist, sehr schnell. Und es dauert auch nicht lange, bis Callum auf Brett, seinen Widersacher aus Schulzeiten stößt. Wie so oft ging es auch damals um eine Frau, die ausgerechnet Brett dann geheiratet hat. Doch ist dieser Brett wirklich so ein schlechter Mensch, wie viele und vor allem Callum glauben? Dieses zu recht preisgekrönte Buch ist toll geschrieben. Allein das unheimlich anmutende Setting mitten im australischen Regenwald, das auch das sehr schön gestaltete Cover aufgreift, macht die Geschichte spannend. Die Figuren und ihre Beziehungen zueinander sowie die menschlichen Abgründe, die sich hinter vermeintlich heilen Familienfassaden verbergen, sind sehr gut beschrieben. Wie die Figuren im Buch in den Regenwald gezogen werden, wird man als Leser auch sehr schnell in die Geschichte hineingezogen. Diese Sogwirkung hält bis zum Ende an, die Geschichte bleibt bis zum Schluss sehr spannend. Fazit: eine äußerst spannende, toll geschriebene Geschichte |
Landsteiner Anika: Nachts erzähle ich dir alles Léa macht gerade eine Lebensphase durch, die sie an ihre Grenzen zu führen scheint. Eine Trennung hat sie so aus der Bahn geworfen, dass ihr die Führung ihres kleinen Cafés aktuell zu viel ist. Léa lässt auf Anraten ihrer Mutter Deutschland hinter sich, um wie früher den Sommer im Haus der Familie in Südfrankreich zu verbringen und dabei zur Ruhe zu kommen. Kurz nach ihrer Ankunft begegnet sie Alice, die wohl schon seit längerem das verlassene Grundstück als nächtlichen Zufluchtsort nutzt und nun durch Léas Anwesenheit überrascht wird. Die beiden Frauen unterhalten sich, sind sich sympathisch und Léa bietet Alice an, immer herkommen zu dürfen. Kurz darauf erfährt Léa, dass Alice noch in der selben Nacht ums Leben gekommen ist. Das Buch erzählt von einem schrecklichen Ereignis, beleuchtet aber auch, welche Dynamiken in Familien vorherrschen, die dazu führen, dass sich Kinder ihren Eltern nicht anvertrauen. Ebenso wird thematisiert, wie schwierig es für manche Eltern ist, wenn die Kinder aus der für sie bestimmten Rolle ausbrechen, weil sie eben so anders sind, als die Eltern und nie das Leben der Eltern leben könnten. Émiles schmerzvoller Bruch mit den Eltern, die Entfremdung von seiner Schwester - all das steht in krassem Gegensatz zum malerischen Schauplatz und der Tatsache, dass der Sommer ja eigentlich eine Zeit der Leichtigkeit sein sollte. Das Thema weibliche Selbstbestimmung wird ebenfalls gut herausgearbeitet und auch die Verzweiflung, mit der ungewollt Schwangere zum Teil kämpfen. Fazit: ein ganz ernstes Thema, das gut verpackt in einer insgesamt schön erzählten Geschichte daherkommt |
Landwehr Arthur: Die zerrissenen Staaten von Amerika Im November 2024 wird in den Vereinigten Staaten von Amerika der neue Präsident gewählt. Arthur Landwehr, der seit Jahrzehnten aus Amerika berichtet, legt dar, was in diesem Land gerade los ist. Er zeigt auf, wie gespalten das Land ist und während man das Buch liest wird einem immer mehr deutlich, warum ein Kandidat wie Donald Trump so beliebt sein kann. Er wird in Europa oft als der Politclown gesehen und belächelt. Nach dieser Lektüre ist jedoch klar, dass er es ist, der vielen Amerikanerinnen und Amerikanern zugehört hat und nun ausspricht, was diese möchten. Der Autor legt offen, wie verhärtet die Fronten in den USA sind und zeigt ohne Europäische Dramatisierung, was im Land los ist. Fazit: Ein Muss für politisch Interessierte |
Lane Soraya : Die verlorene Tochter Zwischen zwei Jobs kehrt Lily nach London zurück. Ein merkwürdiger Brief beschert ihr einen Termin in einer Anwaltskanzlei. Wie bereits angekündigt wird ihr dort ein geheimnisvolles Erbstück überreicht. Dieses Buch springt immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. In der Gegenwart erhält Lily das mysteriöse Erbstück und in der Vergangenheit erfährt man wie es dazu kam, dass diese Schachtel mit den zwei Dokumenten im Londoner Fazit: ein ganz toller Auftakt einer Reihe, die es durchaus mit der von Lucinda Riley aufnehmen kann |
Lane Soraya : Die vermisste Tochter Mit der Aushändigung einer kleinen Schachtel und den darin befindlichen Hinweisen auf die Herkunft ihrer verstorbenen Großmutter begibt sich Claudia auf Spurensuche. Auf Kuba wird sie fündig und Stück für Stück enthüllt sich die Familiengeschichte, die wohl mit der der reichen Zuckerplantagenbesitzerfamilie Diaz zusammenhängt. Parallel dazu erzählt das Buch die Geschichte von Esmeralda, der ältesten Tochter dieser Familie, die sich Hals über Kopf in den netten Engländer Christopher verliebt, obwohl ihr Vater ganz andere Pläne hat und sie mit einem Kubaner verheiraten möchte. Die Spurensuche wird durch die Zeitsprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit sehr spannend. Wie einzelne Puzzleteile fügen sich nach und nach die Details zu einem großen Ganzen zusammen. Dieser zweite Band der Reihe ist wieder sehr gelungen. Wie schon im ersten Teil ist das verbindende Element die Testamentseröffnung, die erst die Spurensuche in Gang bringt. Man darf wirklich gespannt sein, welch tollen Schauplätze und Geschichten in den folgenden Teilen der Reihe noch auf die Leserschaft warten. Fazit: eine tolle Fortsetzung, sehr kurzweilig und unterhaltsam |
Langroth Ralf: Die Akte Adenauer |
Langroth Ralf: Ein Präsident verschwindet Berlin im Juli 1954: der Verfassungsschutzpräsident Otto Jahn verschwindet in den Osten der Stadt. Es ist unklar ob freiwillig oder gegen seinen Willen. Der Bundeskanzler Konrad Adenauer versieht den BKA-Mitarbeiter Philipp Gerber mit dem Auftrag, herauszufinden, was passiert ist. Adenauer hält große Stücke auf Gerber, da er ihm vor kurzem aus einer sehr brisanten Lage geholfen hat. Der zweite Band um den Ermittler Philipp Gerber widmet sich dem Verschwinden des ersten Verfassungsschutzpräsidenten Otto Jahn. Der Autor schafft es, historische Sachverhalte und Fiktion in Einklang zu bringen, sodass ein spannender historischer Thriller entsteht. Die brisante Lage in Berlin (Ost-West) wird sehr eindrucksvoll in Szene gesetzt. Sie markiert quasi den Beginn des „kalten Krieges“. Fazit: Geschichtsunterricht mal anders |
Langroth Ralf: Das Mädchen und der General Wir schreiben das Jahr 1957 in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt am Main ist bereits das Finanzzentrum. Wo Geld ist, floriert auch die Prostitution. Die Ermordung der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt schockt die Republik, war sie doch gerade 24 Jahre alt. Der amerikanische General Hiram Anderson, der fast der Schwiegervater von Philipp Gerber geworden wäre, gerät in ernsthafte Schwierigkeiten, denn auch er hatte Kontakt zu Rosemarie, die er nur Rebekka nannte. Er war der Letzte, den man mit ihr gesehen hatte. Als er sich mit ihr vergnügte, hatte er zudem hochbrisante Unterlagen dabei, die jetzt verschwunden sind. Plötzlich steht June, Philipps Ex-Verlobte und Andersons Tochter vor seiner Tür und bittet ihn um Unterstützung. Noch während der ersten Unterredung werden sie beschossen. Aber auch der Alte, wie Bundeskanzler Konrad Adenauer genannt wird, bittet Gerber sich der Sache anzunehmen. Die Unterlagen, die der General bei Nitribitt vergessen hat, haben nämlich das Potential eine Staatskrise auszulösen. Derweil ist Philipps Freundin Eva Herden in Paris, aber auch sie zieht es nach Frankfurt, denn die Journalistin ist immer darauf erpicht, eine tolle Story an Land zu ziehen. Doch plötzlich verschwindet sie und Philipp, der sich kurzfristig in Flensburg aufhält setzt alles daran, die Liebe seines Lebens zu retten. Was er erst sehr spät erkennt ist die Tatsache, dass er den Täter bereits seit Jahrzehnten kennt. Der dritte Teil dieser Reihe ist wieder eine tolle und rasante Achterbahnfahrt durch die deutsche Geschichte. Anhand eines historisch gesicherten Ereignisses entwirft der Autor einen fulminanten Plot, der jede Menge Unterhaltung bietet und beiläufig erklärt, wie die junge Bundesrepublik funktioniert hat. Fazit: erneut Thriller und Geschichtsunterricht geschickt kombiniert |
Langroth Ralf : Mauern und Lügen Im August 1961 kommt es am Franfurter Flughafen zu einer sehr brenzligen Situation. Philipp Gerber, Hauptkommissar bei der Sicherungsgruppe hat einen Anruf erhalten, dass ein Anschlag bevorsteht. Er kommt gerade zur rechten Zeit am Flughafen an, um das Mordkommando zu stoppen. Zielperson war der ehemaligen General Anderson, ein alter Bekannter und Fürsprecher von Philipp. Anderson ist mit seiner Tochter und dem Schwiegersohn unterwegs, es scheint alles privat zu sein, doch Anderson ist immer noch bestens informiert und hat eine wichtige Botschaft für Philipp. Es gibt einen Agenten beim BND, der die Sowjets mit Informationen bedient. Derweil ist Eva Herden, die Lebensgefährtin von Philipp und freiberufliche Journalistin in Berlin unterwegs, weil sie Informationen erhalten hat , dass sich in der geteilten Stadt bald etwas Wichtiges ereignen wird, denn die Bewohner im Osten strömen in großen Massen gen Westen. Ihre Informanten haben auch einen Auftrag für Philipp und so kreuzen sich auch die beruflichen Wege der beiden. Ein hochrangiger Offizier der Russen will überlaufen, aber kann man ihm trauen? Vor Jahren war er schließlich dafür verantwortlich, dass Philipp kurzzeitig in Haft saß. Der vierte Band, der im August 1961 rund um den beginnenden Mauerbau in Berlin spielt, ist wieder ein gelungener Thriller. Man mag das Buch fast nicht aus der Hand legen, denn die Spannung und die historischen Ereignisse sind einmal mehr exzellent verwoben. Freuen darf man sich auf die weiteren Abenteuer von Philipp und Eva. Fazit: so macht Geschichte Spaß |
Lastella Leonie : Ankerliebe Jette ist eine Frau, die in jeder Hinsicht gefordert ist. Als alleinerziehende Mutter des kleinen Piet versucht sie, diesem trotz der Abwesenheit seines Vaters eine möglichst schöne Kindheit zu bieten. Zusammen mit ihrem Vater wohnt Jette auf einem Hausboot im Hamburger Hafen. Aber die Idylle trügt. Die kleine Reederei, die Jettes Vater und Bruder betreiben, steht kurz vor der Pleite. Als Piets Erzeuger sich aus dem Staub gemacht hat, musste Jette ihren Traum vom eigenen Café begraben und sich stattdessen neu orientieren, um ihren Lebensunterhalt mit Kind zu bestreiten. Der Job in der Eventagentur mit der ekelhaften Chefin, die auch noch bezeichnenderweise Drachler heißt, dient wirklich nur dazu, das nötige Geld zum Leben aufzutreiben. Mit dem Geld, das Jette verdient, hält sie auch gewissermaßen auch die Reederei über Wasser. Aber wie lange wird das noch gut gehen? Kraft schöpft Jette immer wieder aus ihrem Freundeskreis. Zu dem zählt auch Mats, der beste Freund ihres Bruders und auch seit Ewigkeiten Jettes Freund. Seit die beiden damals einen Anker an die Kaimauer gesprayt haben, verbindet die beiden eine innige Zuneigung, was sie sich aber selbst meist nicht eingestehen wollen. Doch über kurz oder lang kann sich niemand der Macht der Gefühle entziehen. Kompliziert wird es dann, als Jettes Ex plötzlich auftaucht und seine Vatergefühle im Gepäck hat. Nach fünf Jahren möchte er nun Kontakt zu seinem Sohn und glaubt, er könne auch in der Beziehung zu Jette wieder dort anknüpfen, wo die Sache so unschön endete. Auf einmal steht Jette zwischen zwei Männern, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten und nebenbei gerät auch noch ihre berufliche Zukunft gehörig ins Wanken. Wird es Jette gelingen, in diesem Wirrwarr aus unterschiedlichen Befindlichkeiten zurecht zu kommen und zu ihrem früheren Ich voller Träume und Wünsche zurückzufinden? Und wird Mats darin noch einen Platz haben? Und schafft Jette es darüber hinaus, eine berufliche Zukunft für ihren Bruder und ihren Vater zu sichern? Dieser Roman hat alles, was eine Wohlfühlgeschichte braucht. Die Stadt Hamburg als toller Schauplatz, eine schön erzählte Geschichte mit einer starken Protagonistin mit einem alles andere als einfachen Liebesleben und nebenbei auch noch die Thematik der Selbstverwirklichung und der Frage, welche Rolle Lebensträume im Leben jedes einzelnen spielen sollten. Fazit: unterhaltsame, luftig leichte Lektüre - bestens geeignet für Schietwettertage auf der Couch |
Läckberg Camilla, Fexeus Henrik: Schwarzlicht Eine Frau wird ermordet aufgefunden. Sie befindet sich in einer Kiste und wurde mit mehreren Schwertern durchbohrt. Alles sieht zunächst aus als ob bei einem Zaubertrick etwas schief gegangen sei. In Stockholm wird bei der Polizei eine Ermittlergruppe gegründet: Julia, Christer, Ruben, Peder und Mina. Nach kurzer Zeit wird auch der Mentalist Vincent Walder als Berater beigezogen. Mina Dabiri und Vincent Walder merken sehr schnell, dass sie beide etwas eigen sind, was sie aber auch verbindet. Eine weitere Leiche taucht auf und Vincent schafft es, einen Code zu entschlüsseln, der allem Anschein nach auf einen Countdown hindeutet. Nach und nach wird deutlich, dass dieser Fall für Vincent auch eine sehr persönliche Note beinhaltet. Ein Teil der Ermittlergruppe kommt mit Vincent gar nicht klar, denn sie glauben, dass sein Hokuspokus nur von ihm als Täter ablenken soll. Der erste Teil der Dabiri-Walder-Trilogie ist ein gelungener Auftakt. Das Autorenduo schafft es, einen psychologisch anspruchsvollen Plot zu entwerfen. Der Spannungsbogen bleibt bis zuletzt erhalten. Die einzelnen Charaktere der Ermittlergruppe werden nach und nach entwickelt, sodass beim Lesen des ersten Teils bereits eine Vorfreude entsteht, auf alles, was da noch so kommen wird. Fazit: gelungener Auftakt |
Läckberg Camilla, Fexus Henrik: Finsternebel Der fünfjährige Ossarian wird im Kindergarten entführt. Die Stockholmer Ermittlergruppe wird eingeschaltet, weil der Verdacht besteht, dass es der gleiche Täter sein könnte, der bereits vor einiger Zeit ein Kind entführt hat, das später tot aufgefunden wurde. Es besteht ein gewisser Druck, denn Julia, Mina, Peder, Christer und Ruben wissen, dass ihnen nicht viel Zeit bleibt. Sie werden jetzt auch noch unterstützt von Adam, der Vernehmungsspezialist ist. Aber nach drei Tagen geschieht etwas, was sie eigentlich verhindern wollten: der Junge wird gefunden, aber leider ist er tot. Der zweite Teil setzt zwei Jahre nach Schwarzlicht ein und ist wieder ein fesselnder Krimi, der neben der Spannung auch die Entwicklung der einzelnen Charaktere vorantreibt. Die einzelnen Mitglieder der Ermittlungsgruppe mit all ihren Höhen und Tiefen werden einem immer vertrauter. Eine wahrhaft tolles Lesevergnügen. Es bleibt zu hoffen, dass sich das Autorenduo nicht allzu lange Zeit lässt, den dritten und letzten Teil der Dabiri-Walter-Trilogie fertigzustellen. Fazit: Nervenkitzel bis zuletzt |
Leevers Jo : Café Leben Henrietta Lockwood ist wahrscheinlich die Idealbesetzung für den Job, den sie gerade neu angetreten hat. Im Café Leben, das Teil einer Krebsambulanz ist, soll sie sich mit schwerkranken Menschen unterhalten. Aus dem Erzählten soll Henrietta am Ende ein Lebensbuch gestalten, das später den Angehörigen und Freunden der Verstorbenen als Erinnerungsbuch dienen soll. Keine Aufgabe für Zartbesaitete, aber Henrietta scheint jegliche Emotion tief in sich begraben zu haben und wie für den Job geschaffen zu sein. Dieser Geschichte gelingt es, ein sehr trauriges Thema mit einer hoffnungsvollen Note zu versehen. Wie tröstlich es sein kann, seinen Frieden mit der Vergangenheit zu schließen, bevor das eigene Leben zu Ende geht. Und wie unverhoffte Begegnungen manchmal dem Leben eine ganz andere Richtung geben und etwas auslösen können, was zuvor undenkbar war. Die etwas schrullige Protagonistin Henrietta wächst einem schon nach kurzer Zeit ans Herz und man möchte gerne wissen, woran sie so sehr zu knabbern hat. Fazit: trotz der traurigen Grundmelodie, die immer mitschwingt, eine schön erzählte Geschichte voller Hoffung |
Le Tellier Hervé: Die Anomalie Der Flug 707 der Air France hat im März 2021 kurz vor der Landung mit erheblichen Turbulenzen zu kämpfen. Der Pilot schafft es mit größter Mühe, das Flugzeug sicher zu landen. An Bord befinden sich über 200 Passagiere, darunter ein Mann, der sich Blake nennt und seit Jahren als Auftragskiller arbeitet. Darüber hinaus auch noch Lucie mit ihrem Liebhaber, dem Architekten André, ein nigerianischer Popsänger, der sich Slimboy nennt, und der französische Schriftsteller Victor Miesel. Der Roman von Hervé Le Tellier stellt immer wieder existenzielle Fragen und hat viele philosophische Züge. Was ist der Mensch? Anhand der einzelnen Charaktere entspinnt sich eine wunderbare Geschichte, die immer wieder Zeit zum schmunzeln lässt. Fazit: ein lesenswerter philosophischer Roman |
Leßmann Max Richard: Sylter Welle Sommer bedeutet für Max seit jeher, mit seinen Großeltern Zeit auf Sylt zu verbringen. Früher auf dem Campingplatz und nun, da er längst erwachsen ist, haben sie sich zum letzten Mal auf der Insel ein Quartier gesucht und ihn zu sich in die kleine Ferienwohnung eingeladen. Max schwelgt in Erinnerungen und rekapituliert dabei auch die Familiengeschichte. Allein die eigenwilligen Großeltern Lore und Ludwig waren wohl immer Garanten für schräge Momente, an die man sich auch noch Jahre später erinnern konnte. Obwohl man merkt, dass Max selbst an einigen Problemen zu knabbern hat, erzählt er so warmherzig, dass man alle direkt ins Herz schließt. Eigentlich hatte Max gedacht, dass es immer so weitergehen würde mit den Sommern auf Sylt. Doch mit Opa Ludwig stimmt anscheinend etwas nicht. Oma Lore mit ihrer Teflonschicht, an der alles abprallt, scheint das aber nicht groß zu kümmern. Wird dies der alles entscheidende Sommer, der einen tiefen Einschnitt bedeutet, das Ende einer Ära darstellt und alles verändert? Dieses Buch gehört für mich schon jetzt zu den Highlights des Jahres. Auch wenn das Cover mit dem brennenden Strandkorb eher vermuten ließe, dass es so richtig kracht, ist es eher ein Buch der leisen Töne. Die Art und Weise wie Leßmann die Beziehung zu den Großeltern, deren Eigenarten und schräge Situationen beschreibt, ist sehr berührend. In jeder Zeile schwingt die Liebe mit, die uns mit unseren Angehörigen verbindet - auch wenn sie uns manchmal ziemlich auf die Nerven gehen. Familie kann man sich eben nicht aussuchen. Und dennoch prägt die Lebensgeschichte der Eltern und Großeltern auch das Leben der Kinder nachhaltig. Fazit: ein wunderschönes, berührendes Debüt und ein echtes Sommerhighlight! |
Lewina Katja : Was ist schon für immer Dieses dünne Buch hat es in sich. Die Autorin Katja Lewina gewährt darin Einblick in ihr Leben, das vor allem von zwei Schicksalsschlägen geprägt wurde. Zum einen vom Tod ihres siebenjährigen Sohnes und zum anderen durch ihre lebensbedrohliche Herzerkrankung, die im Grunde erst durch den Tod des Kindes ans Licht kam. Diese beiden sehr einschneidenden Ereignisse nimmt Lewina zum Anlass, um in elf Essays das Leben und vor allem das Lebensende und dem Umgang damit zu thematisieren. Warum tun wir uns so schwer mit dem Thema Sterben und Tod? Lewinas Texte sind ehrlich, schonungslos und manchmal fast schon einen Tick zu sachlich. Bei allem, was diese Frau schon durchmachen musste, liest man mit allerhöchstem Respekt, wie sie mit ihrer Krankheit, den damit verbundenen Einschränkungen und vor allem der Allgegenwärtigkeit des Todes im Alltag umgeht. Die Texte sind gespickt mit vielen sehr guten Zitaten zum Thema und regen zum Nachdenken an. Wie steht man eigentlich selbst zur Thematik Tod? Fazit: ein kleines, aber sehr wichtiges Buch zum leider immer noch Tabu-Thema Tod |
Lindner Constanze : Miss Verständnis Letztlich ist es doch immer wieder dasselbe mit den Frauen. Sie hadern mit ihrem Dasein, ihren verschiedenen Rollen und natürlich mit all den Ansprüchen, denen sie um jeden Preis gerecht werden wollen. Die Kabarettistin Constanze Lindner sieht sich da auch nicht als Ausnahme und nimmt ihre Leserschaft mit auf eine kleine Reise durch ihr Leben und die allergrößten Missverständnisse, mit denen sie Seite für Seite aufräumen möchte. Constanze Lindner will mit ihrem Buch Mut machen, mehr in sich selbst hineinzuhören und weniger auf das zu hören, was andere sagen. Fazit: ein unterhaltsames Mutmach- und Aufbaubuch für Frauen |
Lindqvist John Ajvide : Refugium Nachdem ein spektakuläres Buchprojekt grandios gescheitert ist, zieht sich Schriftstellerin Julia Malmros in ihr Ferienhäuschen zurück. Während alle anderen das Mittsommerfest feiern, ist ihr gar nicht danach zumute. Kim Ribbing, zu dem sie seit ihren Recherchen im Hacker-Milieu Kontakt hat, leistet ihr Gesellschaft. Die beiden sind sich selbst nicht im Klaren, ob sie nun eine Beziehung führen oder nicht. Als die beiden Schüsse hören und Julia sofort lokalisiert, dass diese auf dem Anwesen ihres Jugendfreunds gefallen sein müssen, fahren die beiden mit dem Boot dorthin. Ihnen bietet sich ein grauenhaftes Bild, denn die Gäste der Mittsommerparty wurden alle auf brutalste Weise ermordet, während sie an der Festtafel unter freiem Himmel saßen. Darunter auch Julias Freund Olof und dessen Frau. Kim, der selbst gegen jede Menge Dämonen aus der Vergangenheit kämpft, findet Astrid, die Teenagertochter des ermordeten Ehepaars, die völlig verängstigt den Anschlag überlebt hat. Julia, die früher Polizistin war, verständigt die Polizei - auch wenn das bedeutet, dass sie ihrem Ex-Mann begegnet, der immer noch dort arbeitet. Aufgrund seines technischen Könnens und weil ihm wohl Astrids Schicksal sehr nahe geht, beginnt Kim zu recherchieren. Julias kriminalistische Ader beginnt ebenfalls wieder aktiv zu werden und schnell finden die beiden mit unorthodoxen Methoden erstaunliche Zusammenhänge heraus. Alles deutet darauf hin, dass China bei dem Ganzen eine nicht unwesentliche Rolle spielt und krumme Geschäfte im Mittelpunkt stehen. Doch schnell gerät Kim selbst ins Visier derer, die er verfolgt und muss um sein Leben fürchten. Dieses Buch ist zwar spannend und gut geschrieben. Viel interessanter sind aber die beiden Hauptfiguren. Die Autorin, die sich nach Liebe sehnt und der Hacker, der sich ebenfalls Nähe wünscht, sie aber wegen diverser Traumata nicht wirklich erträgt. Die Konstellation zwischen den beiden ist spannend und auch die Entwicklung ihrer Beziehung. Diese nimmt fast mehr Raum ein als die eigentliche Thriller-Handlung. Das hat aber durchaus auch seinen Reiz. Für richtige Thrillerfans dürfte das Buch daher wahrscheinlich etwas enttäuschend sein, denn der Atem stockt einem beim Lesen nicht. Fazit: spannende Geschichte mit äußerst reizvollen Hauptfiguren |
Lindqvist John Ajvide : Signum Kim Ribbing nimmt den Kampf mit den Dämonen seiner Vergangenheit auf. Im wahrsten Sinn des Wortes, denn er hat Martin Rudbeck, der in die Schlagzeilen als der "Schockdoktor" einging und Kim früher mit Elektroschockbehandlungen quälte, entführt und hält ihn im Keller seiner neu erworbenen Villa gefangen. Als Hacker hat Kim einige Erfahrung damit seine Spuren geschickt zu verwischen, doch in diesem Fall hat er nicht alle Eventualitäten bedacht. Astrid Helander, die Tochter des im ersten Band ermordeten Ehepaars, die Kim vor Rudbeck rettete, wird zur tragischen Figur und plötzlich scheint alles aus dem Ruder zu laufen. Der zweite Teil um das ungleiche Paar ist eine gelungene Fortsetzung. Wieder stehen die persönlichen Beziehungen der Figuren zueinander im Mittelpunkt. Dies macht die Geschichte zwar reizvoll, ist aber wohl für Fans von harten Thrillern nicht ganz so überzeugend. Unabhängig davon ist die Geschichte aber gut konstruiert und man mag das Buch gar nicht aus der Hand legen. Fazit: eine Fortsetzung, die absolute Vorfreude auf den Abschlussband hervorruft |
Linhof Julja : Krummes Holz Eigentlich wollte Jirka nie wieder auf den elterlichen Hof im Krummen Holz zurückkehren. Obwohl seine Schwester Malene ihn mehrmals gebeten hatte, kam er nie zu Besuch. Darum ist es nicht verwunderlich, dass er alles andere als freudig aufgenommen wird, als er nach Jahren nun doch eintrifft. Viel hat sich verändert. Der Hof ist heruntergewirtschaftet, die einst so furchteinflößende Großmutter nur noch ein dementer Schatten ihrer selbst und Jirkas Schwester zeigt sich unversöhnlich. Nur Leander, der Sohn des einstigen Verwalters scheint sich mit Jirka abgeben zu wollen. Die beiden mochten sich auch früher schon und fühlten sich sehr verbunden. Nur einer fehlt: der Vater Georg. Vor diesem Wiedersehen mit dem brutalen Mann hat Jirka Angst. Je länger Jirka auf dem Hof ist, desto mehr tauchen die Geister der Vergangenheit wieder auf und in der flirrenden Sommerhitze verschwimmen Traum und Wirklichkeit immer mal wieder. Dieser Debütroman ist eine Wucht. Die Art und Weise wie die Situationen und die Erlebnisse der Vergangenheit geschildert werden ist äußerst intensiv. Jirkas Unsicherheit und Zerrissenheit gepaart mit traumatischen Ereignissen im Kindesalter sind sehr schonungslos dargestellt. Dabei mangelt es aber nie an der nötigen Empathie und trotz allem wird deutlich, dass vielleicht nach vielen enttäuschten Hoffnungen doch irgendwann ein gutes Ende zu erwarten ist. Fazit: ein Debüt mit ordentlich emotionalem Wumms |
Lloyd Ellery: Der Club Auf einer Insel bei England entsteht ein absolutes Luxusresort, genannt Island Home. In dem angesagten Club kann man nicht einfach ein Zimmer buchen, sondern man wird nur auf die Gästeliste gesetzt, wenn Annie, die für die Club-Mitgliedschaft verantwortlich ist, dies bejaht. Und Annie legt größten Wert darauf, dass nicht jeder bzw. jede kommen kann. Ein sehr unterhaltsamer Krimi, der sich aus den verschiedenen Blickwinkeln nach und nach entspinnt. Die Welt der Schönen und Reichen gerät gewaltig in Turbulenzen. Bereits nach einigen Seiten wird deutlich, dass es am Ende des Wochenendes den großen Knall geben wird, aber die Autorin versteht es geschickt, die Geschichte nach und nach zu entwickeln. Fazit: „Gala auf 384 Seiten“ |
Lloyd Sam: Der Mädchenwald Die 13-jährige Elissa ist mit ihrer Mutter unterwegs zu einem Schachtunier. Als sie nur noch kurz etwas aus dem Auto holen will, wird sie entführt. Sie erwacht in einem finsteren Keller und zunächst weiß sie nicht, wie es weitergehen soll. Der Entführer ist ein richtiges Ekel und sie hat schon fast mit ihrem jungen Leben abgeschlossen, bis Elijah in ihrem Verlies auftaucht. Ab jetzt besucht er sie heimlich und es entsteht eine gewisse Freundschaft. Elijah ist Einzelgänger und Elissa kommt es mehr als komisch vor, denn er kennt weder Handy noch Internet. Er wiederum ist hin- und hergerissen. Einerseits möchte er Elissa gerne retten, doch andererseits kann er nicht ausbrechen, denn dann zerplatzt alles und es kommen Dinge ans Licht, die besser im Dunklen bleiben sollten. Elissa ist nämlich nicht die Erste im so genannten Mächenwald. Gleichzeitig setzt die Polizei, allen voran DI Mairead MacCullagh alles daran, das Mädchen zu finden. |
