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Unsere Aktuellen 10

Rosa Maya : Moscow Mule
Roman
München ; Penguin Verlag ; 2025 ; 317 Seiten ; ISBN 978-3-328-60394-8

Karina und Tonya verbindet nicht nur, dass sie gemeinsam studieren. Beide kommen aus eher ärmeren Verhältnissen und werden von den Eltern nicht wirklich unterstützt. Vielleicht träumen sie gerade deswegen davon, nach Europa auszuwandern. Doch wie soll das gehen, ohne den entsprechenden finanziellen Hintergrund? Im Gegensatz zu der Elite, die zu Beginn des neuen Jahrtausends in Moskau das Sagen hat und der die ganze Welt offen zu stehen scheint, stellt sich für Karina und Tonya Tag für Tag aufs Neue die Frage, wo sie etwas Essbares oder das Geld für die Zugfahrkarte herbekommen. Gezwungenermaßen müssen die beiden da häufig kreativ sein und verrückte Dinge tun. Doch während sich bei Karina mehr und mehr Deutschland als Wunschziel verfestigt, scheint Tonya doch andere Pläne zu verfolgen. Die einst für unerschütterlich befundene Freundschaft gerät ins Wanken.

Dieses Buch besticht durch einen Erzählstil, der total den Charakteren entspricht und dabei auch all die Themen, die im Buch vorkommen, widerspiegelt. Mal frech, mal nachdenklich, zwischen Komik und Tragik wechselnd und dabei immer diese gewisse Unsicherheit bezüglich der Fragen gehen oder bleiben sowie Träume weiter verfolgen oder aufgeben? Und nebenbei geht es dann auch noch um schwierige Mutter-Tochter-Beziehungen und die rührende Verbundenheit zwischen Großmutter und Enkelin, wobei es der Autorin gelingt, dabei niemals ins Kitschige abzudriften.

Fazit: dieses Debüt muss man gelesen haben!

Gestern Hélène : Rückkehr nach St. Malo
Roman
Hamburg ; Rowohlt Kindler ; 2025 ; 509 Seiten ; ISBN 978-3-463-00071-8

Yann arbeitet als Geschichtsprofessor in Paris. Als seine Ehe in die Brüche geht und sein Vater stirbt, braucht er eine berufliche Pause und kehrt zurück nach Saint-Malo ins Haus seiner Kindheit. Dort werden Erinnerungen an die Kindheit wach, an seinen viel zu früh verstorbenen Zwillingsbruder, mit dessen Tod Yann immer noch sehr zu kämpfen hat. Und im Haus der Eltern wird Yann auch wieder die höchst problematische Beziehung zu seinem Vater bewusst. Wie sehr dieser seine Söhne angetrieben und unter Druck gesetzt hat. Im Arbeitszimmer des Vaters findet Yann schließlich Aufzeichnungen seines Urgroßvaters. Dieser hatte zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts die Reederei und damit den Grundstein für den Aufstieg der Familie Kérambrun gelegt. Doch je tiefer Yann in die bislang weitestgehend unbekannte Geschichte seiner Familie eintaucht, desto deutlicher wird, welch Abgründe sich da auftun und wie die Ereignisse der Vergangenheit möglicherweise auch sein Leben beeinflusst haben.

Schon vom Umfang her ist das Buch eine Wucht. Der Schauplatz ist mit der rauen bretonischen Küste sehr gut gewählt. Schließlich hat auch die Familie, die im Zentrum des Romans steht, stürmische Zeiten erlebt. Äußerst spannend ist, wie der Protagonist mit jedem Schriftstück ein bisschen mehr in Erfahrung bringt und nebenbei noch einen Kriminalfall löst. Allerdings hat das Buch leider auch einige Längen. Die Beschreibungen sind oft sehr ausschweifend und langatmig. Das dämpft ein bisschen die Lesefreude. Ein paar Kürzungen hätten dem Text da gut getan.