Lloyd Sam: Sturmopfer Lucy und Daniel leben zusammen mit ihren Kindern Bettie und Finn auf Mortis Point, einem kleinen Haus, hoch über dem Atlantik, das sie über Jahre hinweg renoviert haben. Lucy wurde erst vor kurzem zur Unternehmerin des Jahres gekürt, weil sie das Pub im Ort wieder neu belebt hat. Daniel betreibt mit seinem Jugendfreund Nick eine gemeinsame Firma. Alles läuft gut, bis ein gewaltiger Sturm aufzieht. Daniels Boot treibt in der stürmischen See umher, plötzlich geht ein Notruf ein und Daniel und die beiden Kinder sind verschwunden. Von einem Moment auf den anderen gerät Lucys Leben außer Kontrolle. Was ist auf hoher See passiert? Sturmopfer ist ein toller Thriller, der einen miterleben lässt, wie es der Mutter Lucy geht, die von einer Sekunde auf die andere plötzlich vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens steht. Durch die Erzählung aus verschiedenen Sichtweisen wird der Spannungsbogen immer stärker. Der Autor schafft es, viele Kapitelenden mit einem Cliffhänger zu versehen, sodass es einem schwer fällt, das Buch aus der Hand zu legen. Auch die Wendungen, die immer wieder stattfinden, bereiten ein wahres Lesevergnügen. Fazit: spektakuläre Familientragödie |
Lodge Gytha: Was ich euch verschweige Detective Chief Inspector Jonah Sheens ist mit seiner kleinen Tochter Milly gerade in einem Pub, als eine junge Frau auf ihn zukommt und von ihm verlangt, dass er ihre kleine Schwester sucht, die verschwunden ist. Keely Lennox' Kleidung ist mit Blut getränkt, sodass Jonah die Sache ernst nimmt und am Sonntagnachmittag sein Team zusammentrommelt, um der Sache nachzugehen. Keely erklärt, dass es ihr gut gehe, sie sich aber um ihre kleine Schwester sorge, die plötzlich nicht mehr da sei. Was ich euch verschweige ist ein Thriller, der einen manchmal kräftig schlucken lässt. Keely schildert ihre Geschichte und nach und nach wird den Polizisten deutlich, was wirklich damals passierte. Gytha Lodge entwickelt einen wirklich spannenden Plot, der zwischen den einzelnen Entwicklungen hin und herspringt. Es entsteht dadurch ein Sog, dem sich der Leser nicht mehr entziehen kann, denn immer wieder werden Cliffhanger eingebaut, die ein Weglegen des Buches nur sehr schwer möglich machen. Fazit: manchmal lohnt ein zweiter und dritter Blick auf das, was war |
Lodge Gytha: Wer auf dich wartet Aidan, ein Mitvierziger, verheiratet mit Greta und tätig als Universitätsdozent hat eine Affäre mit der jungen Zoe. Er verabredet sich mit ihr via Skype, doch dann verläuft alles anders als gedacht. Er muss mitansehen, dass in der Wohnung etwas passiert. Als er daraufhin die Polizei verständigt, entdeckt diese die Leiche von Zoe. |
Lombardo Claire : Genau so, wie es immer war Im Grunde hat Julia Ames all das erreicht, was im Allgemeinen als erstrebenswert gilt. Sie ist schon lange verheiratet, lebt in einem schönen Haus und hat zwei tolle Kinder. Sie führt ein geregeltes und angenehmes Leben ohne sich groß Sorgen machen zu müssen. Aber ist sie auch glücklich? Diese Frage tritt vor allem auch angesichts des bevorstehenden Schulabschlusses der Tochter in den Vordergrund. Julia wird bewusst, dass es bereits gewisse Leerstellen in ihrem Leben gibt und diese durch den Auszug den Tochter noch intensiver spürbar werden. Als sie dann zufällig der Frau begegnet, der sie seit zwanzig Jahren aus dem Weg gegangen ist, wirft sie diese Begegnung ziemlich aus der Bahn. Man erfährt, was sich damals zugetragen hat und wie sehr Julia - die selbst ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter hat - mit ihrer Mutterrolle haderte, wie Ängste und Unsicherheiten ihr Leben prägten und ihre Ehe beinahe gescheitert wäre. Dieser Roman setzt sich sehr intensiv mit der Frage auseinander, wie man unabhängig von prägenden Vorerfahrungen als Frau ein zufriedenes und glückliches Leben führen kann. Der Fokus liegt voll und ganz auf der Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin Julia. Es geht viel um Rollenbilder, gesellschaftliche Zwänge und generell um den Zwiespalt Ehe-Familie-Eigenständigkeit-Selbstbehauptung. Dies ist zwar einerseits sehr interessant und mitreißend erzählt, aber andererseits hätte man auch an vielen Stellen gewünscht, dass die sehr ausufernden Beschreibungen etwas gestrafft worden wären. Einige Kürzungen und Verdichtungen hätten dem Text gut getan. Fazit: trotz einiger Langatmigkeiten ein interessantes Buch über die Gefühlswelt einer Frau |
Lorenz Sarah : Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken Dieses Buch ist ein ungewöhnliches Zwiegespräch - die Protagonistin Elisa wendet sich darin an die von ihr sehr verehrte verstorbene Dichterin Mascha Kaléko. Immer wieder nimmt sie Maschas Gedichte zum Anlass, um aus ihrem Leben zu erzählen. Das war alles andere als schön und schon gar nicht einfach. Erst war sie als Systemsprengerin im Heim, später dann obdachlos bei den Punks auf der Kölner Domplatte. Dort lernte sie die düsteren Seiten des Lebens kennen: Liebeskummer, Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Prostitution, Gewalt gegen Frauen. Erst als sie eine Lehre als Buchhändlerin beginnt und ihr dabei ein Gedichtband von Mascha Kaléko in die Hände fällt, fühlt sie sich verstanden. In den Gedichten findet sie sich wieder und empfindet sie als tröstlich. Als sie dann Nick kennenlernt, erkennt sie, wie wichtig der eine Mensch im Leben ist, der Hafen und Freiheit zugleich bedeutet. Allein die Idee an sich, eine Geschichte als Gespräch anzulegen und Gedichte immer wieder als Anker- und Bezugspunkte für die Geschichte einzubauen ist toll. Wer bisher Mascha Kalékos Gedichte noch nicht kannte, wird durch dieses Buch einen tollen Zugang dazu erhalten. Für alle anderen ist es einfach eine gute Geschichte mit vielen bekannten und wunderschönen Mascha-Zeilen. Fazit: tolles Debüt - nicht nur für Fans von Mascha Kaléko |
Lucas Stephan: Täter und Opfer Stephan Lucas, seit mehr als 25 Jahren Rechtsanwalt und gefragter Strafverteidiger, der zwischenzeitlich auch im TV bei verschiedenen Justiz-Formaten mitwirkte, schildert Beispiele aus seinem Berufsalltag. Alle Fälle, die teils sehr heftig sind (nichts für zartbesaitete Leserinnen und Leser), zeigen die Problematik Täter-Opfer auf. Lucas zeigt, dass es im Leben oft rote Linien gibt. Sind diese einmal überschritten, nimmt das Schiksal seinen Lauf und ist fast nicht mehr aufzuhalten. Die Lektüre des Buches trägt dazu bei, mehr über das Strafgerichtswesen in Deutschland zu erfahren. Der Autor schafft es, die sperrigen Begriffe wie Nebenklage, Täter-Opfer-Ausgleich oder Haftbefehl für Jedermann und Jederfrau verständlich zu beschreiben. Fazit: True-Crime und Justizsachbuch in einem |
Lukas Jana : Die alte Schule am See - wo Dein Herz zuhause ist Nach dem Tod ihrer Großtante hat Felicia Sommerfeldt zwar das alte Schulhaus am Starnberger See geerbt und damit den Ort, mit dem sie die schönsten Erinnerungen verbindet. Geerbt hat sie aber damit auch eine Menge Sorgen. Das Gebäude ist ziemlich in die Jahre gekommen, der Garten verwildert, der Steg am See völlig morsch und noch dazu besteht ihr unsympathischer Cousin darauf, seinen Pflichtteil am Haus ausgezahlt zu bekommen. Mit diesem ersten Band der Alte-Schule-Saga legt die Autorin Jana Lukas einen unbeschwerten Sommerroman vor. Fazit: total schöne Urlaubslektüre für zwischendurch |
Luttmer Nora: Hinterland |
Luttmer Nora: Tiefergrund Bette Hansen, die 53-jährige ehemalige Leiterin der Mordkommision ist aufgrund ihrer Erkrankung vorzeitig aus dem Dienst ausgeschieden und hat sich in ihrem Elternhaus in Ochsenwerder niedergelassen. Sie lebt nun seit über einem halben Jahr außerhalb der Stadt und genießt die dörfliche Atmosphäre, die doch so ganz anders ist als das großstädtische Treiben in Hamburg. Der zweite Band um die an Narkolepsie leidende Bette Hansen ist ein wunderschöner Kriminalroman, der alles hat, was Krimifreunde brauchen. Ein toller Plot, aber darüber hinaus werden auch die verschiedensten gesellschaftlichen Entwicklungen mit berücksichtigt. Was unterscheidet Kulturen, was läuft auf dem Land und wie geht Leben in der Stadt? Fazit: trotz Handicap eine tolle Ermittlerin |
Lynch Paul : Das Lied des Propheten Die vierfache Mutter Eilish versteht die Welt nicht mehr. Erst will die Geheimpolizei ihren Mann Larry befragen und wenig später ist der bekannte Gewerkschafter verschwunden. Niemand weiß wohin. Die Regierung kämpft sukzessive gegen kritische Stimmen in der Bevölkerung. Letzlich kann nur derjenige, der absolut linientreu ist, bestehen. Immer mehr Menschen verschwinden. Nach und nach laufen die Dinge aus dem Ruder. Die Kinder sind verstört, weil der Vater nicht mehr da ist. Eilishs ältester Sohn verschwindet ebenfalls spurlos. Rebellen und Regierung liefern sich Straßenschlachten und das tägliche Leben ist geprägt von Entbehrungen, Ausgangssperren, Lebensmittelknappheit und Wucherpreisen. Medien und staatliche Institutionen werden manipuliert. Noch dazu muss sich Eilish um ihren dementen Vater kümmern, der mit der Situation sichtlich überfordert ist. Eilish will nur eins: sich und ihre Familie schützen und größtmögliche Normalität bewahren. Doch das ist schwer in einem Land, in dem so ein unterdrückerisches Regime an der Macht ist. Nach der Lektüre dieses hochaktuellen und beklemmenden Buches ist klar, weshalb es mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde. Das Szenario, das der Autor entwirft, ist bekannt. In vielen Ländern gibt es diese repressiven Tendenzen, die letztlich auch zur Spaltung der Gesellschaft beitragen und insgesamt zu einer Abwärtsspirale in Sachen Mitmenschlichkeit führen. Fazit: ein Buch, das sehr zum Nachdenken anregt |
Mackintosh Clare: Die Letzte Party Silvester an einem See in Wales. Rhys Llouyd, ein bekannter Sänger, der aus Wales stammt, hat eine idyllische Anlage mit kleinen luxuriösen Häuschen entworfen, die er mit seinem Geschäftspartner an solvente Kunden verkauft. Gemeinsam will man mit der Dorfbevölkerung Silvester feiern und lädt daher alle zu Champagner und Häppchen in die Ferienhaussiedlung ein. Am nächsten Tag, beim traditionellen Neujahrsschwimmen der Dorfbevölkerung, entdeckt man die Leiche von Rhys, die im See treibt. Die letzte Party ist ein toller Triller, der sich in verschiedenen Zeitebenen abspielt. Durch die immer wieder stattfindenden Rückschritte in die Vergangenheit ergibt sich nach und nach ein Bild, das so manche Wendungen vollzieht. Spätestens nach den ersten 100 Seiten entsteht ein Sog, dem man sich als Leser nur schwer entziehen kann. Dies bleibt auch bis zum Ende so, denn auch das hat noch eine Überraschung in petto. Fazit: ein Spiel aus Irrungen und Wirrungen |
Maly Beate : Aurelia und die letzte Fahrt Wien 1871. Die Stadt ist ein Schmelztiegel verschiedener Nationalitäten und gesellschaftlicher Schichten. Für Töchter aus gutem Hause gelten noch strenge gesellschaftliche Konventionen, doch die Grafentochter Aurelia von Kolowitz fremdelt damit und ist auch nicht bereit, sich diesen ständig zu unterwerfen. Sie zeichnet unter einem Pseudonym Karikaturen für eine Satirezeitschrift und niemand würde denken, dass diese von einer Frau stammen. Als sie eines Abends von Wiens einziger Fiakerfahrerin Frieda Horvath zuhause abgesetzt wird, machen die beiden eine grausame Entdeckung. Im Inneren der Kutsche finden sie einen toten Mann mit einem Messer im Buch. Es handelt sich noch dazu um einen Offizier der kaiserlichen und königlichen Armee und als wäre das noch nicht genug - er befindet sich auch noch in einer eindeutigen Pose. Ein pikanter Fall also. Mit diesem Kriminalroman begibt sich Beate Maly auf eine Zeitreise ins Wien der K&K-Zeit. Basierend auf einem echten Kriminalfall entspinnt sie eine spannende Geschichte und liefert zugleich auch noch ein Sittengemälde der damaligen Zeit. Man taucht tief ein in diese Zeit und möchte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Im Nachwort kündigt die Autorin auch bereits eine Fortsetzung an. Man darf sich also auf eine weitere tolle Geschichte mit Aurelia von Kolowitz freuen. Fazit: spannende Zeitreise und toller Auftakt |
Maly Beate : Aurelia und die Melodie des Todes Der Herbst in Wien ist nichts für zarte Gemüter. Im Schutze der undurchdringlichen Nebelschwaden geschehen grausame Dinge. Meinrad Auerbach, der Inhaber eines Ziegelwerks stürzt aus dem Fenster. Zunächst deutet alles auf einen Selbstmord hin, da die bevorstehende Weltausstellung schon so manchen Spekulanten in den Tod getrieben hat. Kurz darauf wird ein Leierkastenmann tot aufgefunden, der auf grausamste Weise erschlagen wurde. Ein neuer Fall für das ungleiche Ermittlerpaar und auch wenn es sich dieses Mal nicht um einen historisch belegten Kriminalfall handelt, ist die Geschichte äußerst spannend. Nebenbei erfährt man wieder so manch Interessantes über das gesellschaftliche Leben im kaiserlichen Wien sowie die Verstrickungen rund um die geplante Weltausstellung. Beate Maly erzählt dabei in einem Ton, der das Buch zu einer sehr angenehmen Lektüre macht - genau die richtige Mischung aus Wiener Schmäh und Empathie für die Figuren. Fazit: eine sehr gelungene Fortsetzung und man darf sich schon auf den dritten Fall freuen! |
Mank Ute: Elternhaus Als älteste Tochter ist Sanne schon seit jeher die erste Ansprechpartnerin für ihre Eltern. Als Sanne merkt, dass den Eltern das Leben im eigenen Haus und die damit verbundene Arbeit über den Kopf wächst, organisiert sie den Umzug in eine altersgerechte Wohnung. Diese Entscheidung trifft sie - wie schon so oft - ohne Rücksprache mit ihren beiden Schwestern. Die ganz kleine Schwester Gitti wurde noch nie mit solchen Dingen behelligt und zu Petra, der mittleren Schwester, ist das Verhältnis immer schon mehr als angespannt. Sie lebt auch weit entfernt in der Stadt ihr eigenes Leben ohne viel Kontakt zur Familie. Dieses Buch ist ein echter Glücksgriff. Sehr empathisch erzählt die Autorin von den oft sehr schwierigen Verhältnissen zwischen Geschwistern. Wenn die eigenen Eltern alt werden, sind die Kinder gezwungen, Entscheidungen zu treffen. Doch steht es einer Tochter allein zu, diese gravierenden Veränderungen ohne Wissen der anderen Schwestern herbeizuführen? Die Rivalität unter Geschwistern, die Kränkungen der Kindheit, die immer noch nachwirken - all das wird in diesem Buch so einfühlsam geschildert, dass man sich gar nicht mehr losreißen kann. Fazit: sehr einfühlsam erzählte Geschichte über drei sich fremd gewordene Schwestern, die langsam wieder zueinander finden |
Mantel Hilary : Sprechen lernen Die Bestseller-Autorin Hilary Mantel verstarb 2022. Zu ihrem ersten Todestag erschien nun dieser kleine Band, der einige ihrer Erzählungen versammelt. Thematisch behandeln all diese Geschichten Erlebnisse aus der frühen Kindheit der Autorin. Nebenbei präsentiert sie der Leserschaft damit aber auch ein Sittengemälde Englands der 1950er und 1960er Jahre. Strenge Moralvorstellungen allen voran in den Klosterschulen, Klassenunterschiede, das oft harte Leben in abgeschiedenen Gegenden - dies und noch viel mehr prägt die Protagonistinnen und Protagonisten der Erzählungen. Die Titelgeschichte des Bandes zeigt am deutlichsten, wie sehr die Herkunft eines Menschen und speziell der damit verbundene Dialekt oder Akzent sein Dasein prägt. Wie sehr es gerade junge Menschen trifft, wenn sie aufgrund ihrer Sprache ausgegrenzt oder gar der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Und wie es ist, als erwachsener Mensch auf derartige Erlebnisse zurückzublicken. Fazit: Autofiktion auf allerhöchstem Niveau |
Marche Stephen: Aufstand in Amerika Stephen Marche, ein Kanadier mit gutem Blick auf die Vereinigten Staaten von Amerika, entwirft in seinem Buch verschiedene Szenarien, die geeignet wären, einen Bürgerkrieg zu entfachen. Fazit: Ein Buch das nachdenklich macht und nach der Lektüre versteht man die USA etwas besser. |
Martens Alec: Das Labor Lotte Gerlach ist bei der Pharmafirma Clartop seit kurzer Zeit zuständig für die PR und das Personal. Die Firma hat erst vor kurzem ein Unternehmen in Indonesien erworben und Lotte musste bereits in den ersten Monaten dreimal nach Jakarta fliegen, um neues Personal zu rekrutieren. Eines Abends wird sie von ihrer Chefin kontaktiert mit der Bitte am nächsten Tag in München ein Vorstellungsgespräch mit einem aufstrebenden jungen Wissenschafter zu führen. Lotte, die in Berlin wohnt, macht sich auf den Weg. Der Bewerber erscheint nicht, stattdessen verunglückt Lotte mit dem Auto und liegt schwer verletzt in einer Nürnberger Klinik. Ihr Mann Paul macht sich sofort auf dem Weg zu ihr, erlebt sie noch bei Bewusstsein und nimmt nur noch ihre letzten Worte war: „Sie hat mich umgebracht, pass auf den Stick auf, Paul“. Alec Martens legt einen hochbrisanten Thriller vor, der sehr aktuelle Themen behandelt. Die Forschung an hochpotenten Killerviren und das mögliche Austreten von Substanzen in einem Hochsicherheitslabor sind seit Beginn der Coronapandemie immer wieder in der Presse. Der Thrillerr ist in drei Teile gegliedert und schildert das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven. Mit den relativ kurzen Kapiteln und dem Wechsel der Sichtweisen schafft der Autor einen Spannungsbogen, der alles beinhaltet, was ein guter Pageturner benötigt. Am Ende des Buches kann man nur hoffen, dass dies alles Fiktion bleibt. Fazit: Thriller, mit sehr aktuellem Bezug |
Martin Pierre : Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens Lucien ist zwar Comte de Chacarasse, also alter französischer Adel, aber als Betreiber eines Restaurants genießt er das Leben und führt ein nicht gerade standesgemäßes Dasein. Vor allem Luciens Vater hätte für den Sohn andere Pläne gehabt. Eines Abend erreicht Lucien ein folgenschwerer Anruf. Sein Vater liegt im Sterben. Auf dem Sterbebett nimmt ihm der Vater das Versprechen ab, sich nun ganz im Sinne der Familientradition zu verhalten. Etwas, das Lucien bisher tunlichst vermieden hatte. Denn was die Familie seit Generationen praktiziert und auch an alle Nachkommen weitergibt, ist die Kunst des Tötens. Sie sind Auftragskiller. Die Familie nimmt Aufträge entgegen, erfüllt diese und erhält dafür stattliche Summen, die zwar zum Teil auch wieder gemeinnützigen Projekten zugute kommen, aber überwiegend im Besitz der Familie bleiben. Lucien ist also jetzt ein reicher Mann und könnte das Leben noch mehr als sonst genießen. Dieses Buch ist der Auftakt zu einer neuen Reihe. Der Autor feierte ja schon mit der Reihe um Madame le Commissaire große Erfolge und nun ist ihm ein wahrer Clou gelungen: ein Auftragskiller, der nicht morden möchte. Soetwas hat man nicht alle Tage. Die Geschichte ist gut konstruiert, hält einige Überraschungsmomente bereit und macht Lust auf die Fortsetzung. Einzig die an manchen Stellen etwas bemüht wirkenden französischen Einschübe hätte es nicht gebraucht. Der Roman ist ohnehin mit genügend Lokalkolorit ausgestattet. Fazit: schöner Auftakt für eine neue Reihe - für alle Regionalkrimi-Fans ein Muss |
Maury Avril : Noch fünfzig Sommer mehr Eigentlich hat Eleni die schönsten Sommer stets zusammen mit ihren Großeltern in der Bretagne verbracht. Jetzt lebt sie ein sehr zurückgezogenes Leben in deren Haus. Sie geht nur am Todestag ihrer Großmutter ans Meer um dort getrocknete Blüten zu verstreuen. Dort begegnet sie Théo und auf Anhieb verstehen sich die beiden sehr gut. Théo schafft es, dass Eleni wieder mehr aus sich herausgeht. Mit ihr zusammen erweckt er den Garten zu neuem Leben und als er ihr dann auch noch das Kaninchen Anemone vorbeibringt, dass ansonsten eingeschläfert worden wäre, scheint alles in bester Ordnung. Doch dann tritt ein, womit niemand gerechnet hat. Théo stirbt ganz plötzlich und unerwartet. Eleni fällt in ein tiefes Loch, ihre Ängste kehren wieder, sie verkriecht sich vollkommen und vernachlässigt den Garten. Bis eines Tages plötzlich eine Blume vor ihrer Tür steht mit einer sehr persönlichen Botschaft. Von wem die wohl stammt? Was klingt wie ein leichter Sommerroman stellt sich als zutiefst aufwühlende Geschichte heraus. Das Buch springt ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her und so erfährt man mit der Zeit, was damals passiert ist und welche Auswirkungen dies auf die gegenwärtige Lebenssituation der Protagonistin hatte. Im Fokus steht die Liebe, die bis über den Tod hinaus andauert und natürlich das Thema Freundschaft. Trotz tiefer Enttäuschungen, Wut und der Entfremdung lassen sich gemeinsame Erlebnisse der Kindheit eben nicht einfach abstreifen und begleiten einen das ganze Leben lang. Das Band der Freundschaft reißt im Grunde nie ab, es dehnt sich manchmal nur sehr weit aus, sodass man sich aus den Augen verliert. Fazit : eine sehr mitreißende Geschichte über Liebe, Freundschaft und Vergebung |
McCreight Kimberly: Freunde. Für immer. Fünf Freunde, die sich bereits aus College-Zeiten kennen, machen sich auf für ein gemeinsames Wochenende: Jonathan, Derrick, Keith, Stephanie und Maeve. Früher waren sie zu sechst, aber Alice hat sich vor Jahren das Leben genommen. Sie treffen sich im Wochenendhaus in den Catskill Mountains, das Jonathan vor kurzem erworben hat. Die Gegend ist ein sehr beliebtes Rückzugsgebiet für vermögende New Yorker. Offiziell trifft sich die Clique, um Jonathans Junggesellenabschied zu feiern, aber der eigentliche Zweck des Treffens ist, Keith zu überzeugen, in eine Rehaklinik zu gehen. Zu allem Überfluss taucht auch noch Finch auf, der nicht zur Clique gehört, aber gerne dazugehören würde. Doch dann sind plötzlich Keith und Derrick weg und keiner weiß wo sie abgeblieben sind. Die Polizei findet Derricks Wagen, inklusive einer männlichen Leiche mit zertrümmertem Gesicht, was die Identitätsfeststellung nicht einfach macht. Kimberly McCreight versteht es, einen wirklich tollen Thriller zu schreiben, der einen fesselt, von Beginn an bis zum fulminanten Ende. Fazit: Einmal angefangen fällt es schwer, das Buch wieder loszulassen. |
McFarlane Mhairi : Fang jetzt bloß nicht an zu lieben Harriet ist eine gefragte Hochzeitsfotografin bis zu diesem einen Termin, der alles verändert. Eine Hochzeit platzt, weil es sich der Bräutigam kurz vor der Trauung anders überlegt. Der neue Roman von Mhairi McFarlane bringt wieder alles mit, was ein unterhaltsamer Liebesroman braucht. Liebenswürdige Charaktere, eine schöne Geschichte und Gefühle ohne Ende. Fazit: tolle, kurzweilige Unterhaltung für Liebhaber von schönen Liebesgeschichten |
McFarlane Mhairi: Aller guten Dinge sind zwei Für Anwältin Laurie fühlt es sich so an, als würde sie in einem schlechten Film die Hauptrolle spielen. Ihre große Liebe Dan - ebenfalls Anwalt und der Mann, mit dem sie bereits seit 18 Jahren zusammen ist - verkündet ihr, dass es aus ist, weil er sich sein Leben ganz anders vorgestellt hat. Nach und nach stellt sich aber heraus, was der wahre Grund ist. Dan hat bereits eine andere Frau kennengelernt und zu allem Überfluss ist diese auch noch schwanger von ihm. Laurie wurde also offensichtlich schon längere Zeit hintergangen. Dabei waren sich die beiden einig, dass das Thema Kinder derzeit noch keine Rolle spielen soll. Und jetzt wird Dan Vater aber Laurie ist eben nicht die Mutter, sondern eine andere, jüngere Frau. Kein Wunder, dass Laurie ziemlich neben der Spur ist. Noch dazu arbeitet Dan in der gleichen Kanzlei, man läuft sich also zwangsläufig immer wieder über den Weg. Mhairi McFarlane legt nach "Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt" und "Sowas kann auch nur mir passieren" mit ihrem neuesten Werk "Aller guten Dinge sind zwei" wieder einen sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Roman vor. Sie nimmt die Selbstdarstellungssucht in den sozialen Medien aufs Korn und macht deutlich, dass es im Leben oft anders kommt, als geplant. Fazit: ein toller Wohlfühlroman - genau das Richtige für einen gemütlichen Leseabend. |
McGinnis Mindy : Lost : In der Wildnis hört Dich niemand Eigentlich sollte es ein unbeschwerter Trip in die Natur werden. Ashley und ihre Clique wollten einfach nur ein bisschen zelten, mit Bier am Lagerfeuer sitzen, chillen. Auf dem Teilstück des Appalachian Trails auf dem sie zum Zeltplatz gelangen fällt die Orientierung auch nicht schwer. Als Ashley hört, dass auch die Ex ihres Freundes Duke dazukommen wird, trübt das ihre Stimmung. Ashley legt auf ihr Aussehen keinen sonderlichen Wert und ist gerne in der Natur unterwegs. Natalie dagegen weiß sehr genau, wie sie mit ihren weiblichen Reizen spielen kann. Als spätabends alle betrunken sind, geschieht, was Ashley von Anfang an befürchtet hat. Sie erwischt Duke und Natalie inflagranti. In ihrer Wut schlägt sie auf Duke ein, bis er blutet und läuft kopflos durch die Dunkelheit davon. Nur weit weg von dieser demütigenden Situation. Sie stürzt und verletzt sich am Fuß. Sie weiß am Ende gar nicht mehr, wie lange sie gelaufen ist und schläft erschöpft ein. Am nächsten Tag wird ihr nach dem Aufwachen erst das Ausmaß der Misere bewusst. Der Fuß ist eine offene Wunde, die schleunigst gereinigt werden müsste. Sie ruft verzweifelt nach ihren Freunden, doch niemand scheint nach ihr zu suchen. Wahrscheinlich sind alle davon ausgegangen, dass sie nach dem Vorfall nach Hause gelaufen ist. Mitten in der Wildnis der Smoky Mountains verloren zu gehen, noch dazu schwer verletzt, das ist selbst für die wildniserfahrene Ashley keine schöne Vorstellung. Mindy McGinnis erzählt in diesem Buch, wie die Kraft der Gedanken und der eiserne Wille Menschen an den Rand ihrer Kräfte gehen lassen. Sie schildert zum Teil sehr schonungslos, wie sich die Protagonistin Ashley trotz ihrer schweren Verletzung in der Wildnis durchschlägt und dabei so manch grausame Erfahrung machen muss. Immer wieder gewährt sie Einblicke in Ashleys Leben, das noch nie einfach war. |
Merchant Judith: Die Lügen jener Nacht Mimi, eine junge Frau Ende 20 ist vor circa 10 Jahren Hals über Kopf mit ihrem Freund Douglas aus Bonn in seine Heimat Schottland abgetaucht. Sie hat weder ihr Studium noch ihre Ausbildung abgeschlossen. Die Beziehung zu Douglas steht auf der Kippe, als sie plötzlich eine Hochzeitseinladung einer ihrer ehemaligen Freundinnen erhält. Zunächst ist sie nicht begeistert. Ein Telefonanruf ihrer ehemaligen Freundin Simone stimmt sie jedoch um. Mit der Aussicht, dort kostenfrei unterkommen zu können, kratzt sie ihr letztes Geld zusammen und fliegt nach Bonn. Sie wird bei ihrer Freundin Grit einquartiert. Zunächst findet der Polterabend statt und einen Tag später der Junggesellinnenabschied. Bei diesem spricht Mimi sehr dem Alkohol zu, sodass sie einen Blackout erlebt. Noch vor der Trauung wird die Leiche des Bräutigams gefunden und schnell richtet sich der Verdacht auf Mimi, beziehungsweise auf die Braut Nina, die plötzlich verschwunden ist. Aber was ist alles passiert in jener Nacht? |
Michaelides Alex: Die verschwunden Studentinnen Mariana Andros, Gruppentherapeutin in London, erhält einen Anruf ihrer Nichte Zoe, die in Cambridge studiert. Sie braucht Marianas Hilfe, denn am St. Christopher College ist eine junge Studentin auf grausame Weise zu Tode gekommen. Mariana, die noch immer unter dem Verlust ihres geliebten Ehemannes Sebastian leidet, sagt alle ihre Termine ab und macht sich auf den Weg zu Zoe. Kaum angekommen, gibt es eine zweite tote Studentin und Mariana macht sich - trotz Verbot der Polzei - auf die Suche nach dem möglichen Täter. Edward Fosca, ein sehr charismatischer Professor für griechische Tragödien an der Cambridge Universität gerät in Verdacht und Mariana ist überzeugt, dass er etwas mit dem Tod der Studentinnen zu tun hat, denn er ist bei den Studentinnen höchst beliebt und umschwärmt. In den Studentinnenzimmern der Toten finden sich Zitate von Persephone, einer mächtigen Göttin der Unterwelt und zudem das Spezialgebiet von Edward Fosca. Dieser hat aber für die Tatzeiträume immer ein Alibi und ist damit für die Polizei nicht mehr auf der Verdächtigenliste. Doch Mariana ist mehr als überzeugt, dass er es war. Sie setzt alles daran, seine Schuld zu beweisen und merkt nicht, wie sie sich verrennt, was beinahe tödlich endet. Als Leser:in erfährt man das Geschehen aus der Sicht von Mariana, die alles daran setzt, die Taten aufzuklären. Zwischendrin eingestreut ist ein Brief, der sich nach und nach entwickelt. Erst zuletzt erfährt man, wer der Verfasser des Briefes ist und was der Brief bedeutet. Die Beschreibung der Protagonistin ist sehr gelungen. Die Ängste und Verletzungen der letzten dreissig Jahre haben sie gezeichnet und zu der gemacht, die sie heute ist. Und doch scheint am Ende doch alles ganz anders als zunächst gedacht. Fazit: interessantes Psychogramm einer Psychotherapeutin |
Michaud Martin: Aus dem Schatten des Vergessens |
Michaud Martin: Durch die Tore des Todes In Montreal wird der Kopf eines leitenden Beamten der Polizei gefunden; vom Körper fehlt jede Spur. Sergent-Détective Victor Lessard hatte vor Jahren in dessen Dienststelle gearbeitet und den Chef nicht gerade als Sympathieträger kennengelernt. Jetzt muss er die Ermittlungen leiten, denn sein Vorgesetzter in der Mordkommission ist für mehr als sechs Wochen auf Urlaubsreise. Im Mund des Opfers wird ein kleiner Zettel gefunden, auf dem steht, dass er zum Tode verurteilt wurde und dass als letztes Opfer der Weihnachtsmann dran sei. Dies wirft bei Lessard und seinen Kollegen jede Menge Fragen auf. Noch dazu gibt es neben dem Fundort der Leiche ein Graffiti, das den Ermittlern einige Rätsel aufgibt. Zehn Tage später wird in einer Villa ein über die Stadt hinaus bekannter Ganove tot aufgefunden. Auch er hat einen Zettel im Mund, auf dem steht, dass er zum Tode verurteilt wurde und das letzte Opfer der Weihnachtsmann sein wird. Auch hier finden die Ermittler ein Graffiti und ihnen wird klar, dass der Mörder mit seinem Graffiti die nächste Tat ankündigt. Aber welche Verbindung besteht zwischen dem leitenden Polizeibeamten und dem stadtbekannten Ganoven? Lessard und sein Team wissen, dass keine Zeit zu verlieren ist, denn der Mörder scheint fest entschlossen, seine Todesliste abzuarbeiten. Der zweite Teil um den Ermittler Victor Lessard hat alles, was der Leser eines Thrillers liebt: Es beginnt mit Zeitsprüngen, denn bereits zu Beginn startet das 49. Kapitel. Der Spannungsaufbau ist mit dazwischengeschobenen Kapiteln unter dem Titel „Maxime" und "Das schwarze Zimmer" gelungen, weil der Autor dies nach und nach in die Gesamthandlung mit einfließen lässt. Darüber hinaus wird der Leser auf eine Fährte geführt, die als sehr klar und deutlich zu erkennen ist und auf einmal ist doch alles ganz anders. Das Lesen dieses Buches ist ein wahrer Genuss. Fazit: Ein Highlight für Thrillerfans! |
Moeller Cathrin: Todesglut In der Nähe von Bergen auf Rügen befindet sich in einem alten Gutshaus die "Akademie des Verbrechens". Hier werden angehende Kriminaler ausgebildet. Der Ex-Kommissar Henry Zornik, der vor mehr als fünf Jahren aus dem Dienst ausschied und nach dem Tod seiner Freundin nun lange Zeit in Brasilien war, bekommt eine Stelle in der Akademie angeboten. Er soll eine Dozentin ersetzen, die vor kurzem bei einem Unfall ums Leben kam. Henry, der nach der Rückkehr nach Deutschland beabsichtigt, den neunjährigen Sohn seiner ehemaligen Freundin zu adoptieren, ist froh, eine Stelle zu haben. Jetzt braucht er nur noch eine Wohnung und die Mitarbeiterin der Adoptionsstelle kann kommen. Todesglut ist der erste Band über die Akademie des Verbrechens und eins darf man bereits jetzt sagen: so wie es begonnen hat, darf es gerne weitergehen. Die Autorin schafft es, eine Sogwirkung zu erzeugen. Das macht einen guten Kriminalroman aus. Der Schauplatz, die Insel Rügen, ist prädestiniert für die Akademie und der Ex-Kommissar Zornik setzt alles daran, seine Studierende zu fordern aber auch zu überfordern. Fazit: ein Auftakt, der Lust macht auf Teil zwei |
Moeller Cathrin: Todesklinge Auf Rügen wird in einer alten Ruine die Leiche einer jungen Frau gefunden. Die Auffindesituation erinnert an den "Rosenmörder", der vor Jahren auf der Insel aktiv war, aber durch den damaligen Kommissar Henry Zornik gestellt wurde. Der Mörder von damals wurde aufgrund von Indizien zu lebenslanger Haft verurteilt und hat sich dann in der Haft das Leben genommen. Henry - mittlerweile Ex-Polizist und Dozent an der Akademie des Verbrechens - lässt dies nicht kalt. Entweder hat er damals den Falschen verhaftet oder es gibt einen Nachahmer, der aber über wahnsinnig viel Täterwissen verfügen muss. Schnell steht fest, dass es sich bei der Toten um die sechzehnjährige Isa handelt, die Tochter des Landratskandidaten. Der zweite Teil um die Akademie des Verbrechens ist wieder ein spannungsgeladener Pageturner, der jede Menge Spaß bereitet. Glaubt man, einen möglichen Sinn zu erkennen, gibt es die nächste Wendung und es bleibt bis zur letzten Seite spannend. Fazit: Wieder eine heimliche Liebeserklärung an die Insel Rügen |
Moeller Cathrin : Todesfessel Henry Zornik, ehemaliger Kriminalkommissar und jetzt Dozent an der Akademie des Verbrechens auf der Insel Rügen, möchte sich eigentlich zusammen mit seiner Lebensgefährtin auf die Geburt der Tochter vorbereiten. Allerdings wird er um Unterstützung gebeten, da es einen spektakulären Todesfall gab. Auf der beliebten Bühne der Störtebeker-Festspiele wird die Jugendrichterin des Kreises gefunden. Sie wurde ans Steuerrad gefesselt und schnell ist klar, dass es sich um eine Gewalttat handelt. Henry sagt seine Unterstützung zu, aber nur unter der Bedingung, dass auch seine Studenten ermitteln dürfen. Nachdem die Polizei in Rügen derart ausgedünnt ist, nimmt man seinen Vorschlag gerne an und Henry kann mit seiner “Truppe“ loslegen. Aber bereits kurze Zeit später wird eine zweite Leiche gefunden. Auffällig ist, dass es an den Tatorten immer sehr penetrant nach Parfüm riecht. Zeitgleich kümmert sich eine Studentin von Henry auch um die Vermisstensuche einer Bekannten. Sie ahnt nicht, in welch vermintes Terrain sie sich begibt. Als dann auch noch Henrys schwangere Freundin verschwindet, wird deutlich, dass man es hier mit einem sehr perfiden Täter zu tun hat. Der dritte Teil der Serie um den Ex-Kommissar Henry Zornik und seine Studenten an der Akademie des Verbrechens fügt sich nahtlos an die Vorgängerbände an. Wie immer wird vor der herrlichen Kulisse Rügens ein spannender Plot entwickelt der jede Menge Wendungen bereithält. Fazit: spannendes Krimivergnügen |
Moyes Jojo: Die Frauen von Kilcarrion Die sechzehnjährige Sabine hat es nicht leicht. Ihre Mutter Kate hat sich von ihrem langjährigen Partner getrennt und ist nun mit einem anderen Mann zusammen, der sie in Sabines Augen nur ausnutzt. Die Mutter-Tochter-Beziehung ist daher auf dem Tiefpunkt angelangt. Die Gelegenheit, London zu verlassen und nach Irland zu fahren, scheint daher die perfekte Krisenbewältigungsstrategie zu sein. Zudem hat Sabine auf Gut Kilcarrion endlich die Möglichkeit, ihre Großeltern näher kennenzulernen. Doch was sich zuerst so toll anhörte, entpuppt sich als wahre Prüfung. Auf Kilcarrion führt Großmutter Joy ein strenges Regiment. Es gibt bestimmte Tagesabläufe und zig Regeln, an die sich Sabine halten muss. Zudem sind nicht nur die Großeltern, sondern auch das Haus in die Jahre gekommen und es ist dort alles andere als gemütlich. Nach und nach nähern sich Sabine und ihre Großmutter aber an und Sabine erfährt mehr über die Vergangenheit und die Geschichte ihrer Familie. Edward, Joys Ehemann ist gesundheitlich sehr angeschlagen. Als sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechtert, kehrt auch Kate, die verlorene Tochter wieder nach Kilcarrion zurück. Nach einem Streit hatte sie Irland damals schwanger verlassen, um in London ganz neu anzufangen. Doch wie sich zeigt, kann man die Vergangenheit und die Familie nicht einfach hinter sich lassen. Drei Generationen unter einem Dach - kann das gut gehen? Schon bald müssen die Frauen erkennen, dass die Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern zwar meist nicht konfliktfrei sind, es aber manchmal an der Zeit ist, das Vergangene hinter sich zu lassen und sich gewisse Dinge auch verzeihen zu können. 'Die Frauen von Kilcarrion' ist der Debütroman der Autorin Jojo Moyes. Dieser erschien erstmals 2002 bei Rowohlt und wurde nun ganz neu übersetzt. Die Übersetzerin schafft es, an den Ton der bisher erschienenen Titel anzuknüpfen. Man merkt gar nicht, dass dies das Erstlingswerk der mittlerweile sehr berühmten Autorin ist. Im Zentrum der Geschichte stehen Konflikte zwischen den Generationen, Loyalität, Freundschaft, familiärer Zusammenhalt und wie man die Schatten der Vergangenheit, die manchmal das Leben ungut beeinflussen können, loswerden kann. Fazit: eine schön erzählte Geschichte - nicht nur für Fans von Jojo Moyes eine absolut lohnenswerte Lektüre. |
Moyes Jojo : Mein Leben in deinem Als Sam überstürzt aus dem Fitnessclub aufbrechen muss, weil sich ihre Termine zu wichtigen neuen Vertragsverhandlungen vorverlegt haben, ahnt sie nicht, wie das ihr Leben verändern wird. Auf der Fahrt zum Kunden stellt sie nämlich fest, dass sie aus Versehen eine falsche Sporttasche mitgenommen hat. Das neue Buch von Jojo Moyes ist wieder eine total fesselnde, gut geschriebene Geschichte mit starken Frauen im Mittelpunkt. Dieses Mal geht es darum, was durch geballte Frauenpower möglich ist. Statt Zickenkrieg ist Zusammenhalt, Mitgefühl und Miteinander angesagt. Fazit: dieses Buch muss man einfach lesen und mögen! |
Moyes, Jojo : Zwischen Ende und Anfang Lilas Situation ist mehr als verfahren. Ihr Mann ist mit einer anderen Frau zusammen, die bereits ein Kind von ihm erwartet. Ihre beiden Töchter stehen irgendwie zwischen den Fronten. Zwar hatte Lila darauf bestanden, mit den Mädchen im Haus wohnen zu bleiben, doch das marode alte Gemäuer scheint tagtäglich neue Wege zu finden, um Lilas finanzielle Situation noch mehr zu verschlimmern. Da wirkt es wie ein rettender Strohhalm, als Lilas Agentin ihr ein sehr gut bezahltes Buchprojekt vermittelt. Einziges Problem: es soll darin um Sexgeschichten gehen und am besten um Lilas eigene Erfahrungen. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Seitdem Lilas Mutter verstorben ist, lebt auch noch ihr Stiefvater Bill bei ihnen. Alleine zu wohnen scheint für ihn aufgrund seiner Trauer nicht mehr möglich zu sein. Doch er ist nicht nur Gast, sondern will auch alles immer noch besser, schöner und sauberer haben. Alles in allem ist die Situation sehr fordernd und resigniert lässt Lila Bill gewähren, als er den Landschaftsgärtner Jensen engagiert um einen Erinnerungsort für ihre Mutter im Garten zu schaffen. Als dann auch noch Lilas leiblicher Vater auftaucht, scheint das Chaos perfekt. Der früher mal bekannte Schauspieler ist wohl ziemlich abgebrannt und sucht bei seiner Tochter einen Schlafplatz. Damit verändert sich alles. Gene hat schließlich damals Lila und ihre Mutter einfach im Stich gelassen und sich die letzten Jahrzehnte herzlich wenig um seine Tochter gekümmert. Während Lilas Töchter fasziniert sind von ihrem neuen Opa, ist es für Lila und vor allem für Bill äußerst schwierig, Gene in der Nähe zu haben. Als neben dem sympatischen Jensen auch noch eine zweite neue Männerbekanntschaft in Lilas Leben tritt, scheint das Buchprojekt in trockenen Tüchern. Aber wie das Leben so spielt, ist alles doch viel komplizierter als gedacht. Dieser Roman ist - wie nicht anders zu erwarten - wieder eine wundervoll konstruierte Geschichte mit tollen Charakteren. Jojo Moyes schafft es, dass man ab der ersten Seite total ins Geschehen eintaucht und mitfühlt. Das Motto des Buches könnte auch lauten "Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weitergehen". Es geht um die großen und kleinen Rückschläge und Hindernisse im Leben nach deren Überwindung man gestärkt weitermachen kann. Und es geht auch darum, dass man die Hoffnung nie aufgeben soll. Fazit: das wunderbarste Buch, das man zu Beginn eines neuen Jahres verschlingen kann |
Mróz Remigiusz: Bis zum Ende |
Mróz Remigiusz: Die kalten Sekunden Damian Werner ist mit seiner Freundin Ewa in deren Stammkneipe. Er macht ihr am späten Abend am Fluss einen Heiratsantrag. Was er nicht ahnt, dass sie bereits in der Kneipe beobachtet werden. Er wird zusammengeschlagen und Ewa vor seinen Augen vergewaltigt. Er verliert das Bewußtsein und als er erwacht, fehlt von Ewa jede Spur. Dies soll auch die nächsten zehn Jahre so bleiben. Bis sein bester Freund Blitzer nach einem Konzert auf der Fanhomepage ein Foto von Ewa entdeckt. Damian Werner ist ganz benommen, als er das Bild auf dem Facebook-Account zu Gesicht bekommt, denn er war immer der Meinung, dass Ewa noch lebe. Gemeinsam mit Blitzer engagieren sie die Detektei Reimann Investigations, da die Polizei keine weiteren Ermittlungen einleiten will. Doch plötzlich sind die Bilder samt Account verschwunden und Blitzer liegt tot in seiner Wohnung. Kassandra, die Chefin von Reimann Investigations nimmt die Sache selbst in die Hand, denn auch sie will raus aus ihrem Alltag, der geprägt ist von massiven nächtlichen Übergriffen ihres Ehmanns Robert. Wird es Damian gelingen, den Kontakt zu Ewa aufzunehmen und wie kann ihn Kassandra dabei unterstützen? Die kalten Sekunden ist ein raffinierter Thriller, der in drei Abschnitte aufgeteilt ist. Der Leser wird hineingezogen in die Verzweiflung von Damian Werner, der sich nicht erklären kann, warum Ewa vor zehn Jahren plötzlich verschwand. Nach und nach wird das Geheimnis gelüftet und als alles klar scheint, wird nochmals alles auf den Kopf gestellt. Fazit: Plot mit unvorhersehbarem Ende. |
Myers Benjamin: Der perfekte Kreis Südengland im Jahre 1989. Die Bevölkerung ist in Aufruhr, denn geheimnisvolle Kornkreise heizen die Spekulationen an. Handelt es sich wirklich um Zeichen, die Außerirdische hinterlassen haben, um Kontakt mit den Erdenbewohnern aufzunehmen? Was niemand weiß ist, dass zwei junge Männer aus der Gegend dahinterstecken. Obwohl sich Redbone und Calvert bereits seit vielen Jahren kennen und sich verbunden fühlen, sind sie einander doch sehr fremd. Beide haben in der Vergangenheit Dinge erlebt, die sie geprägt und auch verletzlich gemacht haben. Es scheint, als würde ihre gemeinsame nächtliche Leidenschaft das Leiden ihrer Seelen heilen können. Jedes Projekt wird akribisch vorbereitet und besprochen. Geeignete Örtlichkeiten werden ausgekundschaftet, denn die Felder müssen stets eine entsprechende Größe aufweisen. Während Redbone und Calvert Wochenende für Wochenende an immer neuen Schauplätzen stets neue spektakuläre Muster in die Felder zaubern, träumen sie davon, den perfekten Kornkreis zu erschaffen. Mit jedem neuen Kornkreis scheinen sich die beiden aus der Enge des Alltags im wahrsten Sinne des Wortes freizustrampeln. Und sobald sie im Morgengrauen erschöpft die Heimreise antreten, spüren sie eine gewisse Freiheit, die zugleich auch wieder der Antrieb für neue Projekte ist. Durch die Medien steigt mit der Zeit auch die Aufmerksamkeit der Menschen hinsichtlich dieser geheimnisvollen Muster in den Kornfeldern. Die Gefahr, auf frischer Tat ertappt zu werden, steigt zusehends. Manchmal werden Redbone und Calvert bei der nächtlichen Ausübung ihrer Kunst gestört. Es kommt zum Teil zu sehr skurrilen Begegnungen, aus denen sich die beiden mit viel Fantasie doch immer wieder retten können. Benjamin Myers hat eine wunderschöne Geschichte geschaffen. Die bisweilen skurrilen nächtlichen Szenen sowie die Hingebung, mit der die beiden Protagonisten ihre Kreise ziehen, machen das Buch zu einer herzerwärmenden Lektüre. Die Verbundenheit der Menschen zur Natur kommt dabei ebenso zur Geltung wie die Tatsache, dass der Mensch die Natur auch als Kraftquelle nutzen kann. Die sehr hochwertige Aufmachung perfektioniert den tollen Leseeindruck. Fazit: ein sehr schönes Buch, das die Natur ebenso feiert wie die Verbundenheit zwischen seelenverwandten Menschen |
Myers Benjamin : Der längste, strahlendste Tag Wer Benjamin Myers bisher nur als Romanautor kannte, bekommt nun die Gelegenheit, ihn durch seine Erzählungen von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Die insgesamt 18 Geschichten unterscheiden sich zum Teil erheblich in der Länge. Da finden sich sehr kurze Texte, die nicht einmal zwei ganze Seiten umfassen neben wesentlichen längeren Texten, die sich aber in nichts hinsichtlich ihrer Bildgewaltigkeit und Wucht unterscheiden. Trotz all der Düsternis und Hoffungslosigkeit, die viele der Geschichten transportieren, gibt es eine Geschichte, die gut ausgeht und deren Grundton eher positiv ist. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum ausgerechnet der Titel dieser Geschichte zum Titel des Erzählbands auserkoren wurde. Ein kleiner Hoffnungsschimmer in einer ansonsten eher von tragischen Figuren handelnden Erzählsammlung. Fazit: einmal mehr beweist Benjamin Myers, dass er ein sehr genauer Beobachter und Menschenversteher ist. |
Myers Benjamin : Strandgut Earlon "Bucky" Bronco kann es erst überhaupt nicht glauben, aber als er wirklich die Einladung in Händen hält, gibt es keinen Zweifel mehr. Er, der vor ewigen Zeiten mal ein paar Lieder aufgenommen hat, soll nun im englischen Scarborough auftreten. Dabei hatte er nie wirklich Erfolg mit der Musik - im Gegenteil. Kurz nach den Aufnahmen nahm sein Leben eine furchtbare Wendung. Nach einem harten Leben mit vielen Jobs und dem Tod seiner Frau hat Bucky den Boden unter den Füßen verloren. Wie so viele in Amerika betäubt er seinen Schmerz mit Opiaten. Aber trotz allem sagt Bucky zu, setzt sich zum allerersten Mal in seinem Leben in ein Flugzeug und er, der auch noch nie das Meer gesehen hat, bricht auf in ein unbekanntes Land. An der britischen Küste angekommen, kümmert sich Dinah um ihn, wie um einen Superstar. Diese scheint trotz aller Widrigkeiten mitten im Leben zu stehen und sich so gut es eben geht zu behaupten. Buckys Musik hat vor Ort viele Verehrer, was er nur schwer begreifen kann. Blöderweise hat er seine Tabletten im Flugzeug vergessen und sein Körper zeigt schon bald die ersten Entzugserscheinungen. Keinesfalls aber möchte er Dinah enttäuschen. Als er dann auch noch dem Zimmermädchen Shabana begegnet, die sich ebenfalls durchs Leben kämpft und dennoch stark ist, regt sich auch in Bucky dieses Gefühl, dass man die Hoffnung und sich selbst niemals aufgeben darf. In diesem Roman steht erneut ein männlicher Protagonist im Mittelpunkt, der jedoch flankiert wird von zwei starken wesentlich jüngeren Frauen. Wie zwei Bojen scheinen sie Bucky Orientierung zu geben, der Gefahr läuft, im Sturm des Lebens zu ertrinken. Die Geschichte handelt von Hoffnung und von der Kraft der Begegnung mit anderen Menschen, die einem wieder Zuversicht geben und einem helfen, sich ins Leben zurückzukämpfen. Fazit: erneut ein ganz toll erzähltes Buch |
Newman T. J. : Flug 416 Als der Pilot Bill Hoffman zusagt, kurzfristig einen Flug zu übernehmen, ahnt er noch nicht, was auf ihn zukommen wird. Dieser Thriller liest sich wie das Drehbuch zu einem neuen Action-Film mit Liam Neeson in der Hauptrolle. Fazit: spannende Story, starke Charaktere - ein Buch, das man so schnell nicht mehr aus der Hand legen kann! |
Ng Celeste : Unsre verschwundenen Herzen Bird - so hat ihn seine Mutter immer genannt. Doch nun ist seine Mutter seit langer Zeit verschwunden und mit ihr auch sein Name. Er heißt jetzt wieder Noah und sein Vater hat alles getan, um die Erinnerung an die verschwundene Mutter zu tilgen. Selbst umgezogen sind die beiden und leben nun in einem Studentenwohnheim unweit von der Bibliothek, in der der Vater Arbeit gefunden hat, nachdem er seinen Job als Professor nicht mehr ausüben konnte. Dass dies alles mit PACT, dem Gesetz zur Erhaltung amerikanischer Kultur und Traditionen zu tun haben könnte und mit der großen Feindseligkeit, die Personen asiatischen Aussehens entgegengebracht wird, davon ahnt Bird vorerst nichts. Auch davon nicht, dass Kinder von PACT-Gegnern oder Kritikern einfach weggebracht werden und niemand weiß wohin. Als eines Tages ein an Bird adressierter Brief ankommt, weiß er sofort, dass dieser von seiner Mutter sein muss und es beginnt in ihm zu arbeiten. Er erinnert sich an sie und an die Geschichten, die sie ihm erzählt hat. Bird taucht in die Vergangenheit ein und begibt sich auf die Suche nach seiner Mutter. Auf eigene Faust fährt er nach New York, um sie zu finden. Doch war das, was er für einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort hält, wirklich wahr? Will sie ihn wirklich sehen? Celeste Ng erschafft in diesem Roman eine Szenerie, die einen stellenweise frösteln lässt. Vor allem deshalb, weil wir uns in exakt solchen Zeiten befinden, in denen einerseits die Bewahrer der Traditionen dies stets lauthals fordern und andererseits alles Fremde argwöhnisch beäugt und schlimmstenfalls dämonisiert und diskriminiert wird. Noch dazu die vielen realen Fälle, in denen zum Beispiel indigene Kinder aus ihren Familien gerissen und zum Teil in Umerziehungsanstalten gebracht wurden. Das Bild das Ng von der Gesellschaft zeichnet ist äußerst düster. Menschen, die einfach wegschauen oder die Straßenseite wechseln, wenn anderen Unrecht geschieht. Menschen, die tolerieren, dass anderen Menschen Leid zugefügt wird. Doch diese Teilnahmslosigkeit ist schon weit verbreitet und gerade das jagt einem geradezu Schauer über den Rücken, weil dieses dystopische Szenario vielleicht gar nicht so weit hergeholt ist. Auch in diesem Roman beweist Ng, welch tolle Geschichtenerzählerin und Menschenbeobachterin sie ist. Fazit: eine mitreißende Familiengeschichte, die einem bisweilen Schauer über den Rücken jagt |
Ng Celeste: Kleine Feuer überall Elena Richardson lebt ein Bilderbuchleben im kleinen Städtchen Shaker Heights, einem Vorort von Cleveland. Ein tolles Haus, ein als Anwalt erfolgreicher Ehemann und vier ganz unterschiedlich begabte Kinder. Noch dazu keinerlei finanzielle Nöte, denn neben ihrem Job als Journalistin vermietet Mrs Richardson das von den Eltern geerbte Haus an der Winslow Road. Doch das Vermieten ist eher ein wohltätiger Akt, da die Familie das Geld nicht wirklich benötigt. Die Mieter werden sehr sorgsam ausgewählt. Stets nimmt Mrs Richardson diejenigen, bei denen sie das gute Gefühl hat, diese seien besonders bedürftig und sie, Elena Richardson, tue damit etwas Gutes. Nach "Was ich euch nicht erzählte" hat die Bestsellerautorin Celeste Ng mit "Kleine Feuer überall" erneut einen sehr mitreißenden Familienroman geschaffen. Im Laufe der vielschichtigen Erzählung erhält man einen tiefen Einblick in die Abgründe der menschlichen Existenz. Im Mittelpunkt steht immer die Frage danach, wie die Menschen zu denen wurden, die sie sind. Fazit: Ein grandios konstruierter Roman, der einen ab und an erschaudern lässt, weil er die menschlichen Abgründe so gut darzustellen vermag. |
Nicolas Anna : Das Teufelshorn Isabel Flores hat ihre Karriere bei der Polizei an den Nagel gehängt und betreibt nun die Ferienhausagentur ihrer Mutter auf Mallorca. Als ein kleines Mädchen am helllichten Tag spurlos verschwindet, wendet sich ihr früherer Kollege Tolo an sie. Isabel war eine hevorragende Polizistin mit dem nötigen Spürsinn und soll nun helfen, den Fall aufzuklären. Als dann auch noch ein älterer Mann ermordet aufgefunden wird, steckt Isabel gleich mitten in zwei Fällen. Während die Ermittler im Fall der Mädchens nicht wirklich weiterkommen, gibt es im Mordfall schon bald Hinweise, die ins Drogenmilieu führen. Was erst überhaupt nicht zusammenpassen will, ergibt nach und nach durch Isabels richtigen Riecher einen Sinn. Stück für Stück kommt sie der Lösung des Falls näher. Der erste Fall für die ehemalige Polizistin Isabel Flores hat alles, was man sich von einem Regionalkrimi wünscht. Die richtige Menge an Lokalkolorit, gleich zwei spannende Fälle und eine Ermittlerin mit einem interessanten Umfeld. Fazit: man darf gespannt sein, wie es auf Mallorca weitergeht |
Nola Fabio : Commissario Gaetano und der lügende Fisch Jedes Jahr aufs Neue feiern die Neapolitaner ihren Stadtpatron San Gennaro und dessen Blutwunder. Rund um dieses Fest herrscht Chaos in der Stadt und entsprechend eingespannt ist auch die örtliche Polizei. Als Commissario Gaetano ausgerechnet am Morgen des Festtags von einem Turiner aufgesucht wird, der ihm eine etwas an den Haaren herbeigezogene Geschichte präsentiert, will er ihn erst abwimmeln, verspricht dem offenbar verängstigten Mann dann aber doch, zumindest eine Streife vorbeizuschicken. Und das, obwohl ihm dieser norditalienische Typ mehr als unsympathisch ist. Was dann passiert, damit hat wirklich niemand gerechnet und ein äußerst abscheulicher und mysteriöser Mord gibt Commissario Gaetano und seinem Team Rätsel auf. Stück für Stück kommen sie dem Rätsel auf die Spur und menschliche Abgründe tun sich auf. Nebenbei muss sich Salvatore Gaetano auch noch mit seiner Nichte, ihren Hochzeitsplänen und der Zukunft seines seit einem Unfall behinderten Bruders herumschlagen, was ihm bei seinen Ermittlungen immer wieder Knüppel zwischen die Beine wirft. An Lokalkolorit mangelt es diesem Regionalkrimi definitiv nicht. Die Stadt Neapel mit all ihrem Gewusel, das dort gesprochene Napulitano und auch der Aberglaube der Leute wird geschickt mit der Handlung verwoben. Man merkt, dass der Autor selbst einmal dort gelebt hat. Wie wichtig den Neapolitanern ihre Familie ist, wird auch immer wieder deutlich und führt dann letztlich auch zur Lösung des Falls. Fazit: ein gut konstruierter Krimi - da freut man sich schon auf den zweiten Band! |