Fazit: Trotz einiger Langatmigkeiten ein interessantes Buch

Völler Eva : Der Sommer am Ende der Welt
Roman
München ; Droemer ; 2025 ; 395 Seiten ; ISBN 978-3-426-56466-0

Journalistin Hanna will für Ihren neuesten Artikel auf der Nordseeinsel Borkum recherchieren. Wie viele andere Kinder hat auch Hannas Mutter in den 1960er Jahren in einem dortigen Kinderkurheim Schlimmes erlebt. Dieses ist mittlerweile zu einem Luxushotel umgebaut worden und in ebenjenem residiert Hanna während ihres Aufenthalts. Ihre Teenagertochter Katie ist zwar erst alles andere als begeistert, ist aber dann auch zunehmend fasziniert von der Insel und von Bengt, dem Sohn der Hotelbesitzerin. Auch Hanna entwickelt Gefühle und zwar für den Inselarzt. Neben ihren Recherchen vor Ort hat sie auch Kontakt zu Sabine, einer Frau, die damals zur gleichen Zeit wie ihre Mutter in dem Heim war, sich aber aufgrund des höheren Alters noch an viel mehr Dinge erinnern kann als Hannas Mutter. Als der Journalistin eines Tages anonym das Tagebuch einer damaligen Betreuerin zugespielt wird, gibt das ihren Recherchen einen großen Antrieb. Zusammen mit Sabines Berichten ergeben die einzelnen Puzzleteil nach und nach ein Ganzes. Nur leider kommen dabei Dinge ans Tageslicht, die für alle Beteiligten sehr schmerzhaft sind.

Auch wenn dieses Buch Fiktion ist, beruht es auf wahren Geschehnissen. Dass in den 1960er Jahren viele dieser so genannten Verschickungskinder in eigens eingerichteten Kinderkurheimen traumatische Erfahrungen machen mussten, ist belegt. Auch die Geschwister der Autorin gehörten zu diesen Kindern und deren Erlebnisse waren wohl der Antrieb, dieses Buch zu schreiben. Auch wenn solche Bücher wichtig sind, an manchen Stellen fällt es schwer, weiterzulesen - zu menschenverachtend ist die Behandlung der Kinder durch die grausamen Betreuerinnen.

Fazit: ein wichtiges Buch, aber nichts für Zartbesaitete

Kuhl Nikolas ; Sandrock Stefan : Das Dickicht
Kriminalroman
Hamburg ; Rowohlt ; 2024 ; 336 Seiten ; ISBN: 978-3-644-01965-2

Bei der Recherchearbeit zur Entführung einer 16-jährigen Jugendlichen stoßen die beiden Kripobeamten Juha Korhonen und Lucas Adisa auf Parallelen zu einem längst vergangenen Verbrechen. Juha, damals noch sehr junger Kriminalbeamter, war mit einem älteren Kollegen auf dem Weg in ein Waldstück, es konnte aber damals nur noch die Leiche des 14-jährigen Daniel gefunden werden. Kurze Zeit später fand man bei einem jungen Mann, der Suizid begangen hat, verschiedene Indizien, die darauf hindeuteten, dass er der Täter war. Juhas damaligen Kollegen ließ der Fall nicht mehr los und er recherchierte auf eigene Faust, auch nachdem er bereits im Ruhestand war. Bis zu seinem Tod konnte er aber keine weiteren Indizien finden. Juha und Lux, wie Lukas genannt wird, stoßen bei ihren Ermittlungen auf jede Menge “Dickicht“ und ihnen wird klar, dass alles doch nicht so war, wie damals angenommen.

Mit dem neuen Ermittler-Duo geht eine interessante Kombination an den Start. Juha, der Wurzeln im Skandinavischen hat und Lucas, der afrikanische Wurzeln mitbringt, gehen gemeinsam auf Verbrecherjagd. Man darf gespannt sein, was beim LKA Hamburg noch so alles passieren wird.