Noort Tamar : Der Schlaf der Anderen Janis ist eigentlich Krankenschwester, hat aber den stressigen Job aufgegeben und arbeitet nun als Nachtwache im Schlaflabor. Ein Stück weit hat sie sich selbst aufgegeben, weil sie mit dem Tod ihrer Mutter und den Umständen zu kämpfen hat. Im Schlaflabor hat sie die Kontrolle und überwacht den Schlaf anderer, wobei sie selbst auch nicht gerade ein unproblematisches Verhältnis zum Schlaf hat. Eines Abends begegnet ihr dort die Patientin Sina. Beide sind ungefähr gleich alt und Janis spürt eine eigenartige Verbundenheit. Wahrscheinlich liegt es daran, dass beide so sehr mit ihrem Leben hadern. Sina wollte eigentlich immer Künstlerin sein, ist dann aber Kunstlehrerin geworden mit Mann, zwei Kindern, Hund und Haus. Doch dieses Leben bewirkt, dass Sina massive Schlafprobleme hat und in der Vergangenheit richtig schwere Schlafmittel nahm, um einfach im Alltag zu funktionieren. Ihr Mann zeigt überhaupt kein Verständnis und dass die beiden an der gleichen Schule unterrichten macht die Dinge auch nicht unbedingt einfacher. Die Begegnung der beiden Frauen mündet in einer irren nächtlichen Aktion und ist der Anstoß dafür, dass beide die Weichen anders stellen wollen. Diese Geschichte zeigt, wie man einander fremd und doch verbunden sein kann. Wie die Begegnung mit einem Menschen plötzlich in einem selbst etwas in Bewegung setzen kann. Für Janis und Sina ist diese Nacht jedenfalls lebensverändernd. Jede stellt sich für sich die Frage "Ist das das Leben, das ich leben will?". Fazit: ein tolles Buch und die perfekte Lektüre für Menschen, die auch ab und an Einschlafprobleme haben. |
Norton Graham : Heimweh Irland in den 80ern. Im verschlafenen Örtchen Mullinmore scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Als bei einem Unfall ein junges Paar, das am nächsten Tag heiraten wollte und deren Brautjungfer sterben und die Schwester der Brautjungfer schwer verletzt wird, sind alle schockiert. Wie durch ein Wunder bleiben zwei der Insassen nahezu unverletzt. Martin, der Sohn des Arztes und Connor, der Sohn des Pubbesitzers, der eigentlich gar nicht zu der Clique gehört aber der Unglücksfahrer war. Der ganze Ort scheint aufgrund dieses schrecklichen Vorfalls wie erstarrt zu sein. Connor scheint es aufgrund seiner Schuldgefühle in Mullinmore nicht mehr aushalten und flieht geradezu. Was niemand weiß ist, dass Connor auch noch vor ganz anderen Dingen flieht. Schon bald bricht sein Kontakt zum Elternhaus komplett ab. In seinem neuen Roman erzählt Graham Norton erneut auf meisterhafte Art und Weise, die Geschichte einer irischen Familie. Es geht wie so oft um Liebe, Verrat, Geheimnisse und Lebenslügen. Und darum, dass manchmal einfach die Zeit reif ist, um mit der Vergangenheit aufzuräumen. Fazit: ein toll erzählter Roman, den man gar nicht mehr aus der Hand legen mag! |
Norton Graham : Der Schwimmer Eigentlich hatte sich die pensionierte Lehrerin Helen Beamish auf ihren wohlverdienten Ruhestand in ihrem kleinen Häuschen am Meer gefreut. Doch nach dem Tod ihres Mannes vor drei Jahren kam ihre Schwester zu Besuch und ist dann einfach geblieben. Graham Norton kennt man vor allem durch seine Romane, in denen er immer wieder mit viel Empathie von Familien und deren Problemen erzählt. Mit diesem Kurzkrimi beweist er nun, dass er auch mit kürzeren Texten fesseln kann. Die Geschichte an sich ist toll konstruiert und im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass nichts ist, wie es scheint. Fazit: eine sehr gute und spannende Geschichte für zwischendurch |
Norton Graham : Ein Ort für immer Eigentlich hätte Carol gedacht, sie hätte nach einer gescheiterten Beziehung endlich mit dem wesentlich älteren Declan den Mann fürs Leben getroffen. Die Beziehung der beiden ist Gesprächsstoff in dem kleinen irischen Ort. Vor vielen Jahren ist nämlich Declans Frau einfach so verschwunden und niemand kennt die Gründe. Declans Kinder hat das offensichtlich sehr traumatisiert und sie lehnen Carol ab. Als Declan an Demenz erkrankt, setzen die Kinder sie einfach vor die Tür, weil sie das Haus verkaufen wollen. Mit Ende vierzig muss Carol also das Haus, das ihr Zuhause geworden ist, verlassen und zieht wieder bei ihren Eltern ein. Für diese ist es unerträglich, die Tochter so leiden zu sehen. Kurzerhand erwirbt Carols Vater incognito das Haus. Doch niemand ahnt, dass im Keller des Hauses das Grauen auf seine Entdeckung wartet. Diese Geschichte sollte eher als Krimi deklariert werden, denn obwohl Norton wieder sehr großen Fokus auf die Menschen und ihre oftmals so komplizierten Beziehungen zueinander legt, steht doch eine unglaubliche Kriminalgeschichte im Mittelpunkt. Diese schwebt wie eine Art Damoklesschwert über allem und man wartet ständig auf den großen Knall, was die Geschichte extrem spannend macht. Auch in diesem Buch tun sich wieder menschliche Abgründe auf, die zu erstaunlichen Verhaltensweisen und beinahe unfassbaren Konsequenzen führen. Norton spielt wieder sehr gekonnt auf der Klaviatur der menschlichen Befindlichkeiten und stellt dabei immer wieder das Konzept der Familie in den Mittelpunkt und gleichzeitig aber auch in Frage. Fazit: Norton ist ein Garant für tolle Geschichten - hiermit hat er sich mal wieder selbst übertroffen - sehr empfehlenswert |
Nutti Ella-Maria : Kaffee mit Milch Das Verhältnis zwischen Agneta und ihrer Tochter Tilda ist leider alles andere als gut. Seit Tilda zum Studieren nach Stockholm gezogen ist, hat sich nicht nur der räumliche Abstand vergrößert. Doch nun gibt es etwas, was Agneta Tilda unbedingt mitteilen muss. Und auch wenn es sicher schwierig werden wird, setzt sich Agneta in den Zug und reist zu Tilda in die große Stadt. Ob die beiden es schaffen werden, nun all die ungesagten Dinge der Vergangenheit und die damit verbundenen Verletzungen aufzuarbeiten? Dieses Buch ist sehr besonders. Zum Teil tritt man durch die Formulierungen völlig aus der Geschichte heraus, wenn nur von "eine Mutter" oder "eine Tochter" die Rede ist. Fazit: eine Mutter, eine Tochter, ein Wochenende in Stockholm und Gefühlswirrwarr vom Feinsten |
Osborne Bella : So was wie Freunde Teenager Tom hat es nicht leicht. Er gehört zu den unsichtbaren Schülern und seine Schüchternheit steht ihm immer wieder im Weg. Auch außerhalb der Schule hat es Tom nicht leicht. Nach dem frühen Tod seiner Mutter lebt er allein mit seinem Vater. Diesen hat der Tod der Ehefrau so sehr aus der Bahn geworfen, dass er im Alkohol Trost sucht und dabei gar nicht merkt, wie sich durch diese Abhängigkeit nach und nach die gesamte Lebenssituation der beiden verschlechtert. Durch ein witziges Missverständnis entwickelt Tom eine Vorliebe fürs Lesen und die kleine Gemeindebücherei wird mehr und mehr zur Zufluchtsstätte und zum zweiten Zuhause. Dort lernt er auch Maggie kennen. Die Seniorin lebt allein auf ihrer Farm und nutzt die Bücherei ebenfalls, um mit anderen in Kontakt zu kommen. Jeden Samstag kommt sie zum Buchclub und lernt dort auch Tom kennen. Ihre Sympathie für diesen schüchternen lieben Jungen ist unverhohlen. Sie merkt, dass Tom Zuhause Probleme hat und schon bald offenbart er ihr die ganze Situation. Nachdem Maggie ohnehin ein bisschen Hilfe auf der Farm benötigt, bietet sie Tom an, ihm als Gegenleistung dafür ein anständiges Essen zu kochen. Da Zuhause das Geld zu knapp ist, gibt es dort wenn überhaupt nur Fischstäbchen, Toast oder Chips sodass Tom nicht lange überlegt und das Angebot annimmt. Zwischen den beiden, die Oma und Enkel sein könnten, entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft. Doch dann kommt eines Tages die Hiobsbotschaft: die Bücherei soll geschlossen werden! Dieses Buch ist einfach herzerwärmend. Die Bibliothek als Treffpunkt und Zufluchtsort steht im Mittelpunkt der Geschichte. Dort kommen Menschen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und wie im Fall von Maggie und Tom entwickeln sich sogar ungewöhnliche Freundschaften. Selbst das heikle Thema Alkoholabhängigkeit mit all den unschönen Vorfällen wird zwar drastisch geschildert, aber immer mit so viel Empathie für die Charaktere, dass es nie anstrengend wird. Dass einem nichts passieren kann und man selbst die schwierigsten Situationen im Leben meistern kann, wenn man einen Freund/eine Freundin an seiner Seite hat ist die wunderschöne Quintessenz des Romans. Fazit: wunderschön und ergreifend |
Rabess Cecilia : Alles gut Als Jess nach dem Studium einen der begehrten Jobs bei Goldman Sachs in New York ergattert, scheint es so, als hätte sie das große Los gezogen. Doch ausgerechnet der arrogante Josh, ein Kommilitone mit dem sie schon so einige Probleme hatte, arbeitet im gleichen Büro wie sie. Von Anfang an ist Jess die Außenseiterin umgeben von weißen Männern und spürt immer wieder das, was man wohl toxische Männlichkeit nennen kann. Wider Erwarten entwickelt sich Josh aber bald zu einem Freund - dem einzigen in dieser rauen Finanzwelt. Die beiden streiten aber nach wie vor, denn ihre Grundansichten sind einfach zu gegensätzlich. Doch wie heißt es so schön: Gegensätze ziehen sich an und so merken die beiden auch bald, dass zwischen ihnen mehr ist als bloße Sympathie für den anderen. Es entwickelt sich eine nicht immer einfache Liebesbeziehung, die beiden so einiges abverlangt. Dieses Buch ist so mitreißend geschrieben, dass man von der ersten bis zur letzten Seite bei der Sache ist. Die Autorin bindet in diesem Buch sehr geschickt einige große Themen unserer Zeit ein, ohne dass es der Geschichte den Schwung nimmt. Es geht um die Stellung der Frau in der Gesellschaft, die Diskriminierung von Minderheiten, die verhärteten Fronten und die Unversöhnlichkeit zwischen Demokraten und Republikanern - aber immer verpackt in der Entwicklung der Beziehung zwischen Jess und Josh, die es durch Kommunikation immer wieder schaffen, eine gemeinsame Ebene zu finden. Fazit: ein kluges, unterhaltsames Buch |
Rademacher Cay : Die Passage nach Maskat Spätsommer 1929. Die Ehe von Theodor Jung ist nicht mehr das, was sie war. Dass er als Kriegsveteran mit einigen Traumata zu kämpfen hat, mag dabei auch eine Rolle spielen, aber er spürt, dass da noch mehr ist. Daher setzt er alles daran, seine Frau Dora und ihre Familie auf der Reise nach Maskat im Oman zu begleiten. Die Familie Rosterg handelt nämlich mit Gewürzen. Als Fotoreporter der Berliner Illustrirten kann er seinen Chef davon überzeugen, dass die Leser von einer Reportage über den märchenhaften Orient begeistert sein werden. Als Autor der Provence-Krimireihe ist Cay Rademacher schon berühmt. Mit diesem Buch legt er einen Krimi der ganz anderen Art vor. Die mondäne Zeit der Roaring Twenties lebt in der Geschichte wieder auf. Geschickt konstruiert der Autor einen Kriminalfall an Bord, der zum Teil an Agatha Christies Tod auf dem Nil erinnert. Bis zuletzt bleibt die Geschichte äußerst spannend und unterhaltsam. Fazit: ein toller Krimi und zugleich eine Zeitreise in die Goldenen Zwanziger Jahre - unbedingt lesen! |
Rademacher Cay : Stille Sainte-Victoire Die Gegend um den Berg Sainte-Victoire in der Provence ist malerisch. Kein Wunder, dass auch Cézanne diese beeindruckende Landschaft auf seinen Leinwänden verewigt hat. Doch in dieser ach so malerischen Gegend wird eine männliche Leiche gefunden, die auf schreckliche Weise ermordet wurde. Capitaine Roger Blanc und seine Kolleginnen und Kollegen tauchen bei ihren Ermittlungen ein in die Welt der Paläontologie, denn in der Gegend werden immer wieder Dinosaurierskelette und sonstige Versteinerungen gefunden. Zudem spielt der nahegelegene Staudamm, dessen Statik der ermordete Bauingenieur prüfen sollte, wohl auch eine Rolle. Die Tatsache, dass der Zwillingsbruder des Toten - ein Paläontologe - ganz in der Nähe des Tatorts an einer Ausgrabungsstätte arbeitet, wirft bei den Ermittlern jede Menge Fragen auf. Handelte es sich womöglich um eine Verwechslung? Der zehnte Fall für Capitaine Roger Blanc ist einer, in dem es sehr viel um den eigentlichen Todesfall geht. Wieder lernt man ganz neue Seiten der Provence kennen, erfährt zum einen über den Staudammbau und fühlt sich andererseits wie im Jurassic Park aufgrund der Dinosaurier-Thematik. Fazit: ein ganz toller Jubliläumsfall und ganz neue Seiten von Capitaine Roger Blanc |
Rademacher Cay : Unheilvolles Lançon Sein neuer Fall führt Capitaine Roger Blanc auf das Weingut Richelme. Die Frau des Winzers hat die Polizei gerufen. Als sie mit einer Drohne zur Kontrolle die Weinberge überflog, sah sie nämlich eine leblose Frau auf einem zum Weingut gehörenden Felsen liegen. Doch als die Ermittler an die Stelle kommen, ist die Frau wie vom Erdboden verschluckt. Gibt es also überhaupt etwas zu ermitteln? Noch dazu wo die angesehene Winzerfamilie auch noch mit der Untersuchungsrichterin und derem Mann, dem Staatssekretär befreundet ist. Blanc spürt aber, dass auf dem Weingut einiges im Argen liegt. Francis Merlin, der Winzer, liegt in einem Marseiller Krankenhaus im Sterben. Auf dem Weingut schleicht der etwas zwielichtige Makler Adam Lloyd herum. Justin, der Sohn des Winzerehepaars ist ein zorniger, junger Mann, der nicht überwunden hat, dass sein Vater ihn enterbt hat. Der Vorarbeiter Manuel Rodriguez, ein Tzigane, würde viel verlieren, wenn das Weingut verkauft werden würde. Und da wäre dann auch noch der Winzerkollege Xavier Grand - seit Kindertagen ein guter Freund von Francis Merlin, aber zugleich auch sein größter Rivale. Er liegt mit der gleichen Krebsdiagnose in ebenjenem Krankenhaus wie Merlin. Motive gibt es also genügend und das Ermittlerteam muss nun nach dem Ausschlussprinzip die Liste der Tatverdächtigen abarbeiten. In seinem neuen Fall ist Roger Blanc nicht nur bei den Reichen und Schönen unterwegs, sondern zugleich auch in einem Milieu, das ihm ansonsten eher fremd ist. Die gesellschaftliche Randgruppe der Tziganes spielt in diesem Band eine nicht unwesentliche Rolle. Und der rationale Blanc sieht sich auch mit den Themen Aberglaube und übernatürliche Kräfte konfrontiert. Auch privat und im kollegialen Miteinander gibt es den ein oder anderen Fortschritt zu vermelden. Der Krimi an sich ist toll konstruiert, denn bis zum Schluss ist unklar, was wirklich geschehen ist. Die Provence als Schauplatz trägt wieder ihren Teil zum Leseerlebnis bei und lässt auch das neue Buch wieder zu einem echten Lesevergnügen werden. Fazit: toll zu lesen und spannend bis zum Schluss |
Rademacher Cay : Nacht der Ruinen Im März 1945 haben die amerikanischen Streitkräfte das linksrheinische Stadtgebiet von Köln eingenommen. Wer Cay Rademacher bisher nur durch seine Provence-Krimireihe kennt, lernt hier eine etwas andere Seite kennen. In diesem gut recherchierten historischen Roman widmet er sich der Zeit des Zweiten Weltkriegs unmittelbar vor Kriegsende. Am Beispiel des fiktiven Protagonisten Joe vermittelt er, wie es wohl damals gewesen sein muss im größtenteils zerstörten Köln zu leben. Dass dieser auch real existierenden Persönlichkeiten, die zu der Zeit in Köln waren begegnet, macht die Geschichte noch interessanter. Fazit: dieser Roman ist ein Muss für alle Geschichtsinteressierten |
Rademacher Cay : Rätselhaftes Saint-Rémy Die antike Ausgrabungsstätte Glanum, unweit der Touristenhochburg Saint-Rémy ist ein beliebtes Ausflugsziel für Gäste aus nah und fern. Das Pompeji der Provence ist aber nicht nur für Laien interessant, auch Archäologen führen immer wieder Grabungen dort durch, um die Geschichte weiter zu erforschen. Als Gaspard Rouge, ein junger Archäologe der Sorbonne tot aufgefunden wird, beginnen Capitaine Roger Blanc und sein Team zu ermitteln. So ein junger Mann erschossen an einem geschichtsträchtigen Ort, einer heiligen Quelle. Ist der Forscher etwa auf etwas gestoßen, was er nie hätte herausfinden sollen? Als bekannt wird, dass die Eltern des Getöteten früher einmal Stammgäste in Saint Rémy waren und dann plötzlich von einem Tag auf den anderen nie wieder dorthin reisten, ist der kriminalistische Spürsinn der Ermittler endgültig geweckt. Es muss damals etwas vorgefallen sein. Je mehr Befragungen durchgeführt und Aussagen überprüft werden desto deutlicher wird, dass einige der Beteiligten nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt haben und es Geschehnisse der Vergangenheit gibt, über die niemand sprechen möchte. Wird es Roger Blanc und seinem Team auch dieses Mal wieder gelingen durch Hartnäckigkeit und den richtigen Riecher den Fall zu lösen? Der mittlerweile zwölfte Band der Provence-Krimireihe führt wieder zu einem geschichtsträchtigen Ort. Auch dieses Mal ist der Fall wieder sehr spannend und gut konstruiert. Man merkt, dass Cay Rademacher selbst in der Provence lebt, denn die Besonderheiten von Land und Leuten kommen in diesen Büchern nie zu kurz, was immens zur Lesefreude beiträgt. Jedes Buch ist wieder aufs Neue wie eine Reise in die Provence - nur jedes Mal zu einem anderen Schauplatz. Fazit: Hier kommen die Fans von Regionalkrimis voll auf ihre Kosten |
Raether Till : Danowski: Treibland Im Hamburger Hafen legt das Kreuzfahrtschiff «Große Freiheit» an. An Bord wird ein Hamburger Kaufmann tot aufgefunden, der an einem Virus gestorben ist, das normalerweise nur in Afrika auftritt. Es spricht sich herum und in der Stadt greift Panik um sich, denn das "Pestschiff" wird auch nicht so schnell wieder ablegen. Kriminalkommissar Adam Danowski wird von seiner Chefin beauftragt, zusammen mit seinem Kollegen die Ermittlungen zu übernehmen, bis die Kollegen aus Panama eintreffen, unter deren Flagge das Schiff unterwegs ist. Adam, der eigentlich das Büro nicht verlassen möchte, erreicht das Schiff und muss selbst in Quarantäne, weil sein Schutzanzug eingerissen ist. An Bord entgeht er immer wieder Angriffen seiner Gegner, denn es es gibt jede Menge Leute, die nicht möchten, dass die Ermittlungen weitergehen. Es steht offensichtlich zu viel auf dem Spiel. Der erste Teil der Reihe ist bereits 2014 erschienen - einer Zeit, in der sich der durchschnittliche Leser noch nicht mit Begriffen wie Quarantäne auseinander gesetzt hat. Nach der Corona-Pandemie liest sich das Buch anders. Adam, der nach einem Besuch beim Neurologen als hypersensibel gilt, hat es nicht leicht. Aber bereits nach 200-300 Seiten hat man ihn ins Herz geschlossen und freut sich, wie es in den weiteren Teilen weitergeht. Fazit: Ein gelungener Reihenauftakt |
Raether Till : Danowski: Blutapfel Im Hamburger Elbtunnel ist mal wieder Stau im abendlichen Berufsverkehr. Es fällt ein Schuss und ein weißer SUV fährt nicht mehr weiter, weil der Fahrer aus nächster Nähe erschossen wurde. Der oder die Täterin muss über die unterschiedlichsten Rettungsgänge entkommen sein, denn auf den Überwachungsvideos ist nichts zu sehen. Adam Danowski wird von der Chefin mit diesem Fall betraut, denn sie glaubt, dass er hier ermittlen kann, ohne dass er großes Aufsehen erregt. Ist er doch nach dem Fall auf dem Kreuzfahrtschiff bekannt in Hamburg. Adam und seine Kollegin beginnen im Umfeld des Getöteten, der in einer Vorortsiedlung wohnt. Er wird als hilfsbereiter Nachbar beschrieben, der immer für seine Mitmenschen da war. Derweil haben die Kollegen von Adam den Verdacht, dass es sich um einen Bandenkrieg auf St. Pauli handelt, denn ein stadtbekannter Ganove hat das gleiche Auto. War es etwa eine Verwechslung? Adam freundet sich mit der Amerikanerin Harris an, die im Präsidium ein neues Überwachungstool vorstellt. Sowohl er auch als auch seine Frau kommen gut mit Harris aus, hat sie doch auch jahrelang in Berlin gewohnt. Nach und nach kommt heraus, dass der Getötete hinter seiner scheinbar hilfsbereiten Seite auch ganz anders unterwegs war. Aber wer bringt ihn deshalb um? Der zweite Band um den eigenwilligen Ermittler Adam Danowski setzt ungefähr ein halbes Jahr nach dem Ende des ersten Bandes an. Wieder wird deutlich wie schwierig es für einen hochsensiblen Ermittler im polizeilichen Alltag ist. Aber Adam wächst dem Leser immer mehr ans Herz, auch wenn er manchmal etwas eigenwillig ist. Fazit: viele Verwicklungen |
Raether Till : Danowski: Fallwind Kommissar Danowski ist mittlerweile bei der operativen Fallanalyse (OFA), denn die klassische Ermittlungsarbeit bei der Kripo ist aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht mehr vertretbar. Er wird zu einem Fall abgeordnet, bei dem eine weibliche Leiche am Leuchtturm gefunden wird. Danowski gibt seine Einschätzung ab und kurze Zeit später wird eine weitere Leiche gefunden. Beide Frauen waren vor Jahrzehnten als „Leuchtturmkinder“ bei einer Familie am Festland untergebracht. Damals waren sie zu dritt, haben sich aber seither aus den Augen verloren. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn die örtliche Polizei will auf keinen Fall, dass es auch noch eine dritte Leiche gibt. Doch dann ist plötzlich Kommissar Danowski verschwunden. Keiner weiß, wo er sich befindet und auch seine Frau Leslie bekommt es mit der Angst zu tun. Auch wenn sie die Eigenheiten von Adam kennt, der oft macht, was andere nicht nachvollziehen können. Der dritte Teil um den Kommissar Adam Danowski spielt im Milieu der Windindustrie. Der Autor schafft es erneut, einen sehr gelungenen Plot zu entwerfen. Fazit: solider Krimi |
Raether Till : Danowski: Neunauge In Hamburger Schulen werden mumifizierte Tote entdeckt. Diese liegen hier schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte herum. Auch die operative Fallanalyse um den Kommissar Adam Danowski wird eingeschaltet, denn schnell wird deutlich, dass es sich um eine Mordserie handelt. Die Ermittler werden auch von dem populären Fall-Analytiker Martin Gaitner aus München unterstützt, der Adam immer wieder deutlich aufzeigt, wie wichtig er ist. Für Adam ist er nur das „Arschloch aus München“. Die Recherchen in diesem Fall bringen zu Tage, dass Meta Jurkschat, die früher mit Adam zusammengearbeitet hat, eine Beziehung mit einem der Toten hatte. Was hat dies zu bedeuten? Adam, Meta und sein Freund Finzi ermitteln teils sehr unkonventionell und nehmen in Kauf, eventuell sogar den Job zu verlieren, wenn ihre Ermittlung bekannt wird. Aber sie entdecken eine Spur, die einen Ermittlungserfolg immer wahrscheinlicher macht. Derweil ist die Stadt in Aufruhr, da die Ferien quasi eine Woche früher begonnen haben, denn in den Schulen gibt es „Leichenfrei“. Der vierte Teil um den Kommissar Adam Danowski setzt kurz nach den Vorkommnissen im Fall Nummer drei an. Ein sehr gutes Katz-und-Maus-Spiel und Ermittler, die einem nach und nach ans Herz gewachsen sind, zeichnen das Buch aus. Fazit: toll geschrieben, auch wenn es etwas unwahrscheinlich scheint, dass Tote in Schulen so lange unentdeckt bleiben |
Raether Till : Danowski: Unter Wasser In Hamburgs beliebtestem Spaßbad wird eine junge Frau, die als Influenzerin bekannt ist, verschleppt. Mittendrin Kommissar Adam Danowski, der mit seiner Tochter ebenfalls im Bad ist. Sie erleben die kippende Stimmung, die Panik. Die Entführung sorgt für großes Aufsehen. Weil das Bad ohnehin in der Vergangenheit immer wieder wegen sexueller Belästigung in den Schlagzeilen war. Die Entführte nennt sich Billi Swopp und ist eine bekannte Größe bei Youtube. Aber ihre besten Zeiten sind wohl schon vorbei. Danowski ist sich deshalb sicher, dass Billi ihre Entführung inszeniert hat, um wieder mehr Klicks zu bekommen. Doch dann melden sich die Entführer, und ihre Drohungen sind weitaus schlimmer als alles, was Danowski sich ausgemalt hätte. Sie drohen sogar mit dem Tod der Bloggerin. Mit der Sondereinheit seiner Kollegin Meta Jurkschat und seinem alten Partner Finzi taucht er in eine Welt ein, in der die Grenzen der Menschlichkeit laufend verschoben werden und niemand mehr festen Boden unter den Füßen hat. Der fünfte Teil spielt im Milieu der "neuen Generation", wo Klicks im Internet wichtiger sind als alles andere. Auch die Jugendsprache wird in diesem Band zum Thema. Nach dem Lesen des Buches ist bekannt, was ein Prank ist. Wieder schaffte es Adam Danowski den Fall zu klären, auch wenn es dauert. Fazit: Danowski ist in der "neuen Zeit" angekommen |
Raether Till : Danowski:Hausbruch Adam Danowski ist in der psychosomatischen Klinik. Er war in der Gewalt eines Straftäters und befindet sich nunmehr auf Reha. Doch Therapie ist nicht das, was sich Danowski so vorgestellt hat. Er schließt verschiedene Bekanntschaften, sitzt mit drei Damen unterschiedlichen Alters am Frühstückstisch, geht mal zur Gymnastik, mal nicht und kann auch mit dem Töpfern wenig anfangen. Plötzlich taucht in der Gruppentherapie Mareike Teschner auf, die eigentlich in der orthopädischen Abteilung ist. Er bemerkt, dass Mareike von ihrem Mann misshandelt wird und beginnt ihr zuzuhören. Doch dann, eines Abends, klopft sie bei ihm an und bittet ihn um Hilfe. Er folgt ihr und sieht ihren Mann tot in ihrem Zimmer liegen. Was soll er jetzt tun? Der sechste Teil um den hypersensiblen Hauptkommissar Adam Danowski entwickelt sich langsam und ist weniger ein klassischer Kriminalroman, weil so gut wie kein Spannungsbogen entsteht. Die Sachlage ist klar und deutlich und doch schafft es der Autor eine beachtliche Geschichte zu schreiben, die sich gut einreiht in die bisherigen Bände. Und Danowski ist halt doch so ganz anderes als die typischen anderen Ermittler. Fazit: Danowski will gar kein Polizist mehr sein |
Raether Till : Danowski:Sturmkehre Adam Danowski, wieder zurück in der Einheit für Mordermittlungen, und seine Kollegen fassen den sich seit Jahren auf der Flucht befindenden Fleetmörder. Adam könnte zufrieden sein, wäre da nicht sein Chef Markus Kienbaum, der von seiner Vergangenheit weiß und ihn massiv unter Druck setzt bzw. beobachtet. Außerdem möchte der Chef, dass die Aufklärungsrate steigt, weil er Ambitionen auf den Polizeipräsidenten-Posten hat. Aber damit nicht genug: Leslie, Adams Frau, beabsichtigt ihn zu verlassen, da sie seinen Vertrauensbruch (er hat ihr von den Vorkommnissen in der Rehaklinik nichts erzählt) aktuell nicht verzeihen kann. Adam wird auf einen neuen Fall angesetzt. Sein Chef glaubt, dass es sich um einen weiteren Fall des Fleetmörders handelt. Adam ist da ganz anderer Meinung und geht wie immer seinen eigenen Weg. Seine Kollegen Finzi und Meta hoffen darauf, dass Adam bei seinen Ermittlungen recht behält, denn auch ihr weiteres Schicksal ist eng mit dem von Adam verknüpft. Bei seinen Ermittlungen stößt Adam auf einiges Neues, was ihn vermuten lässt, dass das Opfer vielleicht doch noch lebt. Der siebte und letzte Teil der Reihe um den etwas eigenwillig agierenden Adam Danowski ist ein toller Abschluss, der nochmals alles beinhaltet. Beim Lesen des Buches fällt es einem immer wieder schwer, nicht mit Adam mitzuleiden. Zeitgleich ist der Schluss so gewählt, dass es durchaus möglich wäre, dass es weitergeht. Fazit: Jetzt ist (vorerst) Schluss mit Adam Danowski |