Fazit: ein toller Auftakt

Engelmann Julia : Himmel ohne Ende
Roman
Zürich ; Diogenes ; 2025 ; 324 Seiten ; ISBN 978-3-257-86556-1

Die fünfzehnjährige Charlie möchte vor allem eins: dazugehören. Doch so einfach ist das nicht. Es scheint als gäbe es zwischen ihr und den anderen eine unsichtbare Barriere und das macht Charlie traurig. Als sich dann auch noch ihre bis dahin beste Freundin Kati von ihr abwendet und ihre Mutter mit einem neuen Mann auftaucht, scheint Charlies Lebensenergie aufgebraucht zu sein. Doch dann tritt Kornelius alias Pommes in ihr Leben und auch wenn der ebenfalls so sein Päckchen zu tragen hat, schafft er es, Charlie neuen Lebensmut zu geben. Die beiden freunden sich an, hängen zusammen ab, schmieden Pläne und plötzlich fühlt sich Charlie nicht mehr allein. Dank Pommes, der neu in ihre Klasse gekommen ist, wird sie nun auch von den anderen gesehen und ist nicht mehr nur die komische Außenseiterin.

Diese Geschichte beinhaltet so viele Themen, die gerade für Pubertierende so wichtig sind. Der Wunsch, akzeptiert zu werden, dazu zu gehören, Teil einer Gruppe zu sein – mit all dem hat Charlie zu Beginn so zu kämpfen. Dann tritt Pommes auf den Plan und schon verändern sich gewisse Gruppenprozesse. Charlie merkt plötzlich, dass nicht nur die anderen der Maßstab sind, dass sie auch auf sich selbst vertrauen und Dinge tun kann, die sie bis dahin für unmöglich gehalten hatte. Selten werden Themen wie Freundschaft, Verrat, Ausgrenzung und Zugehörigkeit so gut in eine Geschichte verpackt, wie dies hier der Fall ist. Wer die Autorin bisher nur als Poetry-Slammerin gekannt hat, wird erstaunt sein, welch tolles Buch sie nun hier vorgelegt hat.

Fazit: sehr schöne Geschichte, die man glatt als Schullektüre empfehlen könnte.

Gerstberger Beatrix : Die Hummerfrauen
Roman
München ; dtv ; 2025 ; 393 Seiten ; ISBN 978-3-423-28476-9

Im Zentrum dieses Romans stehen drei Frauen, die aufgrund ihres Alters auch für drei Generationen stehen. Sie eint, dass sie im Fischerort Stone Harbor mehr oder weniger eine Zuflucht gefunden haben. Ann ist mit über siebzig die älteste Hummerfischerin im Ort. Seit sie von ihrer damaligen Partnerin verlassen wurde, lebt sie allein mit ihrem blauen Hummer Mr. Darcy, den sie wie ein Haustier hält. Auch wenn Ann hart zu sich selbst und anderen ist, hat es die fast zwanzig Jahre jüngere Julie geschafft, ein freundschaftliches Band zu ihr zu knüpfen. Nach einem schweren Unfall hat sich Julie ebenfalls eine neue Existenz als Hummerfischerin aufgebaut. Dass die beiden Frauen und noch dazu auch noch Zugezogene in diese Männerdomäne eingestiegen sind, kam bei den alteingesessenen Hummerfischerfamilien und insbesondere bei den Männern nicht gut an. Doch gegen alle anfänglichen Anfeindungen und Widerstände, konnten sich Ann und Julie behaupten und sich ihren Platz erkämpfen. Als eines Tages eine junge Frau am Strand aufgelesen wird, nimmt sie Ann bei sich auf. Ann spürt, dass Mina etwas verarbeiten muss, ist aber zu diskret, um nachzufragen. Nach einem tragischen Verlust ist Mina nach Stone Harbor zurückgekehrt, an den Ort, wo sie als Kind viele Jahre die Ferien verbracht hat. Der Ort, an dem sie glücklich war und viel Zeit mit dem Fischerjungen Sam verbracht hat. Als sie diesem wieder begegnet, ist das Gefühlschaos komplett. Und auch bei Julie, die sich wie ein Hummer einen Panzer zugelegt hat und keine Gefühle zulassen möchte, regt sich Zuneigung für den Witwer Nat. Ann wirkt bei dem ganzen wie der Fels in der Brandung, der allen anderen Halt bietet.

Dieses Buch ist eine Hommage an starke Frauen, die trotz Schicksalsschlägen und Enttäuschungen versuchen, das Leben bestmöglich zu meistern. Die Ankunft Minas auf der Insel bringt auch bei anderen Einwohnern einiges in Gang. Das Buch spielt auf verschiedenen Zeitebenen und in den Rückblenden erfährt man mehr darüber, wie sich die Sommerferien für Mina in Stone Harbor angefühlt haben und was damals alles geschehen ist.