Richell Hannah : Das Wochenende Max und Annie haben die Großstadt verlassen und sind an die Küste Cornwalls gezogen, wo sie einen Glamping-Platz eröffnen wollen. Bevor die ersten Gäste kommen sollen, laden sie Ihre Freunde zu einem gemeinsamen Wochenende ein. Man kennt sich bereits aus der Studienzeit, wobei immer wieder mal ein neues Gesicht dazu kommt, denn die Partnerinnen und Partner wechseln. Dominic, ein erfolgreicher TV-Star kommt mit seiner neuen Frau Tanya und den drei Kindern, wobei die beiden größeren aus der ersten Ehe stammen. Jim und Suzie, die beiden „Hippies“, mit ihren beiden Kindern, sowie Kira mit ihrem neuen Freund Fred und der gemeinsamen Tochter. Vervollständigt wird das Ganze noch durch den Adoptivsohn Kipp der Gastgeber. Als die Kinder am Samstag alleine losziehen und das Wetter umschlägt offenbart sich so einiges. Das Buch - geschrieben aus den unterschiedlichen Sichtweisen der Teilnehmenden des Wochenendtrips - zieht einen sofort in seinen Bann. Die unterschiedlichen Zeitebenen des Wochenendes intensivieren den Plot noch einmal. Nach und nach entspinnt sich ein Labyrinth, aus dem es keinen Ausweg gibt. Was Jahre bzw. Jahrzehnte schwelte tritt jetzt mit voller Wucht zutage, gleichsam wie die Wellen an die Küste Cornwalls treffen. Eins steht fest, ohne zu spoilern, nach diesem Wochenende ist nichts mehr so, wie es noch bei der Anreise war. Fazit: raffinierter Plot, der den Deckel des Freundschaftstopfes öffnet, mit allem was sich darin findet |
Roper Richard : Zwei auf einem Weg Theo steckt mitten in einer ernsthaften Lebenskrise. Denn wie sonst sollte man es nennen, wenn ein Mann Ende 20 im Gartenschuppen seiner Eltern haust? Schon mit seinem Debut hat Richard Roper bewiesen, welch toller Geschichtenerzähler er ist. Nun legt er erneut eine Geschichte vor, die einen von Anfang an in den Bann zieht. Wie fragil Freundschaften letztlich sein können und wie schwer es manchmal ist, jemandem zu verzeihen schildert er anhand der schwierigen Beziehung zwischen Theo und Joel. Am Ende gibt es einen total unerwarteten Turn in der Geschichte, der einem die Tränen in die Augen treibt. Fazit: absolut lesenswerte Geschichte über eine Freundschaft und das Verzeihen mit reichlich Emotionen am Ende |
Rosen Renée : Cosmopolitan - Die Zeit der Frauen Das New York der 1960er-Jahre ist männerdominiert. Da erscheint es auf den ersten Blick wie eine Sensation, dass eine Frau, nämlich Helen Gurley Brown, die Chefredaktion der Cosmopolitan übernimmt. Sie hat zwar ein sehr erfolgreiches Buch geschrieben, dass Frauen zu mehr Mut und Offenheit im Hinblick auf Sex und Beziehungen aufruft, aber im Verlagswesen hat sie keinerlei Erfahrung. Es scheint, als wollten die Entscheider das Magazin, dessen Auflage kontinuierlich gesunken ist, an die Wand fahren. Mit dieser Geschichte rund um die legendäre Chefredakteurin Helen Gurley Brown ist der Autorin ein toller Roman gelungen. Fazit: toll geschriebene Geschichte über zwei starke Frauen, die der Männerwelt zeigen, was sie können - ein Hoch auf die Emanzipation! |
Rosenfeldt Hans: Wolfssommer Schauplatz der Handlung ist die kleine schwedische Stadt Haparanda, die ganz im Norden liegt, nahe der Grenze zu Finnland. Am Ende des Buches freut man sich bereits auf die Fortsetzung und man bekommt schon eine Vorahnung, wohin die Reise möglicherweise gehen könnte. Fazit: Rosenfeldt und Thriller, einfach genial! |
Rossbauer Maria : Großstadtbäuerin Dass sie aus Niederbayern kommt, daraus macht die Journalistin Maria Rossbauer keinen Hehl. Selbst im hohen Norden, genauer gesagt in der Großstadt Hamburg, versucht sie ihren Kindern durch den Dialekt auch ein Stück weit Heimat zu schenken. Doch als eines Tages ihr Vater anruft und ihr mitteilt, dass er seinen Hof an sie und ihre Geschwister übergeben möchte, wird ihr doch etwas mulmig. Von der Landwirtschaft haben weder sie noch ihre beiden Geschwister Ahnung. Schon früh konnten sie sich ausleben, mussten daheim nicht mithelfen und sind alle aus ihrem Heimatort weggezogen. Auch wenn es sich hier um ein Buch handelt, das im Kern auch von der Heimat, dem Gefühl des Nachhausekommens und Geborgenseins erzählt, mutet es ein wenig merkwürdig an, dass viele Passagen des Buches dialektale Einschübe enthalten. Vielleicht wollte man dadurch ein höheres Maß an Authentizität erreichen. Für eine Leserschaft, die mit dem baierischen Idiom nicht so vertraut sein dürfte, könnte das an manchen Stellen aber problematisch werden. Und selbst wenn man des Baierischen mächtig ist, stört es etwas den Lesefluss. Davon abgesehen ist es aber eine interessante Geschichte, die wohl die Problematik des Generationenwechsels auf dem Land sehr gut verdeutlicht. Fazit: interessante Geschichte eines Generationenwechsels auf einem niederbayerischen Hof |
Rüther Tobias: Herrndorf Der Autor Wolfgang Herrndorf hat sich mit seinem Roman "Tschick" in die Herzen der deutschen Leserschaft geschrieben. Für dieses Buch hat sich der Autor eingehend mit Herrndorf beschäftigt, zahlreiche Gespräche mit Freunden, Weggefährten und nicht zuletzt mit Herrndorfs Eltern und seiner Frau geführt. Herausgekommen ist eine sehr detailreiche Biographie. Beim Lesen ist manches fast schon zu detailiert ausgeführt und es entwickeln sich gewisse Längen, die das Lesen etwas anstrengend machen. Aber vielleicht ist es gerade das, was das Buch ausmacht und dem Autor Herrndorf gerecht wird, der ebenfalls höchst akribisch gearbeitet hat. Herrndorfs Credo "Ich mache keine Fehler" scheint auch ein bisschen auf den Biographen abgefärbt zu haben, der wohl das Leben, die bedeutende Schaffensphase ab der Diagnose und letztlich auch das Sterben fehlerlos und umfassend nachzeichnen wollte. Fazit: sehr interessante und mit zum Teil fast zu vielen Details und Hintergründen ausgestattete Biographie |
Palu Daniele: Marconi und der tote Krabbenfischer Massimo Marconi, bisher Kriminalhauptkommissar in München wechselt aus privaten Gründen zur Polizeidienststelle in St. Peter-Ording. Sein Bruder Nevio ist verstorben und Massimo hat ihm versprochen, sich um die beiden Kinder Stefano und Klara zu kümmern. Kaum im Norden angekommen, stirbt der Krabbenfischer Klaus auf seinem Kutter. Die Kripo in Flensburg übernimmt den Fall, was Massimo und seinen beiden Kollegen Jens und Eva überhaupt nicht gefällt, denn sie würden doch gerne selbst aktiv werden. In dem beschaulichen Urlaubsort ist nämlich ansonsten polizeilich ohnehin nicht sehr viel geboten. Der "Dorfbulle", wie Marconi nun genannt wird hat aber nicht nur mit der beruflichen Situation zu kämpfen, sondern auch das neue Familienleben mit zwei Kindern verlangt ihm so einiges ab. Glücklicherweise erfährt er ein wenig Unterstützung durch die Nachbarin. Derweil ist Dilan schwer verliebt in die junge Merle. Die beiden engagieren sich im Umweltschutz, aber beide verheimlichen sich etwas, was die Beziehung immer mehr belastet. Haben die Umweltschützer etwas mit dem Mord zu tun? Die neue Reihe um den aus Italien stammenden Polizisten, den es aus Süddeutschland in den hohen Norden verschlägt, ist locker leichte Krimiunterhaltung, die aber trotzdem ganz unterschiedliche Erzählstränge beinhaltet. Es ist eine Freude, Seite um Seite zu lesen. Als Leser darf man gespannt sein, wie sich die Geschichte wohl weiterentwickeln wird. Fazit: norddeutsches Krimivergnügen |
Palu Daniele : Marconi und der verschwundene Wattschützer Der Naturschützer Piet Lorenzen geht nach einem Kneipenbesuch nach Hause, kommt aber nie dort an. Hat das Verschwinden etwas mit der Ölbohrinsel «Mittelplate A» zu tun? Piet war ein Wattschützer, wie so viele andere in St. Peter-Ording. Aber es gibt auch noch andere Hinweise und Marconi kann sich mit der Anwesenheit der Kripo im Ort so gar nicht anfreunden, denn schließlich ist er der Revierleiter. Aber er gibt sich dem Ganzen hin und ermittelt wieder auf seine ganz eigene Weise. Nach dem Tod seines Bruders Nevio hat er mit dessen Kindern Stefano und Klara alle Hände voll zu tun, denn auch das Jugendamt steht immer wieder unangemeldet vor der Tür, um zu prüfen, ob er seiner erzieherischen Verantwortung gerecht wird. Im zweiten Teil der Nordseereihe um den Münchner Kommissar, der der Familie wegen an die Nordseeküste wechselte, geht es wieder bunt durcheinander. Während des Lesens hat man fast den Eindruck, als ob die Lösung des Falls nicht die oberste Priorität hat. Es ist schön, in die Welt des Touristenortes an der Nordseeküste einzutauchen und mitzuerleben, wie es dem „Plötzlich-Vaterersatz“ so im Alltag ergeht. Man darf gespannt sein, wie sich die Geschichte weiterentwickelt, denn so manche neue Spur wurde bereits gelegt. Fazit: entspannender Nordseekrimi |
Pásztor Susann : Von hier aus weiter Rolf ist nicht mehr. Nach der fürchterlichen Diagnose hatte er schon lange entschieden, den Zeitpunkt seines Todes selbst zu bestimmen. Für Marlene, seine Witwe, ist dies mehr als ein Verlust. Sie ist vor allem auch unendlich wütend auf Rolf, der sie am Lebensende so massiv betrogen hat. Die beiden wollten nämlich ursprünglich gemeinsam aus dem Leben scheiden und Rolf, ganz der Arzt, hat dafür gesorgt, dass Marlenes Cocktail nicht tödlich war. Nun ist sie allein und weiß überhaupt nicht so recht, was sie noch soll auf dieser Welt. Sie will nicht mehr leben und überlegt, wie sie ihren Suizid vollziehen soll. Bis sie eines Tages einen Klempner beauftragt und dessen Erscheinen ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Dieses Buch ist eine Geschichte über den Tod, Trauer, Verletztheit und Wut. Es ist aber vor allem auch eine Geschichte, die von Hoffnung handelt und zeigt, dass es im Leben manchmal eine zweite Chance gibt, die man unbedingt nutzen sollte. Trotz der ernsten Thematik gelingt es der Autorin stets eine gewisse Leichtigkeit zu transportieren, sodass es eine Freude ist, das Buch zu lesen und die Protagonistin auf ihrem Weg und durch so manch' skurrile Situation zu begleiten. Fazit: ein Highlight zu Beginn dieses Lesejahres |
Paul Pamela/Russo Maria: Lesen macht stark Die Affinität zu Büchern und Literatur steht in großem Zusammenhang mit den jeweiligen familiären Gegebenheiten. In der Schule ist das Lesen oft nur eine Fertigkeit, die gelernt werden muss und daher als lästig empfunden wird. Wenn Kinder zuhause vorgelebt bekommen, dass das Lesen auch Spaß und Freude bereiten kann, werden sie vermutlich eine ganz andere Beziehung zu Büchern aufbauen können. So bleibt das Lesen von Büchern für manche lebenslang eine lästige Pflicht, wohingegen es für andere so viel mehr ist. Wie man Kinder und Jugendliche am besten an Literatur heranführt und welche Bücher sich besonders eignen, will dieses Buch zeigen. Für jedes Lesealter - ausgehend von Babys und Kleinkindern bis hin zu Teenagern - geben die Autorinnen wertvolle Tipps und wichtige Hinweise. Am Ende jedes Kapitels finden sich die für das jeweilige Alter geeigneten Buchempfehlungen mit kurzen Inhaltsangaben. Den Abschluss bildet ein Kapitel, in dem Bücher zu verschiedenen Themenkomplexen wie zum Beispiel 'Familiengeschichten' oder 'Mut und Angst' für die verschiedenen Lesestufen empfohlen werden. Abgerundet wird das Ganze durch zum Thema passende wunderschöne Illustrationen und ein hilfreiches Register. Fazit: ein absolutes Muss für all diejenigen, die sich für das Thema Leseförderung interessieren und auf der Suche nach geeigneten Büchern sind! |
Peck Quentin : Minus 22 Grad Wie so oft fährt Laura Gehler auch an diesem Winterabend ihre halsbrecherische Tour mit dem Rad. Doch dieses Mal verfolgt sie ein SUV. Und ehe sie weiß, wie ihr geschieht, drängt sie der Fahrer des SUV von der Fahrbahn ab. Sie stürzt und findet sich Stunden später in einem Käfig aus Plexiglas wieder. Ihr Entführer will, dass sie das Rätsel des Käfigs löst, sonst muss sie sterben. Derweil erhält Lauras Mutter per Post eine Puppe zugeschickt, die Laura ähnelt. Für Kommissar Lukas Johannsen ist damit klar, dass ihn die Vergangenheit wieder einholt. Ein alter, ungelöster Fall drängt sich hier wieder mit Wucht in die Gegenwart. Der nie gefasste Puppenmörder hat anscheinend wieder zugeschlagen. Oder verrennt sich Johannsen da in etwas, weil er immer noch nicht mit dem früheren Fall abgeschlossen hat? Dieses Buch ist total gut konstruiert. Zunächst wird man durch die eingeschobenen Texte, die der Vergangenheit entstammen in die Irre geführt. Ganz zum Schluss folgt dann die fulminante Auflösung, mit der man nun wirklich gar nicht gerechnet hätte. Menschliche Abgründe tun sich auf. Gut dargestellt ist auch, welche tragischen Konsequenzen das Tun mancher Menschen für das Leben anderer Menschen nach sich zieht und wie grausam Menschen zueinander sein können. Fazit: eine sehr spannende Geschichte für düstere Winterabende |
Peters Caroline : Ein anderes Leben Die Beerdigung des Vaters ist für die Ich-Erzählerin dieses Romans der Anlass, auf das Leben ihrer bereits viel früher verstorbenen Mutter Hanna zurückzublicken. Diese Frau, die nacheinander alle drei Studienkollegen geheiratet hat, mit denen sie während des Studiums befreundet war. Von jedem der Männer hat sie eine Tochter, die Erzählerin ist die jüngste und diese versucht nun zu ergründen, was für ein Mensch ihre Mutter wirklich war. Die Tochter imaginiert rückwirkend Szenen und erzählt von Dialogen, die so nie stattgefunden haben. Die Mutter, die ihren Vater im Krieg verloren hat und durch die Flucht geprägt war, hat zeitlebens versucht, sich ein besseres Leben zu konstruieren. Wer die Heimat verloren hat, versucht sie sich wohl künstlich aufzubauen. Hanna setzt jedenfalls alles daran, diese Lücke in ihrem Lebenslauf mit erfundenen Geschichten und antiquarisch gekauften Gegenständen zu füllen. Die sehr sprunghafte Erzählweise ist zwar anspruchsvoll, aber die Charaktere und die Geschichte an sich sind so interessant, dass man das in Kauf nimmt. Immer wieder steht natürlich auch das Mutter-Tochter-Verhältnis im Zentrum und die oft vorherrschende Sprachlosigkeit und Ratlosigkeit im Umgang miteinander. Es geht also auch um viele verpasste Gelegenheiten und um nicht genutzte Chancen, Dinge zur Sprache zu bringen. Auch die Frage, wer wollen wir sein und wie sehr sind wir dabei von äußeren Zwängen beeinflusst, steht immer wieder im Mittelpunkt. Fazit: ein lesenswertes Debüt, das auch nachdenklich macht |
Pignitter Melanie : Wiedersehen mit mir selbst zwischen Pizza und Aperol Eva ist erst mal überrascht, als sie erfährt, dass ihr ihr verstorbener Onkel Alfredo seinen alten VW-Bus vermacht hat. Der von allen etwas schrullig wahrgenommene Mann hat mit der in die Jahre gekommenen Berta wohl so einiges erlebt. Da Eva gerade arbeitslos geworden ist und auch ihre Beziehung in die Brüche ging, nutzt sie die Gelegenheit, um mit dem Erbstück einen Roadtrip zu beginnen. Nicht völlig ins Ungewisse, denn als Halbitalienerin gehört der Besuch bei der Familie in Italien zum Pflichtbestandteil des Urlaubs. Aber ein paar Freiheiten nimmt sich Eva schon heraus und macht zunächst in Luca halt, wo sie einigen besonderen Menschen begegnet, die ihr die Augen öffnen. Viel zu sehr hat Eva bisher ihr Leben nach anderen ausgerichtet und viel zu wenig darauf geachtet, was ihr selbst eigentlich wichtig ist. Das soll sich ändern. Aber ob es Eva auch im Beisein ihrer Familie gelingt, ihre Bedürfnisse zu artikulieren? Diese kleine Büchlein ist nicht nur eine nette Geschichte, es ist auch total liebevoll illustriert mit wunderschönen und perfekt passenden Motiven. Es ist vor allem auch ein kleiner Ratgeber, denn am Ende jedes Kapitels finden sich tolle Impulse, die zum Nachdenken anregen und zu mehr Selbstliebe aufrufen. Ein Mutmachbuch für Frauen, sich mehr zuzutrauen und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Fazit: möchte man am liebsten allen Freundinnen schenken |
Pfeiffer Marikka: Memora Castle oder Das Rätsel der vertauschten Zeit Holly hatte sich schon so gefreut, ihre Tante Claire zu besuchen. Doch schon am Flughafen beginnt die Enttäuschung. Dieses Buch gefällt schon auf den ersten Blick. Das wunderschöne Cover nimmt Bezug auf einige elementare Bestandteile der Geschichte. Auch im Inneren finden sich dezente, zur Geschichte passende Illustrationen, die das Ganze etwas auflockern. Als Zielgruppe sind junge Leserinnen und Leser ab 10 Jahre angegeben, wobei man dazu sagen muss, dass sowohl die Komplexität der Geschichte als auch die Wortwahl vielleicht manchen etwas überfordern könnten. Fazit: schönes Zeitreiseabenteuer für die etwas erfahrenere junge Leserschaft |
Poissant David James : Sommerhaus am See Ein letztes Mal kommt die Familie Starling für ein Wochenende im kleinen Haus am See in North Carolina zusammen. Jede der anwesenden sechs Personen hat ihr Päckchen zu tragen. Die Eltern wollen das in die Jahre gekommene Häuschen verkaufen, weil sie künftig ihren Lebensabend in Florida verbringen wollen. Die beiden Söhne Thad und Michael sind von dieser Idee alles andere als begeistert, haben aber selbst so viele Probleme, dass das zum Verkauf stehende marode Haus wohl das geringste Problem sein dürfte. Als ein kleiner Junge im See ertrinkt und Michael sich beim vergeblichen Rettungsversuch verletzt, gerät alles aus den Fugen. Alle Verletzungen und lang gehütete Geheimnisse scheinen ans Licht zu drängen und das Beziehungsgefüge scheint komplett durcheinander zu geraten. In diesem Buch geht es wie so oft um die unergründlichen Dynamiken innerhalb von Familien und Beziehungen. Ein Ereignis genügt, um alles aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Art und Weise wie der Autor die einzelnen Personen darstellt mit all ihren Ängsten, Hoffnungen, Schwächen und seelischen Wunden macht das Buch zu einem besonderen Leseerlebnis. Fazit: Mit beeindruckender Intensität erzählte Familiengeschichte |
Popp Susanne: Madame Clicquot und das Glück der Champagne Für Barbe scheint eine Welt zusammenzubrechen, als sie ihren Mann tot in seinem Arbeitszimmer findet. Was soll nur aus ihr und der gemeinsamen Tochter Mentine werden? Da das Bekanntwerden des Selbstmords nicht nur gesellschaftlich eine Katastrophe wäre, handelt Barbe blitzschnell, lässt nach einer Freundin schicken und schafft es, das Ganze so aussehen zu lassen, als sei ihr Mann an einem Fieber gestorben. Doch wie soll es nun weitergehen im Hause Clicquot und was passiert mit der gemeinsam geführten Weinhandlung? 1805 werden von Frauen ganz andere Dinge erwartet und so ist es nicht verwunderlich, dass Barbe mit ihrem Plan, die Geschäfte allein weiterzuführen auf Unverständnis und Probleme stößt. Insbesondere ihr Schwiegervater, der zudem Anteilseigner ist, möchte sie davon abhalten. Doch Barbe bleibt hartnäckig, möchte sie doch im Andenken an ihren geliebten Mann die Champagnerproduktion optimieren. Große Unterstützung erfährt Barbe von ihrer Schwester Clémentine, die die kleine Mentine kurzerhand unter ihre Fittiche nimmt. Da Clémentine selbst Kinder hat, scheint es auf ein Kind mehr oder weniger nicht anzukommen. Zusammen mit einigen fähigen Männern gelingt es Barbe eine neue Methode zu entwickeln, der ihren Champagner ganz besonders macht. Sie erschafft eine Marke, die für Qualität und guten Geschmack steht. Selbst Napoleon genießt ihn. Schon bald spricht man auch außerhalb Frankreichs von diesem edlen Tropfen aus dem Hause Veuve Clicquot. |
Pornschlegel Sabine: Am Ende der gewohnten Ordnung Die Welt in der wir heute leben ist voller Krisen und Herausforderungen. Als Bürger hat man den Eindruck, als ob wir aus dem Krisenmodus gar nicht mehr herauskommen. Genau hier setzt die Autorin an, indem sie aufzeigt, was die großen Themen unserer Zeit sind. Sie versucht zu beschreiben, wie diese Themen zusammenhängen und wie eine neue Betrachtungsweise funktionieren könnte. Hier legt sie vor allem den Fokus auf den Begriff der Macht. Dieser ist in Deutschland etwas problembehaftet, hängen doch sehr viele schlechte und grausame Erinnerungen daran. Aber es hilft nicht, dies zu umschiffen, denn dadurch wird die Situation nicht besser sondern nur schlimmer.Sie fordert ein radikales Umdenken. Die Autorin ist seit Jahren politische Analystin in Brüssel und schafft es, die komplexen Themen doch strukturiert und klar zu benennen, was auch dem "Normalbürger" das Lesen und Verstehen erleichtert. Fazit: gute Ist-Analyse der Themen, die uns bewegen |
Powers, Richard : Das große Spiel Erzählt wird in diesem Roman die Geschichte von Todd und Rafi. Die beiden lernen sich zu Schulzeiten kennen und die gemeinsame Leidenschaft für Spiele und die damit verbundenen unzähligen möglichen Spielzüge macht sie zu ebenbürtigen Gegnern. Dass die beiden aus ganz unterschiedlichen Schichten kommen, der eine schwarz und der andere weiß ist, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Als sie während des Studiums Ina kennenlernen, die auf dem Atoll Makatea aufgewachsen ist, verändert sich die Freundschaft. Fortan ist auch Ina mit von der Partie und es dauert nicht lange, bis Rafi und sie ein Paar sind. Todd wird daraufhin noch mehr zum Computernerd als er es ohnehin schon ist und kapselt sich ab. Er entwickelt mit Playground eine sehr erfolgreiche Plattform und wird damit reich. Rafi und Ina gehen zurück auf das Atoll und leben dort in sehr einfachen Verhältnissen im Einklang mit der Natur - auch wenn das Thema Umweltzerstörung zum Beispiel durch angeschwemmtes Plastik allgegenwärtig ist. Ein weiterer Erzählstrang beschäftigt sich mit der Lebensgeschichte der Ozeanografin Evelyne Beaulieu. In diesen Passagen steht immer die Schönheit und Faszination des Ozeans mit all den dort lebenden Wesen im Zentrum. Dieser Roman ist eine Art Rundumschlag - er behandelt so viele aktuelle Themen unserer Zeit. Klimaschutz, Umweltzerstörung, Kolonialismus, Zivilisationskritik, Chancen und Probleme von KI und nicht zuletzt die Themen Heimat, Zugehörigkeit, Freundschaft über gesellschaftliche Hindernisse hinweg verbindet der Autor zu einer ganz großen Geschichte. Ähnlich wie seine beiden Protagonisten spielt er mit der Leserschaft und am Ende bleibt man etwas ratlos zurück, ob man die Wendung, die er eingebaut hat, auch wirklich richtig verstanden hat. Fazit: trotz einiger Längen ein interessantes Buch |
Poznanski Ursula: Stilles Blut Nadine Just, eine junge Nachrichtensprecherin, die aufgrund ihrer oft sehr provozierenden Äußerungen polarisiert, kündigt vor laufender Kamera an, dass ihr Ableben kurz bevorsteht. Anscheinend hat jemand den Teleprompter, von dem sie die Nachrichten abliest, manipuliert. Doch 2 Stunden später liegt sie ermordet in ihrer Garderobe. Fina Plank, eine junge etwas untersetzte Kommissarin, übernimmt mit ihren vier männlichen Kollegen von der Mordgruppe die Ermittlungen. Oliver Homburg, der Kollege mit dem sie zusammen unterwegs ist, fällt es sehr schwer, eine Frau, noch dazu so jung, im Ermittlerteam zu haben. Aber Fina hat sich vorgenommen, sich in dieser Gruppe zu behaupten. Aber plötzlich wird im Internet eine weitere Ankündigung laut: der Blogger Gunter Marzik kündigt an, dass er nur noch kurz leben werde. Diese Nachricht geht unter dem Hashtag #inkürzetot viral. Der erste Teil um die Mordgruppe in Wien ist der Autorin sehr gelungen. Die einzelnen Charaktere werden sehr trefflich beschrieben und beim Lesen leidet man mit Tibor mit, bei dem sich die Schlinge um den Hals immer mehr zusammenzieht. Der gesamte Plot steuert auf seinen Höhepunkt zu und es gibt eine erste Erlösung und einen tollen Cliffhänger, der einen zunächst ratlos zurücklässt. Die Spannung bleibt gewahrt und man darf hoffnungsvoll auf den zweiten Teil warten. Fazit: toller Auftakt für eine neue Serie |
Poznanski Ursula: Böses Licht Am Wiener Burgtheater wird das Shakespeare-Stück Richard III. aufgeführt. Kurz vor dem Ende der Vorstellung wird ein Thron auf die Bühne gehoben, auf dem der tote Garderobier Ulrich Schreiber sitzt. Abrupt wird die Aufführung beendet und die polizeilichen Ermittlungen beginnen. Keiner kann sich vorstellen, warum man Ulrich umgebracht hat, denn er war bei allen beliebt. Bereits kurze Zeit später wird ein Schauspieler des Ensembles tot im Stadtpark aufgefunden. Fina und der Rest der Ermittler sind erschüttert, denn das Opfer hat bei der ersten Vernehmung mitgeteilt, dass es eventuell im Theater beim ersten Mordfall eine Verwechslung gegeben haben könnte. Ein Großteil der Schauspielerinnen und Schauspieler ist bereits für die Festspiele in Salzburg gebucht, wo das Büchner-Drama Dantons Tod aufgeführt werden soll. David, der als Regieassistent tätig ist, bekommt anonyme Nachrichten, die ihn auffordern, nicht nach Salzburg zu fahren. Der zweite Fall um die Wiener Polizistin Fina Plank kann leider das Niveau des ersten Falls nicht mehr halten. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Autorin quasi wie am Fließband produziert. Etwas weniger Tote hätten dem Thriller durchaus gut getan. Fazit: leider etwas langatmig |
Poznanski Ursula : Teufels Tanz In der Nähe des Wiener Straßenstrichs wird im Auto die Leiche eines achzigjährigen Mannes gefunden, der kaltblütig ermordet wurde. Die Ermittlergruppe um die junge Kommisarin Fina Plank kann schnell einen Ermittlungserfolg vorweisen, denn alles deutet darauf hin, dass ein Zuhälter überreagiert hat. Mit dem dritten Teil legt die Autorin einen rasanten Krimi vor, der dem Leser aus zwei Perspektiven Einblick gewährt. Auf der einen Seite die Ermittlungen der Polizei, auf der anderen Seite die Sicht des Täters. Sie schafft es, eine spannende Atmosphäre aufzubauen, die dann am Ende in einem überraschenden Finale endet. Fazit: Traue keinem! |
Preston Douglas, Child Lincoln: Old Bones - Tote lügen nie Dr. Clive Benton, ein promovierter Historiker, taucht bei der Archäologin Dr. Nora Kelly auf und bittet sie um Unterstützung. 1846 wurde ein Truck von Siedlern in der Sierra Nevada plötzlich vom Winter überrascht und der Troß teilte sich in drei Lager auf. Die ersten beiden Lager wurden bereits vor Jahren gefunden, nur das Lost Camp wurde bisher nicht entdeckt. Es gibt jede Menge Mythen rund um das damalige Geschehen. Fest steht, dass die Siedler damals nur durch Kannibalismus überleben konnten. Sie haben sich nach und nach gegenseitig "aufgefressen". Clive hat das Tagebuch einer der Siedlerinnen, die Tazmine genannt wird, auf teils illegale Weise organisiert. Er glaubt nunmehr, mit der dort enthaltenen Beschreibung das Lost Camp zu finden. Nora ist von der Idee begeistert und schafft es, auch ihre Institutsleiterin Dr. Jill Fugit zu überzeugen. Wenn alle bisherigen Recherchen stimmen, muss dort ein großer Goldschatz vergraben sein. Das Genehmigungsverfahren für die archäologische Ausgrabung erfolgt problemlos, sodass im Frühjahr nach der Schneeschmelze mit den Arbeiten begonnen werden kann. Zeitgleich ist FBI-Agentin Corrie Swanson, die gerade die Polizeiakademie abgeschlossen hat, mit ihrem ersten Fall befasst. Ein Grab wurde geschändet und in der offenen Grube fand sich der Leichnam eines Gelegenheitsverbrechers. Sie stellt fest, dass es auch in Europa einen Friedhofs-Diebstahl gibt und glaubt nicht an Zufall, denn alle stammen von einem gewissen Perkin ab, der damals im Lost Camp zu Tode kam. Die beiden Autoren starten eine neue Serie, einige Protagonisten sind bereits aus der Pendergast-Reihe bekannt. Sie schaffen es, die Erzählstränge, die zunächst komplett voneinander lösgelöst sind zu verbinden. Es entsteht eine Sogwirkung, der sich der Leser nur schwer entziehen kann. Die Einblicke in menschliche Abgründe, die in Notsituationen entstehen, hier am Beispiel Kannibalismus, werden sehr datailiert beschrieben, sodass der Leser eine Vorstellung erhält, wie es wohl damals gewesen sein könnte. Fazit: Thriller und Geschichtsunterricht in einem! |
Preston Douglas, Child Lincoln: Old Bones – Das Gift der Mumie In der verlassenen Stadt High Lonesome, in der seit Jahrzehnten keiner mehr lebt, wird eine mumifizierte Leiche gefunden, die seit mehr als 50 Jahren unentdeckt im Keller eines verwahrlosten Hauses lag. Die örtliche Polizei, allen voran der junge Sheriff Watts ziehen das FBI zurate. Die junge FBI-Agentin Corrie Swanson, die gerade einen traumatischen Einsatz überstanden hat, übernimmt die Ermittlungen und zieht die ihr bekannte Archäologin Nora Kelly zurate, denn hier ist Fachwissen von Nöten. Bei der genauen Untersuchung entdecken sie, dass der getötete Mann unvorstellbare Qualen erleiden musste. Was ihnen aber noch viel mehr Rätsel aufgibt ist das wertvolle Goldkreuz, das bei ihm gefunden wird. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert. Es dauert nicht lange da kommt heraus, dass der Leichnam und das Goldkreuz radioaktiv belastet sind. Was ist da vor mehr als 50 Jahren geschehen? Aber die Gefahr ist auch 50 Jahre später nicht gebannt, denn es gibt viele, die glauben, dass hier ein Schatz zu holen sei. Im Band 2 der Old Bones-Reihe entwickeln die beiden Autoren einen tollen Plot, der mit jeder Seite an Anspannung gewinnt. Anfangs wird man nicht recht schlau, warum man sich um einen Leichenfund bemüht, der mehr als 50 Jahre zurückliegt. Die Autoren schaffen es aber, viele Aspekte der amerikanischen Geschichte mit einzubauen, sodass ein äußerst solider Thriller daraus wird. Fazit: alte Knochen haben einiges zu erzählen |
Preston Douglas, Child Lincoln: Old Bones – Die Toten von Roswell Die Archäologin Nora Kelly wird von ihrer Institutsleiterin gebeten, eine besondere Ausgrabung vorzunehmen. Doch Nora weigert sich und verlässt das Institut. Mit dem 3. Teil um die Archäologin Nora Kelly und die FBI Agentin Corrie Swanson legen die beiden Altmeister einen soliden Thriller vor, der durchaus Fantasie benötigt, bei dem, was so alles in Roswell geschehen sein soll. Fazit: ein klassischer Preston & Child |
Prokopetz, Felicitas: Wir sitzen im Dickicht und weinen Valerie hat wie viele andere Töchter auch eine etwas schwierige Beziehung zu ihrer Mutter. Als diese dann eine Krebsdiagnose erhält, wird alles noch schwieriger. Bedingt durch ihre eigenen Erfahrungen in der Kindheit ist Valerie eine extrem ängstliche Mutter und bemuttert ihren Sohn Tobi, wo es nur geht. Der ist aber bereits 16 und findet das oft sehr nervig. Er will ein Auslandsjahr in England absolvieren, doch Valerie ist strikt dagegen. Ihr Sohn ist ihr ein und alles und wenn der nun auch noch weg wäre, wäre das für sie ganz schlimm. Das Buch erzählt von den schwierigen emotionalen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern - mit dem besonderen Fokus auf Mutter-Tochter-Beziehungen. In Rückblenden erfährt man mehr über Valeries Großeltern und Eltern. Dadurch wird deutlich, wie prägend die eigene Familiengeschichte letztlich sein kann, wie vorherrschende Rollenbilder und gesellschaftliche Erwartungen eine ganz eigene Dynamik im Familiengefüge entfalten und wie schwierig es ist, mit alledem zurecht zu kommen. Fazit: ein wunderschönes Debüt - für mich schon jetzt ein Highlight im Lesejahr 2024 |
Sander Karen : Der Strand Die gehörlose 19-jährige Lilli Sternberg ist plötzllich verschwunden. Sie wollte sich mit ihrer Freundin Fabienne treffen, ist aber am Treffpunkt nie angekommen. Die Polizei beginnt mit den Sucharbeiten. Die Kripo in Sellnitz ist nur sehr klein, eigentlich besteht sie nur aus Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt, sowie den Streifenbeamten. Die Sucharbeiten verlaufen negativ, nur eine Nachricht auf dem Handy der Freundin taucht auf, die den Ermittlern aber zunächst nichts sagt, denn es handelt sich um eine Zahlenfolge ohne System. Engelhardt fordert beim LKA in Schwerin Unterstützung an und bekommt Hilfe von der Kryptologin Mascha Krieger. Aber auch sie kommt nicht dahinter, was die Zeichen alles bedeuten. Die Großeltern von Lilli, Walter und Grit Sternberg, haben wenig Vertrauen in die Ermittler. Walter, der früher Bürgermeister der Ortschaft war, hält nämlich nicht viel von Tom Engelhardt. Auch der Vater von Fabienne, Henning Mauritz, ein einflussreicher Bauunternehmer, der stets mit Walter gut zusammengearbeitet hat, kommt in den Focus der Ermittlungen, denn er hat eine Vorliebe für junge Frauen, sehr zum Leidwesen seiner Ehefrau. Die drei Bände sind tolle Krimiunterhaltung. Die beiden ersten Bände enden sehr abrupt, ohne dass ein klares Ende vorliegt. Es ist fast wie beim Streamen einer Serie - die Zeit bis zum nächsten Teil ist doch oft nicht auszuhalten. Die beiden Polizisten Tom und Mascha entwickeln nach und nach ihre Charaktere und Biografien. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht, denn die nächste Trilogie steht bereits in den Startlöchern - dann unter dem Titel: Der Sturm. Fazit: insgesamt mehr als 1000 Seiten absolutes Krimivergnügen |
Sander Karen: Der Sturm - Vergraben Bei einer gewaltigen Sturmflut auf dem Darß bricht ein Stück der Steilküste weg, und die Knochenreste einer Frau werden sichtbar und rufen die Kripo um Tom Engelhardt auf den Plan. Während die Knochen geborgen werden, entdecken die Kriminaler ein weiteres Skelett. Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt und sein Team vermuten, dass es sich bei den beiden Toten um weitere Opfer des "Darß-Rippers" handeln könnte, der im Sommer 1989 auf der Halbinsel mehrere Paare brutal ermordete. Die Mordserie endete mit dem Fall der Mauer, der Täter oder die Täterin wurde nie gefasst. Aber damit nicht genug: es bricht ein weiters Stück der Steilküste ab und nur mit viel Glück konnte die Kriminaltechnikerin Lisa aus dem Schuttberg gerettet werden. Nach dem Erfolg der Trilogie "Der Stand" startet Karen Sander jetzt die neue ebenfalls auf drei Bände angelegte Story "Der Sturm". Die einzelnen Personen sind bereits bekannt. Da ist Tom Engelhardt mit seiner Tochter Romy, die Kryptologin Mascha Krieger, sowie ihr Bruder Oliver Dietrich, der alles versucht, seiner Schwester zu schaden. Außerdem wieder dabei sind die Kollegen aus dem Revier in Sellnitz. Fazit: gelunger Start mit bekannten Charakteren |
Sander Karen: Der Sturm - Verachtet Gut eine Woche nachdem bei einer Sturmflut zwei Skelette freigelegt wurden und es dem Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt und der Kryptologin Mascha Krieger gelungen ist, einen dreißig Jahre alten Fall aufzuklären, wissen sie immer noch nicht, um wen es sich bei den beiden Toten handelt. Doch dann stoßen sie auf einen Ring, der es ihnen ermöglicht die Identität der Frau zu ermitteln. Iris Hertz wollte angeblich vor Jahrzehnten in die USA auswandern. Nachdem sie sich von ihrem Mann verabschiedete, hat seither niemand mehr etwas von ihr gehört. Hat ihr Ehemann mit ihrem Verschwinden und Tod zu tun? Aber plötzlich ist auch der Ehemann verschwunden und Mascha und Tom können ihn nicht mehr befragen - denn er wird zwar gefunden, aber nicht mehr lebend. Mascha schafft es, die CD zu entschlüsseln, die bei den beiden Toten gefunden wurde. Es befinden sich Bilder drauf, auf einem ist ein ehemaliger Richter zu erkennnen, in einer Pose, die nicht zu seinem Job passt. Was ist damals alles passiert? War es Erpressung, ein Eifersuchtsdrama oder steckte am Ende doch ganz etwas anderes dahinter? Der zweite Teil setzt an, wo Band eins zu Ende ging. Die Ereignisse überschlagen sich und die Autorin erzeugt einen tollen Spannungsbogen, der ein Weglegen des Buches immer schwieriger macht. Auch die parallel stattfindende Ermittlung in Sachen Stalker wird gut eingebettet, sodass es immer wieder zu überraschenden Wendungen kommt. Die Vorfreude auf Band drei, der im Juli erscheint, ist bereits sehr groß. Fazit: rasanter Ostsee-Thriller |
Sander Karen: Der Sturm - Vernichtet Noch immer ist der Fall nicht endgültig aufgeklärt. Die Identität der beiden Toten, die nach einem Sturm auf dem Darß an der Küste entdeckt wurden, ist geklärt, doch von ihrem Mörder oder ihrer Mörderin fehlt nach wie vor jede Spur. Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt, Kryptologin Mascha Krieger und ihr Team stehen fast wieder am Anfang, denn sie haben keine weiteren Anhaltspunkte. Außerdem ist ihre Kollegin Kira immer noch verschwunden. Der dritte und letzte Band der Reihe "Der Sturm" ist wieder Hochspannung pur. Der Spannungsbogen wird auch nach insgesamt über 800 Seiten immer noch immer hochgehalten. Karen Sander schafft es, eine tolle Atmosphäre zu kreieren, die es einem schwermacht, das Buch aus den Händen zu legen. Belohnt wird man mit einem spektakulären Showdown. Fazit: auch nach 2000 Seiten will man mehr von Tom und Mascha |
Sarginson, Saskia : Als die Zukunft noch vor uns lag Im Jahr 1983 begegnen sich die etwas verschrobene Cat, die in einem Beerdigungsinstitut arbeitet, und der Möchtegern-Musiker Sam zum ersten Mal in Atlantic City. Die beiden bemerken schnell, dass sie ihrem Lebensmenschen begegnet sind, verlieben sich ineinander und genießen die gemeinsame Zeit. Als die Zukunft noch vor uns lag ist eine schöne Liebesgeschichte. Wie die zwei Königskinder können die beiden Protagonisten auch nicht zueinanderfinden. Fazit: ein schön geschriebener Roman über eine äußerst ungewöhnliche Liebesgeschichte |
Schmidt Lucia : Das RückenHeilbuch für Frauen Dass Lucia Schmidt eine ganz erfahrene Yoga-Lehrerin ist, zeigt sich in der Art und Weise, wie sie in ihrem Buch Zusammenhänge darstellt. Fazit: Hilfreiches Buch, um als Frau die lästigen Rückenschmerzen in den Griff zu bekommen |
Schwarz Marcus: Der Tod im Anflug Marcus Schwarz, der Forstwissenschaften studiert hat und als forensischer Entomologe arbeitet, nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine interessante Reise in den Bereich der Ballistik. Fazit: nach dem Lesen sieht man den Fernsehkrimi etwas anders |
Schwarze Bernd: Mein Wille geschehe Benedikt Theves ist seit Jahren Pastor in der Gemeine St. Petri in Alsberg. Er liebt seinen Beruf - auch wenn die Kirche in der heutigen Zeit doch sehr angegriffen wird. Seit langem pflegt er eine Freundschaft mit dem Altbischof Antonius Kluge, der schon fast vom Galuben abgefallen ist. Benedikt ist unglücklich in seiner Ehe mit Silke, die seine Tätigkeit wenig unterstützt, sondern viel lieber unterwegs ist, von einem Kunstprojekt zum nächsten. Kurz vor Ostern vollzieht Benedikt eine für evangelische Pastoren eigenartige Veränderung: er führt die Beichte ein. Bei einem Beichtgespräch passiert dann, was eigentlich nicht passieren darf: Benedikt, seit Jahren in psychotherapeutischer Behandlung, erschlägt einen Pönitenten. Jetzt heißt es einfallsreich zu sein, denn was tun mit der Leiche? Noch dazu handelt es sich um einen erfolgreichen Geschäftsmann. Zu allem Übel hat die neue Statue des Hl. Petrus einen kleinen Blutspritzer abbekommen und schon steht Theodor, der ältere Bruder von Benedikt auf der Matte, weil er als erfolgreicher Journalist im religiösen Bereich ein Wunder vermutet, das für tolle Schlagzeilen sorgen soll. Bernd Schwarze, selbst evangelischer Pastor, legt ein Buch vor, dass für alle, die sich im Dunstkreis der Kirche aufhalten oder zumindest mit den Gepflogenheiten innerhalb religiöser Gemeinschaften vertraut sind, ein absolutes Muss ist. Er schafft es, einen tollen Krimi zu schreiben und die Kirche bzw. ihr Personal und die Strukturen derart pointiert zu bescheiben, dass man beim Lesen lauthals lachen muss. Die Selbstironie ist ihm perfekt gelungen. Es ist eine Freude, die über 380 Seiten zu lesen und man wünscht sich eigentlich, dass es noch weitergeht, denn die einzelnen Charaktere sind einem bereits ans Herz gewachsen. Fazit: Evangelischer Pastor in möderischer Höchstform! |
Schwiecker Florian, Tsokos Michael: Die siebte Zeugin Es ist Sonntagvormittag in Berlin Charlottenburg als sich Nikolas Nölting liebevoll von seiner Tochter Lilly verabschiedet und sich mit dem Rad aufmacht, frische Brötchen für das Frühstück zu holen. Vor der Bäckerei schlägt er einen Polizisten nieder, ergreift sich dessen Schusswaffe, geht in die Bäckerei und schießt wild um sich. Zwei Personen erleiden Streifschüsse, eine Person ist sofort tot. Mit dem ersten Band der neuen Reihe um den Anwalt Eberhard und den Rechtsmediziner Dr. Jarmer legen die beiden Autoren einen spannenden Justizkrimi vor. Fazit: Spannung bis zur 7. Zeugin |
Schwiecker Florian, Tsokos Michael: Der dreizehnte Mann Timo und Jörg, zwei ehemalige Pflegekinder, wenden sich an die Zeitungsreporterin Anja Liebig, die ein ausführliches Interview mit Ihnen führen möchte. Beide waren im Rahmen eines dubiosen Sozialexperiments bei einem pädophilen Pflegevater untergebracht. Im zweiten Band um das Ermittlerpaar Eberhardt und Jarmer schaffen es die beiden Autoren erneut, einen sehr spannenden Plot zu entwickeln. Das liegt wohl daran, dass die Autoren mit ihren Figuren einiges gemeinsam haben. Fazit: da freut man sich schon auf den dritten Teil |
Schwiecker Florian, Tsokos Michael: Die letzte Lügnerin Berlin, die bundesdeutsche Hauptstadt, vor Jahren war hier Wohnraum noch relativ billig. Der Bausenator Dieter Möller wird bei einem privaten Treffen auf Rügen gefilmt, wie er mit einem russischen Investor verhandelt. Es geht um jede Menge Immobiliendeals. Dieses Video wird zur besten Sendezeit veröffentlicht und es steht fest, dass der Bausenator und sein Staatssekretär zurücktreten müssen. Dieter Möller sucht daraufhin den Strafverteidiger Rocco Eberhardt auf, weil er vermutet, dass er wegen Korruption angeklagt wird. Mit dem dritten Band der Justiz-Krimi-Reihe um den Rechtsanwalt Rocco Eberhardt und den Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer legen die beiden Autoren wieder einen unterhaltsamen Krimi vor, denn beide wissen ja aus langer beruflicher Erfahrung bestens über das Berufsfeld der beiden Protagonisten Bescheid. Geschickt schaffen sie es mit kleinen Kapiteln und Zeitsprüngen einen Sog zu erzeugen, der aufrechterhalten wird, bis die letzte Lügnerin erscheint. Fazit: Toller Justiz-Plot! |
Schwiecker Florian, Tsokos Michael : Der 1. Patient Die Chefärztin Dr. Sasha Müller führt eine ihrer Operationen durch, die sie bereits hundertmal gemacht hat. Aber plötzlich ist alles anders - der Patient erleidet einen anaphylaktischen Schock und stirbt noch im OP-Saal. Eine Obduktion durch die Rechtsmedizn wird angeordnet und das OP-Team inklusive der Chefärztin werden vom Dienst freigestellt. So sieht es das Klinik-Protokoll vor. Nach der Obduktion kommt die Rechtsmedizin zu einem eindeutigen Schluss: ein Behandlungsfehler liegt vor. Die Staatsanwaltschaft klagt Dr. Müller daraufhin wegen fahrlässiger Tötung an. Sie engagiert den Strafverteidiger Rocco Eberhardt. Dieser prüft alle Möglichkeiten, denn bei der OP wurde die Ärztin von einem KI-System unterstützt. Hat etwa die Software versagt? Der vierte Band der beiden Autoren ist wieder ein genialer Justiz-Krimi, der aktueller denn je ist. Die künstliche Intelligenz schreitet immer weiter voran und keiner weiß, was passiert, wenn die Maschine versagt, denn wer trägt dann die Verantwortung? Fazit: aktueller Kontext |
Schwiecker Florian, Prof. Dr. Tsokos Michael : Der zweite Verdächtige Jan Staiger, ein junger homosexueller Mann, wird nach dem Besuch eines Nachtclubs festgenommen, weil der Verdacht besteht, dass er einen Mann, mit dem er zuvor Kontakt hatte, umgebracht hat. Im Darkroom des Clubs hat man nämlich die Leiche eines jungen Mannes gefunden und es spricht alles dafür, dass er an einer Überdosis Liquid Ecstasy verstarb. Die Polizei geht sehr rabiat mit dem Beschuldigten Jan Staiger um und ehe der sich im Klaren ist, was los ist, sitzt er schon in Untersuchungshaft. Rocco Eberhardt übernimmt seine Verteidigung und erreicht relativ schnell die Freilassung, denn die Haftgründe sind sehr vage. Der fünfte Teil der Reihe um das Duo aus Strafverteidiger und Rechtsmediziner ist wieder ein solider Justiz-Krimi, der alles beinhaltet, was Krimifreunden gefällt. Ein toller Spannungsbogen, die eine oder andere Wendung und einen fulminanten Cliffhänger, der einen mit einem unguten Gefühl zurücklässt. Hoffentlich dauert es nicht zu lange bis Teil sechs erscheint. Fazit: Ein Muss für Krimifreunde |
Seghers Jan: Der Solist Es ist September 2017 und in Kürze findet die Bundestagswahl statt. Der aus Frankfurt stammende BKA-Ermittler Neuhaus wird nach Berlin versetzt, um in der neu gegründeten Berliner Sondereinheit Terrorabwehr STA mitzuarbeiten. Diese hat man auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof untergebracht. Die Berliner Kolleginnen und Kollegen nennen sie nur die Baracke. Neuhaus ist seit Jahrzehnten ein erfahrener Ermittler, der meist allein ermittelt, was ihm bei den Berliner Polizisten keine großen Sympathien einbringt. Nur die junge aus Neukölln stammende Deutschtürkin Suna-Marie, von allen nur Grabowski genannt, kommt dem Einzelgänger Neuhaus näher. Kaum in Berlin angekommen muss Neuhaus sofort an einen Tatort. Ein junger Mann jüdischen Glaubens, der sein Schwulsein offen auslebte, wurde aus nächster Nähe erschossen. Aber damit nicht genug, denn kurze Zeit später wird eine muslimische Bei seinen Recherchen stösst Neuhaus auf den Fall Anis Amri, der mit einem LKW in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gefahren ist und dabei ein Dutzend Menschen tötete. Aber was verbindet all diese Fälle und was möchte der Täter oder die Tätergruppe damit erreichen? Der Solist, ein spannender Kriminalroman, der in Berlin spielt, in einer Stadt, bei der fast überall die Geschichte präsent ist. Der Eigenbrödler Neuhaus scheint nach außen ein etwas komischer Zeitgenosse zu sein, aber nach und nach zeigt sich, welch ein großes Herz in ihm steckt. Die aktuellen Themen unserer Zeit werden aufgeriffen und am Ende wird der Leser mit einem fulminaten und durchaus überraschenden Ende belohnt. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht, denn dies ist sicherlich nicht das Ende des Solisten. Fazit: tolle Hommage an unser aller Hauptstadt. |
Seethaler Robert : Das Café ohne Namen Die Stadt Wien in den 1960er Jahren ist immer noch sehr geprägt von den Schrecken und den Zerstörungen des zweiten Weltkriegs. Doch andererseits herrscht so etwas wie Aufbruchsstimmung. Von dieser Stimmung beflügelt ergreift Robert Simon, der sich ansonsten mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser hält, seine Chance und pachtet eine kleine, heruntergekommene Gastwirtschaft, um darin ein Café zu eröffnen. Dieses wird schon bald zum Zufluchtsort für die Menschen aus dem Viertel und mit den Gästen halten auch die Sorgen, Nöte und Lebensgeschichten Einzug. Man spürt die Zerrissenheit, den Unmut über verpasste Gelegenheiten und die Sehnsucht, im Leben das Glück zu finden. Als Betreiber des Cafés hat es auch Robert Simon nicht immer leicht und trotz so mancher Rückschläge lässt er sich nicht unterkriegen. Bis sich eines Tages die Ereignisse überschlagen und lebensverändernde Entscheidungen getroffen werden müssen. In seinem neuesten Roman beweist Robert Seethaler wieder einmal, wie gut er Menschen und ihre Lebenssituationen beschreiben kann. Fazit: ein großartiger Roman, der die Bestsellerlisten im Sturm erobern wird |
Shafak Elif : Am Himmel die Flüsse Arthur wird 1840 am Ufer der Themse geboren, weil seine Mutter zu den Abfallsammlern gehört, die dort unablässig den Schlamm nach Wertvollem durchsuchen. Von den toshers wird Arthur daher "König der Abwasserkanäle und Elendsquartiere" genannt. In prekären Verhältnissen wird er groß, bis er als Laufbursche eine Anstellung in einer Druckerei erhält. Dort merkt man schnell, wie begabt Arthur ist. Er entwickelt eine Begeisterung für die Geschichte und Kultur Mesopotamiens - insbesondere für das Gilgamesch-Epos, das auf Tontafeln verewigt ist. Ninive wird zu seinem Sehnsuchtsort. Elif Shafak erzählt von drei ganz unterschiedlichen Menschen und spannt einen Bogen vom alten Mesopotamien bis ins London der Gegenwart. Ganz am Ende erfährt man schließlich, dass diese drei Geschichten untrennbar miteinander verbunden sind. Auch wenn der Erzählton und die bildhafte Sprache eher an ein Märchen aus 1001 Nacht erinnert, ist der Roman ein sehr ernstes und wichtiges Buch. Nebenbei wird nämlich auch das Schicksal der Eziden sehr eindrücklich geschildert und in die Romanhandlung eingeflochten. Seit jeher ist das Leben dieser Menschen von Angst, Ausgrenzung, Flucht und Vertreibung geprägt - bis hin zum 2014 beginnenden Genozid. Die Autorin zeigt, wozu Menschen fähig sind - im positiven wie im negativen Sinn. Fazit: ein mitreißendes Buch, das sehr nachdenklich macht |
Skretting Gudrun : Vilma zählt die Liebe rückwärts Vilma Veierød ist Mitte 30, lebt in Oslo ganz allein in einem großen Haus und arbeitet als Klavierlehrerin. Ihre Mutter ist früh verstorben und über ihren Vater weiß Vilma nichts. Großgezogen wurde sie von ihrer etwas merkwürdigen Tante. Das ist wohl auch der Grund, warum Vilma ebenfalls ziemlich verschroben und in mancher Hinsicht sehr speziell ist. Diese Geschichte wird getragen von einer stellenweise schreiend komischen Personenkonstellation und ganz viel Situationskomik. Die Protagonistin Vilma wächst einem schnell ans Herz und auch der an Tourette leidende Sektionsassistent sorgt für einige lustige Szenen. Dabei driftet es aber nie in ein Sich-lustig-machen ab, sondern vielmehr wird an solchen Stellen deutlich, wie schwer es Menschen haben, die an dieser Krankheit leiden. Die Briefe des Vaters sind Rückblenden in die Vergangenheit und man erfährt so, wie sich Vilmas Eltern kennenlernten und wie die Geschichte weiterging. Fazit: eine herzerwärmende Geschichte mit einer sympathisch-verschrobenen Protagonistin |
Simon Axel: Eisenblut Deutschland im Mai 1888. Vor kurzer Zeit ist Kaiser Wilhelm verstorben und um die Gesundheit des nun amtierenden Kaisers Friedrich III. ist es schlecht bestellt. Gabriel Landow betreibt zusammen mit seinem Freund Leo Bein eine kleine Detektei. Mittlerweile ist Gabriel allerdings allein, weil Leo nach Amerika ausgewandert ist. Er hält sich mit kleinen Aufträgen über Wasser, in denen es vor allem um die Beschattung von Ehepartnern geht. Gabriel hat den Kontakt zu seiner Familie gänzlich abgebrochen, nachdem sein Zwillingsbruder Perikles in einem Militärprozess ein sehr merkwürdiges Aussageverhalten zeigte, was zur Verurteilung von Gabriel führte. Gabriel lebt in einer Pension und spricht sehr dem Alkohol zu. Als er eines Tages mit dem einarmigen Orsini zusammentrifft, der sich mit Diebstählen über Wasser hält, gehen sie eine geschäftliche Partnerschaft ein. Axel Simon lässt die Kaiserzeit wieder aufleben. Mit viel Liebe zum Detail entwirft er einen Kriminalroman, der zunächst etwas gewöhnungsbedürftig ist. Hat man sich durch die ersten Seiten gekämpft, zieht einen der Plot immer mehr in seinen Bann. Wer für Geschichte nichts übrig hat, der sollte sich besser mit anderen Lektüren eindecken. Es ist bereits angekündigt, dass die Geschichte um den Privatdetektiv Gabriel Landow fortgesetzt werden soll. Man darf gespannt sein, ob die zukünftigen Fälle vor 1888 oder nachher angesiedelt sein werden. Fazit: Geschichte toll verpackt! |
Simon Axel: Goldtod |
Simon Axel: Thronfall Berlin, 1889. Der junge Kaiser bereitet sich auf eine vierwöchige Exkursion in den Norden vor. Sprengstoffanschläge erschüttern die Hauptstadt; wahrscheinlich von Terroristen verübt. In der Detektei Orlando, wo die Privatermittler Landow und Orsini arbeiten, wissen sie nicht, was sie mit dem Notizheft anfangen sollen, welches ihnen vorliegt. Sie inserieren es und bei der Übergabe stirbt der Mittelsmann. Was ist nur los in diesen stürmischen Zeiten? Gabriel Landow ist überzeugt, dass der junge Kaiser in Gefahr ist, aber es scheint als ob er mit der Befürchtung alleine ist. In der Zwischenzeit ist er emotional hin- und hergerissen, denn seine Freundin Elba Runge, eine junge Sozialistin, ist eng verbunden mit dem Sozialistenführer August Bebel. Teilt sie nur seine politische Überzeugung oder doch mehr? Im dritten Band von Axel Simon taucht der Leser erneut ein in die Wirren der Kaiserzeit. Der Autor schafft es wieder, in seinem Buch die Kaiserzeit wiederaufleben zu lassen, sodass einem beim Lesen durchaus bewusst wird, wie explosiv die damalige Zeit doch gewesen sein muss. Die einzelnen Charaktere sind einem bereits bekannt und vor allem die beiden Ermittler zeigen immer wieder neue Seiten, was die Lektüre immer wieder erfrischend macht. Fazit: lesenswerter Krimi mit historischem Bezug, vor mehr als 130 Jahren waren es wahrhaft stürmische Zeiten |
Simon Teresa : Zypressensommer Nach dem Tod ihres geliebten Großvaters Gianni macht sich Julia auf den Weg. Die Reise führt sie in den Ort Lucignano, wo ihr Nonno aufgewachsen ist. Bald stellt sich heraus, dass es hier noch weitere Verwandtschaft gibt, über die nie ein Wort gesprochen wurde. Während des zweiten Weltkriegs kam Gianni nach Deutschland. Was er auf dem Weg Schreckliches erlebt hat und was er dann als italienischer Militärinternierter unter den Nazis erdulden musste, darüber hat er beharrlich geschwiegen. Und auch über seine italienische Vergangenheit, denn auch in der Toskana wüteten die Nazis und verübten Massaker unter der Zivilbevölkerung. Julias Spurensuche führt sie zu den Partisanen, die erbittert gegen die Nazis kämpften. Unterstützt wird sie dabei vom attraktiven Matteo, zu dem sie sich von Anfang an hingezogen fühlt. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt, was das Buch äußerst spannend macht. Zum einen erfährt man, was in den Jahren 1943-45 passiert ist und zum anderen erfährt die Enkelin Julia in der erzählten Gegenwart mehr und mehr über ihren Großvater. Dass die Nazis auch in der Toskana ihr Unwesen trieben und dort schreckliches Leid über die Bevölkerung brachten, steht im Mittelpunkt der Geschichte. Und auch das Schicksal der italienischen Militärinternierten wird eindrücklich geschildert. Zu Recht erinnert die Autorin somit an Personengruppen, die in der kollektiven Erinnerungskultur wohl meist unter den Tisch fallen dürften. Fazit: eine sehr gute Geschichte, die sich einem in Vergessenheit geratenen Aspekt deutscher Kriegsgeschichte widmet |