Fazit: sowohl inhaltlich als auch von der Aufmachung her ist das Buch ein absolutes Sommerhighlight

Wagner Jan Costin : Eden
Roman
Berlin ; Galiani ; 2025 ; 313 Seiten ; ISBN 978-3-86971-259-8

Eigentlich hätte es ein wundervoller Abend werden sollen: Sofie wurde von ihrem Vater mit dem Konzertbesuch ihrer Lieblingssängerin überrascht. Zusammen mit ihrer Tante und ihrer Cousine genießt sie das Konzert, der Vater vertreibt sich in einem nahegelegenen Café die Zeit. Doch dann explodiert eine Bombe und ganz plötzlich ist nichts ist mehr, wie es vorher war. Aus verschiedenen Perspektiven erfährt man, wie Angehörige und Freunde mit diesem schrecklichen Ereignis umgehen und auch die Gedankenwelt des Attentäters und dessen Angehöriger wird unter die Lupe genommen. Aber werden die Beteiligten je darüber hinweg kommen?

Dieses Buch beschreibt einen absoluten Alptraum. Ähnlich wie bei den Anschlägen auf das Bataclan, wo ebenfalls während eines Konzerts junge Menschen, die einfach nur einen schönen Abend verbringen wollten, getötet wurden, erfolgt hier der Anschlag unmittelbar nach dem Konzert. Die Art und Weise wie der Autor das Ereignis und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Angehörigen und Freunde beschreibt, ist sehr bewegend. Zugleich spiegelt das Buch auch die aktuelle Spaltung der Gesellschaft, die Problematik gelingender Integration und die Hilflosigkeit der Angehörigen nach so einem Anschlag wider.

Fazit: beklemmend, aber sehr gut geschrieben

Sauer Anne : Im Leben nebenan
Roman
München ; dtv ; 2025 ; 269 Seiten ; ISBN 978-3-423-28483-7

Antonia wacht auf, doch nichts ist, wie es sein sollte. Plötzlich liegt ein Baby auf ihrer Brust und will von ihr versorgt werden.
Auch die Wohnung kommt ihr nicht bekannt vor. Sie sieht sich um und bemerkt das Hochzeitsfoto. Anscheinend ist sie mit ihrer ersten großen Liebe Adam verheiratet, lebt in ihrem Heimatort und hat vor kurzem die kleine Tochter Hanna zur Welt gebracht. Wie kann das sein? Eigentlich lebt Antonia nämlich ein ganz anderes Leben. In diesem hat sie einen Partner namens Jakob und der größte Wunsch der beiden ist, ein Kind zu bekommen, was aber leider nicht zu klappen scheint und selbst die Kinderwunschbehandlung zeigt keine Erfolge.

Das Buch ist ein sehr ungewöhnliches Debüt. Die Handlung springt hin und her zwischen den zwei verschiedenen Leben, die Antonia lebt. Die Kapitel werden für jedes der beiden Leben extra gezählt. Die Autorin kombiniert hier also sehr geschickt zwei komplett verschiedene Lebensentwürfe. Die Frage, wie das Leben wohl gelaufen wäre, wenn man sich in bestimmten Situationen anders entschieden, anders gehandelt hätte, steht im Zentrum des Romans. Sehr gefühlvoll wird hier von einer Frau erzählt, die sich einerseits nichts so sehr wünscht, als Mutter zu sein und andererseits auch sehr damit hadert. Es bringt damit auch die Nöte der Frauen zur Sprache. Einerseits sind da die Erwartungen der Gesellschaft, eine Frau müsse unbedingt auch Mutter sein und andererseits gibt es aber auch gute Gründe, warum Frauen keine Kinder bekommen. Das Buch ist daher auch ein Appell an die Gesellschaft zu mehr Toleranz.