Slomka Marietta: Nachts im Kanzleramt Marietta Slomka, seit 20 Jahren Moderatorin des Heute-Journals im ZDF, zeigt in einfacher Sprache, wie der Politikbetrieb in Deutschland funktioniert. Sie schafft es, die oft sehr schwierigen und komplexen Gegebenheiten der deutschen Demokratie zu erklären. Dieses Politik-Sachbuch ist für Jedermann und Jederfrau geeignet. Ob man sich bereits gut auskennt oder erstmals mit der Politik in Berührung kommt, für alle ist etwas dabei. Ob Wiederholung oder Neuinformation - nach der Lektüre versteht man vieles besser, was so alles in Berlin passiert. Schwierige Sachverhalte werden in kurzen und klaren Sätzen erläutert. Fazit: tolle Schullektüre - bitte ein Exemplar an jedes Kultusministerium |
St. John Kathrine: Beste Feindinnen Isabelle Carter, von allen nur Belle genannt, ist Schauspielerin in Kalifornien und muss im Gegensatz zu ihrer Freundin Summer täglich kämpfen, um über die Runden zu kommen. Die beiden Frauen kennen sich seit mehr als 10 Jahren und waren beste Freundinnen. "Beste Feindinnen" ist das Debüt der amerikanischen Autorin Katherine St. John. Sie schafft es, den Leser in die Welt der Superreichen mitzunehmen und es entsteht eine hochspannende Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann. Fazit: Unterhaltsame und spannende Lektüre. |
Stehn Malin : Happy New Year : Zwei Familien ein Albtraum Silvester ist ja in der Regel ein schöner Tag, an dem man den Abschluss des alten Jahres feiert. Für die Anderssons wird es nicht ganz so entspannt wie sonst, denn ihre Tochter Smilla feiert mit der gleichaltrigen Freundin Jennifer die erste große Party ohne Eltern. Einige Kilometer entfernt feiern die Anderssons im Haus der Wiksells, der Eltern von Jennifer mit einigen weiteren Freunden und Bekannten. Die Wiksells lassen alle Anwesenden spüren, dass sie reich sind, ein gutes Leben führen und treten als großzügige Gastgeber auf, was Fredrik Andersson seit jeher auf die Nerven geht. Es wird viel getrunken und die Party wird immer ausgelassener. Am nächsten Tag wird Jennifer vermisst. Dieses spannende Buch erzählt aus drei unterschiedlichen Perspektiven von der Silvesternacht, dem Verschwinden einer Tochter und den Spannungen innerhalb der Beziehungen der Eltern. Schuldzuweisungen, Geheimnisse und über viele Jahre Unausgesprochenes kommt nach und nach ans Licht. Bis zuletzt bleibt unklar, was in der Nacht tatsächlich passiert ist, bevor es am Ende eine überraschende Auflösung gibt. Fazit: spannende Lektüre für einen Winterabend! |
Suarez Daniel: Delta-V Wir schreiben das Jahr 2032: James Tighe, der sich immer nur J.T. nennt, ist ein professioneller Höhlentaucher, der in den letzten Jahren durchaus zu einer Berühmtheit geworden ist, weil er während eines Tauchgangs in ein Erdbeben geriet und es sein Verdienst war, dass ein großer Teil der Expeditionsgruppe überlebte. Der Autor verschmilzt die mögliche zukünftige Technik mit den normalen psychologischen Problemen. Mit immer neuen Wendungen treibt er die Spannung weiter voran. Die Besatzung der „Konstantin“ wächst einem beim Lesen immer mehr ans Herz, was dazu führt, dass die Ereignisse, die geschehen einen durchaus emotional mitnehmen. Fazit: Toller Science-Fiction-Thriller - wer weiß, vielleicht ist es wirklich bald soweit! |
Suarez Daniel: Critical Mass Die restliche Crew der Konstantin ist zurück auf der Erde. Zwei Kollegen mussten sie auf dem Asteroiden Ryugu zurücklassen. Jetzt möchten sie alles daran setzen, spätestens in vier Jahren, wenn der Asteroid wieder erreichbar ist, dorthin zurückzukehren, um ihre Kollegen und Freunde abzuholen. Das Zeitfenster ist sehr eng, denn in den nächsten vier Jahren muss ein Rettungsschiff im Orbit konstruiert werden, damit die große Entfernung bewältigt werden kann. Gleichzeitig nimmt die Klimakatastrophe auf der Erde immer größere Züge an. Die Folgen des Klimawandels sind für alle Menschen spürbar. Die großen Mächte (USA, China, EU) haben vom Asteroidenbergbau Wind bekommen und möchten nun ihrerseits Kontrolle über die Materialien, die im Weltraum geschürft werden. James Tighe und seine Kollegen sind nach der ersten Mission auf einer internationalen Sperrliste, sodass ihnen die Rückkehr in den Weltraum nicht möglich ist. Der zweite Teil des Science-Fiction Thrillers setzt genau da an, wo „Delta-V“ endete. Wie auch bereits beim ersten Teil schildert der Autor sehr detailliert die technischen Abläufe. Wenn er dabei zu sehr ins Detail geht und einem das nötige technische Hintergrundwissen fehlt, wird es für den Leser schwierig. Dennoch versteht Suarez es, den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten und am Ende bleibt ein gelungener Cliffhänger, denn es soll ja noch einen dritten Teil geben. Fazit: anspruchsvoller Thriller, der jede Menge technisches Verständnis voraussetzt |
Sullivan J. Courtney : Die Frauen von Maine Jane kehrt in ihre Heimatstadt zurück, um das Haus ihrer verstorbenen Mutter auszuräumen und es für den Verkauf vorzubereiten. Doch es gibt noch weiterere Gründe für ihre Rückkehr. Durch einen peinlichen Vorfall in der Arbeit ist sie vom Dienst als Archivarin in Havard freigestellt und noch dazu ist die Beziehung zu ihrem Mann dadurch angeknackst. Jane will sich nicht eingestehen, dass sie ein ernstzunehmendes Alkoholproblem hat und sie dieses in ihre missliche Lage gebracht hat. Alkohol gehörte schon immer zu Janes Leben, denn auch ihre Mutter und ihre Schwester haben ein problematisches Verhältnis dazu. Mit diesem Roman gelingt es der Autorin, die frühen Ereignisse rund um die Eroberung Amerikas mit all ihren Schattenseiten geschickt mit der Geschichte einer Frau, die den Boden unter den Füßen zu verlieren droht zu verbinden. Es geht darum, wie Handlungen der Vergangenheit bis in die Gegenwart wirken und welchen Einfluss bestimmte Erfahrungen auf die Persönlichkeitsentwickung von Menschen haben können. Es ist eine Geschichte über starke Frauen und deren oftmals schwierige Beziehungen, eine Geschichte über Mütter und Töchter, Freundschaft, Vertrauen, Schuld und Vergebung. Fazit: dieses Buch ist für mich das Lesehighlight des Spätsommers |
Suter Martin : Wut und Liebe Als Künstler wartet Noah immer noch auf seinen Durchbruch. Seine Freundin Camilla, die den gemeinsamen Lebensunterhalt bestreitet, hat sich ihr Leben anders vorgestellt und trennt sich von Noah. Als dieser in einer Kneipe seinen Kummer ertränken will, trifft er auf die etwa doppelt so alte Betty. Diese erzählt ihm von ihrem Kummer und macht ihm ein unmoralisches Angebot. Würde Noah dieses annehmen, wären alle seine finanziellen Probleme gelöst und - so hofft er zumindest - er könnte Camilla zurückgewinnen. Ist er wirklich bereit, seine moralischen Bedenken über Bord zu werfen, um seine persönliche Lebenssituation zu verbessern? Dieses Buch greift eine der wichtigsten Fragen auf, nämlich wie weit man gehen würde, um ein besseres Leben zu haben. Die Geschichte kreist um die Themen Recht, Unrecht, Vergeltung, Rache, Vergebung, Loyalität und Verrat. Dass ganz am Ende herauskommt, dass sich die Geschichte wohl doch ganz anders darstellt, als es den Anschein machte, ist eine echte Überraschung und beweist, dass Suter sein Handwerk beherrscht. Fazit: Das unerwartete Ende ist eine Meisterleistung |
Svernström Bo: Spiele Robert Lindström lebt sehr zurückgezogen als Buchhalter einer Zeitung. Als Elfjähriger wurde er des Mordes an seinem besten Freund Max beschuldigt, aufgrund seines kindlichen Alters jedoch nicht strafrechtlich belangt. Zunächst wurde er in der Psychiatrie untergebracht und kam dann zu Pflegeeltern. Plötzlich wird ihm gekündigt und zeitgleich wird er von der Journalistin Lexa kontaktiert. Sie will ein Buch über seinen Fall schreiben und hat sämtliche Akten der damaligen Ermittlung gelesen. Nach mehr als 28 Jahren hat sie die Vermutung, dass Robert möglicherweise unschuldig ist. Robert ist sich nicht sicher, ob er an diesem Projekt mitarbeiten möchte. Er hat sich eigentlich mit der Situation abgefunden. Doch Lexa schafft es, ihn zu motivieren und beide beginnen mit den Recherchen. Im gleichen Stockholmer Vorort, in dem Robert damals aufwuchs, wird die Leiche eines 11-jährigen Mädchens gefunden. Hauptkommissar Carl Edson von der Reichsmordkommission leitet die Ermittlungen und plötzlich hat dieser nicht nur den Mord an der 11-jährigen aufzuklären, sondern es finden sich auch noch zwei tote Jugendliche am Bahngleis, die in unmittelbaren Zusammenhang mit dem ersten Tötungsdelikt standen. Bei der Durchsicht der alten Fälle stoßen Carl und sein Team auch auf den Namen Robert Lindström, sodass dieser erneut in den Fokus der Ermittlungen gerät. Zwischenzeitlich hat Lexa mit vielen Leuten gesprochen, die vor 28 Jahren involviert waren und Camilla Sander, die ältere Schwester des damaligen Mordopfers zeigt ihr offen auf, was Robert Lexa bisher verheimlicht hat. Lexa weiß nicht mehr, wem sie vertrauen kann. Noch dazu wird sie bedroht und verfolgt. Aber was ist vor 28 Jahren wirklich passiert und welchen Zusammenhang gibt es zum Tatgeschehen in der Gegenwart. Der neue Thriller von Bo Svernström ist wie der erste Teil der Reihe um den Ermittler Carl Edson "Opfer" in drei Teile gegliedert. Der Autor schafft es, mit relativ kurzen Kapiteln immer wieder einen Perspektivenwechsel herzustellen. So werden die Kapitel, die von Robert Lindström handeln im Gegensatz zu den anderen Kapiteln aus der Ich-Perspektive erzählt. Dies erzeugt eine viel höhere emotionale Bindung an den Hauptprotagonisten und man kann richtig "mitleiden". Es kommt immer wieder zu tollen Wendungen, gerade dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Fazit: erneut spannend bis zuletzt! |
Svernström Bo: Opfer Die Polizei in Stockholm wird gerufen, weil in einer Scheune ein regelrechtes Folter-Szenario stattgefunden hat. Der erst vor kurzen aus der Haft entlassene Marco Holst wurde massiv gefoltert und ans Scheunentor gekreuzigt. Zunächst glauben alle, dass er bereits tot ist, doch er gibt noch Lebenszeichen von sich. Er wird in die nächstgelegene Klinik eingeliefert und die Ermittler, allen voran Carl Edson von der Reichsmordkommission, erhoffen sich von ihm Hinweise, die Spuren auf den Täter ergeben, denn am Tatort findet sich so gut wie keine DNA-Spur. Doch bevor Marco den Ermittlern klare Hinweise geben kann stirbt er und den Ermittlern bleibt zunächst nur ein Nikotinkaugummi, der am Tatort gefunden wurde. Wo ein Verbrechen stattgefunden hat sind Medienvertreter nicht weit. Alexandra Bengtsson, Zeitungsredakteurin beim Aftonbladet, will von den Ermittlern genau wissen, was passiert ist. Zunächst sieht alles danach aus, als ob es sich um ein Szenario der organisierten Kriminalität handelt, denn bereits kurze Zeit später werden weitere Tote aufgefunden, die teils massivst gefoltert wurden. Aber welche Verbindungen haben die einzelnen Toten untereinander? Für das Ermittlerteam beginnt eine knifflige Aufgabe, denn es ist gar nicht so leicht, Schnittmengen zwischen den Opfern zu finden. Derweil setzt Alexandra alles daran, über diese Mordserie ausführlich in ihrer Zeitung zu berichten. Der Autor legt mit dem Thriller "Opfer" sein Erstlingswerk vor. Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil wird ein großer Spannungsbogen aufgebaut, die Ermittlungen beginnen und für alle ist unklar, wer hinter dieser Mordserie steckt. Im zweiten Teil lüftet sich das Geheimnis und aus Sicht des Täters wird dargelegt, wie es zu dieser Mordserie kommen konnte. Im dritten und letzten Teil erfolgt nochmals ein rasanter Wettlauf, der in einem fulminanten Aha-Erlebnis endet. Zunächst entsteht der Eindruck mit Beginn des zweiten Kapitels, dass 'die Luft bereits raus wäre', doch der Autor schafft es, erneut den Spannungsbogen aufzugreifen und bis zuletzt neue Wendungen einzubauen. Fazit: spannend bis zuletzt! |
Tammen Sophie : Harpunentod - Frau Scholles Gespür für Mord Die Polizeisekretärin Gaby Scholle braucht mal Abstand. Während ihr Mann mit dem Wohnmobil nach Bayern gefahren ist, reist sie in die entgegengesetzte Richtung. Es scheint, als sei die maximale Entfernung gerade genau das Richtige für sie. Auf Amrum angekommen gleich ein erster Schock : der mürrische Vermieter Kapitän Behrendsen mag keine Hunde. Gaby hatte wohl bei der Buchung nicht explizit erwähnt, dass es sich bei Dolores um eine Labradoodle-Hündin handelt. Ein Glück, dass Gaby Behrendsens Tochter bere its kennengelernt hat. Diese vermittelt und Gaby und Dolly dürfen bleiben. Kurz nach Gabys Ankunft wird ein Mann tot aufgefunden. Besonders pikant: ausgerechnet dieser Herr hatte ihr Avancen gemacht und sich mit ihr auf einen Drink verabredet. Mit einem gekonnten Blick für ihre Charaktere hat die Autorin hier eine sehr schöne und noch dazu spannende Geschichte abgeliefert. Nebenbei erfährt man auch so manches Detail über den Schauplatz, die schöne Insel Amrum. Fazit: eine sehr gelungene Cosy-Crime-Geschichte für den Sommer |
Tammen Sophie : Kojengrab - Frau Scholles Gespür für Mord Polizeisekretärin Gabriele Scholle macht erneut Urlaub auf der Insel Amrum. Als sie mit Hündin Dolly eine Führung im Öömrang Hüs, dem Amrumer Heimatmuseum in Nebel machen möchte, stoßen sie auf eine Leiche. Die tote Frau sitzt in Sylter Tracht und mit einem Blumenstrauß sowie einem Zettel in der Hand in einem Alkoven, dem für die damalige Zeit typischen Bett. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um die Journalistin Greta Jansen, die nebenbei auch Führungen dort gemacht hat. Frau Scholles Gespür sagt ihr, dass hier etwas nicht stimmt. Gemeinsam mit ihrem Vermieter, dem etwas kauzigen Kapitän Behrendsen stellt sie Nachforschungen an. Sehr zum Leidwesen der hinzugezogenen Beamten von Insel und Festland. Wird ihnen diese gewiefte Sekretärin zusammen mit dem Kapitän und seinem Wissen über die Insel und deren Bewohner etwa wie beim Harpunentod wieder die entscheidenden Hinweise liefern? Wie schon im ersten Band ist auch dieser Fall wieder gespickt mit interessanten Details zur Insel Amrum. Dass das schrullige Ermittlerteam sich auch dieses Mal nicht an die polizeilichen Anweisungen hält und trotz allem wieder auf eigene Faust ermittelt, ist keine Überraschung. Fazit: netter Regiokrimi mit sympathischen Figuren und viel Inselflair |
Tremayne S.K.: Die Stimme Jo Ferguson wurde von ihrem Ehemann Simon geschieden und ist daraufhin bei ihrer besten Freundin Tabitha eingezogen. Nach dem Lesen dieses Buches von S. K. Tremayne ("Eisige Schwestern") werden Sie überlegen, ob Sie die neuen technischen Geräte, wie immer sie auch heißen, weiterhin in Ihrem Wohnumfeld haben wollen. Dieser Thriller greift die hochaktuellen Themen dieser Zeit (Künstliche Intelligenz) brillant auf. Bis zuletzt leidet man mit der Protagonistin und weiß nicht, ob dahinter ein perfider Plan steht oder ob es sich um die Ausprägung einer schweren psychischen Erkrankung handelt. Fazit: hochaktuell und hochbrisant! |
Tremayne S. K.: Schwarzes Wasser Hannah ist PR-Beraterin in einem Hotel, das auf einer kleinen, einsamen Insel umringt vom Fluss Blackwater liegt. Ihre Idee einer Sommernachtsparty endet in einer Katatrophe. Hannahs Schwester Kat und einige andere Gäste kommen bei einem mitternächtlichen Schwimmen ums Leben. Dieses Ereignis ist für Hannah derart prägend, dass sie eine Wasserphobie entwickelt, die dazu führt, dass sie die Insel nicht mehr verlassen kann. Ihr Verlobter Ben versucht alles, damit sie einen Weg finden kann, die Insel doch noch verlassen zu können, aber alle Versuche scheitern. Hannah schöpft Verdacht, dass alles kein Zufall war. Aber ist dies wirklich wahr oder nur eine Idee in ihrem Kopf? Der Winter kommt und das Hotel wird geschlossen, sodass Hannah zuletzt ganz alleine auf der Insel ist. Im Zimmer ihrer Schwester hat sie eine Tarot-Karte gefunden und sie ist überzeugt, dass diese Karte ihr einen Weg aus dem Chaos zeigen kann! Wie in seinen bisherigen Büchern schafft es der Autor auch in seinem neuesten Thriller, wieder mit unseren Ängsten zu spielen. Er erschafft eine düstere Atmosphäre, die einen immer wieder erschaudern lässt. Er führt der Leserschaft die Grenzen unserer Psyche vor Augen und ganz am Ende löst sich alles wie ein großer Knoten auf. Fazit: düster und überraschend |
Tsokos Michael: Zerteilt Dr. Fred Abel, stellvertretender Leiter der Rechtsmedizin in Berlin, Spezialeinheit Extreme Delikte, hat viel zu tun, denn ein Attentäter verunsichert die Hauptstadt. An Orten, die nicht durch Überwachungskameras gesichert sind, ereignet sich Schreckliches: in einem Aufzug werden zwei Personen wahrlich abgeschlachtet. Zwei Tage später erfolgt in einem weiteren Aufzug die Auslöschung einer ganzen Familie. Der Abschluss der Fred Abel-Reihe ist ein klassischer Tsokos. Wie gewohnt schafft er es mit kleinen Kapiteln einen fulminanten Spannungsbogen aufzubauen. Wie immer sind die detaillierten Schilderungen gewöhnungsbedürftig und nichts für zart Besaitete. Aber die eingefleischten Fans können sich glücklich schätzen, denn es wird weitergehen, dann aber mit neuen Protagonisten. Fazit: solider Abschluss einer Reihe |
Tsokos Michael: Zerrissen Rechtsmediziner Dr. Fred Abel erstellt ein Gutachten bezüglich Kindesmisshandlung und muss vor Gericht aussagen. Was er zunächst nicht weiß ist, dass es sich bei dem Opfer, einem kleinen Mädchen, das noch keine zwei Jahre alt ist, um die Nichte seiner Kollegin Sabine Yao handelt. Als dies bekannt wird, ist die Situation im rechtsmedizinischen Institut sehr angespannt. Dr. Abel ist beruflich derart eingespannt, dass sein Privatleben darunter leidet. Seine langjährige Lebensgefährtin Lisa Suttner ist schwanger, will ihm aber noch nichts darüber verraten. Während Dr. Abel eine ältere Frau obduziert, die zunächst für tot erklärt wurde und dann quasi noch einmal zum Leben erweckt wurde, findet Privatermittler Lars Moewig, ein alter Freund von Fred, in einem Boxclub eine Leiche. Diese ist grausam zugerichtet, verschnürt in einem Boxsack. Lars meldet sich bei seinem Freund Fred und bittet diesen um Hilfe. Es dauert nicht lange bis klar wird, dass eine libanesische Großfamilie ihre Finger im Spiel hat. Als einer der Brüder dieser Großfamilie mit einer schweren Schussverletzung eingeliefert wird und seinen Verletzungen erliegt, eskaliert die Situation. Der gesamte Familienclan marschiert in der Klinik auf und nur ein großes Polizeiaufgebot kann eine Eskalation verhindern. Der behandelnde Arzt wird bedroht, weil der Familienclan glaubt, dass man das Familienmitglied sterben hat lassen. Doch auch Fred kann nach der Obduktion der Leiche kein schuldhaftes Verhalten des Arztes dokumentieren. Dafür wandert Fred auf die Abschussliste und muss um sein Leben und das seiner Lieben bangen. Der vierte Teil um den Rechtsmediziner Dr. Fred Abel zeigt das Berliner Leben eines dubiosen Familienclans, der in viele schmutzige Geschäfte involviert ist. Michael Tsokos schafft es wie in seinen drei bisherigen Teilen einen Spannungsbogen aufzubauen, der es dem Leser schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Während des Lesens ist man wie gefesselt, wie es bei einem guten Thriller sein soll. Erschreckend sind die letzten Seiten, auf denen der Autor wieder erklärt, dass alle Verbrechen, teils in anderer Formation, so stattgefunden haben. Dies lässt einem im Nachhinein noch mehr erschaudern. Fazit: Brillianter Thriller mit eingebauter Milieustudie! |
Tsokos Michael: Abgetrennt Paul Herzfeld, Rechtsmediziner in Kiel, ist wieder zurück am Institut. Sein Vorgesetzter Professor Schwan ist froh, dass er wieder da ist, denn eigentlich wollte er schon lange seinen verdienten Ruhestand antreten. Aber der designierte Nachfolger Dr. Schneider ist seit mehr als einem halben Jahr verschollen und wird von der Polizei wegen mehrfachen Mordes gesucht. Paul Herzfeld ist einerseits begeistert, weil er sich freut, dass ihm die Leitung der Rechtsmedizin zugetraut wird, andererseits läge viel administrative Tätigkeit vor ihm. Zeitgleich wird in einem Institut, das angehende Medizinstudenten betreut, nach einem anonymen Hinweis eine Begehung mit dem örtlichen Gesundheitsamt durchgeführt. Man findet dort Leichenteile und der dortige Direktor hat keine Berechtigung für derartiges Tun. Die Leichenteile werden untersucht und Paul Herzfeld fällt auf, dass er einen Arm schon einmal begutachtet hat. Wie kann das sein? Ist es wirklich möglich, dass einer seiner Mitarbeiter Leichenteile verkauft? Mit Band 3 der Paul Herzfeld-Reihe schließt Michael Tsokos seine Reihe ab. Dem profilierten Rechtsmediziner gelingt es wieder, eine spannende Geschichte zu kreieren und wahnsinnig viele Details aus seinem Fachgebiet einzubringen. Wie immer ist man beim Lesen gefordert, denn detailgenau wird so manche Obduktion beschrieben. Nach der Lektüre bleibt eine gewisse Ambivalenz zurück, einerseits ist es schön, dass eine Reihe abgeschlossen ist, andererseits ist einem Paul Herzfeld mittlerweile ans Herz gewachsen und man hätte sich durchaus noch das eine oder andere Buch vorstellen können. Fazit: nichts für schwache Nerven |
Tsokos Michael: Mit kalter Präzision Dr. Sabine Yao ist die neue stellvertretende Leiterin der Spezialeinheit „Extremdelikte“ beim BKA in Berlin. Sie tritt die Nachfolge von Dr. Fred Abel an, der seine Rechtsmediziner-Karriere beendete und glücklich in der Elternzeit angekommen ist. Mit dem Auftakt dieser neuen Reihe knüpft der Autor an sein bisheriger Werk an. Dr. Sabine Yao ist den Leserinnen und Lesern bereits aus der Fred-Abel-Reihe bekannt. Jetzt tritt sie heraus, wird zur Hauptfigur und auch Fred hat noch einen kleinen Auftritt. Wie immer ist der Thriller mit sehr vielen rechtsmedizinischen Details gespickt, was zeitweise harte Kost ist. Der Spannungsbogen ist zunächst etwas flach, weil einem bereits sehr schnell klar wird, wer hier der Täter ist, aber dann gibt es doch noch sehr interessante Wendungen, die das Buch wieder zu einem Thriller-Vergnügen werden lassen. Fazit: Grundsolide, ein klassischer Tsokos-Thriller |
Tsokos Michael : Mit kaltem Kalkül Im Sektionssaal der Spezialeinheit Extremdelikte werden verschiedenste Todesfälle untersucht. Dr. Sabine Yao, die stellvertretende Institutsleiterin, wird in ihrem Bereitschaftsdienst zu einer alten Bauwagensiedlung gerufen, wo ein Toter in Armeekleidung mit einer massiven Stichverletzung aufgefunden wurde. Bereits kurze Zeit später wird sie erneut dorthin gerufen, weil in einem alten russischen Fahrzeug ein totes Kind gefunden wurde. Zeitgleich sucht der jordanische Ex-Geheimdienstler Khalaf, der jahrelang für einen Clan gearbeitet hat, nach einem 8-jährigen Jungen, der beim Spielen spurlos verschwunden ist. Monica Monti von der Kriminalpolizei des Berliner LKA wird mit den Todesfällen betraut. Sie kennen Sabine bereits aus einem früheren Fall. Bereits vor der Obduktion des Kindes steht fest, dass der Alterungsprozess über Jahre ausgesetzt wurde. Was hat das zu bedeuten? Der zweite Band um die stellvertretende Institutsleiterin Dr. Sabine Yao ist wieder ein gelungener Rechtsmedizin-Thriller von Michael Tsokos. Neben dem Fall gibt es auch wie immer eine kleine Milieustudie dazu. Die über 80 Kapitel lassen sich leicht an einem Tag lesen, sodass der Spannungsbogen immer aufrecht erhalten bleibt. Fazit: Michael Tsokos liefert einmal mehr einen spannenden Plot - da weiß man, was man hat |
Voosen Roman , Danielsson Kerstin Signe : Tode die wir sterben Svea Karhuu ist ernüchtert. Nach einem missglückten Undercover-Einsatz laufen Ermittlungen gegen sie und um sie aus der Schusslinie zu halten, soll sie nun in Malmö helfen, einen seltsamen Mord aufzuklären. Ihr neuer Partner, Jon Nordh hat ebenfalls sein Päckchen zu tragen. Der Tod seiner Frau lässt ihm keine Ruhe und er bemüht sich oft vergebens, seinen Kindern ein einigermaßen normales Familienleben zu bieten. Das ungleiche Ermittlerduo soll den Mord an einem dreizehnjährigen Jungen aufklären und hat dabei auch sehr mit dem medialen Interesse zu kämpfen. Der Druck auf die Ermittler, Ergebnisse zu liefern ist enorm hoch. Doch die beiden stochern im Dunkeln. Als es einen weiteren Toten gibt, spitzt sich die Lage zu. Das Land ist in Aufruhr, weil man einen Serientäter vermutet und weitere Opfer befürchtet. Das Buch ist ein gelungener Auftakt mit einem ungleichen Ermittlerduo, das mit seinen eigenen Problemen so beschäftigt ist, dass es zunächst unwahrscheinlich erscheint, dass die beiden es schaffen könnten, den Fall zu lösen. Doch nach und nach verstehen sich die beiden besser und eine Spur ergibt die nächste. Spannend ist auch, wie geschickt unterschiedlichste brandaktuelle Themen miteinander kombiniert wurden und wie die Lebenssituationen der einzelnen Charaktere dargestellt werden. Fazit: spannende Lektüre von der man sich weitere Bände erhofft |
vor Schulte Stefanie : Schlangen im Garten Johanne ist tot. Sie war mehr als nur Ehefrau und Mutter - sie war das Herz der Familie Mohn, hat das Familienleben geprägt und dafür gesorgt, dass alles wie am Schnürchen lief. Doch jetzt hat ihr Tod den Rest der Familie ins Wanken gebracht. Sie wissen nicht so recht, wie es weitergehen soll, möchten Johanne nicht vergessen und ihr weiterhin nah sein. Abend für Abend setzen sie sich deshalb zusammen und essen - Papierschnipsel für Papierschnipsel die Tagebücher der Verstorbenen auf. Stefanie vor Schulte erzählt in ihrem Roman die Geschichte eines großen Verlusts. Die Art und Weise, wie die trauernde Familie mit diesem Verlust umgeht, ist so ungewöhnlich, dass dieser Umstand den Reiz der Geschichte ausmacht. Hinzu kommen noch jede Menge skurrile Charaktere - allen voran der Mitarbeiter des Traueramtes, die den Roman interessant machen. Und als wäre das noch nicht genug wartet von Schulte auch mit dem Bild der sich häutenden Schlange auf, das sich wie ein roter Faden durch den Roman zieht. Trauerarbeit gleicht ja in gewisser Weise auch einer Häutung. Fazit: ein sehr ungewöhnlicher Roman zum Thema Trauer und Verlust |
Wacker Florian: Die Spur der Aale - ein Fall für Greta Vogelsang Die Staatsanwältin Greta Vogelsang kämpft sich seit ihrem Studium im Kreis der Juristen durch. Oft gleicht dies einem Haifischbecken und wenn man wie Greta auch noch als Arbeiterkind die Exotin unter den Kollegen ist, darf man sich keinen Fehler erlauben. Mit diesem ersten Fall für die Staatsanwältin Greta Vogelsang ist Florian Wacker ein toller Auftakt gelungen. Die Frau aus bescheidenen Verhältnissen, die sich immer wieder im juristischen Haifischbecken behaupten muss und dennoch den großspurigen Kollegen zeigt, wie erfolgreiche Ermittlungen aussehen ist von Anfang an eine sympathische Figur. Die Geschichte an sich ist auch sehr spannend konstruiert und man fiebert richtig mit und wünscht Greta den Ermittlungserfolg. Fazit: spannende Geschichte über Schmuggler, juristische Rangeleien und im Zentrum steht auch noch eine tolle Ermittlerin - was will man mehr? |