Fazit: erfrischend anders

Läckberg Camilla, Fexeus Henrik : Nachtwasser
Kriminalroman
München ; Knaur ; 2024 ; 688 Seiten ; ISBN: 978-3-426-46250-8

Mina, Polizistin in Stockholm, hat kurz vor Weihnachten ein gemeinsames Essen mit ihrer Tochter Nathalie und dem Kindsvater Niklas, der mittlerweile schwedischer Justizminister ist. Im Laufe des Abends erhält Niklas eine Nachricht, die ihn aus der Bahn wirft. Er bittet Nina, die gemeinsame Tochter bei sich aufzunehmen. Mina kommt dieser Bitte natürlich nach. Zeitgleich wird in der Stockholmer U-Bahn das Skelett einer Leiche gefunden. Die Knochen sind übereinandergestapelt. Den Ermittlern fällt es zunächst nicht leicht, die Identität der Leiche festzustellen. Erneut wendet sich Mina an den Mentalisten Vincent, der ihr bzw. dem Team bereits in früheren Fällen geholfen hat. Vincent willigt einer Zusammenarbeit erneut ein auch wenn er selbst gerade bedroht wird. Nachdem ein weiteres Skelett gefunden wird und Niklas wie vom Erdboden verschwunden ist wird den Ermittlern klar, dass die Zeit immer knapper wird. Aber wer hat es auf den Justizminister gesehen und wer trachtet Vincent nach dem Leben?

Der dritte Band markiert den Abschluss der Dabiri-Walder-Trilogie. Die beiden Autoren entspinnen wieder ein sehr komplexes Szenario. Das Ultimatum, das relativ früh eingebaut wird, verleiht dem ganzen Plot eine unheimlich spannende und nervenaufreibende Wirkung. Auch das Psychogramm der beiden Hauptprotagonisten ist fulminant aufgebaut.

Fazit: krönender Abschluss der Trilogie

Wood Benjamin : Der Krabbenfischer
Roman
Köln ; DuMont ; 2025 ; 221 Seiten ; ISBN 978-3-7558-0061-3

Tag für Tag fährt Thomas Flett aufs Meer hinaus, um Krabben zu fischen, wie er es von seinem verstorbenen Großvater gelernt hat. Es ist ein harter Job mit einem kargen Einkommen und immer wieder aufs Neue ein Kampf Mensch gegen Natur. Seinen Vater hat Thomas nie kennengelernt. Die Tatsache, dass dieser seine Mutter schwanger im Stich gelassen hat, hat in gewisser Weise Schande über die Familie gebracht und dazu geführt, dass über ihn nicht gesprochen wurde. Tief in seinem Innersten träumt Thomas aber davon, sein Gitarrenspiel zu verbessern, Lieder zu schreiben und damit aufzutreten. Als eines Tages der Regisseur Edgar Acheson auftaucht und von einem Filmprojekt erzählt, für dass sich der Ort Longferry und das Arbeitsumfeld von Thomas perfekt eignen würden, scheint es so, als würden die finanziellen Nöte von Thomas und seiner Mum für eine Weile keine Rolle mehr spielen. Und Thomas bekommt zum ersten Mal das Gefühl, dass das Leben für ihn mehr bereithalten könnte als ein paar Körbe voller Krabben. Edgar lässt sich von Thomas zu unterschiedlichsten Zeiten den Strand und das Meer zeigen und scheint immer besessener von der Idee, den Film vor Ort zu drehen. Doch letztlich bleibt alles so nebulös wie der Nebel von Longferry.

Dieser Roman hat etwas Meditatives. Der Rhythmus von Ebbe und Flut, der auch das Leben des Krabbenfischers Thomas bestimmt und die Nebelschwaden, die übers Meer ziehen setzen die Grundstimmung des Romans. Als der egozentrische Edgar auftaucht, gerät diese ruhige Welt ins Wanken. Doch wie so oft im Leben braucht es manchmal diese Erschütterungen, damit man Dinge hinterfragen und verändern kann. Manchmal reicht die Begegnung mit einem Menschen aus, seinem Leben eine neue  Richtung zu geben oder einen anderen Akzent zu setzen. Auch wenn sich die Dinge am Ende doch ganz anders entwickeln als erhofft, hat sich für Thomas einiges zum Positiven verändert.

Fazit: wer die Bücher von Benjamin Myers mag, wird auch diesen Roman lieben