Wahl Caroline: 22 Bahnen Während alle anderen nach der Schule auszogen, um die große weite Welt zu entdecken, lebt Tilda immer noch in der Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist. Das hat nichts damit zu tun, dass sie zu ängstlich wäre, um zu gehen. Vielmehr lebt Tilda mit ihrer alkoholkranken Mutter und ihrer kleinen Schwester Ida zusammen. Wenn die Mutter mal wieder zu betrunken ist, um den normalen Alltag auf die Reihe zu bekommen, kümmert sich Tilda um alles. Neben ihrem Mathestudium sitzt sie deshalb auch regelmäßig an der Supermarktkasse um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Einzig das Schwimmbad ist für Tilda und Ida ein echter Lichtblick im manchmal doch sehr traurigen Alltag. Als eines Tages Viktor auftaucht, mit dessen Bruder Tilda einmal befreundet war und der komischerweise genau wie sie immer 22 Bahnen schwimmt, scheint etwas in Bewegung zu geraten. Und als Tilda dann auch noch das Angebot erhält, in Berlin zu promovieren, ist sie hin- und hergerissen. Kann sie ihre kleine Schwester wirklich mit der Mutter allein lassen? Dieses Debüt ist grandios. Der besondere Erzählton trägt dazu bei, dass man ab der ersten Zeile voll in der Geschichte ist und mit den Hauptfiguren mitfühlt. Diese Geschichte über den Zusammenhalt zwischen Geschwistern und Freunden, das Erwachsenwerden und wie schwierig es sein kann, sich von der Familie zu lösen und auf eigenen Beinen zu stehen, ist wunderschön erzählt. Egal ob es das liebevolle Verhältnis der großen Schwester zur kleinen Schwester ist oder der Umgang mit der alkoholkranken Mutter - alles ist so voller Empathie erzählt, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Fazit: dieses Buch sollte zur Schullektüre werden! |
Wahl Caroline : Windstärke 17 Der Tod ihrer alkoholkranken Mutter hat Ida aus der Bahn geworfen. Auch wenn das Mutter-Tochter-Verhältnis schwierig war, ist es für die junge Frau zu viel. Immer wieder sieht sie die tote Mutter im Schlafzimmer liegen. Nicht einmal zur Beerdigung konnte sie gehen. Idas Schwester Tilda hat sich vor Jahren aus dem Staub gemacht und sie mit allem allein gelassen. Nachdem Ida die gemeinsame Wohnung gekündigt hat, will sie nur noch weit weg. Zwar hat Tilda sie zu sich nach Hamburg eingeladen, aber so wütend wie sie ist, steigt sie kurzerhand in einen ganz anderen Zug. Sie landet auf Rügen. Dort stürzt sie sich als erstes in die windumtoste Ostsee. Doch nicht einmal der Kampf mit den Wellen lässt den Wutklumpen in Idas Bauch, die Schuld und die Trauer kleiner werden. Nach dem grandiosen Debüt "22 Bahnen" erzählt Caroline Wahl erneut von den beiden Schwestern Tilda und Ida. Dieses Mal liegt der Fokus auf Ida, die nach dem Auffinden der toten Mutter mit ihren inneren Dämonen kämpft. Erst durch die Begegnung mit Knut, Marianne und Leif, die auch alle ihr Päckchen zu tragen haben und dennoch versuchen, dem Leben möglichst viele schöne Momente abzutrotzen, lässt Ida ein wenig zur Ruhe kommen. Mit einem sehr empathischen Blick für ihre Charaktere und deren Gefühlswelten erzählt die Autorin von Trauer und Verlust, vom Verzeihen und Vergeben und von Zuneigung und Liebe. Die Geschichte ist traurig-schön und eine Wucht - driftet aber nie in die Rührseligkeit ab. Caroline Wahl ist derzeit in der deutschen Literaturszene eine der stärksten und beeindruckendsten Stimmen. Fazit: eine wunderschöne Fortsetzung, die man unbedingt gelesen haben sollte |
Weinberg Juliana : Gut Erlensee - Margaretas Traum 1919. Der erste Weltkrieg ist vorbei und auch wenn Familie Lamprecht Glück gehabt hat, dass Vater und Sohn lebend zurückgekehrt sind, herrscht Zwist in der Familie. Margareta hat während des Krieges zusammen mit ihrer Schwester und Großmutter die Geschicke der familieneigenen Druckerei geleitet und nun soll sie sich - wie es sich für eine junge Frau aus gutem Haus gehört - zuhause bleiben und sich anderen Dingen widmen. Doch Gut Erlensee ist kein unbeschwerter Ort mehr. Margaretas Bruder ist schwer kriegstraumatisiert und selbst als wie durch ein Wunder ihr für Kriegszwecke beschlagnahmtes Pferd Alba wieder auftaucht, ist auch hier nichts mehr wie früher, denn auch das Pferd ist verängstigt und scheu. Noch dazu ist die Druckerei in finanziellen Schwierigkeiten und Margaretas sturer Vater ist taub für ihre Ideen, den Betrieb zu beleben und neue Aufträge an Land zu ziehen. Für ihn gibt es nur einen Weg aus der Krise: Margareta muss einen reichen Mann heiraten. Doch Margaretas Traum ist es, in der Druckerei zu arbeiten - koste es, was es wolle. Ob sie sich wirklich gegen die familiären Zwänge durchsetzen kann? Der Roman erzählt die Geschichte einer Familie, die den Krieg zwar halbwegs unbeschadet überstanden hat, aber dennoch mit einigen Problemen zu kämpfen hat. Sehr gut arbeitet die Autorin heraus, wie wohl die Stimmung damals gewesen sein muss und welch schweren Stand junge selbstbewusste Frauen wie Margareta hatten. Die Geschichte ist leider an vielen Stellen etwas klischeehaft und vorhersehbar, aber dennoch gut erzählt. Fazit: leichte Kost für Zwischendurch mit einer ordentlichen Portion Herz-Schmerz |
Weinberg Juliana : Gut Erlensee - Cäcilias Erbe Als sich für die angehende Lehrerin Cäcilia der Traum erfüllt, eine Stelle ganz in der Nähe von Gut Erlensee zu erhalten, scheint ihr Glück perfekt. Doch dann ereilt sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters, der sie zur Familie ihres Patenonkels abgeschoben hat. Mit gemischten Gefühlen fährt Cäcilia zur Beerdigung und Testamentseröffnung nach Nürnberg. Was sie dort erfährt, bringt ihr ganzes Leben ins Wanken. Und noch etwas wirft sie aus der Bahn. Der Physiker Jakob Kaltenbrunner scheint völlig auf ihrer Wellenlänge zu liegen und bringt ihre Gefühle in Wallung. Wäre da nicht das Lehrerinnenzölibat. Es scheint, als müsse sich Cäcilia entscheiden zwischen der Liebe zum Beruf und der Liebe zu Jakob. Und im Dorf gibt es darüber hinaus neben dem fürchterlichen Pfarrer, der die Schulaufsicht inne hat auch noch weitere Widersacher, die es nicht für gut befinden, dass eine junge Frau mit neumodischen Methoden ihre Kinder unterrichten soll. Diese gelungene Fortsetzung ist ein schönes Wiedersehen mit der Familie Lamprecht vom Gut Erlensee. Der Fokus liegt dieses Mal auf der vermeintlichen Patentochter Cäcilia, die ebenso wie Greta aus dem ersten Band eine starke Frau ist, die für ihre Wünsche und Ideale kämpft und wieder deutlich macht, dass es Frauen in den 1920er Jahren nicht leicht hatten. Nebenbei machen auch die übrigen Familienmitglieder ihre Entwicklungen durch und es ist schön, dem beizuwohnen. Das Buch endet mit einer Szene, die schon andeutet, um wen es im dritten Band gehen wird. Man darf also sehr gespannt sein, wie es mit den liebgewonnenen Figuren weitergeht. Fazit: eine absolut gelungene und lesenswerte Fortsetzung und das Beste: es geht weiter! |
Weissmann Eric : Mord unterm Reetdach Immobilienmakler Kristan Dennermann ist so einiges gewöhnt. In den vielen Jahren, die er schon auf der Insel Sylt tätig ist, hatte er schon so einige skurrile Erlebnisse mit seiner Kundschaft. Das Umfeld der Reichen und Schönen zieht nämlich auch jede Menge Blender an. Als aber die Leiche von Hinnerk Petersen gefunden wird, dessen wunderschönes Anwesen ausgerechnet Kristan verkaufen soll, wird schnell deutlich, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Kristan gerät selbst ins Visier der Polizeit und beginnt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Kurz darauf erhält er aber bereits eine wirkmächtige Drohung, sich aus der Sache rauszuhalten. Doch auch wenn Kristan selbst mit den Geistern der Vergangenheit zu kämpfen hat, wühlt er weiter in Hinnerks Vergangenheit um herauszufinden, was hinter dem Mord steckt. Das Buch hat alles, was man von so einem Wohlfühlkrimi erwartet. Die Geschichte spielt auf der schönen Insel Sylt und dass der Autor selbst dort lebt und als Immobilienmakler tätig ist, trägt dazu bei, dass der Roman mit jeder Menge Lokalkolorit ausgestattet ist. Auch die Einblicke ins Immobiliengeschäft machen die Geschichte interessant. Es macht Spaß, dem Protagonisten bei der Aufklärung des Falls über die Schulter zu schauen. Fazit: Cosy crime vom Feinsten |
Weissmann Eric : Tod im Friesenhaus - Kristan Dennermann ermittelt Ein neuer Auftrag führt den Immobilienmakler Kristan Dennermann in ein Keitumer Antiquitätengeschäft. Die Inhaberin, eine Bekannte von ihm, will sich zur Ruhe setzen und hat eine Kreuzfahrt gebucht. Als Kristan sich im Geschäft einen ersten Überblick verschaffen will, findet er die Leiche der Frau. Noch bevor sie sich auf die Reise machen konnte, wurde sie erschlagen. Und ehe er überhaupt begreift, was vorgefallen ist, befindet sich der Immobilienmakler erneut mitten in einer Mordermittlung. Und das obwohl er selbst schwer mit den Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen hat und Mühe hat, sich seinen Ängsten zu stellen. Der ermittelnde Inselkommissar setzt erneut auf die Orts- und Personenkenntnis Dennermanns, der in seiner Funktion als Makler auch als verdeckter Ermittler bei den Verwandten der Toten eingesetzt wird. Diese treten nämlich merkwürdigerweise unmittelbar nach dem Todesfall auf den Plan und beginnen umgehend damit, das millionenschwere Haus der Verstorbenen samt wertvoller Gegenstände auszuräumen. Als bekannt wird, dass die beiden Damen in Geldnot stecken, macht sie dies noch verdächtiger. Ob Dennermann, der sich zum Schein auf die Vermarktung des Objekts eingelassen hat, mehr herausfinden kann? Nach Mord unterm Reetdach liefert auch der zweite Fall für Kristan Dennermann neben einer spannenden Geschichte auch wieder jede Menge Insiderwissen über die Insel Sylt, wo die Geschichte spielt. Dass der Autor selbst Immobilienmakler ist und auf Sylt lebt, merkt man beim Lesen. Wahrscheinlich macht das die Geschichte erst so richtig reizvoll. Ein bisschen schade ist allerdings, dass das Lektorat etwas schlampig war. Es nervt ein bisschen, dass die verdächtige Person, die eigentlich Mina heißt, im Text dann ständig als Nina vorkommt. Fazit: ein schöner Krimi vor Traumkulisse |
Wessling Antonia : Insight – Dein Leben gehört Dir Valerie Sophie ist eine bekannte Influenzerin in Deutschland. Sie ist jung, schön, hat sich durch ihre Tätigkeit beliebt gemacht und verdiente in den letzten Jahren ordentlich Geld. Seit der Trennung von ihrem Freund Alex läuft die Karriere aber nicht mehr so toll. Plötzlich gerät ihr Leben aus den Fugen. Ihre neue Kosmetiklinie soll den Durchbruch bringen. Aber es kommt ganz anders. Ein Stalker nimmt Kontakt mit ihr auf, zunächst klassisch per Brief, dann per E-Mail und dann durch ein gefälschtes Video, dass er online stellt. In diesem fungiert Valerie Sophie als „Pornoqueen“. Zeitgleich bringt ihre ärgste Konkurrentin Rosa eine ähnliche Kosmetiklinie auf den Markt. Valerie Sophie weiß zunächst nicht, wem sie vertrauen soll. Vor kurzem hat sie wieder Kontakt mit Paul aufgenommen, den sie aus ihrer Schulzeit kennt und der jetzt als Polizist arbeitet. Er bemüht sich sehr um Valerie, denn der perfide Stalker weiß einiges aus der Vergangenheit, was Valerie nie ans Licht bringen wollte. Der Roman spielt in der neuen Social Media Welt und zeigt auf sehr amüsante Art und Weise, was so alles möglich ist. In seiner leicht und lockeren Art ist der Roman die perfekte Sommerlektüre. Fazit: Spannung und Glamour |
Willen Barbara: Natur. Einsamkeit. Glück. Schon von Kindesbeinen an ist Barbara Willen viel in der Natur. Zusammen mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester unternimmt sie viele Wanderungen und Bergtouren und übernachtet in Zelten, auch wenn das Wetter oft nicht mitspielt. Der Vater ist ein ausgesprochener Naturliebhaber, liebt es auch, Vögel in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten und lehrt seinen Töchtern, worauf es ankommt, wenn man in der Natur unterwegs ist und dort auch sein Nachtlager aufschlagen möchte. Auch als Erwachsene braucht Barbara diese Touren in die Natur und das damit verbundene Alleinsein. Mehr und mehr hat sie das Gefühl, ihr Leben ändern zu müssen, um glücklich sein zu können. Eine Reise nach Finnland und die Erfahrung, mit einem Hundeschlitten durch die Winterlandschaft düsen zu können, verändert alles. Barbara weiß nun, dass sie in dieser Abgeschiedenheit Lapplands leben möchte. Doch so ganz ohne Menschen geht es eben doch nicht und schließlich muss sie ja auch ihren Lebensunterhalt verdienen. Im Laufe der Zeit gibt es zwar immer wieder Beziehungen, aber diese scheitern, weil die jeweiligen Partner Barbaras absoluten Wunsch nach dem Alleinsein nicht nachvollziehen können. Letztlich bringt eine Reise nach Tibet die schon lange in ihr schlummernde Erkenntnis ans Licht. Um wirklich auf Dauer glücklich sein zu können, kommt es darauf an, dass man lernt alleine zu sein, sich aber nicht einsam zu fühlen. Barbara sucht ständig neue Herausforderungen, unternimmt lange Touren, die sie glücklich alleine meistert. Neben dem Pacific Crest Trail will sie auch noch den längsten und schwersten Weitwanderweg auf dem amerikanischen Kontinent, den Continental Divide Trail laufen und lässt sich dabei nicht einmal von der Corona-Pandemie abhalten. Letztlich scheint das maßgeschneiderte Tiny House auf Rädern, das sich Barbara zulegt, auch die Lösung zu sein. Ein Zuhause, das man jederzeit mitnehmen kann, wenn man Lust bekommt, woanders hinzugehen. Dieses Buch schildert sehr eindrücklich, wie schwer es sein kann, dem eigenen Bedürfnis nach dem Alleinsein zu entsprechen. Im Leben gibt es immer gewisse Zwänge und Abhängigkeiten - auch emotionaler Art, die oftmals dazu beitragen, dass man nicht das tut, was Bauch und Herz einem sagen. Dass man letztlich aber dennoch auf die eigenen Gefühle hören muss um glücklich zu werden - selbst wenn man dadurch andere Menschen vor den Kopf stößt - davon berichtet die Autorin in sehr persönlichen Worten. Fazit: ein schönes Buch über die Schönheit der unberührten Natur und das Glück, das man empfinden kann, wenn man sich dort alleine aufhält |
Willingham Stacy: Das siebte Mädchen Chloe, mittlerweile Mitte dreißig, ist als promovierte Psychologin in ihrer eigenen Praxis tätig. In Kürze wird sie Daniel heiraten, den sie vor ungefähr einem Jahr kennengelernt hat. Ihr Bruder Cooper ist nicht begeistert vom Zukünftigen seiner Schwester und teilt ihr dies auch immer wieder mit. Das siebte Mädchen ist ein toller Thriller, der alles beinhaltet, was Fans des Genres lieben. Eine sehr ambivalente Hauptperson, verkörpert duch die Psychologin Chloe, die in ihrem Leben verschiedene Baustellen hat. Es gibt unterschiedliche Vermutungen, die sich dann aber wieder auflösen. Die Wendungen sind geschickt eingeflochten, sodass der Spannungbogen bis zuletzt erhalten bleibt. Fazit: Bis zuletzt ist unklar, was wirklich passierte! |
Winkelmann Andreas : Mord im Himmelreich Der Campingplatz Himmelreich macht seinem Namen alle Ehre - es ist himmlisch dort. So sieht es auch der frühere Schauspieler Björn Kupernikus, der seinen Ruhestand hier genießen möchte. Bis er einen kleinen Hund auf einem SUP-Board rettet und erst am Ufer bemerkt, dass sich auf der Unterseite des Boards eine Leiche befindet. Damit es vorbei mit der Beschaulichkeit im Himmelreich. Wildeste Spekulationen und Gerüchte kursieren und alle sind in Aufruhr. Kupernikus wittert seine Chance. Sein Leben lang wollte er einen Kommissar spielen, doch es reichte immer nur für Nebenrollen. Nun beginnt er zusammen mit der Künstlerin Annabelle, die als Einheimische einen guten Draht zu den Leuten hat, zu ermitteln. Schnell wird den beiden klar, dass es sich ganz sicher nicht um einen tragischen Unfall gehandelt hat. Und welche Rolle spielt eigentlich Pinguin, der gerettete Hund? Ein Schauplatz an dem man alles andere als einen Mord erwarten würde. Schrullige Charaktere, die einem gleich ans Herz wachsen und insgesamt total nett erzählte Geschichte. Mit dem Buch beweist der Autor, dass er auch das Genre Cosy Crime mit Bravour bedienen kann. Fazit: Winkelmann kann auch Cosy Crime |
Winkler Franziska : Träume aus Eis Zunächst scheint es so, als würde der Traum von Erna und Josef Pankofer Wirklichkeit werden. Nachdem sie lange mit einem Eiswagen durch die Straßen zogen, wollen die beiden nun mitten in München ihren kleinen Eissalon eröffnen. Die ältere Tochter Frieda hilft auch tatkräftig mit. Die jüngere Tochter Lotte ist mitten in der Pubertät und erweist sich als weniger große Hilfe. Doch zumindest kann sich die Familie auf die treue Seele Fanny verlassen, der keine noch so anstrengende Arbeit zu viel ist. Die Geschichte basiert auf einer Tatsache, denn Josef Pankofer und sein zur damaligen Zeit sensationelles JOPA-Eis am Stiel gab es wirklich. Um diese Tatsache herum erfindet die Autorin eine Familiengeschichte, die zum einen die schwierige Situation der damaligen Zeit deutlich macht und andererseits aber auch vermittelt, dass der Familienzusammenhalt das beste Mittel ist, um in den Stürmen des Alltags bestehen zu können. Die Geschichte ist gut geschrieben - nur die Einlassungen in bairischer Sprache dürften für manchen etwas gewöhnungsbedürftig sein. Fazit: schöne Familiengeschichte, die Lust auf ein Eis macht |
Winman Sarah : Lichte Tage Diese Geschichte zieht einen sofort in seinen Bann. Im Mittelpunkt der ganzen Geschichte steht - wie das Cover auch schon deutlich macht - das berühmte Sonnenblumengemälde von Van Gogh. Mit diesem Buch ist Sarah Winman etwas gelungen, was nicht so oft passiert. Einerseits liest man voller Freude und hat dabei immer die leuchtenden Sonnenblumen des Gemäldes vor Augen und andererseits entwickelt sich die Geschichte dann aber so, dass man tiefe Traurigkeit empfindet. Dass Ellis und Michael nicht zueinander stehen konnten oder wollten und dennoch ihr ganzes Leben lang von der unbeschwerten gemeinsamen Zeit in Südfrankreich zehrten, ist einfach herzzerreißend. Fazit: eine kleine, feine und herzzerreißende Geschichte über die Wirren der Liebe und die Unmöglichkeit, das richtige Leben im falschen zu leben |
Winman Sarah : Das Fenster zur Welt Mitten im zweiten Weltkrieg begegnen sich der Soldat Ulysses und die vierzig Jahre ältere Kunsthistorikerin Evelyn in Florenz. Sie tauschen sich aus und diese Begegnung soll für beide eine sehr prägende werden. Nach dem Krieg versuchen beide in England in ihr altes Leben zurückzufinden. Durch eine schier unglaubliche Fügung kehrt Ulysses aber nach Florenz zurück und mit ihm seine Ziehtochter Alys, der alte Cress und Papagei Claude. Für alle wird das Leben in Italien wie ein Neuanfang, der sie aufblühen lässt. Ab und an kommt die Vergangenheit in Form von Londoner Freunden zu Besuch und über die Jahre gibt es verschiedene Situationen in denen Ulysses und Evelyn sich beinahe wiederbegegnet wären und am Ende klappt es dann auch mit dem Wiedersehen. Die wunderschöne Aufmachung des Buches konnte leider nicht wettmachen, dass sich der Text an sehr vielen Stellen fast unangenehm in die Länge zieht. Es passiert nicht wirklich viel und diese Trägheit überträgt sich. Nur mit Müh und Not schafft man es, den Roman bis zum Ende zu lesen. Ich hätte mir leider mehr von dem Buch erwartet als es letztlich geliefert hat. Fazit: netter Ansatz, aber leider ein Buch mit enormen Längen, die die Lesefreude hemmen |
Wolf Lena: Ein Zuhause auf Sylt Ein bisschen verwundert war Ella schon, dass ihr Vater schon wieder das Urlaubsziel für den gemeinsamen Urlaub aussuchen wollte. Normalerweise wechseln sie sich jedes Jahr ab. Aber sei's drum. Der Vater ist ja auch nicht mehr der Jüngste - auch wenn er sich das natürlich niemals eingestehen würde. Es geht nach Sylt und der Vater scheint etwas durch den Wind zu sein. Schon bald stellt sich heraus, was der Grund für seine Nervosität ist. Ella trifft nach vielen Jahren ohne jeglichen Kontakt ihre Schwester Ina wieder. Diese lebt zusammen mit ihrer kleinen Tochter auf einem Hof in Morsum, wo sie der betagten Hofbesitzerin unter die Arme greift. Der Vater hatte dieses Versöhnungstreffen wohl schon länger geplant. Aber es scheint zum Scheitern verurteilt, weil die alten Wunden wieder aufbrechen. In ihrem neuen Roman nimmt Lena Wolf ihre Leserschaft wieder mit auf die Insel Sylt mit all ihrer landschaftlichen Schönheit. Fazit: ein kurzweiliges Lesevergnügen, das sich anfühlt wie ein Kurztrip nach Sylt |
Zander Joakim : Ein ehrliches Leben Martin, ein junger Mann der in einer schwedischen Kleinstadt lebt, möchte raus aus dem kleinbürgerlichen Milieu seiner Kindheit und Jugend. Er hat ein gutes Abitur geschrieben und schreibt sich in der juristischen Fakultät in Lund ein. Über einen Bekannten seines Vaters kann er ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft organisieren. Hier trifft er auf Victor und Ludvig, die beide aus einer anderen „Klasse“ stammen. Martin merkt sehr schnell, dass er nicht dazugehört und es ihm auch nicht möglich ist, die Schranken zu durchbrechen. Bei einer Demonstration in Malmö, zu der er rein zufällig gelangt, lernt er die junge Max kennen und bereits nach kurzer Zeit steht fest, dass er ihr regelrecht verfallen ist. Er lernt ihre Freunde kennen, die alle in einem alten Professorenhaus leben, zusammen mit Charles, einem in die Jahre gekommenen Politik-Dozenten. Die Gruppe brüstet sich damit, dass sie radikale und aufregende Ideale verfolgt. Aber er merkt schnell, dass auch Lügen auf der Tagesordnung stehen und ehe er es sich versieht, kann er sich dem Sog der Gruppendynamik nicht mehr entziehen und es scheint nicht mehr möglich, einen Ausstieg zu finden. Der Roman „Ein ehrliches Leben“ setzt sich sehr intensiv mit den Themen Wahrheit und Täuschung auseinander. Deutlich wird aufgezeigt, wie schnell der Sog einer Gruppe, und insbesondere die emotionale Beziehung, die man Liebe nennt, einen dazu verleiten, Dinge zu tun, die bei nüchterner Betrachtung undenkbar sind. Genial gelungen ist die Rahmenhandlung, denn es handelt sich um die Lesung dieses Buches. Fazit: es kann schon sehr verlockend sein, außerhalb des Gesetzes zu leben |
Zetterberg Ally : The Happiness Blueprint - Liebe und andere Baustellen Als Klaras Papa an Krebs erkrankt, beschließt der Familienrat via Videokonferenz, dass sie nach Schweden zurückkommen und sich um die kleine Firma kümmern soll. Nach einigen Startschwierigkeiten gelingt es Klara - auch mit Hilfe des neuen Kollegen Alex - der Firma eine neue Richtung zu geben. Alex, den nach dem Tod seines Bruders immer noch Schuldgefühle plagen, ist froh, endlich wieder einen Job zu haben. Er ist beeindruckt, wie unaufgeregt Klara mit ihrer Diabetes umgeht. Klara mag ihn auch, doch er trägt einen Ring und scheint vergeben zu sein. Wo er nur kann, versucht Alex Klara zu unterstützen und als die beiden ihre Smartphone-Kalender synchronisieren kommen sie sich näher, als gedacht. Aber kann aus den beiden wirklich etwas werden? Dieses Buch ist vor allem aufgrund der tollen Protagonistin etwas Besonderes. Man erwartet erst nur eine simple Liebesgeschichte, doch durch Klara erfährt man, wie Autisten ihre Umwelt und ihre Mitmenschen wahrnehmen und ihr Leben - mal mehr, mal weniger erfolgreich - bestreiten. Klaras Umgang mit ihrer Diabetes wird ebenfalls sehr beeindruckend geschildert. Fazit: ein tolles Buch, in dem Menschen mit Ecken und Kanten zueinander finden |
Zimmerman Vicky: Kann Spuren von Glück enthalten Eigentlich hätte es ein harmonischer Kurzurlaub werden sollen, doch dann eröffnet Nick Kate, dass ihm alles zu viel wird und er Abstand braucht. Dabei hatte Kate gerade damit begonnen, bei ihm einzuziehen. Die beiden vereinbaren eine Beziehungspause. In ihr altes WG-Zimmer kann Kate nicht zurück, also bleibt ihr nichts anderes übrig, als zu ihrer Mutter zu ziehen. Die hatte von Anfang an etwas gegen den Computernerd Nick und sieht sich nun bestätigt. Beruflich läuft es auch nicht gerade toll, denn obwohl Kate seit vielen Jahren Werbetexte für einen Supermarkt schreibt, ist ihre Stelle von den geplanten Streichungen bedroht. Dabei fragt sie sich zunehmend, ob dieser Job wirklich das ist, was sie beruflich machen möchte. Um in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles zu tun, beginnt sie, ehrenamtlich in einem Altenheim Kochkurse zu geben. Die Bewohnerinnen im 'Lauderdale House für außergewöhnliche Damen' machen es Kate aber nicht einfach. Jede für sich ist das, was man vielleicht als eigen beschreiben könnte. Insbesondere die bereits 97 Jahre alte Cecily Finn ist anstrengend und bringt Kate durch ihre nicht gerade netten Zwischenrufe immer wieder in Verlegenheit. Was zunächst undenkbar scheint, passiert dann aber. Die beiden unterschiedlichen Frauen kommen sich näher und freunden sich an. Cecily liebt Bücher und leiht Kate ein Kochbuch aus dem Jahr 1957. Kate ist begeistert, denn das Buch enthält neben Menüs für alle möglichen Lebenssituationen auch allgemeine Ratschläge fürs Leben und die Liebe. Es scheint, als kämen die alte Dame mitsamt ihrem Kochbuch gerade zur rechten Zeit in Kates Leben. Aber warum kennt Cecily die Rezepte in dem Buch in- und auswendig und kann auch die witzigen Textpassagen fast wortwörtlich wiedergeben? Und wird es Kate tatsächlich gelingen, mithilfe der Rezepte ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen? In diesem Roman geht es um die Dinge, die im Leben wichtig sind: gutes Essen, Freundschaft und Beziehungen. Das alte Kochbuch hat es wirklich gegeben. Die Großmutter der Autorin hat es in den 1950er Jahren verfasst. Diese Tatsache hat Vicky Zimmerman als Inspiration für die fiktive Geschichte der Freundschaft zwischen den beiden ungleichen Frauen gedient. Entstanden ist daraus ein liebenswürdiger Roman über die Jugend, das Alter und natürlich die Liebe. Nebenbei macht das Buch auch Lust aufs Kochen und auf das Ausprobieren neuer Rezepte. Fazit: gute Unterhaltung für zwischendurch. |
Zink Nell : Sister Europe Zufällig begegnen sich verschiedene Menschen. Schauplatz ist eine Preisverleihung im Hotel Intercontinental in Berlin. Kunstkritiker Damian, dessen pubertierende Tochter Nicole, die eigentlich Kilian heißt, ein eigentlich in der Schweiz wohnender arabischer Prinz namens Radi, der in die Jahre gekommene Aufreißer Toto, dessen Date Avianca und die reiche Erbin Livia taumeln durch die Nacht. Sie stolpern quasi durch das nächtliche Berlin. Mit dabei ist auch Klaus, der die Gruppe verfolgt, denn als Polizist wittert er ein Verbrechen. Zwischen den unterschiedlichen Personen entstehen Gespräche über die großen Themen des Lebens. Berlin, die deutsche Hauptstadt, ist Schauplatz einer besonderen Nacht für die verschiedensten Charaktere. Die Autorin porträtiert die einzelnen Personen, die durch die Großstadt taumeln. Was sie unterscheidet und verbindet wird liebevoll entpackt. Beeindruckend ist, dass die Autorin den Roman ursprünglich auf Englisch geschrieben hat, obwohl es ein Zeitporträt der deutschen Hauptstadt ist. Aber das spiegelt auch die Weltläufigkeit der Bundeshauptstadt wider. Fazit: Ein Buch voller Absurditäten und gespickt mit Philosophie |